der schwarze Tag - zur Hacienda


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January 24th 2015
Published: January 31st 2015
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24.01..2015
Zur Hacienda
520 km Strecke, ein Grenzübergang und am Anfang 150 km Schotter, zur Hacienda hin dann nochmal 30 km - Kevin entwendete beim Abendessen einige Brotscheiben und etwas Butter, dies war ein eindeutiger Hinweis, dass wir sehr früh fahren sollten. Frühstück gab’s erst um 8.00, aber da waren wir schon seit 1 Stunde unterwegs. Unsere Ernährung war etwas sparsam gewesen - etwas Cola zum Aufwachen und je zwei Scheiben altes Brot mit etwas Butter.
Es war um 7.00 schon hell und wir machten uns auf. Die Schotterstrecke war nicht besonders gut, aber auch nicht völlig grauenhaft. Es wechselte, aber man kam vorwärts. Insgeheim hoffte ich, dass wir so etwa um 10.00 bis 11.00 an der Grenze wären.
Es ging wieder den See “Lago General Carrera” entlang, aber mit so schräg einfallendem Sonnenlicht war das Wasser nicht so wundervoll türkis wie am Vortag. War allerdings auch nicht schlimm, denn bei Schotterstraßen sieht man eh nichts von der Landschaft.
Irgendwann kam ein Schild, dass es die nächsten 18 km gefährliche Kurven geben würde. Leider gab es nicht nur die Kurven sondern zusätzlich auch den oberfiesen, tiefen Schotter und Steigungen und Gefälle auch noch.
Wir fuhren zwar gemeinsam aber nicht direkt hintereinander. Als ich an einer besonders fiesen Kurve vorbei kam, stand da Brigitte. Ich war so konzentriert, dass mir erst nach der Kurve auffiel, dass das Motorrad ja eigentlich stehen sollte.... Also hielt ich an, wir stellten es gemeinsam wieder auf, der eine Koffe war runtergefallen, die Befestigung verbogen - wir banden ihn mit Gurten fest und dann fuhren wir sofort weiter, denn es war ja ein langer Tag und die Zeit drängte......
Diesmal war ich voraus, kontrollierte immer im Spiegel, ob Brigitte auch zu sehen ist. Damit man auch beim Fahren im Stehen die Straße hinter dem MR im Auge behalten kann, stelle ich immer den rechten Seitenspiegel so, dass er leicht nach oben schaut und ich so die Straße im Auge behalten kann. Aber selbst zum Blick in den Spiegel ist kaum Zeit, weil man so konzentriert sein muss. Aber irgendwann ist mir schon aufgefallen, dass die Straße hinter mir völlig brigittenlos war. Der Weg war zu schmal zum wenden (rechts: senkrechte Felswand, links: senkrechter Abgrund), also ließ ich Martha Maria zurück und machte mich auf den Weg. Ziemlich weit hinten dann das befürchtete Bild: Motorrad quer in der Straße, Brigitte saß ganz gemütlich am Straßenrand. Sie war von anfang an der Überzeugung, dass der Fuß gebrochen sei...
Allein konnte ich das MR nicht aufheben, also warteten wir gemeinsam, immer bereit daherbrausende Autos zu stoppen. Freudig wurde Kevin begrüßt, der bald kam.
Ich verließ das Schlachtfeld - Brigitte war versorgt, ich konnte nichts tun... Als der Van auch da war, wurde Brigittes MR als zweites auf den Van geladen (Werner war am Vortag gestürzt und saß schon drin), die ganzen Gepäcktaschen wurden drumrum und drauf gepackt und der Van konnte weiterfahren.
Ich fuhr den Rest des Tages allein, erst mal den Rest der 150 km Schotterstrecke, dann zur Grenze, dann im nächsten Ort endlich etwas zu Essen. Ich bestellte mir einen Salat und das war das Grauenhafteste, das ich salatmässig gesehen und geschmeckt habe: um die Schrecklichkeiten zu verdecken, hatte das Küchenpersonal über alles geriebenen Käse geschmissen. Darunter verbarg sich schamhaft eine geviertelte Tomate, die schon ganz weich war, daneben Hähnchenfleisch, das einfach mit der Hand auseinander gerupft worden war und völlig zerfleddert war, und etwas Heu. Ich nehme allerdings an, dass das der uralte Kopfsalat war, der ja irgendwie zum Salat Cäsar dazu gehört. Geschmacklich die nächste Katastrophe war eine fettige Soße - Marke Fertigprodukt - womit großzügig alles überdeckt war.
Aber, der Hunger drückt es rein und ich war mir nicht sicher, ob ich bei einer neuen Bestellung geschmacklich besser weggekommen wäre.
Ich fuhr weiter, traf bei einer einsamen Tankstelle Di und Mike, gerade als sie am Weiterfahren waren, und fuhr halt dann die restlichen Kilometer bis km 490 - rechts ab über Brücke Richtung Hacienda La Angostura. Der Teer endete und Horrorschotter begann. Der Schotter war natürlich auch deshalb so grauenhaft, weil ich schon so müde war - grühes Aufstehen, kein Frühstück, 150 km Schotter, 2 Umfälle, Unklarheit über Brigittes Schicksal, grausliches Mittagessen, viele Teerkilometer...
An einer Stelle überlegte ich völlig ernsthaft, ob ich nicht das MR einfach hier abstellen sollte, auf den Van of Shame warten sollte und so den Rest bis zur Hacienda fahren sollte.
Tat es aber dann doch nicht, kam irgendwann an, fast tot, jedenfalls totmüde. Immernoch wußte keiner was von B. Und auf der Hacienda gab’s weder Wlan noch Telefon.
Als Kevin kam, war schnell klar, dass dies Brigittes letzter Fahrtag gewesen war - Fuß unten gebrochen, eingegipst, aus die Maus.
Der Van kam auch erst um 22.00 - Und wir verzogen uns schnell ins Mädchenzimmer. Müde genug waren wir wahrhaftig.
Die Hacienda liegt so unglaublich abseits, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie man da leben kann. Das Scvhöne ist die Landschaft - die Weite, die Wasserflächen unmittelbar vor dem Haus, die entfernten Flußufer auf der anderen Seite des Tales. Aber schon die Anreise ist eine Katastrophe. Versorgung mit Lebensmitteln? Krankheit? Soziale Kontakte? Es gibt so Vieles, wo man sich nicht vorstellen kann, wie das geht.
Zum Abendessen hatten sie jedenfalls für uns ein Schaf gemordet, in Stücke gehackt (man kann nicht sagen, dass es zerlegt worden war) und gegrillt. Und dazu gab’s grünen Salat, Kartoffelsalat, Karottensalat etc.


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