Bericht über die Familie Marecos


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South America
March 24th 2010
Published: March 24th 2010
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Familie Marecos

Victor und Lilian Marecos haben vier Söhne. Gonzalo (7 jährig) und Matías (10 jährig) besuchen die Johannes Gutenberg Schule und gehen in die erste bzw. vierte Klasse. Die anderen zwei Söhne, Diego (15 Jahre) und César (12 Jahre), besuchen eine nationale Schule. (Die Gutenbergschule in Asuncion vergibt im Unterschied zur Schule in Lima bis zu zwei Kindern pro Familie ein Stipendium).

Die Familie wohnt in einer ärmlichen Gegend in einem selbstgebauten kleinen Haus aus Backstein. Sie haben zwei Räume. Einen Grösseren mit zwei Betten und einen, in den nicht mehr als das dritte Bett und ein Regal für die Schulhefte reinpasst. Ein kleiner Vorhang trennt die Duschecke ab, wo sich auch das Klo befindet. Ein Tisch und Gasherd stehen vor dem Haus in einer von einem Schrank geschützter Ecke, hier wird das Essen vorbereitet. Das Haus ist an Strom und Wasser angeschlossen. Allerdings besteht in der ganzen Gegend kein Abwassersystem, so dass sie ihre eigene Sickergurbe haben.

Die beiden Knaben, Gonzalo und Matías, haben beide ein Stipendium und bezahlen kein Schulgeld. Trotzdem fallen während dem Schuljahr immer wieder Kosten an. Anfangs Schuljahr wird den Schülern eine Liste mit Schulmaterial zugesandt, das sie mitbringen müssen. Und wie in allen Schulen hier in Paraguay ist das Tragen einer Schuluniform obligatorisch.
Für Gonzalo, dessen Stipendium von Paten bezahlt wird, werden die Kosten für das fehlende Schulmaterial und die Erneuerung der Schuluniform übernommen. Matías hat zwar ein Stipendium aber noch keine Paten. Für ihn versucht die Familie für diese zusätzlichen Kosten aufzukommen. Es besteht jedoch die Möglichkeit in der Schule Unterstützung zu beantragen und aus dem bestehenden Fundus etwas zu erhalten. Mit diesem System versucht die Johannes Gutenberg Schule den Eltern Verantwortung zu überlassen, dass sie das Mögliche beitragen.

Der Vater versucht die Familie über Wasser zu halten indem er verschiedene Zubehör für Mobiltelefone auf der Strasse und in den Bussen verkauft. Ab und zu geht auch die Mutter zum Verkaufen auf die Strasse. Meistens ist sie jedoch zuhause und empfängt ihre Kinder nach der Schule zum Mittagessen. Der Vater verlässt das Haus um fünf Uhr morgens - lange vor der Morgendämmerung. Um ein Uhr kommt er über Mittag heim und geht dann nachmittags auf dem Markt wieder neue Zubehör einkaufen. Wenn die Einnahmen durch die Woche zu gering waren, geht er auch Sonntags verkaufen. Über Weihnachten und Neujahr hat das Ehepaar auf der Strasse Feuerwerk angeboten. Mit den Mehreinnahmen werden die Kinder nun für die Schule ausgerüstet.

Ab und zu hat der Vater Victor einen Tag frei, vor allem an regnerischen Tagen. Dann sitzen sie im kleinen Vorhof ihrers Hauses und trinken Terere, den typisch paraguayischen „Eistee“. Oft sitzt man so mit Verwandten und Freunden zusammen und schwatzt. Die ärmeren Paraguayer verbringen so die meiste Freizeit. Wenn es einen Fussballplatz oder Volleyfeld in der Nähe hat, sieht man sie auch dort. Fussball ist der Nationalsport, die meisten Fans unterstützen entweder den Club Olympia (Blau und Rot) oder Cerro Porteño (Schwarz und Weiss). Auf den Volleyfeldern wird deswegen auch weniger Volley gespielt als vielmehr „Pici-Volley“. Das bedeutet den Ball mit Füssen, Beinen, Schultern oder Kopf übers Netz zu spielen.

In der Familie Marecos kann eine bedeutende Verbesserung der Familiensituation verzeichnet werden, seit ihr Sohn Matías in die Gutenbergschule eingetreten ist. Ihr jüngster Sohn Gonzalo ist mit Klumpfüssen geboren. Dank der Spende aus Europa, welche einige Praktikantinnen gesammelt haben, konnte Gonzalo operiert werden. Dadurch kann er jetzt normal gehen und mit Leidenschaft Fussball spielen. Bei unserem Besuch zeigte er uns, wie gut er bereits jonglieren kann.
Damit Gonzalo nach der Operation besser gehen lernen konnte, hat sich der Vater entschieden im Haus Bodenplatten zu verlegen. Vorher war da natürlicher Erdboden, was bei vielen armen Leuten Hautalergien, Husten und entzündete Augen hervorruft. Erst kürzlich hat Victor nun auch im Vorplatz seines Hauses Platten verlegt. Diese Platten waren der Ausschuss eines befreundeten Handwerkers. Unter anderem dank diesen Vorkehrungen ist die Familie bei guter Gesundheit.

Victor und Lilian haben schon verschiedentlich vom Projekt „Padres a la Obra“ (Eltern an die Arbeit) profitiert. (Das sind Abendkurse an der Gutenbergschule, die praktische Berufskenntnisse vermitteln). Die Kinder können mitgebracht werden und bekommen Aufgabenhilfe. Victor hat einige Kurse besucht in denen er gelernt hat mit Eisen und anderem Metal umzugehen. Vor allem hat er das Schweissen erlernt um Ersazteile anzufertigen an der Drehbank. Lilian hat den Nähkurs besucht und strahlt grosse Freude aus, wenn sie hinter der Nähmaschiene sitzt. Durch diese Bildung erhofen sie sich eine Arbeit zu finden, die ihnen ein besseres und sicheres Einkommen ermöglicht.

Früher besuchte die Familie aus tradition eine katholische Kirche in ihrem Ort. Durch die Abendkurse wurde in Ihnen das Interesse geweckt selbst die Bibel zu lesen, um Gott persönlich kennenzulernen. Auch durch ihre Kinder, die ihnen anhand Bilderbücher die in der Schule gehörten biblischen Geschichten erzählten, wurden den Eltern die Geschichten lebendig. Nun findet im Haus der Marecos wöchentlich ein Hauskreis mit anderen Eltern von Gutenberg-SchülerInnen statt.



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