N&R Workaway 2019 - Die EuroVision geht weiter


Advertisement
France's flag
Europe » France » Aquitaine » Lacanau
March 28th 2019
Published: March 29th 2019
Edit Blog Post

Tag 20 – Ansichtsweisen, Schwimmen & Einbruchsaktion

Am nächsten Morgen standen wir um acht auf, aßen Haferflocken mit Obst und waren dann wie bestellt um neun zum Arbeiten bereit. Als erstes wollte uns Danièle jedoch alles zeigen. Sie hatte eine Liste für die Workawayjobs 2019 gemacht, und zeigte uns nun jeden einzelnen. Im Haus war viel zu tun. Sie hatte es von ihrem Vater geerbt, der es 1974 gekauft hatte. Nun renovierte sie alles mit der Hilfe von Workwayern, um es dann an Touristen zu vermieten. Sie selbst fühlte sich in der ausgebauten Garage sehr wohl und wollte hier bis ans Ende ihrer Tage leben. Es gab bereits den Plan für ein Tiny House, das sie irgendwann im Garten aufstellen wollte, damit eine Pflegekraft einziehen konnte.
Im Ferienhaus gab es noch eine Menge zu tun. Schleifen und spachteln, mit Glasfasern tapezieren und streichen. Außerdem musste eine Lampe angebracht und Türklinken und Schlösser ans WC angebracht werden. Es gab draußen auch noch einige Aufgaben rund ums Haus. Wir wollten ja am liebsten im Garten helfen, und da gab es auch eine lange Liste, auch wenn für sie eigentlich das Haus Priorität hatte. Sie erzählte uns auch viel von anderen Workawayern und zeigte uns Fotos von ihnen. Oh, war das nicht Anke? Anke und Jonas aus der Botnik waren hier gewesen! Die beiden hatten ja eine Fahrradreise nach Portugal gemacht. Witzig, wie klein die Welt doch war! 😊
Bevor wir mit dem Arbeiten begannen, wollte sie uns erst noch den Ort zeigen. Erst mal sollten wir uns aber noch kurz einen Tee machen, weil sie uns leider keinen Topf oder Wasserkocher gegeben hatte, und wir deshalb zum Frühstück keinen hatten machen können. Dann pumpten wir die Fahrräder auf und fuhren los. Sie zeigte uns den Bankautomaten, Mediathek/Kino, die Touristeninformation, den Supermarkt, die Bäckerei – die einzige, bei der dem Mehl kein Gluten zugesetzt wurde – sowie den Bioladen. Mmh, wir hatten eigentlich nicht unbedingt vor, einkaufen zu gehen, aber war ja nett, eine kleine Rundführung zu bekommen.
Dann begannen wir mit der Arbeit - wir durften uns aussuchen, was wir am liebsten machen wollten. Ich wollte gerne das gelieferte Holzgehäxelte vom Straßenrand aufs Grundstück fahren – ich mochte ja gerne Schubkarren. Sie lieh eine zweite Schubkarre von einem Nachbarn. Als wir die erste Fuhre wegbrachten, fiel uns auf, dass eigentlich nicht genug Platz für das Zeug war. So groß,
20190328_13543220190328_13543220190328_135432

Neben dem Hochbeet bereite ich einen Streifen für die Erbsen und Tomaten vor
wie der Haufen dort lag, nahm er über zehn Quadratmeter ein. Das würde doch gar nicht in die Ecke dort passen. Nach Rücksprache mit ihr entschieden wir dann, uns erst mal um die Hochbeete zu kümmern. Namid pflanzte die kleinen Kräuter daneben vorrübergehend in eines der Hochbeete und ich grub einen Streifen angrenzend an die Hochbeete um. Dann suchte ich das Unkraut raus, kofferte den Boden etwas aus und mischte die Erde mit etwas Lehm in Pulverform und Pferdemist in Pellettform, den Danièle in Deutschland bestellt hatte. Der Boden war hier sehr schlecht, alles Sand, und deshalb hatte sie sich Erde liefern lassen, der nun den obersten Horizont darstellte. Außerdem hatte sie sich auch 250 Regenwürmer aus Deutschland anliefern lassen, die ihren Kompost aufbessern sollten.
Danièle machte nach den ersten Minuten bereits ein Foto von uns bei der Arbeit. Später kam ein Nachbar vorbei, dem sie uns vorstellte, und auch gleich noch die Bedeutung von Namids Namen auf Französisch übersetze, die sie gegoogelt hatte. ^^
***Wechsel des Erzählers***
Zudem nahm sich Namid des Projektes an einen Erdbeerbaum umzupflanzen.
*Kommentar: Namid hatte sich mal wieder ein tollkühnes Projekt vorgenommen, das sich als deutlich langwieriger und anstrengender herausstellte
20190328_13543920190328_13543920190328_135439

