Von Schlaegern und Kakerlaken


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March 7th 2012
Published: June 20th 2017
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Endlich koennen wir mal wieder ausschlafen. Check Out ist
erst um 10:00 und unser Bus nach Satna geht erst um 13:00. Wir lassen es also
ruhig angehen, gehen noch einmal in die Stadt um (wirklich schlecht) zu
fruehstuecken und noch einmal kurz ins Internet zu gehen.

Wieder im Hotel angekommen keimt dann die Diskussion auf,
ob wir statt Bus nicht vielleicht doch mit privatem Auto nach Satna fahren
wollen – so gehen wir kein Risiko ein den Zug nach Varanasi zu verpassen. Da
der Preis aber nicht stimmt, bleiben wir dabei den Bus zu nehmen.

Netti und ich gehen noch einmal in die Stadt – die
Gesellschaft im Hotel nervt uns ein wenig und zudem luestet es mir nach einem
weiteren, leckeren Bananen-Lassi. Als wir gerade wieder auf dem Weg zurueck
sind, kommen uns Shahid und Claudi entgegen – Shahid hat den Preis fuer den
Wagen auf fast den gleichen Preis gedrueckt bekommen, wie wir fuer den Bus
zahlen wuerden – zu dem Kurs fahren wir dann also lieber Auto. Der Umstieg von
Bus auf Auto bringt uns zudem genug Zeit-Ersparnis ein, um noch einmal auf den
Rummel zu gehen und dieses mal mit Netti eine Runde auf dem Riesenrad zu drehen
– eine maessig gute Idee, ob Netti's angegriffenen Magen, aber sie ueberlebt es
und die Uebelkeit laesst auch schnell wieder nach.

Als wir dann mit dem Auto los fahren sitzen wir hinten zu
dritt und geniessen den Platz. Shahid teilt sich vorne seinen Beifahrersitz mit
einer weiteren Person. Indien eben.

Die Fahrt wird dann eigentlich ganz schoen: die
Landschaft ist interessant und wir koennen sogar halten, als wir hinter einem
Zaun etliche Pfauen und andere Wildtiere entdecken. Der Fahrer faehrt zudem
tatsaechlich ganz ruecksichtsvoll – eine weitere Premiere.

In Sadna angekommen haben wir noch Zeit etwas zu essen
ehe wir den Zug besteigen. Kurze Zeit spaeter kommt es dann aber ausgerechnet
direkt an unseren Sitzplaetzen zum Eklat: Ein Inder – zuvor als fuersorglicher
Vater einer kleinen Tochter aufgefallen- haelt einen Jungen fest, bruellt ihn
an und schlaegt ihm dann mit der Faust (!!!) mehrfach ins Gesicht und wirft ihn
zu Boden, droht ihm den Arm zu brechen. Wir sind Schockiert und Claudi springt
auf und auessert energisch, dass das nicht geht, wir dass nicht sehen koennen –
und dass Shahid doch etwas tun moege.

Shahid fordert den Mann, der zuvor natuerlich Claudi
beschimpft hat sich raus zu halten und sie giftig anfunkelt, auf den Jungen los
zu lassen. Dieser tut dies dann auch irgendwann und der Junge kann, noch ein
paar Tritte einsteckend fluechten; er hatte angeblich geklaut, schlussendlich
war er aber wohl nur der Blitzableiter des betrunkenen Mannes und eben aus der
untersten Kaste – einer, der keiner zur Hilfe eilt…

Wir sind noch immer geschockt und entsprechend still. Es
ist schlimm, wie hilflos man einer solchen Szene am Ende gegenueber steht –
gerade im Ausland.

Shahid quatscht derweilen lange mit seinem Sitznachbarn –
einem richtigen Muskelpaket. Da der Konflikt mit dem Schlaeger noch immer
schwelt, ist das in meinen Augen ein ganz guter Anblick. Als Shahid mir kurz
spaeter die Situation erklaeren will (dass das Muskelpaket Anwalt sei, auf
unserer Seite ist und sogar gegen den Schlaeger vorgehen will..) bekommt der
Schlaeger das mit und vermutet, dass es um ihn und das, was er getan hat geht.
Er wird sofort wieder aggressiv, beschimpft Shahid wohl auf's Uebelste. Dann
richtet sich unser Muskelpaket auf und stellt sich vor Shahid. Das ist dem
Schlaeger, der vorher keine Chance ausgelassen hat Claudi an den Fuessen zu
beruehren und zudem auch Netti angegrabbelt hat, zu gefaehrlich und er trollt
sich eine Bank weiter.

Wir sind natuerlich nach all der Action hellwach und
bekommen stehend erst so wirklich mit, wie unzaehlige Kakerlaken mein Bett
entern. Au weia – was fuer eine bescheidene Nacht.

Mitten in all dem Aerger wird es dann auch Mitternacht –
ich habe Geburtstag… Claudi und Netti singen mir trotz der Umstaende ein
Staendchen und ueberreichen mir ein Geschenk, ueber das ich mich sehr freue.
Auch Shahid hatte sich daran beteiligt.

Gegen halb eins legen sich dann alle hin. Ich habe
zugegebener Weise wirklich Angst, denn ganz davon abgesehen, dass ich in einer
Horde Kakerlaken liege, hatte ich die ganze Zeit das Gefuehl, dass der
Schlaeger nur darauf wartet, dass wir uns hinlegen…

Ich tue also die kommenden Stunden kein Auge zu. Um 3:30
steigt der Idiot mit seinem Gesocks dann endlich aus und ich traue mich endlich
die Augen zu zu machen. Leider bringt auch dass nicht so viel, denn statt vor
Angst zu klappern, klappere ich jetzt vor Kaelte: die Tueren werden nach dem
letzten Halt nicht wieder geschlossen und mein Fenster springt zudem bei jedem
Huggel, den wir ueberqueren wieder auf. Ich bin also heilfroh, als wir um kurz
nach 5:00 tatsaechlich recht puenktlich in Varanasi ankommen und dann auch noch
tatsaechlich ein Fahrer da ist um uns abzuholen. Rajid – unser Herbergsvater
von dem Besuch zuvor- hatte Shahid am Nachmittag angerufen um zu fragen, ob wir
wiederkommen. Wir hatten zugesagt und er sich entsprechend gekuemmert. Heilfroh
bei Ankunft ins Bett fallen zu koennen, schlafen wir ein paar Stunden, ehe das
Halli-Galli des Holi-Festes ueber uns hinein bricht.

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