Medellín: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort


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South America » Colombia
October 16th 2018
Published: October 17th 2018
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"Durchgängig hat man hier das Gefühl zur richtigen Zeit in der richtigen Stadt zu sein. In einer Stadt voller freundlicher Leute und voller Optimismus."
- Entnommen aus dem Reiseblog von M&M on Tour.

"All of us that we are here today are symbols of change. Colombia is not perfect. But every day these people are fighting for a better tomorrow."
- Caro

Wie schon beim ersten Besuch bin ich erneut begeistert von dieser Stadt: Vier Millionen Einwohner, das beeindruckende Auftreten einer modernen Großstadt und doch das Flair eines kolumbianischen Bergdorfs. Hier boomt es gerade gewaltig, Medellín hat den Ruf die lebenswerteste Stadt Lateinamerikas zu werden, wurde vom Wallstreet Journal 2012 als innovativste Stadt der Welt benannt, und das zurecht. Das Leben pulsiert, mit neuen Ideen, frischem Wind, Aufbruchsstimmung. Bei meinem ersten Besuch habe ich schon sehr begeistert über diese aufstrebende Stadt geschrieben, die es geschafft hat, durch den Ausbau der Metrocables (öffentlichen Verkehrsmittel mit Seilbahnen und Rolltreppen) die Ortsteile in den Bergen mit dem Stadtzentrum im Tal zu verbinden. Diese Anbindung der Menschen an den Stadtkern hat es möglich gemacht auch der ärmeren Bevölkerungsschicht Zugang zu Bildung, Arbeit, Kultur und medizinischer Versorgung zu geben - und somit eine Perspektive auf ein besseres Leben. Die Menschen sind liebevoll und aufmerksam, mit einem Lächeln im Gesicht und freundlichen Floskeln, die sich wie Balsam um die Seele schmiegen. Ein Augenblick, ein Lächeln, eine zugewandte Handbewegung... kleine Sequenzen die in einer grauen Großstadt viel ausmachen. Hier begegnen dir alle "con much gusto" (mit viel Vergnügen), auch wenn sie dir zum Beispiel nur eine Auskunft geben. Ich fühle mich akzeptiert, willkommen und wohl. Und das ist ein Gefühl das sich bei mir selten in großen Städten einstellt. Und gleichzeitig spürt man die finstere Vergangenheit, die rauhen Züge der weniger entwickelten Gebiete, nicht zuletzt die vielen mahnenden und warnenden Worte der Einheimischen: Cuídate mucho! Bezeichnend dafür passierte gerade an meinem letzten Tag hier, nachdem ich einen wundervollen Vormittag bei einer Free City Tour durch die Innenstadt verbracht habe, eine gewaltvolle Festnahme direkt vor unseren Augen, keine zwei Meter entfernt von unserer Gruppe, als einem Mann in einem heftigen Zweikampf ein Messer von einem Polizisten abgenommen wurde. Was er damit vorhatte wissen wir natürlich nicht, aber die Szene machte uns sofort klar, dass man hier mehr denn je sehr wachsam sein muss. Oder wie die Kolumbianer sagen “no des papaya", das so viel heißt wie: Lass es erst gar nicht zu der Gelegenheit kommen...

Zurück zum Anfang der Geschichte, zurück zum Anfang der Free City Walking Tour: Unsere Tourführerin, Carolina, ist dreißig Jahre alt und wurde hier in Medellín geboren. Sie führte uns durch die "Altstadt", wobei diese aus europäischer Sicht allerdings nicht wirklich alt erscheint, immerhin sind die ältesten noch vorhandenen Gebäude spätestens im 19. Jahrhundert renoviert worden. Das Stadtbild ist geprägt von moderner Architektur neben einfachen Backsteinbauten. Im folgenden möchte ich euch die sehr interessante Geschichte Medellíns, Caros Stadt und ihrer persönlichen Geschichte, näher bringen - mehr oder weniger zusammengefasst aus ihrem Wissen, das sie uns bei der Tour vermittelt hat. Ich möchte aber ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass ich für diese Zusammenfassung weder Bücher gelesen noch lange recherchiert habe, also bitte habt Nachsicht, wenn es um Vollständigkeit oder Korrektheit der Angaben geht. Diese kurze Nacherzählung darf euch gerne inspirieren noch weiter zu recherchieren, oder Medellín eines Tages selbst kennenzulernen. Die Stadt ist es auf jeden Fall wert - das bestätigen auch all die freundlichen Gesichter, die uns immer wieder während unserer Tour begrüßten und willkommen hießen: "Willkommen in Medellín! Willkommen in unserer Stadt! Wir hoffen, ihr bleibt lange hier bei uns!" - immer wieder streckten Einheimische neugierig ihre Nasen zwischen unsere Touristengruppe, zwängten sich in die Mitte um Caro sprechen zu hören, nur um dann festzustellen, dass sie kein Englisch verstehen. Tourismus ist hier noch nicht weit verbreitet und man freut sich über das Interesse von Außen.

