Und erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt…


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Asia » Thailand » Northern Thailand
September 1st 2009
Published: October 11th 2009
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English translation coming soon...

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>>>>>>>>>>>>> Anmerkung: Sollte dieser Eintrag an gewissen Stellen ein wenig respektlos gegenueber bestimmten Personen erscheinen, dann bitte ich dies zu entschuldigen. Es ist nicht meine Absicht, Menschen zu verurteilen, aber es faellt mir schwer, gaenzlich objektiv zu schildern, was ich in meiner Zeit in Wat Thaton erlebt habe 😊 <<<<<<<<<<<<


Bereits frueh am Morgen habe ich mich auf den Weg zum Bahnhof gemacht um dort den richtigen Bus zu finden, der mich von Chiang Mai nach Thaton und somit zum Meditations-Center ins Wat Thaton bringen sollte. Schnell habe ich gemerkt, dass die oeffentlichen Busse wohl eher selten von Touristen genutzt werden. Es war aeusserst schwierig jemanden zu finden, der mir mit ein paar Brocken Englisch weiterhelfen konnte. Eine Weile wurde ich von einem Bus zum naechsten geschickt um dort erneut mit einem Grinsen und einem Kopfschuetteln zurueck verwiesen zu werden, sodass ich am Ende am gleichen Bus ankam, wo ich angefangen hatte. Das Ganze natuerlich zur Freude vieler Thais, die sichtlich amuesiert waren ueber die Verwirrtheit einer mueden, unwissenden Weissen, die nach ein paar Wochen in Thailand immer noch nicht viel mehr als “hallo”, “bitte” und “danke” auf Thai sagen konnte! (Recht
haben sie!) Aber irgendwann war es soweit und ich bin in einen klapprigen Metallhaufen namens Bus geklettert um dort einen Fensterplatz zu ergattern, da ich schon vermutet hatte, dass man ohne Luftzug wohl vor Waerme umkommt. Und auch das fanden die Thais wieder spannend; wahrscheinlich weil sie sehen wollten, wie ich mich in dem ueberfuellen Bus anstelle, in dem man so viel Beinfreiheit hat wie in einem Ryan Air Billigsitz. Habt ihr Euch schon mal in einem Schrank versteckt? Ihr wisst schon... reinsetzen, Beine anwinkeln und dann gekruemmt ausharren, bis die Luft rein ist um von Kraempfen geplagten mit eingeschlafenen Beinen wieder herauszuklettern...?? Die Busfahrt war ein aehnlich spannendes Erlebnis und dass, obwohl meine Beine schon etwa 20cm kuerzer sind als die des deutsche Durchschnitts. Nicht zu unterschaetzen ist auch, dass die kleinen Sitzbbaenkchen urspruenglich fuer 2 asiatische Persoenchen konstruiert wurden, man das aber in Thailand nicht ganz so ernst nimmt, da jeder Fahrgast Geld bringt! Also wird gestopft, bis der Bus aus allen Naehten platzt. Somit sassen wir zwischenzeitlich mal zu dritt und sogar zu viert (!) auf einer Bank. Aber was heisst hier sitzen... eigentlich habe ich eher festgesteckt, wenn ich es recht bedenke. Das war jedoch ganz gut so, denn da der Busfahrer wohl in seinem frueheren Leben ein Formel 1 Fahrer war, konnte ich wenigstens nicht hin und her geschuettelt werden.

Angekommen in Thaton, konnte ich schon vom Dorf aus den Tempel auf einem Berg sehen. Es sah wirklich toll aus - eine riesige, weisse Buddha-Statue ragte auf einer Ebene empor. Eine Ebene hoeher konnte ich eine grosse Stuppa sehen und ein paar Meter daneben, eine weitere Tempelanlage. Ich war echt gespannt und hatte ehrlich gesagt ganz schoenes Herzklopfen. So gut es ging habe ich versucht, ohne grosse Erwartungen an die Sache zu gehen, aber ihr koennt Euch sicher vorstellen wie das ist, wenn man kurz davor ist, 10 Tage freiwilliger Isolation zu verbringen. Da macht man sich doch den einen oder anderen Gedanken! Ausserdem hat man ja auch insgeheim den Wunsch, danach als besserer Mensch wieder aus dem Tempel zurueck zu kehren!

