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November 29th 2009
Published: November 29th 2009
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gesamtstrecke


Spanien auch, oder besser gesagt, erstmal Katalunien.
Wie sich noch herausstellen wird, liegt es so Manchem Katalunier sehr am Herzen das man diese beiden Regionen unterscheidet.

Die Abfahrt ist toll, denn die Kurven auf der Straße sind so weit ausgebaut, das man mit richtig viel Schwung hineinbrausen kann, und auch wieder hinaus, ohne gleich den Abhang hinunter zu rauschen. Der Herbst hält auch Einzug in Spanien, ja, alles ist schon gefärbt und die Blätter fallen ohne Unterlass. Aufgrund Dessen schlafen wir in der ersten Nacht schön eingebettet in einem solchen Blättermeer und bleiben gleich noch eine weitere Nacht (und natürlich auch einen Tag) weils so weich ist, und auch, weil ich ziemlich kaputt bin. Solche Pässe schlauchen mich dann doch ganz schön. Wenn es nämlich nach dem bergabfahren wieder geradeaus geht brennen mir die Beine, so, als ob ich noch bergauf fahren würde. Mich verlässt die Kraft, ich bin müde und werde schnell hungrig ...
Gut das ich mir einen Meisterkoch geangelt habe, der die köstlichsten Suppen aus selbstgesammelten Grünzeug, wie zum Beispiel Brennesseln, Löwenzahn, Spitzwegerich ..., und gemischt mit Nudeln Gewürzkräutern aus dem Mirakulixland zaubern kann. Köstlich sag ich euch! und so kam ich dann auch wieder zu Kräften.
Die Bergaufetappen, die gefallen uns immer besser, und es ist wirklich berauschend, wenn man dann oben am Pass steht und hinunterschaut. Es ist unfassbar, das man mit eigener Kraft hierher gekommen ist. Da bin ich dann so stolz auf mich, das es im Hals zu kribbeln beginnt und ich den Anflug von Tränen ganz schnell hinunterschlucke, Bevor ich sie nicht mehr aufhalten kann. Einmal losgelegt ist es schwer wieder damit aufzuhören ...
An diesem Morgen im Laubbett, da entschließen wir uns für eine weitere Bergaufetappe. Bergaufetappen erkennt man auf der Karte an den darmähnlichen Linien. Manchmal sind noch ein oder mehrere Pfeile dabei, welche den Steigungsgrad anzeigen. Hier aber nicht, und deswegen kann es nicht so schlimm sein, kombinieren wir gleich, in alter Sherlock und Watson-Manier. Kennt ihr eigentlich die Geschichte von Sherlock und Watson in Seoul? Nein? Na dann müsst ihr sie euch mal erzählen lassen ...
Wir fahren also los, jenem Morgen ein und kommen zu der Abzweigung richtung Bergauf. Leichte Steigung anfangs und dann, dann gehts bergab, bergab, bergab. Soviel bergab das wir uns wärmere Sachen anziehen. Ein wenig mulmig ist uns zumute, weil, wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, den Superkombinierern klar wird: Wenn es bergab geht, dann muss es irgendwann auch wieder bergauf gehen ... Am liebsten würde ich den Berg langsamer, mit angezogenen Bremsen hinabfahren in der Hoffnung das es dann auch nicht so schlimm bergauf geht. Das ist natürlich Quatsch und so fahren wir weiter und weiter bergab. Die Landschaft verändert sich, wir kommen in ein vulkanträchtiges Gebiet. Die Bäume wechseln ihre Farbe von Rot-Gelb zu Grün, oder umgekehrt, das weiß ich jetzt nicht mehr so genau. Wir rollen und rollen weiter hinunter, irgendwann hört das Mulmeln (kommt von mulmig) auf und wir kombinieren erneut. Darmstrassen Müssen nicht immer bergauf gehen! Ha ha! Können sie auch, ja ja ja, hinunter ins Tal führen. Wir freuen uns der unverhofften Leichtfahrt und rollen in Olot ein. Dort entdecken wir einen Lidl, und ein deutsches Pärchen entdeckt uns. Zusammen lutschen wir ein LidlMandelMagnum und unterhalten uns über vorliegende Reisepläne. Wir hören zum ersten Mal von einem Via Verde, der hier, kurz nach Olot beginnen soll. Nach einer Weile verabschieden wir uns und setzen unseren Weg zwecks Schlafplatzfindung fort. Den finden wir auch, zumindest das besagte Schild, das uns den Weg zu unserer Ruhestätte zeigt. Nur 5 km weiter, an einem tollen Aussichtspunkt. Durch das viele kombinieren Während des Tages lässt anscheinend die Konzentration ein wenig nach, so das uns erst nach ungefär 1,5 km wirklich klar wird, das ein Aussichtspunkt meist ein wenig in der Höhe liegt ... So kommt es das wir auf knapp 1000m unsere Tagesetappe beenden. Das ist genauso hoch wie am Ausgangspunkt heute morgen. Als wir ankommen ist es schon fast dunkel, Jedoch nicht so dunkel das wir das Verbotsschild für Campen hätten übersehen Können. Keine Menschenseele weit und breit, die Saison ist vorrüber, wir sind ganz allein dort oben, und geniessen den traumhaften Ausblick auf die Stadt Mit ihren vielen Lichtern.