Medellín war lange Zeit eine kleine, unwichtige Stadt für viele Jahrzehnte seit der Gründung im 17 Jahrhundert. Hier gab es kein Gold, keine Erzvorkommen, daher zeigte auch niemand Interesse an diesem Bergdorf. Als Ende des 19. Jahrhunderts der große Kaffeeboom ausbrach, startete das Dorf sich zu wandeln und sich durch Kaffeeproduktion einen Namen zu machen. In dieser Zeit baute man in Medellín die erste Eisenbahn um den Kaffee zu transportieren, der wichtigste Faktor für die Entwicklung der Stadt. Der nächste große Wachstumsschub folgte als in den 1970ern und 1980ern der Anbau und Handel mit Kokain begann: Anfangs war das Geschäft mit den Drogen vielversprechend, Familien jeder sozialen Schicht sahen diese neue Entwicklung als Möglichkeit schnelles Geld zu machen. Als Pablo Escobar all diese Kleinbetriebe einte und die Machtherrschaft für sich beanspruchte, spaltete sich die Gesellschaft: In seine Anhänger und seine Kritiker.

1991 galt Medellín als Todeshauptstadt der Welt, mit 391 Morden pro Jahr auf 100.000 Einwohner. Im Vergleich dazu, spricht die Statistik 2017 von ca 25 Morden auf 100.000 Einwohnern, weniger als in den meisten anderen Lateinamerikanischen Großstädten, somit scheint Medellín nicht einmal im "Top 50" Ranking der gefährlichsten Städte der Welt auf. (Quelle Worldatlas) Die offizielle Wahrnehmung der Stadt die heute international gelehrt wird besagt, dass die arme Bevölkerung hinter Pablo Escobar steht und ihn verehrt, während die reiche, gebildete Schicht ihn verabscheut. Tatsächlich gibt es laut Caro drei Gruppen: Die, die ihn gut finden. Die, die ihn verabscheuen. Und die, die unentschlossen sind. Gut findet ihn in erster Linie die junge Generation, die die Krisenzeit nicht miterlebt hat, die die Überlieferung nur aus amerikanischen TV-Shows à la Narcos kennt und die Gewaltbereitschaft und Machtgeilheit verherrlicht. (Traurig, dass wir diese Tendenz auch in Europa mit neo-nazistischen Bewegungen sehen) Die älteren Generationen, vereinfacht dargestellt über dem Alter von 25 Jahren, verabscheuen ihn, seine grausamen Taten und den Ruf den er Kolumbien und Medellín eingebracht hat. Fast alle tragen die Narben dieser Zeit, haben Angehörige, Freunde, Familie, die in Folge der Drogenkriege verletzt, verschleppt, vergewaltigt oder getötet wurden. Caro erzählte, dass eines ihrer Spiele als Kinder war, während einer langen Busfahrt durch die Stadt Körper zu zählen, die sie im vorbeifahren auf der Straße
Medellín Impressionen - Metrocable bei RegenwetterMedellín Impressionen - Metrocable bei RegenwetterMedellín Impressionen - Metrocable bei Regenwetter

Neben den Rolltreppen der Comuna 13 verbinden auch 3 lange Seilbahnen, die Gondolas, die Bergdörfer mit dem Stadtkern im Tal
sehen konnten. Die letzte große Gruppe ist die der Unentschlossenen. Menschen, die sich zwischen Argumenten beider Gruppen hin- und herreißen lassen: “Ich habe gehört, dass er viele Häuser für Bedürftige gebaut hat. Ich habe aber auch gehört, dass er viele Menschen umgebracht haben soll.” Dieser dritten Gruppe tritt Caro mit Unverständnis entgegen. Sie sagt: “Wie viele Häuser muss er bauen, um zu legitimieren, dass er einen Menschen umbringt?” Wie recht sie damit hat...