Bereits an der Bushaltestelle hat mich Ratha begruesst, der Moench, mit dem ich die naechsten Tagen im Tempel verbringen wuerde. Zu meiner Verwunderung hatte ich noch Zeit im Dorf Mittag zu kaufen, obwohl ich mich schon darauf eingestellt hatte, nach 12 Uhr nichts mehr zu essen. Aber ganz so streng war es dann wohl doch nicht mit den ganzen Regeln. Direkt nach dem Essen ging es dann hinauf zum Meditationszentrum. Da glaubt man, dass Moenche die Ruhe in Person sind und alles besonders bedacht und langsam machen... mh... also Ratha ist bei 30 Grad Hitze den Berg zum Tempel hinauf gerannt und ich voellig ausser Atem hinterher. Waehrend dessen hat er mir seinen kompletten Lebenslauf erzaehlt - aber nicht nur einmal, sondern drei mal! :-) In der Meditationshalle angekommen, war ich echt sprachlos. Die Aussicht von der Terasse war einfach gigantisch und die Halle riesig. Auch das Abbild eines Gottes mit den schuetzenden 7 (oder waren es 9??) Schlangenkoepfen aus Gold war mindestens 6 Meter hoch und echt beeindruckend. Ich hatte erwartet, dass es noch weitere Teilnehmer geben wuerde. Aber wie sich schnell herausstellte, war ich die Einzige. Im ersten Moment war mir bei der Vorstellung etwas komisch zu Mute, aber da ein Moench ja gemaess der strengen Regeln keine Frau beruehren darf, habe ich mich zunaechst gut aufgehoben gefuehlt.

Nach einer Einweisung und einem kurzen Rundgang hat mich Ratha dann zu meinem Bungalow weiter oben auf dem Berg gebracht. Ich wusste schon, dass ich keinen Luxus erwarten durfte, also war ich mit der Bleibe mehr als zufrieden. In einer Ecke lagen ein paar Decken und ein Kissen, die ich zur Schonung meiner Wirbelsaeule alle uebereinander gestapelt und mir so ein gemuetliches Nachtlager gebaut habe. Ausserdem gab es ein Klo (natuerlich ohne Spuelung) und einen grossen Wasserkuebel, den ich mit kaltem Wasser auffuellen und zum Spuelen, Waschen und Zaehneputzen nutzen konnte. Im Grossen und Ganzen war der Bungalow sogar sauberer als manch andere Unterkunft, die ich waehrend meiner Reise so gehabt habe.

Wenig spaeter zurueck im Zentrum begann auch gleich meine erste Lektion in Sachen Vipassana-Meditation, was soviel heisst wie Einsichts-Meditation. Vipassana bezeichnet naemlich die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale

* Anicca - Alles ist vergaenglich und nichts von ewigem Bestand. Alles ist dem Wandel unterworfen
* Dukkha - Alles ist dem Leiden unterworfen.
* Anatta - Alle Dinge und Phaenomene sind ohne eigentlichen Wesenskern. Es exitistiert kein getrenntes Ich und keine ewige Seele.

