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Published: October 3rd 2011
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Höchste Zeit!!!!!!!
Hola amigos
Es sind schon 3 Wochen vergangen, seit ich mich wieder mal ins kalte Wasser warf.
Genug Zeit um mich an die neue Situation zu gewöhnen. Das Wasser wird wärmer 😊
Die ersten 2 Wochen habe ich in Lima verbracht. Die Stadt zählt rund so viele Einwohner
wie die ganze Schweiz. Von "ich kenne Lima nun" kann also nicht die Rede sein.
So wie die meisten Leute bin auch ich Lima mit gemischten Gefühlen begegnet.
Das Zentrum und einige Distrikte rundherum sind wirklich hübsch. Aber der Verkehr
ist sehr, sehr chaotisch, laut und stinkig. Es gibt tausende von privaten Taxis,
Colectivos und Busse. Alle müssen sie lautstark auf sich aufmerksam machen.
Verkehrsregeln gibt es keine. Zwar stehen hie und da Ampeln, aber wer registriert die
schon bei der Raserei.
Erstaunlicherweise habe ich Unfälle (wenigstens in Lima) keine gesehen.
Einquartiert war ich in San Juan Lurigancho. Das beste daran ist der Name.
Als ich das homestay noch von der Schweiz aus buchte, konnte ich ja nicht wissen,
dass ich mich in die gefährlichste Gegend Limas begebe.
Weyler, el Señor de la casa, war der einzige der auf meine Anfrage sofort zusagte.
Aber wie
immer ist alles nur halb so schlimm. die Gegend gewinnt sicher keinen
Schönheitspreis, aber das Leben auf der Strasse hatte irgendwie Charme (Corinne,
etwa so was wie Rongai). Ausserdem gibt es ganz viele Comedores die sehr leckere
Menues servieren und das zum absoluten Spartarif (ca. 5 Soles, 3S.=1Fr). Mit Suppe,
Fleisch/Kartoffeln/Salat, Fruchsaft und zum Dessert eine Banane und ohne Gringo-Zuschlag.
Gringos? Fehlanzeige! Der einzige der sich hierher verirrt hat war natürlich ich und die
Frage war laufend: Wer schaut hier wen an?
Das Wetter war anfangs sehr hässlich. Regen gibts zwar keinen.
Die Temperaturen sind zwischen 15 und 20°C. Aber die Stadt ist stets in einen Nebel
gehüllt. Sonne? Kaum! dafür ständig kalte Hände und Füsse. Hab mich sogar schon erkältet.
Es hiess, der "Frühling" käme bald, das würde alles ändern. Interessant, genau so wars.
Bei uns kaum vorstellbar, die Sonne kam eines Tages raus und von da an wars jeden Tag
so und entsprechend schon viel wärmer. im Sommer solls richtig heiss werden.
2ter Gringo! Ein Belgier hat es auch kurz zu uns verschlagen. Allerdings nur für 2 Tg.
und nicht gleich für 2 Wochen. Er wollte mit seinem Radl die Anden meistern. Ein
agressiver Plan für
jemanden der die Berge nur vom Hörensagen kennt. (Belgiens
höchster "Berg" 600m). Nur, das Tretkugellager hat sich bei seiner Hinreise leider schon
verabschiedet. Natürlich haben wir auch einen Velomech gefunden und der hat das ganz
prima repariert, für ein Trinkgeld natürlich (inkl. neuem Kugellager). Trotz schlechtesten
Voraussetzungen, er hat seine Prüfung bestanden! Hat sich zwar aufs übelste über Höhenkrankheit
beschwert (Vielleicht hat er die Kokablätter nicht gekaut, die ich ihm so sehr empfahl).
Zurück zu mir. Meine Unterkunft war super. Eigenes Zimmer mit Doppelbett, Kabelfernsehen
und Internet-Anschluss, sowie Privat-Bad. Die Spülungen der Klo's sind und bleiben bescheiden.