Des weiteren erklärte sie in dem Zusammenhang, dass die Mehrheit der Menschen in Medellín nicht versteht, warum man das Haus Pablo Escobars, seine Finca und andere Schauplätze aus dieser Zeit besucht, in dem Wissen, dass dort so viele Menschen umgebracht wurden. Für die Paisa (Medellínenses) scheint das respektlos und schaulustig. Ebenso kritisch und verständnislos steht man dem Drogenexport und -Konsum entgegen: Wie kann man diesen Handel nur unterstützen, in dem Wissen, dass dafür so viele Menschen ihr Leben lassen mussten. In dem Wissen, dass dieses weiße Gift ein Land gespalten, Familien zertrümmert, Kinder in den Abgrund und deren Eltern in den Ruin getrieben hat? Hier in Kolumbien wird leider keine oder nur sehr wenig Aufklärung und Aufarbeitung betrieben, Denkmäler findet man wenige, auch im Geschichtsunterricht wird diese jüngste Geschichte nicht gelehrt. Das ist mit ein Grund, warum die Jugend diese harten Fakten verdrängt, ignoriert oder schlicht und ergreifend nicht kennt - und daher in eine Richtung der Verherrlichung seiner “guten Taten” driftet. Ähnlich wie junge Menschen die in Österreich mit dem Wirtschaftsaufschwung, mehr Arbeitsplätzen für Inländer und besseren sozialen Leistungen argumentieren. Das ist leider nur die halbe Wahrheit und die Frage ist: Zu welchem Preis? Anders formuliert: Wie viele Menschen müssen leiden, um diese “besseren” Bedingungen für das Großbürgertum zu schaffen? Oder noch plakativer dargestellt an dem Beispiel Kolumbiens: Wie viele Menschen müssen sterben, um den Bau von Sozialeinrichtungen zu legitimieren? Sind Menschen die so denken denn auch bereit, ihre eigenen Angehörigen für das “Gute” zu opfern? Ich glaube nicht...

Kolumbien war bis zum letzten Jahr seit mehr als 50 Jahren Schauplatz eines Bürgerkriegs mit mehr als 220.000 Toten (laut Wikipedia). Ein Krieg, der zwischen verschiedenen Fronten ausgefochten wird: Von Caro für uns vereinfacht dargestellt, zwischen den linksradikalen Guerrillas (FARC und ELN), der rechtsradikalen Paramilitaria (AUC, gesponsert von der reichen und einflussreichen Bevölkerung). Diese beiden Gruppierungen sind illegal. Dazu kommt eine Gruppierung, die sich in der Mitte bewegt und beide Seiten sponsert um den größten Profit für sich zu erzielen. Und die Regierungsseite, Polizei, Geheimdienst und Militär. Natürlich allesamt korrupt.

Präsident Álvaro Uribe (2002-2010), die “Iron Fist”, wurde unter dem Versprechen gewählt, diesem Krieg ein für alle mal ein Ende zu bereiten. Und tatsächlich, binnen kürzester Zeit nach seiner Angelobung, besserten sich die Statistiken schlagartig: Die Anzahl der Kidnappings, Vergewaltigungen und Mordanschläge verringerten sich um 90%! (MISSING)Statistiken die die Welt bewegten - und vor allem auch von den einflussreichsten Politikern der Welt gelobt wurden, allen voran wohl auch G. W. Bush (das der Vorhaben mit dem "Plan Colombia" unterstützte), vielleicht mit ein Grund warum Uribe die Presidential Medal of Freedom verliehen wurde. Heute allerdings weiß man, dass diese Statistiken gefälscht waren und mit dem Blut unschuldiger Zivilisten bezahlt wurde. , Hierbei wurde der Zivilbevölkerung, unter anderem vor allem auch ärmeren Bevölkerungsschichten und geistig und körperlich Beeinträchtigten ein Aufenthalt in staatlichen Einrichtungen in Aussicht gestellt - ein Aufenthalt von dem sie nie zurückkehren sollten... Man verkleidete diese unschuldigen Zivilisten als Rebellen und brachte sie um, um die Statistiken zu verbessern. Dieses schreckliche Vorgehen wurde unter “False Positives Scandal” bekannt. Des weiteren wird Uribe heute nachgesagt, er wäre selbst in den Drogenhandel involviert gewesen.