Durch bestimmte Praktiken (Sitz- und Stehmeditation) ist dies ein Weg, um das durch Nichtsehen und Verblendung verursachte Leiden zu ueberwinden bzw. im Leben die Befreiung des Nirwana zu erlangen, so sagt es zumindest der Buddhismus. Das Ganze hoert sich wahnsinnig kompliziert und komplex an. Das ist es auch und ich habe ein paar Tage gebraucht, um ueberhaupt die groben Zusammenhaenge wirklich zu erfassen. Nach meinen ersten Versuchen im Meditieren gab es dann eine umfassende Einleitung von Ratha. Ich hatte das Gefuehl, dass er schon monatelang mit keinem mehr gesprochen hatte und somit ein wahnsinniger Redebedarf von seiner Seite aus bestand. Da ich mich eigentlich darauf eingestellt hatte, die Tage mehr oder weniger schweigend zu verbringen, war ich doch eher erstaunt darueber, wie viel wir gesprochen haben. Naja, um ehrlich zu sein war es eigentlich fast ein Monolog von Ratha und ich dachte bereits am ersten Abend, dass dieser nie vergehen wuerde. Er hat einfach nicht mehr aufgehoert, theatralische Reden zu schwingen und ueber den Sinn des Lebens zu philosophieren. Laut Ratha sind wir alle nur Masken und nicht wir selbst, weil wir Zielen nacheifern, die wir uns nicht selbst setzten etc. An dem Abend bin ich total kaputt und ausgelaugt auf meine Decke gefallen und habe geschlafen wie ein Baby, bis mich der Morgengong der Moenche gegen 4:30 Uhr geweckt hat.

Nach einer kurzen Kaltwassererfrischung hat mein zweiter Tag kurz vor 6 Uhr mit der ersten Meditation des Tages begonnen. Nicht besonders einfach, wenn man noch ziemlich muede ist und dann mit geschlossenen Augen einfach nur sitzt. :-) Ich hatte echt Angst, jede Sekunde einzuschlafen! Gegen 7 Uhr gab es dann Fruehstueck. Eigentlich haben Fruehstueck und Mittag immer zu meinen Lieblingsbeschaeftigungen des Tages gehoert, auch wenn Ratha wie ein (entschuldigt mein Deutsch) Schwein geschmatzt und geruelpst hat. Aber waehrend des Essen ist die Zeit, die sonst still zu stehen schien, wenigstens ein bisschen schneller vergangen.

Nach dem Essen ging es wieder ans Meditieren. Am Anfang hat es mir noch Spass gemacht, mich im 20 Minuten Takt auf nichts anderes als auf das Heben und Senken meiner Bauchdecke zu konzentrieren und mich so ganz der neu erlernten Meditationstechnik hinzugeben. Aber spaetestens am dritten Tag war ich “ueberentspannt” und hatte das Gefuehl, dass die Meditation die Uhr noch langsamer ticken liess. Das Lustigste war immer, als ich einer Meditationseinheit fertig war. Dann hat Ratha mir naemlich immer vorgeschlagen, ich solle mich doch ein wenig entspannen! :-) Entspannen? Von was denn? Ich war so entspannt wie nie zuvor in meinem Leben und wusste vor lauter langer Weile irgendwann nicht mal mehr, worueber ich noch nachdenken sollte. Aber ich habe schnell festgestellt, dass es mir lieber war, die Zeit mit mir selbst zu verbringen als mit meinem Moench, der waehrend ich vor mich hin vegetiert (ups... ich meine natuerlich meditiert) habe, regelmaessig ein Schlaefchen in irgendeiner stillen Ecke der Halle gehalten hat. Keine Ahnung wie man so viel schlafen kann?!? Aber wenn Ratha denn dann mal wach war und mit dem Redeschwall losgelegte, gab es kein Entkommen mehr.

