Lombok: "excuse me sir can I practice my english" oder das "andere Kuta"


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November 14th 2016
Published: November 15th 2016
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Von Nusa Lembongan fahren wir mit dem Schiff etwa zwei Stunden nach Lombok. Dafür müssen wir zunächst mit einem völlig überladenen kleinen Boot durch die Meeresenge zwischen Nusa Lembongan und Nusa Ceningan schippern, da unser "großes Boot" zu tief liegt, um dort anzulegen. Allerdings ist unser kleines Boot auch so voll, dass erstmal alle Einheimischen versuchen uns anzuschieben, weil wir nicht vom Fleck kommen. Letztendlich können wir nur ablegen, weil alle Passagiere in den vorderen Teil des Schiffes gehen und so das Gewicht etwas besser verteilen. Mitten auf dem Wasser steigen wir dann um auf das Boot, das uns nach Lombok, die noch etwas unbekanntere muslimische Nachbarinsel von Bali bringt. Im unteren Bereich des Bootes gibt es eine- dank Klimaanlage völlig unterkühlte- Kabine mit Fernsehern und allem möglichen Schnickschnack, aber man kann auch oben sitzen. Hier sitzt man allerdings auf einfachen Sitzkissen auf dem Boden und muss sich gegen ein Gitter lehnen, dafür hat man Platz, Fahrtwind und vor Allem: Aussicht. Links von uns schiebt sich Bali vorbei, ab und zu sind in der Ferne Delfine zu sehen und kurz bevor wir auf Lombok an der Nordwestküste anlegen kann man auch die drei klitzekleinen Gillis (Inseln) Gilli Terawangang, Gilli Air und Gilli Meno erkennen, die der neue Hotspot Indonesiens sein sollen. Wir haben ein Paar aus Sachsen-Anhalt kennengelernt, mit denen wir uns ein Taxi nach Kuta teilen, denn unsere erste Station auf Lombok liegt leider nochmal zwei Fahrstunden entfernt im äußersten Süden des Landes, also just in der Richtung aus der wir gerade gekommen sind. Während an der Westküste bereits viele große Resorts und eher gehobene Unterkünfte liegen, soll der Süden noch recht unberührt und ursprünglich sein, etwa so wie Bali vor 30 Jahren. Außerdem soll es hier die schönsten Strände geben. Bereits auf der Fahrt offenbaren sich die Gegensätze zwischen Lombok und seiner Schwesterinsel Bali. Es herrscht viel weniger Verkehr, die Straßen sind in hervorragendem Zustand und statt der abertausenden hinduistischen Tempel am Straßenrand sind ab und zu die Türme einer Moschee zu erkennen. Ansonsten scheint Lombok auch nicht so dicht besiedelt zu sein wie Bali. Wir fahren die Küstenstraße entlang, an der sich die Strände wie Perlen an einer Schnur aneinanderreihen. Kuta gibt es auch auf Bali, dort ist jedoch Kuta nur ein anderes Wort für den Ballermann der Australier, die hier zuhauf Urlaub machen und Partys feiern, Surfen und Saufen. Während sich in dem anderen Kuta Resorts und Hotelbunker aneinanderreihen, Ist "unser Kuta" ein verschlafenes Nest aus wenigen Straßenzügen. Wir haben einen sehr günstigen Homestay gefunden, der wirklich super schön ist und nur 5 Gehminuten vom Kuta Beach entfernt liegt ( wie quasi fast jedes Haus in diesem Ort). Dorthin zieht es uns auch als erstes. Kuta liegt in einer sehr netten Bucht und ein vergleichsweise sauberer Strand zieht sich hier bestimmt einen Kilometer weit. Am heutigen Sonntag ist er voll von Einheimischen, die hier baden und picknicken. Der Strand ist berühmt für seinen Kugelsand, und tatsächlich besteht der Kuta Beach aus lauter minikleinen Sandkugeln. Faszinierend, allerdings macht dieses Phänomen einen Strandspaziergang nicht ganz so angenehm, wie an einem komplett feinsandigen Strand. Etliche Kinder kommen zu uns und fragen nach einem Foto (ich vermute hauptsächlich wegen Dennis' blonder Haare) und wollen ihr Englisch mit uns üben. Dabei sind sie teilweise zauberhaft höflich, geben uns zur Begrüßung die Hand und lesen von einem mitgebrachten Zettel vor "excuse me Sir, can I practice my english with you?" . Als Dennis zustimmt kommen reihum ein paar weitere Fragen von verschiedenen Zetteln, es wird viel gekichert und am Ende brauchen sie auch wieder ein Beweisfoto und zum Dank werden wieder etliche kleine Hände geschüttelt. Ich tippe mal , es ist eine Art Hausaufgabe von der Schule.

Den Resttag verbringen wir damit unsere Weiterreise zu planen, das heißt vorallem eine vertrauenswürdige Trekkingagentur für unsere geplante Vulkanbesteigung zu finden und eine anschließende Unterkunft auf den Gillis vorzubuchen da bei den meisten Trekkingtouren der Weitertransport in die nächste Unterkunft inklusive ist.

Was uns auf jeden Fall auffällt, ist das hier alles nochmal ein Stückchen günstiger ist als auf Bali oder Nusa Lembongan. Für ein Essen im Warung, und es schmeckt köstlich hier, zahlen wir nur etwa 2-3 Euro (vegetarisch wird es noch günstiger) und ein frischgepresster Saft kostet manchmal nur 60 Cent. Eine frische Kokosnuss am Strand gibt es auch für unter einem Euro.

