Jerusalem - Heilige Stadt und Zentrum dreier Weltreligionen


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September 23rd 2013
Published: September 23rd 2013
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Unser erster Anreiz, nach Israel zu reisen, war, dass wir Jerusalem sehen wollten. Erst nach näherer Beschäftigung mit dem Land stellten wir fest, dass es auch noch vieles anderes interessantes und sehenswertes hier gibt. Trotzdem ist und bleib Jerusalem der Hauptgrund, warum wir heute gegen 15 Uhr am Flughafen Ben Gurion landen. Und so ist es wenig überraschend, dass unsere erste Station die heilige Stadt ist. Mit dem Sherut, einer Art Sammeltaxi im Minibusformat, geht es die rund 60 km nach Jerusalem, wo uns das Sherut fast bis vor unsere Haustür im trendigen Stadtteil Nahalot Shiva'a, unweit der Altstadt, bringt. Hier haben wir bei unserem Gastgeber Omer ein Zimmer in einem 120 Jahre alten Haus gemietet. In dem kleinen Innenhof, der zum Haus gehört, steht ein Granatapfelbaum und es streunen Katzen umher, alles sehr idyllisch, aber es ist eben auch ein altes Haus, was wir spätestens beim betätigen der schwächelnden Klospülung feststellen müssen...Wir haben ein kleines Zimmer im kühlen Keller des Hauses für uns, in dem in einer Wandnische ein gemauertes Bett mit einer riesigen Matratze steht. Aber obwohl wir ziemlich geschafft von der Anreise sind, zieht es uns natürlich erstmal in die Stadt. Zunächst machen wir Bekanntschaft mit der israelischen Küche. Trotz Sabbat haben wir ein nettes Café gefunden, das geöffnet hat und verschlingen erstmal ein paar leckere Teigfladen mit stark gewürztem Fleisch und Gemüse. So hatten wir uns das vorgestellt!