Ich will ja wirklich nichts Schlechtes sagen, aber ich habe leider waehrend der Zeit im Tempel ziemlich den Respekt vor den Moenchen verloren. Bevor ich nach Wat Thaton gekommen bin, hatte ich geglaubt, dass eine orangene Robe fuer etwas „Hoeheres” steht und habe jeden bewundert, der sich den strengen Regeln freiwillig unterwirft und ein Stueck seiner Lebensfreiheit zu einem gewissen Grad aufgibt. Aber leider musste ich schnell lernen, dass es auch Moenche gibt, die sich hinter der Uniform lediglich verstecken, weil sie vor dem Leben davon laufen. In meinen Augen gehoert Ratha eindeutig zu dieser Sorte. Dass er beispielsweise zwei Handys und einen Laptop sein Eigen nannte, konnte ich ja vielleicht noch verstehen, denn schliesslich will man ja auch als Moench nicht ganz vom Leben abgeschnitten sein, obwohl man dies eigentlich sollte, wenn man bei der Ordination zum Moench gelobigt, nach den strengen Regeln zu leben. Aber ziemlich verwirrend fand ich, dass er mir mehr als einmal davon vorgeschwaermt hat, wie toll es doch ist, dass man als Moench kosten- und logiefrei leben kann! Fuer Unterkunft und Essen zahlt man also keinen Cent. Aber halt! Habe ich da etwas falsch verstanden? Sollte er das vor mir so deutlich als Vorzuege hervorheben? Ist nicht die Idee dahinter eine ganz andere? Naemlich, dass Moenche keine Besitztuemer (somit auch kein Geld) haben duerfen und demnach auf die Spenden der Bevoelkerung angewiesen sind. Da sie keiner Arbeit nachgehen, haben sie viel Zeit sich ausschliesslich dem Beten und dem Aneignen eines umfassenden Wissens hinzugeben, welches sie wiederrum mit der normale Bevoelkerung teilen, die dafuer mit Lebensmitteln etc. in Form von Spenden dankt. Aber lassen wir das... schliesslich ist Ratha nicht mal morgens mit den anderen Moenchen ins Dorf gegangen um die taeglichen Almosen zu empfangen, obwohl dies ganz eindeutig zu einer seiner Ordensregeln gehoert.

Aber noch suspekter als das eine oder andere Luxusgut von Ratha waren mir seine Lehrmethoden. In den ersten Tagen hat er begonnen, mich in die Heilpraktiken der Reflexzonenmassage einzuweihen. Anfaenglich war ich begeistert davon, etwas darueber zu lernen und es war angenehm, so viel Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen. Er sass manchmal minutenlang da und hat, gemaess seiner Erklaerung, meine verschiedenen Chakren geoeffnet um Energie ungehindert fliessen zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich gar nicht mehr daran gedacht, dass es fuer einen Moench eine Suende darstellt, waehrend seines Zoelibats den Koerper einer Frau zu beruehren. Als er dann allerdings Stellen meines Koepers beruehrt hat, die mir sichtlich unangehm waren und die nach meiner Auffassung auch nichts mehr mit meinem Energiefluss zu tun hatten, geriet die Harmonie zwischen uns mehr und mehr ins Schwanken. Ausfuehrliche Reden darueber, dass er immer noch sexuelle Phanatien hegt und oft daran denkt, die Robe niederzulegen um wieder mit Frauen Sex zu haben, haben dazu gefuehrt, dass ich mich taeglich unwohler gefuehlt habe. Um meine Unsicherheit zu verstecken, habe ich seine Loyalitaet zum Buddhismus immer wieder hinterfragt und an der einen oder anderen Stelle meine Kritik geaeussert, besonders auch was die merkwuerdigen Beruehrungen anging. Das hat dann dazu gefuehrt, dass wir am 6. Tag kein Wort mehr miteinander gesprochen haben, weil er meinte, ich waere einfach nicht reif genug fuer seine Lehrmethoden. Ich war eigentlich drauf und dran, meine Sachen zu packen und zu gehen, aber ich hatte mir fest vorgenommen, die Tage durchzuhalten und nicht fruehzeitig abzubrechen. Also bin ich geblieben um zu sehen, wie das Ganze weitergehen wuerde. Ausserdem war ich inzwischen ein Meister darin geworden, die Zeit allein auf der Terasse vor dem Tempel zu verbringen, ins Dorf hinunter zu starren und mir Gedanken ueber mich und mein Leben zu machen. Und jeder Tag mit Ratha hat mir mehr und mehr gezeigt, dass ich doch wirklich ein ganz normaler Mensch mit Fehlern bin, es aber doch viel schlimmer sein koennte ;-)

