familia Zayas


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South America
March 24th 2010
Published: March 24th 2010
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Familie Zayas

Wir stehen am Gartentor und klatschen dreimal laut in die Hände. Dies ist in Paraguay die übliche Form sich anzumelden, da viele Häuser keine Klingel haben. Der Schäferhund kommt angerannt und mit ihm Britany, die neunjährige Tochter der Familie Zayas. Sie öffnet uns das Tor und holt ihre Mutter Hipolita. Wir, das ist das Sozialarbeiterinnenteam, kommen vorbei, um uns nach dem Ergehen der Familie zu erkunden. Hipolita und ihr Mann Adriano haben sieben Kinder, wovon drei die Gutenbergschule besuchen.

Die ältesten beiden, Edgar und Liz, sind bereits verheiratet und haben ihre eigenen Familien. Raquel, 23 Jahre alt, arbeitet 14 Stunden täglich in einem Supermarkt und verdient weniger als den Mindestlohn (weniger als 330 SFR). José 18 Jahre alt. Er hat einen Abendkursus im Colegio Gutenberg besucht und dabei das Handwerk als Schweisser erlernt. Momentan arbeitet José als Hilfsarbeiter in einer Metalwerkstatt. Adriana, 17 jährig, hat im Februar das zweite Jahr in der Ausbildung „Industrienähen“ hier in der Gutenbergschule begonnen. Sie ist eine hervorragende Schülerin und das Lernen macht ihr Spass. Die jüngere Schwester Britany besucht in diesem Jahr die 3. Klasse. Der Jüngste im Haus ist der kleine Marcelo (5 Jahre alt) er geht in den Kindergarten II. Marcelo ist eigentlich Adrianas Neffe. Er wurde von seiner Mutter verlassen und eine Tante, welcher das Sorgerecht zugesprochen wurde, wollte den Jungen auch nicht. So kamm er zur Familie Zayas, die Marcelo nun als ihren Sohn adoptiert hat.

Die Familie Zayas lebt im Anbau des Hauses eines entfernten Verwandten. Im hinteren Teil des Hauses bewohnen sie einige Zimmer. Die Familie lebt im Armenviertel „8. Dezember“, das neben der Johannes Gutenberg Schule liegt. Adriana kommt mit den anderen in 15 Minuten zu Fuss zur Schule. Die Zayas wohnen in einem Ziegelhaus, das gegen die Strasse hin gut aussieht. Die Mauern sind verputzt und gestrichen und das Dach ist aus Ziegel. Die vorderen Zimmer und der zweite Stock werden vom Eigentümer als Geschäft genutzt. Um zu ihrer Wohnung zu kommen, benützen die Zayas einen Seiteneingang. In einem Zimmer Befinden sich zwei Betten. Im Einen schlafen die Mutter mit den zwei Töchtern und der kleine Marcelo. Im andern Bett schläft Raquel. Der Vater benutzt ein kleines Zimmer im Obergeschoss.
Eine grosse Pergola spendet von Weinreben bewachsen Schatten im ganzen Vorplatz. Überhaupt wachsen neben dem Haus viele verschiedene Pflanzen - Bananenpalmen, Zitronenbäume, ein Grapefruitbaum und sogar gewinnen sie von einer kleinen Pflanze Zimt. Vater Adriano kümmert sich mit Leidenschaft um die Pflanzen - das ist sein Zeitvertreib. Dadurch kommt die Familie zu Früchten, was sich sonst viele arme Leute nicht leisten.
Adriano ist bekannt als Maurer. Manchmal hilft er Nachbarn beim Reparieren oder Ausbessern ihrer Häuser, wenn sie zum Beispiel einen Boden verlegen oder eine Mauer vor dem Haus bauen (In Paraguay zwingt die Unsicherheit den Bewohnern vor Diebstal hohe Mauern oder Zäune um das Grundstück zu bauen die oftmals auch mit Stromleitung gesichert werden). Im Moment ist es jedoch für Adriano sehr schwierig eine Arbeit zu finden, die genügend Einkommen für die ganze Familie brächte. Umso mehr jetzt, wo er Probleme mit seiner Wirbelsäule hat und die Schmerzen ihm das Arbeiten beschweren. So warten seine Maurerwerkzeuge darauf gebraucht zu werden. Die Familie strengt sich deswegen sehr und nutzt jede Gelegenheit um etwas zu verdienen. Zum Beispiel durch die Verarbeitung der Früchte zu Marmelade oder der Verkauf von Eistüten (gefrorenes Wasser) für den Terere (paraguayischer Eistee). Ebenfalls besitzt die Familie einige Hühner, deren Eier und Fleisch sie auch verkaufen. Auf diese Weise bringt die Familie wöchentlich etwa 200.000.- Guaranies zusammen. Dies entspricht ca. 40 SFR und reicht der Familie knapp zum Leben.

Es ist ersichtlich, dass die Familie früher besser gelebt hat. Einige unfertige Mauern zeugen davon. Die Familie hat einen Grossteil ihres Vermögens für die Behandlung ihres Sohnes José ausgegeben. Dieser hatte sich als Kleinkind die Speiseröhre veräzt. Lange Zeit musste der Junge die Nahrung über eine Sonde zu sich nehmen. Heute geht es ihm jedoch bedeutend besser und er kann normal essen.

In den letzten Monat ging die Familie durch ernste Schwierigkeiten. Für einen Monat war die Mutter ans Bett gefesselt. Sie hatte starke Schmerzen im ganzen Körper, die sich mit jeder Bewegung verstärkten. Weil die Familie, wie die Mehrheit der Leute hier, keine Krankenversicherung hat, konnten sie auch keinen Arzt aufsuchen. Dank dem guten Willen und der Hilfe von einigen Nachbarn konnte sich Frau Zayas schliesslich medizinisch untersuchen lassen. Die Resultate diagnostizierten akuten Kalziummangel. Nun muss sie sich für sechs Monate einer Behandlung unterziehen und für die Medikamente aufkommen.

Diesen Januar, die Familie hatte sich noch kaum von dieser schwierigen Zeit erholt, schluckte Marcelo Tobias versehentlich ein Gift, das er mit einem Medikament verwechselte. Wie er über starke Bauchschmerzen klagte und schon halb ohnmächtig war, brachte ihn Frau Zayas in die Notfallstation. Neun Tage lag Marcelo Tobias dann auf der Intensivstation. Nun geht es ihm schon viel besser, doch er muss weiterhin Medikamente nehmen. Zusätzlich hat er sich im Spital den Hinterkopf derart wundgerieben, dass er offene Wunden davontrug. In den nationalen Krankenhäusern sind die Behandlungen zwar günstig, jedoch werden die Patienten vom Spitalpersonal auch zweitklassig versorgt. Wenn der Junge in seinem Spitalbett ab und zu in eine andere Lage gedreht worden wäre, hätten diese Wunden am Kopf verhindert werden können.

Auf Adriana liegt viel Verantwortung. Neben der Schule von sieben Uhr morgens bis 17Uhr Nachmittags muss sie sich auch um den Haushalt sorgen - putzen, kochen und sich um die kleineren Beiden kümmern.

Adriana, was würdest du deinen Paten gerne sagen?
„Liebe Patin, dank dir kann ich auf diese tollte Schule gehen, in der ich viele Freunde gewonnen habe. Hier haben wir die Möglichkeit uns viel Wissen anzueignen und ein Handwerk zu erlernen. Auch bekommen wir hier von der Liebe Jesu zu hören. Ich bete dafür, dass der Herr dich immer segnet und dir das wiedergibt, was du für mich tust.“



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