Dann ziehen wir noch einmal los in die Altstadt, die nur einen fünfminütigen Fußmarsch entfernt liegt. Ein Gewitter zieht auf und als wir gerade die Stadtmauer am Jaffa Tor durchquert haben geht plötzlich ein unfassbarer Platzregen herunter, sodass sich der abschüssige Souk, in den wir uns auf Grund der Überdachung geflüchtet haben, in einen reissenden Strom verwandelt. Von einem Ladenbesitzer werden wir voll Freude darauf hingewiesen, dass dies der erste Regen des Sommers sei und die Kinder tanzen begeistert im Regen. Nur wir haben von Israel irgendwie alles außer Regen erwartet und stehen etwas betröppelt unter den undichten Dächern des Souks herum, bis wir uns schließlich dazu durchringen können, durch die knöchelhohen Pfützen in Richtung Klagemauer zu stiefeln. Offenbar ist man in dieser Stadt aber auch nicht auf Regen vorbereitet, denn in den alten Gassen steht das Wasser zentimeterhoch und selbst die wenigen vorhandenen Abwasserkanäle können die Wassermassen nicht bändigen.Trotzdem kommen wir irgendwann am "Western Wall", dem heiligsten Ort der Juden, an. Der große Platz davor glänzt wie frischgewaschen im Schein der inzwischen eingeschalteten Straßenbeleuchtung und trotz des Wetters haben sich zum Ende des Sabbats einige Dutzend, meist konservativ mit Hut, langem schwarzem Mantel und Schläfenlocken bekleidete Juden hier versammelt und Singen und Beten. Obwohl wir uns die Mauer beide etwas größer vorgestellt hatten, bin ich doch tief beeindruckt von diesem Ort und den Menschen, die hier wir in Trance ihre Verse zitieren, andächtig im Gebet versunken sind oder euphorisch ihre Lieder anstimmen.Über allem glänzt die goldene Kuppel des Felsendoms in der Nacht. Ein wahrhaft magischer Ort.Auf dem Rückweg holen wir uns dann noch an einem Straßenstand einen Teller Hummus mit Pita Brot und Falafel-Bällchen, so wie es sich für einen ersten Abend in Israel gehört. Im Moment feiern die Juden Sukkot, das so genannte Laubhüttenfest, bei dem der langen Wanderung der Israeliten durch die Wüste gedacht wird. Da die Vorfahren hierbei in Zelten übernachtet haben, wird während dem einwöchigem Fest von einem strenggläubigen Juden erwartet, dass er seine drei Hauptmahlzeiten in einem eigens aufgestellten Zelt einnimmt und auch dort übernachtet. Aus diesem Grund haben alle pfiffigen Gastronome zur Zeit ihre Terrassen mit einer Zeltplane und - wänden überdacht oder gar richtig schick mit Palmwedeln bedeckt. Auch unser Imbiss hat so ein Zelt, und da es nach dem Regen empfindlich kalt geworden ist, nehmen wir unser Abendessen standesgemäß darin ein. Happy Sukkot! die nächsten Vormittage bummeln wir mit einem Kaffe in der Hand und süßem Gebäck in der Tasche gemütlich in die Altstadt und verbringen den Tag damit, uns die Füße platt zu laufen, denn es gibt so viel zu sehen in Jerusalem! Natürlich besichtigen wir neben dem größten Heiligtum der Juden auch die Grabeskirche, eines der wichtigsten Heiligtümer der Christen, wo Jesus' Grab und der Stellplatz seines Kreuzes zu finden sind, und den Felsendom, den drittheiligsten Ort des Islam, von wo aus Mohammed einst in den Himmel aufgefahren sein soll. Die Grabeskirche ist ein riesiges Sammelsurium an einzelnen Kapellen und dafür bekannt, dass sich die sechs christlichen Konfessionen ( die römisch-katholische, die griechisch-orthodoxe, die syrisch-orthodoxe, die armenisch-apostolische, die Kopten und die äthiopisch-orthodoxe Konfession) die sich die Kirche aufteilen ständig ganz unchristlich in den Haaren haben. Leider ist die Kirche so vollgestopft mit -hauptsächlich russischen- Pilgergruppen und Touristen, dass an andächtige Stille nicht zu denken ist. Vor dem Stein, an dem Jesu Kreuz gestanden haben soll, steht man 20 Minuten Schlange, um diesen zu berühren und an seinem Grab, in einer kleinen Kapelle durch eine Marmorplatte gekennzeichnet, wird man von einem ruppigen Priester im Schnelldurchlauf vorbeigejagt, da sonst die Wartezeiten davor gegen unendlich gehen würden.Ziemlich enttäuscht verlassen wir die Kirche und kehren erst gegen Abend noch einmal zurück, da wir gerade in der Gegend sind. Jetzt werden wir Zeuge einer, wie ein freundlicher Priester Auskunft gibt, "armenisch-apostolisch-orthodoxen" Zeremonie, bei der junge angehende Priester in schwarzen Gewändern mit Kerzen in der Hand eine Prozession durch die Kirche vollziehen und dazu ergreifend schön fremdartige Gesänge zum Besten geben. Endlich ergreift uns auch die Magie dieses Ortes. Auch der Felsendom, das Wahrzeichen Jerusalems, hat seine ganz eigene Magie. Wiederum 40 Minuten Anstehzeit im trubeligen Gewühl rund um die Klagemauer, wo wir In der Warteschlange Zeuge einer Bar Mitzwah Prozession werden, werden mit völliger Stille und Leere auf dem weitläufigen Tempelberg hoch über der Altstadt Jerusalems belohnt. Das Areal ist so weitläufig, dass sich die Menschenmassen hier verlaufen und beeindruckt auch dieser Ort mich tief, und dass obwohl wir den heiligen Bau als Nichtmuslime nur von außen bewundern dürfen. Natürlich besteigen wir auch den Ölberg, mit tollem Blick über die Stadt, besuchen den Garten Gethsemane mit 1000 Jahre alten Olivenbäumen, wandern entlang der
Western Wall Western Wall Western Wall