Am 7. Tag gab es dann einen Lichtblick fuer mich, denn ein Hollaender hatte sich angekuendigt, der ebenfalls zum Meditieren in den Tempel kommen wollte. Ich habe den Nachmittag und somit sein Erscheinen so herbeigesehnt. Und als Peter dann ploetzlich da war, war ich gluecklich wie ein kleines Kind. Peter war die Ruhe in Person und mir mit seinen 50 Jahren an Weisheit schon um einiges voraus. Bereits am Ende seines ersten Tages war er ziemlich erschoepft von Ratha und hat mir seine Bewunderung darueber ausgesprochen, dass ich schon so viele Tage allein mit ihm ausgehalten hatte. Das hat mich irgendwie stolz gemacht!

Am Morgen darauf haben Peter und ich zusammen meditiert. Das war gleich ganz anders und irgendwie viel aufregender als bisher. Als nach dem Fruehstueck noch kein Zeichen von Ratha war, hat mir Peter gesagt, dass er gern zum grossen Tempel wandern moechte um dort ein bisschen Zeit zu verbringen. Ich hatte mich bisher nicht getraut, allein im Wat herum zu laufen, da Ratha meinte, dass ich das lieber nur mit ihm machen sollte. Aber Peter, der schon vor 4 Jahren in Thaton zum meditieren war, sagte, dass es kein Problem sei. Ich hatte das Gefuehl, er wuerde Ratha irgendwie noch weniger respektieren als ich. Obwohl er am ersten Abend sehr freundlich zu ihm war. Also sind wir wenig spaeter zusammen zur Stuppa gelaufen und haben uns dort ein bisschen Zeit verbracht. Viel allerdings nicht, denn ploetzlich kam Ratha wie der Blitz angelaufen um Peter sehr unsanft anzufauchen, warum er nicht in im Meditationszentrum waere, schliesslich hatten die beiden um 9 Uhr einen Termin gehabt. Dann fiel es mir auch ploetzlich wieder wie Schuppen von den Augen, dass er am Vorabend gesagt hatte, dass die beiden um 9 Uhr zum Dharma-Talk verabredet waren. Mein Herz hat sich ueberschlagen und in dem Moment hatte ich wirklich ein schlechtes Gewissen. Ganz anders aber Peter, der nur ganz trocken meinte, dass es ihm leid tue, aber er wohl einfach nicht mehr richtig zugehoert hat am Vorabend. Ratha haette einfach so viel gesprochen, dass es fuer ihn schlicht zu viel war. Ich konnte mir in dem Moment mein Grinsen nicht verdruecken! Nie im Leben haette ich mich getraut, das so zu sagen! Was allerdings danach folgte, damit hatte ich nie im Leben gerechnet...

Dass Ratha naemlich an dem Morgen nicht in der Meditiationshalle war, hatte einen Grund. Der Abt des Klosters hatte ihn zu einem Gespraech geladen um zu verkuenden, dass er das Meditationszentrum in den letzten 6 Monaten beobachtet hatte und ihm nicht gefiehl, wie die Dinge liefen. Er meinte, dass Ratha nicht genug Verantwortung uebernimmt um die Teilnehmer richtig zu leiten. Angeblich wusste Ratha das auch schon, da er vor eben diesen 6 Monaten ein Vor-Gespraech hatte, in dem man ihm mitteilte, dass er seine Einstellung und Arbeitsweise aendern muesste um weiterhin dort als Meditationslehrer zu arbeiten. Als Peter und ich uns an diesem Morgen auf den Weg zur Stuppa gemacht hatten, haben wir nicht bemerkt, dass wir gesehen wurden von irgendjemandem, der daraufhin direkt beim Abt angerufen hatte um mitzuteilen, dass die beiden Meditationsstudenten alleine im Tempel herumliefen ohne Auffsicht. Und dieser Anruf kam genau dann beim Abt an, als Ratha gerade dort war. Das war dem Abt dann wohl zu viel und er hat beschlossen, dass das Meditationszentrum sofort bis auf weiteres geschlossen wird!

