Khmu, Akha und "Little Houses"


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July 4th 2008
Published: July 4th 2008
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angetreten zum Appell...angetreten zum Appell...angetreten zum Appell...

...die Massage-Abteilung des Akha-Dorfes
Am naechsten Morgen um acht Uhr sollte es dann mit dem Jeep der GTZ in die zwei Doerfer losgehen. Extra aus Vientiane angereist waren Marianne und ihr laotischer Freund Dou, beides Bekannte von Dani. Zu viert sollten wir also schauen, wie sich Touris in den Doerfern fuehlen wuerden. Nun ja, da es jedoch in der Nacht zu vor massiv geregnet hat und die Strasse nach Xieng Keng, an der Grenze zu Burma eher einer Schlammpiste aehnelt war die Fahrt selbst fuer Allradfahrzeuge unpassierbar. Die Doerfer dort sind waehrend der Regenzeit praktisch durchgehend vom Rest der Welt abgeschnitten. Es wurde also spontan der Reserveplan entwickelt, zwei Doerfer bei Luang Nam Tha zu besichtigen, wo schon Touris waren und dort genauer zu beobachten, wie die Einheimischen mit dem Tourismus umgehen. Auf dem Plan standen ein Khmu-Dorf, wo es schon laenger Tourismus und Homestays (uebernachten im Haus von Familien) und ein Akha-Dorf. Die Khmu stellen einen Grossteil der Bevoelkerung hier und sprechen Lao.

Ich bin also mit dem Motorcycle zurueck nach Luang Nam Tha gefahren, habe es zurueckgegeben und bin dann mit den anderen im Jeep zum Khmu-Dorf gefahren. Wir wurden von einer Horde neugieriger Kinder empfangen und im schoensten Haus im Dorf auf einem Huegel untergebracht. Zur Begruessung gab es Teeblaetter, die gekaut werden und bitter und wirklich ganz furchtbar schmecken. Mit Kamuan, dem Lao-Englisch Uebersetzer der GTZ ging es auf einen Rundgang durchs Dorf. Die Dorfbewohner leben in recht aermlichen Verhaeltnissen und ernaehren sich vor allem vom Reisanbau, in den meist die ganze Familie involviert ist.

Zurueck im Haus der Gastgeberfamilie habe ich laenger ueber Art, Sinn und Zweck der Entwicklungshilfe hier und allgemein nachgedacht. Das Resumee war eher deprimierend, man muss manchmal schon sehr viel Geduld und Ausdauer haben und darf sich nicht leicht entmutigen lassen. Manche Massnahmen greifen halt nur langfristig oder manchmal halt gar nicht. Es ist nicht damit getan, wenn die Regierung von Deutschland irgendwo eine Schule hinstellt. Oft ist dann kein Lehrer da, weil die laotische Regierung nicht gewillt ist, die kargen Loehne zu finanzieren. Manchmal sind die Lehrer auch einfach schlecht ausgebildet. Und wenn die Kids die Schule verlassen wartet in 99% der Faelle der Einsatz auf dem Feld. Das ist auch der Grund, warum viele Eltern ihre Kinder dann nicht auf die Schule schicken, weil sie von einer besseren Bildung hier nicht profitieren und ausserdem beim Reisanbau gebraucht werden. Soweit meine Beobachtungen der Lage.

Nach dem gemeinsamen Abendessen mit der Familie wurde ein Dorf-Meeting anberaumt, auf dem Dani einige Fragen an die Dorfbewohner gestellt hat, um zu erfahren, wie sie mit den Touris umgehen. Da Gaeste im Dorf waren und wegen des Meeting war dieser Abend fuer die Dorfbewohner richtig lange. Normalerweise gehen sie gegen acht Uhr ins Bett und stehen um vier auf. Im Dorf gibt es keine Elektrizitaet und kein fliessend Wasser. Immerhin wurden vor einigen Jahren kleine Solarpanels fuer jedes Haus installiert, mit welchen Batterien aufgeladen werden, sodass Abends Strom fuer ein paar Lampen vorhanden ist.