Das Ausgraben wird wohl mal wieder eine langwierigeres Unterfangen... ;)
als erwartet, wie bei dem dicken Baumstamm, aber meiner Einschätzung nach wird es dieses Mal nicht gefährlich*
Es stellte sich leider heraus, dass es sich um ein älteres Exemplar handelte als erwartet. Große Wurzeln durchgruben die Erde zu Füßen des kleinen flachwurzelnden Baumes. Alsdann rief uns auch schon Daniele zu, wir mögen doch eine Pause machen und das Essen sei bald fertig. Auf dem Weg zum Essen; beim Wegbringen des Werkzeuges reparierten wir zudem eine Grabegabel mit einem durchaus passenden Nagel und waren sehr stolz auf uns. Es gab dann einen gelbgefärbten Reis mit Linsen oder so was und einen Salat mit viel Essig und auch einigen missfallenden Zwiebeln.
***Wechsel des Erzählers***
Die Zwiebeln waren übrigens sehr lecker, so eine Art selbstgemachte Onionrings, und wir hatten auch erfolgreich den Plan durchgeführt, dass ich mir erst die obere Schicht mit den vielen Zwiebeln auftat, und Namid dann den weitegehend zwiebelfreien Teil nehmen konnte. Danièle hatte das mit dem „diat requirement – allergic to onions“ irgendwie in seinem Profil überlesen, und dass ich Vegetarierin war hatte sie auch nicht gewusst, bis ich es erwähnt hatte. Namid musste dann aber auch zugeben, dass die knusprigen Zwiebeln ganz gut waren. 😉
20190328_14041620190328_14041620190328_140416

Leckeres gesundes Mittagsessen im Garten


Danièle erzählte uns viele Dinge. Ich fasse mal das Wesentliche zusammen. Danièle ist der Meinung, dass Franzosen ungebildet und unfähig seien. Sie hatte ja über zwanzig Jahre in Deutschland gelebt und Einsicht sowohl in das deutsche als auch in das Französische Schulsystem bekommen. Die Handwerker, die hier gearbeitet hatten, seien alle ohne Ausbildung gewesen, und die Workawayer dagegen meist qualifizierter für die Arbeiten. Sie regt sich über die Engstirnigkeit der Franzosen bezüglich beispielsweise der Glyphosatdebatte auf, und erwähnte dann beiläufig, dass sie auch erfolgreich einige Mimosenbäume sowie den Bambus und ebenfalls den Bambus ihres Nachbarn –der dessen Tod unwissend betrauerte - gekillt hatte. Außerdem war sie der Meinung, Mindestlohn sei sehr schlecht, weil der Arbeitgeber dann allen ohne weitere Verhandlung lebenslang diesen Lohn gäbe, und sich keine Gewerkschaften formen würden wie in Deutschland. Naja, viele „interessante“ Ansichten hatte sie da…

Wir hatten jetzt frei – nach nur einer guten Stunde Arbeit, aber es war ja schon Essenszeit gewesen. „So, was ist denn nun unser Plan? Wollen wir ein bisschen Fahrrad fahren und dann an den Strand oder so?“, fragte ich. „Ich will einen Plan haben“, meinte Namid. „Hä?“ Verwirrter Blickwechsel und Lachen folgte. „Hä?“ Namid wollte einen Übersichtsplan
20190328_17083620190328_17083620190328_170836

