ein gemischter Tag


Advertisement
South Africa's flag
Africa » South Africa » Eastern Cape » Graaff Reinet
October 15th 2015
Published: October 15th 2015
Edit Blog Post

Es war eigentlich eine spätere Abfahrt angesagt, aber ich bin früh aufgewacht und habe dann halt gleich gepackt, gefrühstückt und bin abgefahren, um 8.00 statt 9.00

Zuerst ging es die gleicher Strecke, die wir gestern zum Addo Elefanten Nationalpark gefahren sind - durch Orangenhaine, entlang der aufgelassenen Bahnlinie (es dauert zu lange, die Orangen per Bahn zu verfrachten, deshalb wurde die Bahnlinie aufgegeben). Tanken in einem kleinen Dorf, in dem der Hauptteil der Bevölkerung auf der Straße herumlungert und auf den Abend wartet (oder auf die nächste Sonnenfinsternis).

Der nächste Programmpunkt war ein kleiner Pass und dann eine Abzweigung. Sie war nur schwer zu finden, da Navi gab sie nur preis, wenn man wirklich weit heran zoomte. Machard hat mit fester Stimme behauptet, dass diese Strecke geteert war, aber sie war es nicht. Weil die Straße ganz trocken war und gut aussah, nahm ich sie trotzdem. Der Rest der Gruppe fuhr die Teerstraße, ich war ganz allein.

Das Wetter war wechselhaft, aber es hatte eigentlich noch nicht so richtig geregnet. Trotzdem war ich sehr vorsichtig und merkte mir immer, wo ich an der letzten Farm vorbei gekommen bin. Außerdem versuchte ich auch, festzustellen, ob da jemand war. Denn ich stellte bald fest, dass diese Straße deshalb nicht geteert war, weil kein Mensch sie benutzte. So wollte ich wenigstens wissen, wie weit ich zur nächsten Behausung laufen müsste (im Notfall).

33 km schaute es überhaupt nicht nach Notfall aus, manchmal kleiner, mickriger Schauer, kurz, aber sonst war alles ok.

Dann kam ein plötzlicher Regenguss und die Situation änderte sich schlagartig. Ich war nämlich gerade auf einem roten Straßenstück, das ist rote, lehmige Erde - bei Regen von genau der gleichen Textur wie Seife.... oberglitschig. Also keine Bremsung, keine Richtungsänderung, ganz einfach langsam geradeaus fahren - das war der Plan. Leider hat Paulchen davon nichts mitbekommen, er wollte offenbar Eiskunstlauf üben, das Hinterrad überholte mich, das Vorderrad tat auch sehr merkwürdige Dinge, da lagen wir.

Nachdem ich (lehmbedeckt) da heraus gekrabbelt war, überlegte ich meine nächsten Schritte. Zuerst hoffte ich ja noch auf vorbeikommende Fahrzeuge, aber nachdem ich einige Zeit auf meinem Seitenkoffer gesessen war mitten in der Kreuzung, die da war, mich mit einigen munteren Liedern unterhalten hatte und einfach kein Fahrzeug irgendwo am Horizont zu sehen war, musste ich doch was anderes unternehmen. Ich wanderte in Richtung auf die Häuser zu - aber die waren allesamt verlassen. Irgendwo schlug eine Tür und ich hoffte wieder, aber es war wohl nur eine offene Tür, die der Wind zugeschlagen hatte. Also wanderte ich weiter, inzwischen mit Helm auf dem Kopf, weil es wieder mal regnete.

Nach einiger Zeit kam eine Schule, die tatsächlich in Betrieb war (woher kommen die Kinder, wenn doch rundherum alle Häuser leer stehen?). Bedauerlicher Weise war es eine Primary School, also voller Zwerge. Ich fand eine Lehrerin, der ich mein Problem darlegte, sie fand zwei etwas größere Jungs und gemeinsam wanderten wir zurück zu Paul. Der war noch da und auch der Seitenkoffer, den er abgeschmissen hatte, und den ich mitten in der Straße stehen gelassen hatte, um Autos aufzuhalten (die nicht kamen).

Zu dritt und auf 1-2-3 gelang es uns Paulchen wieder hin zu stellen. Die Jungs wurden fürstlich entlohnt (mit 1,50 Euro, jeder), und ich packte den Seitenkoffer wieder drauf. Selbst das Umdrehen war schwierig, denn es war immer noch seifenglatt....

Und dann hatte ich ja noch 62 km auf Schotter zu erledigen. Da hatte ich aber richtig Glück, denn es regnete nicht mehr so arg und auch die Straße war nicht mehr so ARG rutschig. Ich schlich vorsichtig weiter, betrachtete den Kilometerzähler und feierte alle 10 Kilometer, die geschafft waren, wie ich sonst nur 100 km feiere, und das auch nur an einem 1000 km Tag.