Der neue Präsident, Juan Manuel Santos (2010-2018), versprach vor seiner Wahl neuerdings, dass er diesem Krieg endlich ein Ende bereiten würde, doch nur kurze Zeit nachdem er gewählt war, fingen seine Verhandlungen für einen Friedensvertrag mit der FARC an. Es gab zwar eine Volksbefragung über den Friedensvertrag im Jahr 2016, dieser wurde mit einer hauchdünnen Mehrheit abgelehnt, und dennoch beschloss Santos mit Hilfe einer Kongressentscheidung den Friedensvertrag mit der FARC. Teil dieses Vertrags beinhaltet, dass die FARC (offiziell spricht man von ca 6.000 Mitgliedern) all ihre Waffen abgibt, den Drogenhandel einstellt, dass die Händler, Produzenten und Zulieferer durch Bildung eine neue Perspektive bekommen und in die Gesellschaft integriert werden und dass die Anführer der FARC ihr Wissen mit der Regierung teilen. Dafür bekommen sie allerdings, und das ist das Übel dem die kolumbianische Bevölkerung entgegensteht, Sitze in der Regierung zugesprochen. President Santos wurde der Friedensnobelpreis verliehen, allerdings verließ er sein Amt mit der geringsten Akzeptanzrate in der Geschichte Kolumbiens: 15-20%.

In den letzten 20 Jahren kämpften die FARC und die ELN (linksradikal) gegen die rechtsradikalen Paramilitärs. Heute allerdings kämpfen die Drug Lords gegen die Regierung. Das ist kein politischer Krieg mehr, dieser Krieg ist rein wirtschaftlich. Es geht kurz gesagt nur noch ums Geld. Das Business mit den Drogen wächst laut Caro nach wie vor - die Nachfrage und Konsumation kommt aus Drittländern, nicht aus den Staaten der Produzenten und deren Bevölkerung die unter den Folgen leidet. Wer Drogen konsumiert, unterstützt diese Industrie, unterstützt die Drogenkartelle, die Ausbeutung der Familien, Vergewaltigung von Frauen und Kindern, nicht zuletzt das Töten von oft unschuldigen Zivilisten.

Der neue Präsident, Iván Duque, hat vor zwei Monaten sein Amt angetreten und verspricht einmal mehr viel Verbesserung: Er will die Steuern für die Bevölkerung erhöhen und für Multinationals und internationale Organisationen senken. Des weiteren soll er das Pensions-, Versicherungs- und Steuersystem revolutionieren. Eine Hürde auf dem Weg: Das geringe Budget. Aufgrund von erheblichen Budgetkürzungen, geht man von Nachteilen für den Bildungs-, Freizeit- und Kultursektor aus. Weiters verspricht er den Friedensvertrag mit der FARC nachzuverhandeln, was das Volk wiederum entzweit: Die Städter wünschen sich Gerechtigkeit. Die Täter der FARC sollen zur Rechenschaft gezogen werden (und nicht auf Grund von korrupten Deals in die Regierung einziehen). Die Landbevölkerung allerdings ist immer noch so tief in den Drogenhandel und das Leben unter der Herrschaft der Drug Lords involviert, dass sie einen Friedensvertrag vorziehen um endlich frei zu sein von der Unterdrückung. Noch ist es zu früh um den Einfluss des neuen Präsidenten abschätzen zu können, es bleibt also die Hoffnung auf positive Entwicklungen und nachhaltige Entscheidungen um das von Unruhen geprägte Land zu einen. So viel zur Geschichte Kolumbiens.

Zurück zu dieser wundervollen Stadt: Das moderne Medellín repräsentiert den Aufschwung und den Wandel des Landes. Dieser Wandel macht sich vor allem durch die moderne Architektur aber auch durch Bildung erkenntlich. "Democratic Architecture" nennt sich das auf das Stadtbild angewandte Prinzip: Die ärmsten Viertel, die geschichtsträchtigsten Gebäude, die gefährlichsten Schauplätze wurden mit modernster Architektur zu neuem Leben erweckt. Hoffnung, Inspiration, Aufwind. In diesen Gebäuden finden sich nun Bildungseinrichtungen, soziale Institutionen, es wird Zugang zu Kultur und Kunst ermöglicht. Ein Beispiel ist der alte Markt, der einst Drogenumschauplatz und einer der gefährlichsten Orte Medellíns war. Heute findet sich hier der "Plaza de los Luces" (Platz des Lichts), ein fröhlicher, offener Ort der gemeinsames Leben fördert. Ein weiteres Zeichen für den Wandel sind Bibliotheken: modernste Hubs, die der Bevölkerung, allem voran Kindern, Zugang zu Bildung und Technologie verschaffen: "Education happens in dignity with the history. Transformation is real. And it’s happening quickly."