Da sind viele Bienenvölker im Wald
von der Gegend haben. Aber das war ja auch schon mal ein Plan, diesen Plan zu besorgen. ^^
Danièle meinte noch, wir sollten noch einkaufen, bevor die Läden schlossen. Oh, anscheinend bekamen wir hier nur Mittagsessen? Naja, wir radelten in den Ort zu Carrefour, um Brot zu kaufen. Am Ende kauften wir dann aber doch Nudeln und Basilikumpesto. Und eine leckere Lindt-Schokolade mit Zitronenfüllung, die gerade im Sonderangebot war. Dann fuhren wir Richtung Wald. Es war eigentlich gar nicht so warm, und Namids Hut war auch überflüssig. „Wollen wir vielleicht noch mal kurz nach Hause fahren, dann können wir auch das Brot wegbringen“, schlug ich vor. „Was für ein Brot?“ „Haben wir kein Brot?“ „Nein“ „Nicht? Oh stimmt, wir haben kein Brot. Naja, dann halt die Nudeln…“ 😉 Machten wir dann aber auch nicht.
Einen Plan hatten wir auch nicht, weil die Touristeninformation heute exceptionellement geschlossen hatte. Also fuhren wir etwas planlos los durch den Kiefernwald. Schließlich trafen wir dann vor dem Campingplatz – übrigens genau dem, zu dem Namid ursprünglich auch mal hatte fahren wollen – auf einen Fahrradweg samt Karte. Ach, wir fuhren einfach mal ein bisschen geradeaus, bis zu dieser Maison Forrestière, von der Danièle erzählt hatte. Das war dann aber nur eine zugewucherte mit Grafitti besprühte Scheune, nicht das alte Landhaus mit funktionstüchtigem Badezimmer für die im Sommer hier campenden Jugendgruppen, wie sie beschrieben hatte. Naja, es war vielleicht schon eine Weile her, dass sie zuletzt hier gewesen war. Es gab hier aber eine Menge Bienenkörbe. Wir setzen und kurz auf den Boden und aßen ein Stück Schokolade. Dann fuhren wir zurück, bis zu unserem Strand, diesmal ein Aufgang weiter. Heute waren sogar ein paar mehr Leute dort.
Und nun ab ins Wasser! Ich konnte Namid tatsächlich überzeugen, ins Wasser zu gehen, in dem ich ihm ein Stück Schokolade danach versprach. Laut Danièle hatte das Wasser so 14 °C, das kam wahrscheinlich ganz gut hin. Aber mein Trick funktionierte eigentlich mal wieder ganz gut. Erst der Wille, zu schwimmen, weil das Meer toll aussah und die Sonne schien, dann hineinlaufen, nicht anhalten, abbremsen aber erlaubt, kurz innehalten, dann ab ins Wasser und schnell schwimmen schwimmen schwimmen, damit es warm wurde und dabei bis dreißig zählen, um sich abzulenken. Wenn man das geschafft hatte, war es sicher nicht mehr schlimm kalt. Namid konnte ich leider nicht von der Durchführung meines das-Wasser-ist-nicht-zu-kalt-Rituals überzeugen, aber er wurde immerhin fast überall nass, das zählte schon für Schokolade. ^^
Dann aber schnell wieder raus, Schokolade im Gehen und ab nach Hause unter die heiße Dusche. Danièle hatte uns auch den Ofen angemacht, wobei das Holz meine ich noch zu nass war, denn es wollte einfach nicht richtig brennen, und wir mussten auch eine Weile lüften, weil es schon recht verraucht roch. Dann aßen wir erst mal unsere Nudeln. Ich setzte mich aufs Sofa zum Blogschreiben, und Namid schlief solange schon mal ein bisschen.
Um zehn war dann Keks-Zeit, und danach wollten wir nochmal zum Wlan laufen. Danièle hatte nämlich keins. Als wir zum Gartentor kamen, fiel uns auf, dass sie uns den Schlüssel noch nicht gegeben hatte. Nachts schloss sie es nämlich immer ab. Naja, dann mussten wir wohl drüberklettern. Das Tor war so eineinhalb Meter hoch, aber das Rüberklettern gestaltete sich dann als deutlich einfacher als gedacht. Dann liefen wir in den Ort. Danièle hatte gesagt, dass in der Touristinfo immer Wlan war, und man dort auch reingehen konnte. Und das war auch so. Der Vorraum war geöffnet, und so konnten wir uns dort mit meinem Laptop auf den Boden setzen und ein paar Sachen erledigen. Als wir wieder nach Hause kamen hofften wir, dass niemand der Nachbarn uns beobachtete, wie wir in unser „Zuhause“ einbrachen. Aber ich glaube, zu der Uhrzeit schliefen schon alle. ^^

Advertisement



Tot: 0.628s; Tpl: 0.015s; cc: 11; qc: 47; dbt: 0.4068s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.2mb