Am Folgetag leihen wir uns einen Roller und fahren in die Umgebung. Hier soll es, im Umkreis von nur rund 30 km nach Osten und Westen, drei der schönsten Strände von Lombok geben. Aber allein die Fahrt durch das wunderschöne, nur dünn besiedelte, Hinterland ist die Reise wert. Es ist hier sehr hügelig und so hat man ständig irgendwo eine wahnsinnige Aussicht, entweder in die grüne Ebene oder auf eine tolle Bucht. Zuerst fahren wir zum Selong Belanak Beach, etwa 28 km von Kuta. Hier, in einer kilometerweiten Bucht mit weichem weißen Sand rollen die Wellen so langsam an, dass hier alle Surfanfänger zum ersten Mal auf die Bretter gestellt werden. dementsprechend ist es zumindest an dem Strandabschnitt, an dem sich ein paar Sonnenschirme, Warungs und Surfschulen befinden recht voll im Wasser. Aber nur 100 Meter weiter kann man ganz für sich baden. Wir werden natürlich auch angesprochen, ob wir nicht surfen wollen, haben uns dies aber für morgen vorgenommen. Hier gibt es übrigens auch wieder Krebse, diesmal sind sie fast durchsichtig und wuseln in Scharen über die leeren Strandabschnitte. Ich bin total fasziniert. Nach einem kurzen Bad fahren wir dennoch weiter, denn unser heimlicher Favorit war schon auf den Fotos, die wir gesehen hatten, der Mawun Beach. Der liegt auf unserem Rückweg und ist wirklich wunderschön. Eine kleine, fast geschlossene Bucht mit glasklarem Wasser und sehr wenigen Besuchern. Unter einem riesigen Mangobaum, direkt am Strand, findet man Schatten, ab und zu wird man von einem geschäftstüchtigen Einheimischen (leider auch einigen Kindern, Zitat eines Zehnjährigen als Dennis ihn fragt ob er einen Fussball hat: "I don't like to play, I like to work"!!) zu einer frischen zuckersüßen Ananas oder einem frisch gegrillten Maiskolben überredet, der Sand ist wunderbar weich und das Wasser erfrischend kühl. So muss sich das Paradies anfühlen. Als wir am späten Nachmittag aufbrechen, um noch den dritten Strand anzusehen, der jedoch östlich von Kuta liegt, ziehen bereits dunkle Wolken auf. Wir schaffen es noch trockenen Fußes zum Tajung Aan Beach, wo gerade ein Fischer seine Netze einholt. Auch dieser Strand ist wirklich toll, aber kommt doch nicht an den Mawun Beach heran. Auf Grund eines nun anrollenden Gewitters geben wir auf dem Rückweg nochmal Gas, werden aber trotzdem von einem fiesen und heftigen Platzregen erwischt. Angeblich soll es hier auf Lombok in der Regenzeit jeden Tag regnen.

Für unseren letzten Tag in Kuta haben wir einen Surflehrer gebucht. Coco holt uns nach dem Frühstück ab und wir fahren wieder an den Selong Belanak. Hier bekommen wir ein Funktionsshirt als Schutz gegen die Sonne und nach ein paar Trockenübungen geht es ins Wasser. Obwohl wir beide zum ersten Mal auf dem Surfboard stehen, klappt es schon ganz gut. Dazu muss man sagen, dass das Stehen der Wellen zwar nicht ganz einfach ist aber die wahre Herausforderung darin besteht, den richtigen Augenblick abzupassen, mit beiden Armen loszupaddeln und dann genau auf der Welle aufzustehen. Hier hilft uns Coco ganz erheblich, indem er uns einfach noch einen kleinen Stoß mitgibt und uns im genau richtigen Augenblick anweist, aufzustehen. Ohne seine kleine Starthilfe tun wir uns noch etwas schwer, sind aber zum Glück bei Weitem nicht die untalentiertesten Surfanfänger hier. Der Holländer neben uns wird von seinem Surflehrer eigentlich ständig nur ausgelacht und nachdem die Surflehrer untereinander immer darum wetten, welcher Surfschüler die nächste Welle am längsten fahren kann, beschert Dennis' "Leistung" unserem Coco zwei kleine Bier. Es macht super viel Spaß, ist aber auch sehr anstrengend und auch nicht ganz ungefährlich, da hier einfach zu viele Surfschüler auf einem Haufen zusammen üben. Einmal werde ich von besagtem Holländer total umgenietet und wenn man so ein Surfboard an den Kopf bekommt rumpelt es auch ganz schön. Es ist aber ein guter Anfang, um mal herauszufinden ob einem das Surfen überhaupt Spaß macht und wir werden sicher nochmal aufs Bord steigen. Nach zwei Stunden im Wasser sind wir fix und fertig und schlafen im Auto zurück fast ein. In der Stadt machen wir heute nachmittag nur noch ein paar Besorgungen und wollen dann früh ins Bett um für unsere morgige 3-tägige Trekkingtour auf den Mount Rinjani fit zu sein. Um 04.00 Uhr werden wir abgeholt und werden zwei Nächte am Kraterrand des zweithöchsten (3.726 m) Vulkans Indonesiens verbringen, zum Gipfel auf- und zum Kratersee absteigen. Der Rinjani hatte erst vor wenigen Wochen eine kleinere Eruption, ist inzwischen aber wieder besteigbar. Jetzt hoffen wir nur noch auf möglichst wenig Regen...


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