Am Morgen, es ist früh, hören wir plötzlich ein Auto. Mein Herz erhöht die Frequenz und ich befürchte das die Menschen es könnten, Weil es bemerken, so laut und schnell schlägt. Wir hören Stimmen, Autotüren zugeschlagen werden. Mir ist leicht übel. Michi bleibt gelassen, und so kommt es, das wir für den Zeltabbau gerade mal 7 Minuten brauchen. Das ist neuer Rekord! und die Menschen mit dem Auto sind Waldarbeiter, die kein Interesse an unserer Enteckung haben. Als alles gepackt ist, schieben wir unseren hausstand samt Rädern zu der 20 Meter entfernten Aussichtsterasse vor und erleben (vielen Dank den lieben Waldarbeitern) einen wunderbaren Sonnenaufgang. Der Blick auf die Ausläufer der Pyrenäen, die Nebelbänke die sich durch die Hügellandschaft ziehen, die ersten warmen Strahlen im Gesicht bei leckerem Brei ermoglichen uns Solch einen sagenhaften Start in diesen Mittwoch Morgen. Mit warmen Gemüt fahren wir los, und kurz darauf treffen wir auf die zwei vom Vortag. Zuvor Allerdings gabs noch eine lustige Geschichte von Wogi-Wahnsinn. Als wir an der Straßensperre unten ankommen, die eigentlich darauf hinweist das die Strasse zum Aussichtspunkt geschlossen ist, Wogi versucht mit allen Mitteln auf der Strasse zu bleiben. Das ist schwierig, Weil die Absperrungs-Kette eng gezogen ist, so das man mit einem vollgepackten Fahrrad schwer unterhalb hindurch kommt. Man muss das Rad ein wenig quer halten, und gleichzeitig die Absperrkette nach oben halten. Bei dem Gewicht des Rades verliert man da schon mal schnell das Gleichgewicht. So dauert es ein paar Minuten bis er diese Hürde geschafft hat. ABER! Er hat sie geschafft. Ich fragte mich schon, stehend hinter IHM war er da vor hat, vor allem weil ich den Weg links neben der Absperrung klar als Favoriten erkannte. Aber bis ich dazu kam etwas zu sagen war er schon mitten unter der Kette, so das ein Zurück nicht mehr möglich war. Ich wartete also bis er das Hindernis überwältigte schaute zu und musste schon schmunzeln bei dem Anblick der sich mir da bot.
Als wir die beiden Deutschen wieder treffen stehen wir gerade am Beginn eines Via Verdes. Via Verdes sind alte Bahntrassen zu Fahrradwegen umfunktioniert wurden sterben. Über 7000 km sind in Spanien zu befahren. Via Verde del Carrilet so sein Name führt uns durch wunderschöne grüne Landschaften, fernab von lauten Strassen, über kleine Brücken und Viadukte. Von Olot bis nach Winkel. Dort verabschieden wir uns von dem grünen Weg und fahren weiter entgegengesetzt. Kurz nach Winkel finden wir unseren Schlafplatz für diese Nacht. Gewitterwolken ziehen auf und es beginnt leicht zu tröpfeln. Am nächsten Morgen werden wir, wieder einmal, von Schießgewehren geweckt. Als wir aus dem Zelt schauen sind wir umzingelt. Umzingelt von lauter Jagdhunden die eifrig nach Wild schnuppern. Sie finden nichts, und als der Jäger sie wieder zurückpfeifft ist der Weg endlich frei für die morgendliche Toilette.
Obwohl Keinerlei Darmstraßen auf der Karte eingezeichnet sind, führt uns der Weg nach oben. Kalt ist es inzwischen geworden. Abends sind wir dankbar um die warmen Daunenjacken die wir gottseidank dabei haben. Wir machen Halt an einem wunderschönen Fleck zwischen Bäumen und einem Bach. Michi macht Feuer, Nachdem wir uns zuvor auf Brennholzsuche begaben. Die Nacht Frost bringt mit sich, am nächsten Morgen sind die Gräser mit Rauhreif überzogen.