Dann kam Teerstraße und Sommerset West - ein trostloses Kaff, in dem ich eigentlich Kaffee trinken wollte, aber angesichts der Alkoholiker, die da rumsaßen, fuhr ich umgehend und ohne zu halten weiter.

Schöne Teerstraße, die ich sehr genoss. Streckenweise über viele Kilometer ganz gerade, und nach 100 km Schotterstraße fand ich das gut.

Ich rettete eine kleine Schildkröte, die etwas planlos auf der Straße rumeierte - sie hatte ein wunderbares Muster.

Die ganze Zeit waren die ungeheuersten Regenwolken nördlich von mir am Gebirgsrand, aber immer wieder hatte ich Glück, weil die Straße da eben NICHT hinführte. Aber dann kam die Abzweigung zur Lodge - nochmal 27 km Schotter. Und jetzt holte mich die Regenwolke wirklich ein. Ich gab zwar Gas, aber angesichts der Tatsache, dass dies wieder eine recht einsame Straße war, wollte ich nicht nochmal hinfallen und ewig rumwarten müssen, bis mir jemand aufhilft.

Zuerst ging's ganz gut, aber dann wurde der Regen zum Regenguss, es waren keine Steine mehr auf der Straße, nur noch Schlamm, und es wurde ekelhaft.

Ich schlich weiter, und irgendwann überholte mich ein Auto. Der Fahrer war von der Lodge und ich befahl ihm, in der Nähe zu bleiben, falls ich wieder hinfiel...

Und dies passierte dann auch, als sich nämlich die Straße in ein Sumpfgebiet verwandelte.

So dreckig war ich eigentlich noch nie......

Und dann kam die völlig beschämende Lösung: Machard kam in einem Jeep herunter, fuhr das Motorrad zur Lodge (noch 5 km) und ich fuhr im Jeep mit. (Der war dann hinterher völlig dreckig, weil ich ja so dreckig war....).

PEINLICH.

Die Lodge ist ein Traum. Die Straße ist sicher morgen auch noch schlammig. Sollte ich hier bleiben?????

Es gab zuerst "High Tea" - eine wunderbare, englische Sache, bei der man Sandwiches, und kleine Kuchen bekommt. Es war köstlich!!!

Danach wurden wir in Safari Autos geladen und auf einen Game Drive gebracht.

Das erste Vieh war ein Gepard (Cheeta), er muss leider momentan in einem Gehege sein, weil sich seine Frau ganz übel den Fuß gebrochen hat und sich jetzt erholen muss, ohne von ihm Aufmerksamkeiten zu erhalten. Er saß unter einem Busch und war nicht wirklich gut gelaunt. Jedenfalls fauchte er ganz grässlich, fraß aber keinen von uns auf.

Büffel: da kommt es besonders auf riesige Hörner an, kürzlich hat einer bei einer Auktion 2 Mio. englische Pfund gekostet - nur weil seine Hörner so groß sind.

Giraffen: die haben ein besonders Problem mit dem Blutdruck - das Blut in den Kopf hoch zu bekommen ist das eine, aber wenn sie saufen, dann darf auch nicht alles Blut in den Kopf laufen....

Nashörner: auch in diesem privaten Game Reserve wird gewildert und erst kürzlich wurde die Mutter eines kleinen Kalbes getötet wegen ihres Hornes. Das Kalb hat sich seinem Bruder angeschlossen, der 3 Jahre älter ist. Dies ist extrem ungewöhnlich. Normalerweise werden solche Waisen an einen Platz vermittelt, wo es ein anderes, etwas gleichaltes Tier gibt. Diese haben dann eine feste Bindung aneinander, die die Bindung Mutter-Kind ersetzt. In diesem Fall aber war es der ältere Bruder, der das kleine Tier aufnahm. Seither sind sie immer beisammen, schlafen nebeneinander.

Inzwischen werden den Nashörnern hier in diesem Park die Hörner abgeschnitten, um so den Wilderern das Handwerk zu legen. Aber man hat beobachtet, dass die alten Bullen direkt depressiv werden, wenn sie so hornlos durch die Gegend ziehen. Man kann das Horn auch erst nach 7 cm abschneiden, weil darunter Nerven sind und auch Blutgefäße.

Dummerweise wächst das Horn nach....

Ein köstliches Abendessen, und jetzt dann ein wunderbares Bett......


Additional photos below
Photos: 45, Displayed: 27


Advertisement



Tot: 0.637s; Tpl: 0.014s; cc: 10; qc: 53; dbt: 0.2518s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.2mb