Leider wurden in der Geschichte Medellíns viele alte Gebäude zerstört, ursprünglich unter dem Vorsatz von Weiterentwicklung und Modernisierung. Einige wenige Gebäude blieben erhalten und wurden lediglich restauriert oder umfunktioniert. Eine interessante Veränderung eines der ältesten Gebäude ist die des Palacios Nacional, einem ehemaligen Regierungsgebäude aus den 1920ern. Dort, wo einst die juristische Hochburg der Stadt war, findet sich heute eines der begehrtesten Shopping Malls: mit Luxus Brands, Plagiaten und einem Schwarzmarkt wie er im Buche steht. Mitten in einem neo-romantischen Prunkpalast der zum Vollzug der Justiz erbaut wurde. Und hier, sagt Caro, wird auch eines ganz klar zur Schau gestellt: Kolumbianer finden sich gerne in einer Zone zwischen legal und illegal wieder, sie tanzen wahrlich Salsa auf einer unsichtbaren Grenze, die es zu erforschen und bespielen gilt.

Der letzte Schauplatz unserer Tour, und ein weiterer wichtiger Teil der "Democratic Architecture", sind die Bronze Skulpturen des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero, die er als Zeichen des Wandels an die Stadt gestiftet hat. Laut Caro übersteigt der Wert jeder Skulptur 1.000.000 USD, während wir auf unserem Weg etliche passieren und bestaunen. Die bedeutendste Installation ist die Skulptur des "Wounded Bird", einem Mahnmal für einen Bombenanschlag der während eines Konzerts 1995 ausgeführt wurde, wobei mehr als 30 Personen ums Leben kamen und hunderte verletzt wurden. Der Attentäter versteckte den Rucksack im Korpus der Vogel-Skulptur, die Explosion hinterließ sie in Trümmern. Botero setzte sich als Reaktion darauf dafür ein, dass die Skulptur nicht wie von der Regierung zuerst vorgesehen abmontiert wird, sondern zum Andenken erhalten bleibt und stiftete ein neues intaktes Duplikat. Die beiden Vögel stehen nun für das neue und das alte Medellín: Die Zeit der Zerstörung, aber auch das Aufatmen. Ein Mahnmal gegen das Vergessen.



Eine der größten Herausforderungen die auch ich für Kolumbien sehe, ist die Aufarbeitung dieser tragischen Geschichte. Caro erzählte uns von unzähligen Anschlägen, Attentaten, Bomben, Übergriffen, Toten auf den Straßen... und trotz alledem verläuft das Leben hier friedlich, laut, in Feierlaune, mit Musik, Spaß und Tanz. Kolumbianer lieben ihre kleinen Erfolgsgeschichten, als zum Beispiel Kolumbien im Fußball bei der
">WM 1990 ein 1:1 gegen Deutschland erzielt hat. Geschichten, die von Generation zu Generation erhalten bleiben und gefeiert werden bis zum Umfallen. Sie erklärte, dass Kolumbianer gelernt haben, den Schmerz zu vergessen. Das Leben zu leben und zu lächeln, mit einer Herzlichkeit die ich noch in keinem anderen Land erlebt habe, aber zu einem Preis der Generationen nachhaltig beeinflussen wird. Kolumbien darf nicht vergessen. Tote dürfen nicht mit ihrem Leid und ihrem
Wounded Bird SkulpturWounded Bird SkulpturWounded Bird Skulptur
Unrecht begraben werden. Diesen inneren Konflikt gilt es für die Kolumbianer noch zu bewältigen. Und doch können wir viel von ihnen lernen: Tag für Tag so positiv und glücklich zu sein, trotz ihrer tragischen Geschichte.

Nicht zuletzt ist es nun an der Zeit für die Überlebenden das neue Kolumbien zu nachhaltig prägen. Und diesen positiven Antrieb zu nutzen. Die Medellínenses begrüßen Besucher sehr herzlich - auch wir sind für sie ein Zeichen des Wandels. Ein Zeichen der Veränderung. Sie sind stolz, uns in ihrer Heimat begegnen zu dürfen. Als Besucher dieser Stadt, dieses Landes, ist es wichtig, dieses neue Kolumbien auch nach außen zu tragen, um ihm die Chance zu geben von den negativen Stigmas der letzten Jahrzehnte frei zu werden.

"All of us that we are here today are symbols of change. Colombia is not perfect. But every day these people are fighting for a better tomorrow. The two birds are the perfect summary of an uprising country: leaving the horrible days behind, the fear, the pain, the blood... entering the new days. Days of self-transformation and peace."


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