Wir fahren weiter, Richtung Sant Hilari Sacalm. In unserer Karte ist ein Zeichen für Therme eingezeichnet, das auf einen Saunabesuch hoffen lässt. Als wir in der Stadt ankommen suchen wir eine Tourismusverband auf, die für uns dann auch in der öffentlichen Badeanstalt anruft und um Auskunft bezüglich Öffnungszeiten und sonstiger wichtiger Informationen bittet. Badehaube und Badeanzug sind Pflicht. Bikini ist nicht erlaubt. Und in der Sauna muss man angezogen bleiben. Preis ist ok, Öffnungszeiten auch. Also machen wir uns auf den Weg. Wir riegeln unsere Fahrräder samt Gepäck draußen ab, und begeben uns in die Badeanstalt Dessen Einzige Besucher wir anfangs sind. Es ist Siesta in Spanien, und die hier wirklich eingehalten wird. Selten das Geschäfte über Mittag (das heisst bis 17.00 Uhr) geöffnet haben, sieht man zu dieser Zeit kaum jemanden auf den Strassen, was zum Fahrradfahren Wiederum ist ideal, Weil so gut wie kein Verkehr herrscht. Die Sauna besteht aus einem kleinen und einer 80 Grad Kabine mit Platz für 4 Personen Dampfbad. Ruheraum gibt es keinen, dafür haben wir das ganze Schwimmbad zur Verfügung. Mit Badekappen begeben wir uns in das extra für uns angestellte Whirlpoolbecken, um Anschließend wieder in die Sauna aufwärmende zurück zu kehren. Nach und nach kommen wieder mehr Leute, bis um 17.00 Uhr eintreffen mehrere Schulklassen die einen Schwimmkurs absolvieren. Es wird laut. Wir schauen uns das Spektakel noch eine Weile ein und machen uns dann auf, hinaus in die Kälte, um unser Zelt aufzuschlagen. Hinter dem Schwimmbad Befindet sich ein Park, den wir als unsere Nächtigungsstätte auswählen. In der Nacht wachen wir beide von lautem Motorengeräusch und Sirenenalarm auf. Ich habe das Gefühl das direkt neben unserem Zelt die Autos vorbeirauschen, verfolgt von der Polizei. Es findet ein Autorennen statt, mitten in der Nacht. Es fühlt sich ein wie im Film, wenn die Cops auf Verbrecherjagd, durch die Straßen von irgendwelchen Großstädten, gehen. Reifenquietschen, Sirenengeheul, alles ist dabei, und wir sind mittendrin, im ach so idyllischen Park von Sant Hilari.
Am nächsten Morgen werden wir von Dancefloor Musik geweckt. Was ist denn nun geboten, fragen wir uns. Wir machen uns noch ein leckeres Frühstück und tauchen ein in Sonntagsfestivität mit großem Kettensägewettbewerb sterben. Marktstände sind aufgebaut, wo Menschen von Holzspielzeug über verschiedene Teesorten alles erwerben kann. Und dann ist da eben dieser Kettensägewettbewerb, wo die stärksten Männer der Umgebung gegeneinander antreten und versuchen, so schnell wie möglich, aus einem Holzstamm verschieden Dinge zu formen. Die Jury sitzt auf Stühlen hinter einem langen Tisch, und ein Schiedsrichter steht pro Teilnehmer bereit, um sicher zu stellen das alles mit rechten Dingen zugeht.
 Vielleicht Weil es schon so lange nicht mehr passiert ist, fahren wir mal wieder in die falsche Richtung. Anfangs zumindest, sind bis wir bemerken das wir schnell auf der Zufahrtsstrasse zur Autobahn. Also drehen wir um, fragen noch ein paar Mal nach dem richtigen Weg um ihn dann zu finden und setzen unsere Reise fort. Es geht weiter nach oben, ich hab gar nicht gewusst das Spanien so bergig ist, wo wir jetzt doch die Pyrenäen hinter uns gelassen haben ... Die Städte durch die wir fahren scheinen richtig alt zu sein, die Kirchen sind im romanischen Stil, aus Stein gebaut und sehr einfach. Der Wind begleitet uns auch wieder. Es ist kalt, wir fahren mit unserern Merino Leiberln, die uns relativ warm halten. Der Himmel ist verhangen, und färbt sich innerhalb von Wenigen Minuten von einem Weißgrau zu einem grünschwarz, und entlädt sich mit einem heftigen Platzregen, der uns auf offener Strasse erwischt. Gottseidank ist nicht weit entfernt ein großer Baum zur Stelle, der uns Unterschlupf gewährt bis sich der Regen wieder verzieht. Meine Zehen sind Eiszapfen, die Finger auch, aber diese wärmen wir uns mit dem warmen Tee aus der Thermosflasche heißgeliebten. Mit den Zehen ist das schon ein wenig schwieriger, die kann man ja nicht so einfach in die Teetasse stecken.
