Advertisement
Am naechsten Morgen gings mit dem Roller nach Muang Sing, wo die GTZ (Gesellschaft fuer Technische Zusammenarbeit) ihr Quartier hat. Zwei Stunden Fahrt ueber eine recht holperige Strasse durch sehr schoene Dschungellandschaft, die jedoch oftmals Feldern weicht, die durch Abbrennen des Dschungels entstehen. Hier kann dann fuer zwei oder drei Jahre Reis gepflanzt werden, bevor die Felder ausgelaugt sind. Oder es wird Kautschuk angepflanzt. Nach drei Jahren werden dann die Baeume angeschnitten und das Harz wird in Behaeltern aufgefangen woraus dann Kautschuk gewonnen und an die Chinesen verkauft wird. Die betreiben hier viel Handel und sind fuer einen Grossteil der Exporte hier verantwortlich.
Ein weiteres Produkt, dass bis ins Jahr 2000 den Grossteil der Wirtschaft im Muang Sing District dominiert hat ist Schlafmohn, woraus Opium ("O") gewonnen wird. Nachdem die DEA in Amerika aber Druck auf die Regierung von Laos ausgeuebt hat, haben sie aus den Flugzeugen Pflanzenvernichtungsmittel ueber die Opiumfelder versprueht und die Bergvoelker gezwungen, ihre Doerfer aufzugeben und an die Strasse rund um Muang Sing zu ziehen, sodass die Felder kontrolliert werden koennen. Nicht gerade sehr ueberzeugende Politik. Doch auch heute noch sieht man in Muang Sing genuegend Einheimische Opium rauchen. Man geht davon aus, dass jeder zehnte Mann
Laap
traditionelles Lao-Essen davon abhaengig ist. Nachdem das Opium ausblieb, sind auch die Backpacker, die deswegen nach Muang Sing kamen verschwunden und so ist der Ort nun ab vom Backpacker-Trail und hat nur einige Guesthouses, kein Internet und auch sonst recht wenig Touri-Infrastruktur.
Auf Empfehlung von Dani hin, komme ich im Adima Guesthouse unter, dass 8 km ausserhalb von Muang Sing sehr idyllisch inmitten von Reisfeldern liegt. Hier sagen sich nun wirklich Fuchs und Hase gute Nacht. Ausser mir ist noch ein aelteres Geschwisterpaar aus Australien im Nachbarbungalow. Beide sind mir eher suspekt. Noch mehr, nachdem ich erfahre, dass der Typ sich nachts in der Pampa verlaufen hat und durch einen Bambuswald zurueckgestolpert ist. Dabei hat er sich dermassen viele Schuerfwunden zugezogen, dass er echt schlimm anzusehen war. Da nur er Motorcycle faehrt habe ich seine Schwester an diesem Tag nach Muang Sing gefahren, wo sie im Krankenhaus (die Huette verdient das Wort eigentlich wirklich nicht) Medikamente, Binden und Valium eingekauft hat. Sie ist deutlich uebergewichtig und er extrem psychotisch veranlagt. Ausserdem waren beide eigentlich dauernd stoned. 😊
Ich habe den restlichen Tag damit verbracht, Hollebecque zu lesen, weng mit dem Motorcycle rumzufahren und nichts zu tun. Selten habe ich einen so ruhigen
und relaxten Ort erlebt. Abends bin ich zum GTZ-Gelaende gefahren und war recht erstaunt, wie nobel die Bungalows und die Bueros eingerichtet waren. Nachdem Dani zu einem "Basi" einer traditionellen Hausfeier mit Essen und viel Lao-Lao eingeladen war, hat sie mich mitgenommen. Eine sehr interessante Erfahrung, mit den Fingern inmitten von neugierig schauenden Laos Sticky Rice mit Schweineblut zu essen und alles mit einem kraeftigen Schluck Reisschnaps nachzuspuelen. Aber wegen genau diesen Erfahrungen bin ich ja hier 😊. Der Anlass der Zusammenkunft war der kleine Junge der Familie. Dieser ist krank und will nichts essen und hat deswegen schon einen Blaehbauch. Durch die Feier sollten die Hausgeister gutmuetig gestimmt werden, auf dass sie dem Jungen helfen. Der Glaube hier in Lao ist eine Mischung aus Buddhismus (in jedem Haus gibt es einen kleinen Buddha-Schrein) und Animismus. Zumindest an den Hausgeist, den Waldgeist und Dorfgeist glaubt hier jeder.
Am naechsten Tag bin ich nachts um eins vom Adima Guesthouse in die Bar eines Bekannten von Dani gefahren, wo das EM-Finale lief. Ich wurde schon von einem Dutzend angetrunkenen Laos erwartet (sie werden betrunken immer sehr kindisch und peinlich). Reihum wurde wie ueblich Bier ausgeschenkt und der Abend wurde eigentlich nur dadurch
getruebt, dass die meisten Laos fuer Spanien waren. Wohl zu recht 😊.
Am naechsten Tag musste ich mir von Dani Geld leihen, da ich naiv angenommen habe, dass, wenn es Banken in Muang Sing gibt, sicher auch ein ATM nicht weit ist. Lesson learned. Inzwischen renne ich immer mit einem Buendel an Kip rum. Da es auf Dauer im Adima doch langweilig ist, habe ich in ein Guesthouse in Muang Sing direkt gewechselt. Zum Mittagessen habe ich Laap probiert, das traditionelle Lao-Food, rohes Fleisch mit Reis und Bambussprossen. Das ist mir dann wie fast zu erwarten etwas auf den Magen geschlagen. Da ich die zwei Tage aber ausser chillen eh nichts gemacht habe, war das ertraeglich. Also, vier sehr relaxte Tage in Muang Sing.
Advertisement
Tot: 0.069s; Tpl: 0.011s; cc: 13; qc: 28; dbt: 0.0424s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.1mb