Am naechsten Morgen sind wir nach dem Fruehstueck (ebenfalls Reis mit Gemuese, es gibt hier keine besonderen Fruehstuecksgerichte) zu Fuss Richtung Akha-Dorf aufgebrochen. Ueber einen Trampelpfad ging es ca. acht Kilometer lang durch den Dschungel. War der Pfad am Anfang noch gut, so war das letzte Drittel doch in richtig schlechtem Zustand. Da hier auch oefters Kuehe entlang getrieben steckten wir bald bis zu den Knoeckeln im roetlichen, lehmigen Schlamm. Da unser Guide bestens mit dem Leben im Dschungel vertraut war, haben wir unterwegs essbare Pflanzen gesammelt und auch das ein oder andere Blutegel, dass dann fachmaennisch mit dem Feuerzeug entfernt wurde. Nach drei Stunden standen wir ploetzlich auf einem Berggipfel und haben das Akha-Dorf ueberblickt. Dieser urspruenglich aus Tibet kommende Stamm zeichnet sich dadurch aus, dass die Doerfer sich auf den Berggipfeln befinden. Nun ja, ich uebertreibe nicht, wenn ich hiermit behaupte, dass ich wohl mental noch nie so weit von zuhause weg war. Die Leute leben hier in sehr armen Verhaeltnissen. Durch das Dorf rennen Kuehe, Schweine, die den Kot der Kuehe fressen, Huehner und zwischendrin wuseln halbnackte Kinder mit den traditionellen Akha-Muetzen rum. Uns wurde ein Platz in der Huette des Dorfobersten, des "Nai Ban" zugewiesen. (kleine Laos-Kunde: Ban heisst Dorf, Muang heisst Stadt und Luang heisst grosse Stadt). Nachdem ich mich hier zehn Minuten ausruhen konnte, hatte ich den Kulturschock halbwegs verdaut. Den restlichen Tag haben wir mit Essen, rumliegen, Dorfbesichtigung und Spielen mit den Kindern verbracht. Zu deren grossen Begeisterung haben wir Federballschlaeger mitgebracht. Abends war eine Hochzeit im Dorf angesagt. Unter Tags wurde - wie durch das Quieken weithin hoerbar - ein Schwein geschlachtet. Der Braeutigam sucht sich seine Braut aus, die dann gefaelligst unterwuerfig zu gehorchen hat. Kennenlernen koennen sich Braut und Braeutigam entweder beim einmal jaehrlich stattfindenden "Schaukel-Fest" auf der extra fuer diesen Zweck errichteten Dorfschaukel oder in den "Little Houses". Dies sind winzige Huetten auf Pfaehlen, in denen jedes unverheiratete Akha-Maedchen aelter als 13 die Nacht verbringen und sich fuer die jungen Maenner bereit halten muss, die sie dann Nachts besuchen kommen. Sehr barbarisch.

Die Hochzeit dagegen ist dann ein recht lustiges Fest, wo das ganze Dorf eingeladen ist und natuerlich wiedermal uebermaessig Lao-Lao getrunken wird. Nach einer recht unruhigen und kurzen Nacht ging es am naechsten Morgen ueber einen anderen Pfad zwei Stunden zurueck zur Haupstrasse, wo uns der Jeep der GTZ wieder abgeholt und nach Luang Nam Tha gefahren hat. Da mich waehrend dem Dschungeltrip irgendwas in den Nacken gestochen und sich aussenrum ein roetlicher Kreis gebildet hat, bin ich kurz ins recht moderne Krankenhaus, wo ich dann aber nach drei Minuten wieder entlassen wurde. Fuer eine antiseptische Creme und Pillen gegen den Juckreiz habe ich 80 Cent bezahlt 😊.


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Unsere Ankunft im Akha-DorfUnsere Ankunft im Akha-Dorf
Unsere Ankunft im Akha-Dorf

vor uns waren da nur ca. 100 Touris
Unser Trupp beim Verlassen des DorfsUnser Trupp beim Verlassen des Dorfs
Unser Trupp beim Verlassen des Dorfs

Dani, Marianne, Dou und ich, einige Guides und zwei Maedels aus Kanada, die separat mit ihrem Guide ins Dorf kamen


10th July 2008

Hi Flo, sieht nun schon sehr ursprünglich aus. Weiter eine gute Reise.

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