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Published: June 20th 2017
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Das war keine ruhige Nacht. Nach den Vorkommnissen der letzten Nacht mochte Claudi verstaendlicher Weise nicht alleine schlafen und so haben wir uns zu dritt in ein Bett gezwaengt, welches die Bezeichnung Doppelbett schon nicht verdient hatte. Wir achteten gegenseitig auf Atem-Aussetzer und hoerten am Ende eher andere Aussetzer…
Es war viel zu eng. Netti konnte an der kalten Wand nicht schlafen, ich mich in der Mitte keinen Zentimeter bewegen und Claudi drohte stetig aus dem nach links abschuessigen Bett zu fallen. Kurzum: wir haben alle schlecht geschlafen und zumindest ich war definitiv mehr wach, als dass ich geschlafen haette.
Als um 5:00 Uhr der Wecker klingelt folgt ein kurzer Check: Claudi geht es gut und sie will den Kala Pathar erklimmen. Netti fuehlt sich nicht und will passen. Ich ueberlege kurz, aber als ich mich ein Stueck aufrichte und die Kopfschmerzen mit aller Macht haemmern bin ich endlich mal schlau genug die richtige Entscheidung zu treffen und lasse Claudi mit Durga alleine ziehen. Schade ist es, waere dies doch die erhoffte Gipfelbesteigung gewesen und bietet diese doch ein wundervolles Panorama und einen schoenen Blick auf den Everest – aber es war sicher besser so fuer uns, ist doch der Kala
Pathar mit 5.545m noch einmal ein gutes Stueck hoeher als das Base Camp.
Nach Claudi's Aufbruch liege ich bis zu ihrer Rueckkehr wach im Bett und will eigentlich nur noch Eines: runter – raus aus der Kopfschmerz und Todeszone von 5.000+.
Derweil landet draussen zum dritten mal der Rettungshubschrauber und ich hoffe, dass nicht wieder Schlimmes passiert ist. Insgeheim bin ich zudem froh darueber, dass es offenbar nicht zu windig fuer den Hubschrauber ist um zu landen.
Gegen 8:30 Uhr sind Claudi und Durga dann vom Kala Pathar zurueck. Claudi berichtet nicht ohne Stolz, dass es eine Qual war, das Panorama und der Ausblick auf den Everest es aber in jedem Fall wert waren. Das glauben wir ihr gerne und (leider) ungesehen.
Nun fange ich an ein wenig draengelig zu werden – es ist schon 9:00 Uhr und wir wollen heute gute 1.000 Hoehenmeter nach unten machen. Mein Kopf fuehlt sich derweil an, als wuerde er jede Sekunde explodieren. Der Weg ist in der Folge extrem beschwerlich und ich bekomme von der Schoenheit nichts mehr mit. Jeder Fuss auf dem Boden gleicht einem Schlag mit dem Hammer auf den Kopf und Schmerzmittel helfen nicht. Netti geht es nicht viel besser, hat sie doch zu
allem Uebel auch noch einen laedierten Fuss zu ertragen.
Nach 2 Stunden erreichen wir Lobuche –mit 4.910m ganz dicht unter der 5.000er Marke.
Und weiter geht's mit zusammengebissenen Zaehnen… Nach weiteren 1,5 Stunden sind wir in Thukla – auf nur noch 4.620m.
Zeit also fuer eine Pause. Netti futtert endlich wieder etwas, nachdem sie Abendessen und Fruehstueck verschmaeht hatte, ich besuche endlich wieder meine Lieblings-Box, dann geht es weiter. Endlich, endlich lassen die Kopfschmerzen nach und zumindest ich kann (oder koennte) in der Folge die Umgebung wieder geniessen. Wir sind mittlerweile voll in der Wolkendecke angekommen, es ist klamm und kalt und man sieht fast gar nichts mehr.
Netti's Fuss wird immer schlimmer und wir kommen nur noch schleppend voran. Netti und ich versuchen uns selber Mut zu machen indem wir uns ausmachen wie es sein wird, wenn wir aus Indien noch einmal den Billigflieger nach Thailand nehmen und uns dort noch einmal eine Woche Strandurlaub auf Koh Chang goennen. Mit Cocktail an der Strandliege, Thai Massage und warmer Sonne auf dem Bauch – oh wie wird das schoen!
Es sind mittlerweile 9 Tage ohne warmes, oder auch nur fliessendes Wasser und entsprechend ohne Dusche. Es sind 9 Tage ohne einen Tag mal nicht
gefroren zu haben… Da seien solche Gedanken schon mal erlaubt, denn glaubt mir – irgendwann kann man sich selbst wirklich nicht mehr riechen.
Aber ein Ende ist ja nun auch absehbar – laut dem neuen Plan sind wir wenn alles gut geht am 25.03. wieder in Kathmandu – und dann wird erst einmal ausgiebig warm geduscht.
Wir schlagen uns also noch gut 3 Stunden durch die Wolken und eine Landschaft, die man laut Claudi so in Irland vorfinden koennte, dann sind wir endlich in der abermals ungeheizten Lodge angekommen…
Nach etwas Lesen und Schreiben (uebrigens gar nicht so leicht ohne Licht) geht es jetzt ab ins waermere Bett. Namaste!
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