Ziemlich überfüllt am Sukkot...
14 Kreuzwegstationen der "Via Dolorosa" und besuchen neben trubeligen Basaren und kleinen Straßenlokalen noch einige andere Kirchen, die Zitadelle und das großartige ergreifende Holocaust Museum am Rande des Zentrums. Hier ist besonders das Childrens Memorial, ein riesiger verspiegelter dunkler Raum, in dem sich eine brennende Kerzen hundertfach, wahrscheinlich tausendfach, in allen Richtungen des Raumes spiegelt zu erwähnen. Während man hier hindurch läuft liest eine Stimme vom Band die Namen, das Alter und den Geburtsort aller im Holocaust ermordeten Kinder vor, die konkret bekannt sind. Es macht mich unfassbar traurig und wütend und zur gleichen Zeit ist es wunderschön.Besonders erwähnenswert ist neben all der Kultur und Geschichte, der tollen Architektur und der lebendigen überall spürbaren Religiosität dieser Stadt auch unser erster Eindruck von israelischem Essen. Wenn man von der israelischen Küche spricht, denken die meisten an Hummus und Falafel und vermutlich ist es das einzige typisch israelische Essen, denn als klassisches Einwandererland hat Israel aus jeder Landesküche etwas übernommen...vermutlich ist auch die Falafel nur kopiert aber dennoch verbinden auch wir Israel untrennbar mit diesen leckeren Bällchen und unserem geliebten Hummus. Und so bleiben wir auch am zweiten Abend an einer winzigen, aber vollgestopften Hummus-Bude hängen, wo wir am Tresen einen wahnsinnig leckeren und eigentlich so simplen Hummusteller essen. Er besteht aus dem cremigem Kichererbsenpüree, dass hier lauwarm serviert wird, darauf werden gebratene Zwiebeln und Rinderhack verteilt, ein paar ganze Kichererbsen kommen dazu, und dann ein großzügiger Schuss Olivenöl und Zitronensaft. Mit einem Fladenbrot wird der Hummus getunkt und Tomaten-und Essiggurkenscheiben werden dazu gereicht. GÖTTLICH! Später erfahren wir von Omer, dass die Kneipe, di e wir rein aus Intuition ausgewählt haben, zu den besten Hummus-Buden Israels zählt. Wir würden ja jetzt gerne unseren Geheimtipp verraten, aber leider habe ich keine Ahnung mehr wie das Lokal hieß. Es liegt allerdings an der Hillel Street. Am dritten Abend essen wir übrigens georgisch, was auch sehr interessant, vorallem sehr deftig aber durchaus wiederholbar ist! Ansonsten faszinieren mich insbesondere die zahlreichen ultraorthodoxen jüdischen Familien hier, die ich so noch nie gesehen habe. Im Moment tragen wegen des Sukkot viele der Männer riesige Runde Fellmützen, dazu sind alle immer sehr schick in schwarzen Mänteln und Anzughosen gekleidet und meistens von einer Kinderschar und Ehefrau umgeben. Unser derzeitiger Spitzenreiter war ein Paar mit 9 Kindern und es war unübersehbar das Zehnte im Anmarsch. Alle kleinen Jungs tragen schon die Kippa und züchten ihre Schläfenlocken, so gut es der Haarwuchs hergibt. Die Mädchen sind meist im Partnerlook und sehr fein angezogen (wahrscheinlich damit die Eltern bei der Menge nicht den Überblick verlieren, wer zur Familie gehört) und ausserdem fällt uns auf, dass diese strenggläubigen Juden irgendwie immer in Eile zu sein scheinen. Die müssen doch verrückt werden, bei dem langsamen Gedränge im Basar, wo sich zu Stoßzeiten die Menschenmassen durch die engen Gassen drücken!! Derzeit tragen viele Orthodoxe ( konservative Juden darf man übrigens nicht sagen, wie ich inzwischen weiß, denn die "Konservativen Juden" sind hier die Modernen, also genau das Gegenteil) einen Palmwedel und eine Limette bei sich, mit der sie an der Klagemauer ein langwieriges Ritual durchführen, dessen Sinn sich mir noch nicht ganz erschließt, aber ich werde nachberichten. Sukkot feiern scheint ganz schön kompliziert zu sein.Unseren letzten Tag in Jerusalem werden wir morgen Früh mit einem Tagesausflug ins Westjordanland, genauer nach Bethlehem beginnen, worauf ich schon sehr gespannt bin!


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24th September 2013

Gratuliere euch beiden zu dieser Reise, zu dem Programm, und Anna zu dem mitreißenden Bericht!

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