Und da stand Ratha nun also vor uns um uns zu verkuenden, dass wir sofort unsere Taschen packen und den Tempel verlassen muessen. Ich wusste in dem Augenblick nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Irgendwie war ich enttaeuscht, dass ich die 10 Tage nun doch nicht vollstaendig durchgehalten hatte, auf der anderen Seite konnte ich nicht erwarten, zurueck in die Freiheit zu kehren! Aber da wir sowieso keine Wahl hatten, gingen wir wortlos zurueck zu unseren Bungalows um unsere Sachen zu holen. Irgendwie hatte ich ein bisschen erwartet, dass ich noch irgendeinen Kommentar zum Abschied von Ratha bekommen wuerde, aber dem war nicht so. Er hat nur noch das Noetigste gesagt und sah natuerlich auch ziemlich niedergeschlagen aus. Schliesslich war ja er es, der versagt hatte. Also habe ich noch ein letztes Mal die Initiative ergriffen und ihn gefragt, ob es ihm gut gehe und ob er wuesste, was er jetzt machen will. Seine Antwort hat mich nicht sonderlich ueberrascht. Er teilte mir mit, dass er wohl jetzt erst mal ein paar Wochen darueber nachdenken muesste, wie es weiter geht, aber dass er wahrscheinlich die Robe niederlegt um zurueck zu kehren ins normale Leben. Und dabei wuensche ich ihm wirklich von ganzem Herzen Glueck, denn ich glaube, das wird er brauchen! Denn auch das „normale” Leben erfordert jede Menge Ehrgeiz und ist nicht immer ein Zuckerschlecken.

Und das war es dann also... das Ende meiner Zeit im Wat Thaton. Peter, der verstaendlicherweise ein wenig sauer darueber war, dass er fuer nicht mal 24 Stunden extra nach Nordthailand gekommen war, hat sich recht schnell damit abgefunden und den Rauswurf akzeptiert und versucht sogar postiv zu sehen! Und weil wir uns so toll verstanden haben und irgendwie ganz auf einer Welle waren, haben wir den Tag noch zusammen in Fang (einem Ort ganz in der Naehe) verbracht. Es war wirklich faszinierend, denn nur dieser eine Tag mit ihm hat dazu gefuehrt, dass ich so viel mehr ueber mich selbst und ueber das Leben gelernt habe, als ich den ganzen 8 Tagen zuvor, wo ich es eigentlich erwartet hatte. Wir sassen den ganzen Tag in einer kleinen Bar, haben zusammen gegessen und ueber das Leben philosophiert. Er hat mir soviel ueber sich selbst erzaehlt und mir damit die Augen geoeffnet, was meine eigenen Zweifel angeht. Und dafuer bin ich ihm so dankbar, denn ich habe verstanden, dass ich manchmal einfach nicht zu viele Ansprueche an mich selbst stellen darf, denn niemand ist perfekt und das Leben kommt oft anders als erwartet! Man muss sich dem Ganzen nur stellen und nicht versuchen, davor davon zu laufen, wenn mal nicht alles rosarot ist! Und wahrscheinlich ist man am Ende viel stolzer auf sich selbst und viel wichtiger eigentlich... nur so kann man ueberhaupt man selbst sein!

Und was den Buddhismus und die Meditation bis hin zur Erleuchtung angeht, ist mir klar geworden, dass es wirklich interessant ist, darueber etwas zu lernen. Aber sich von allen Emotionen zu loesen, heisst nicht nur Hass, Gier und andere negative Gefuehle abzustellen, sondern auch auf die tollen Momenten im Leben voller Glueck und Freude zu verzichten. Und ich habe beschlossen, dass mir diese besonderen Augenblicke im Leben einfach zu wertvoll sind, als sie fuer die schlechten aufzugeben!

P.S.: Fotos gibt es vom Tempel leider fast keine, da das Fotografieren ja verboten war.


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