Das Hinterlassene verschwindet erst wenn man mit einem vollen Kübel Wasser und Anlauf
dahintergeht (Schutzbrille nicht vergessen). Das warme Duschen bleibt vorerst auch keine
entspannende Sache. Warmes Wasser-prima! Aber mit Tribut! Das Standard Modell ist ein
Duschkopf mit Durchlauferhitzer. 2 Stufen. Im hiesigen Fall, Wackelkontakt, bedeutet das, man muss
mit dem Schalter genau den Punkt zwischen "off" und "Stufe 2" finden, bis das Licht im WC etwas
abdunkelt. Das bedeutet, der Duschkopf verbraucht Strom und schon kommt warmes Wasser...
wenn die Sicherung bis dahin noch intakt ist. Dann nur noch die Temperatur durch den Wasserdruck
regulieren. Im Idealfall hat man sogar einen
konstanten Druck auf der Leitung. Geschafft! Hochverdient
und genüsslich eine warme Dusche, bis sich plötzlich, der Raum hell erleuchtet, ein Lichtbogen
zwischen dir und den Drähtchen am Duschkopf bildet. Der Puls ist schnell, das Adrenalin fliesst,
der Tag ist gerettet.
Man will ja schliesslich was haben fürs Geld. 12$ kostet der Spass pro Tag, Essen inkl. Weyler
zeigt mir wie man sich von A nach B bewegt. Das funktioniert sehr gut, bei so vielen Vehikeln ist
sicher eins dabei, das dich ans Ziel bringt. Ausserdem lässt er mich am limensischen Leben
teilhaben. Ich war z.B. zum 10 jährigen Jubiläum der Firma eines Freundes eingeladen. Später ging
ich in Lima kurzzeitig verloren. Diese Geschichte ist äusserst witzig, sprengt aber den Rahmen noch
mehr. In der Kirche, oder besser, in einem Raum nebenan war ich auch schon und hab einen
Gottesdienst der besonderen Art genossen. Ja, es ist schon einiges passiert. Ein paar Fotos hab ich
naürlich auch geschossen. Wobei die spannensten Momente meistens ohne Kamera passieren.
Aber ich häng den Link mal an, falls sich jemand interessiert.
Unterdessen bin ich in Trujillo, eine andere grosse Stadt 9h nördlich von Lima. Der Weg dahin ist
irgendwie beängstigend. Schutt, Geröll, Sand.
Völlig leblos. Wüste. Sobald man in die Nähe einer Stadt
kommt ist es weit herum grün. Die Perunaer sind Meister der Bewässerung. Schon die Ureinwohner
Perus kannten sich damit aus. Rund um Trujillo gibt es Ruinen der Moche-Kultur (100-800 n.Chr.) und der
Chimú-Kultur (1100-1400 n. Chr.), von denen heute noch Wasserkanäle intakt sind. Lima und Trujillo
wurden also mitten in die Wüste gebaut.
Trujillo ist eine hübsche, im Kolonial-Stil gebaute Stadt. Das gelebte Leben erinnert aber kaum an diese
Zeit. Auch hier ist das gehupe der Taxis (ich glaube pro Einwohner gibt es 2 Taxis) erschreckend. Es
gibt also fast keinen ruhigen Ort wo man gemütlich (schon gar nicht draussen) einen Kaffee trinken kann.
Guter Kaffee ist leider auch rar. Wobei man den noch eher hier als in Lima findet. Also auch nicht wirklich
ein Ort zum länger verweilen. Gestern war allerdings, denke ich, mein bisher schönster Tag. Und
zwar war ich an der ca. 20Min. weit entfernten Küste. Es war ruhig (keine lästigen Taxis), einige Menschen
tummelten sich am Strand (in Badehose und Bikini, was mir noch zu kalt war) und sogar einen Surf Kontest
gab es. Und eine Gruppe junger Leute traf sich zur Hauptprobe für den
Corso des Frühlings-Fests das heute
stattfand und das mir auch sehr gefallen hat.
Ha, auch hier zum selben Preis den ganzen Luxus. Aber: Warme Gas!-Dusche und Spülung mit Flush-Wirkung!
Die Señora heisst Karen und sieht aus wie eine Gringa (hat Deutsche Vorfahren), will aber nix davon wissen.
Ueber alles gehts mir prächtig. Auch mein Spanisch läuft sehr gut, was mir besonders Spass macht und
auch von Vorteil ist (aber nicht nur). Morgen reise ich zurück nach S.J. Luricancho (herrlich!), um dann von
dort mit Weyler nach Huanúco weiter zu reisen. Seine Grosseltern leben dort und es soll sehr schön sein.
Vamos a ver. Soweit mein nächster Plan. Bis jetzt hat noch kein Plan lange gewährt.
Erst drei Wochen hier und schon ein halbes Buch geschrieben. Ausführlich wäre es auch ein ganzes geworden.
Wünsche euch allen eine schöne Zeit
Miguelito
Link zu all meinen Alben: https://picasaweb.google.com/home?hl=de&tab=mq
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