Seva ist der nächste Stopp und bringt uns dem Etappenziel Vipassana immer näher. Wir kehren im Nationalpark ein und finden einen Schlafplatz mit einem Bergpanorama vor, das uns staunen lässt. Bergspitzen über Bergspitzen so weit das Auge reicht, die erscheinen anfangs als hintersten Wolken, machen sich dann aber doch, als eingetauchte Schneespitzen erkenntlich.
Am nächsten Morgen bekommen wir Besuch von einem kleinen Hund. Dieser verliebt sich augenblicklich in den Michi, springt IHM entgegen, macht Männchen, gibt die Pfote und küsst ganz unbeschwert sogar mit Zunge. Als wir weiterfahren wollen bleibt er an unserer Seite, folgt uns sogar auf die befahrene Strasse und es tut uns in der Seele weh ihn zurückzulassen, nicht mehr umzuschauen, damit er das versteht er schon ein Zuhause hat und umkehren muss.
Gab es einen Hinweis auf den kommenden Pass? Ich weiss es nicht, auf jeden Fall funktionierte Michis Höhenmesser nicht wirklich zeigte uns 500m höher ein als wir wirklich waren und. So zog sich natürlich das Gipfeltreffen ein wenig hinaus ...
Die Abfahrt hingegen war toll. Ausgenommen von dem platten Reifen den ich mir beim Pausemachen zuzog. Dieser kostete uns ein bisschen Zeit und Wärme, aber letztendlich trafen wir an unserem Vorbereitungsplatz kurz vor Santa Maria de Palautadera am frühen Abend ein. Umgeben von Riesenregenwürmern, einem Bach nicht unweit entfernt, Bäumen und Sträuchern fanden wir hier zur Ruhe, und genossen die letzten Tage vor dem Beginn des Schweigeseminars. Lasen wir uns Gegenseitig aus Büchern vor, kochten gemeinsam, an einem von uns an den Fels gebauten Miniofen, den wir mit den trockensten Hölzern befeuerten, MachTen Spaziergänge zum Bach um die frisches Wasser zu holen, pflückten frische Minze zum Teeaufbrühen, Löwenzahn und Spitzwegerich für Suppen und legten am letzten Tag einen gemeinsamen Schweigetag ein, um die innerlichen Ruhe vor dem Sturm zu berühren.
Ich merke das ich vor neuen Möglichkeiten Oftmals Angst empfinde und erstmal mit Abwehr reagiere. Wie auch bei dem Vorschlag mit dem gemeinsamen Schweigetag. Nein, wieso? Jetzt schweigen wir doch dann 10 Tage lang, wieso Sollten wir das jetzt schon machen. Absoluter Quatsch, ich bin froh wenn ich mit dir noch reden kann, du etwa nicht? Du willst wohl nicht mit mir reden .... All diese Gedanken schießen mir vorab durch den Kopf und auch durch meinen Mund, so das ich meine Abneigung gegen diese Idee kundgebe und mich grundlos gegen sie wehre. Nach einer Weile aber finde ich diese Möglichkeit gar nicht mal so schlecht. Wenn man schweigt, dann entstehen weniger Misverständnisse, Worte Können nicht falsch gewertet werden, man teilt sich mit, Indem man den Anderen und sich selbst in der Stille wahrnimmt, versteht und dadurch oft mehr als mit Worten möglich ist. Es kann Ruhe einkehren und Konzentriert man sich mehr auf das was man gerade tut ...
Ich hätte nicht gedacht was für eine schöne möglichkeit ist es sich von dieser Seite kennenzulernen. Es tut nicht gut zu sprechen, sich nicht erklären zu wollen, sich nicht erklären zu Müssen, einfach nur zu sein, zu beobachten und zu schauen und zu hören war um einen rum geschieht. Das Essen schmeckt intensiver, Weil man nur isst, und sich dabei nicht ablenkt. Es ist eine wirklich schöne möglichkeit, ab und zu ein wenig Raum für die Stille zu schaffen, die durch vermeintlichen Abstand Nähe erzeugt.
Vipassana.
Am frühen Nachmittag treffen wir ein im Dhamma Neru Zentrum in S.M.d.P. Am Tor verabschieden wir uns voneinander, drücken und küssen uns ein letztes Mal. Im Zentrum nämlich sind Frauen und Männer strikt voneinander getrennt. Getrennte Schlafbereiche, Essens- und Ruhebereiche. Auch zur Meditationshalle gibt es verschiedene Eingänge und die Plätze sind auch klar getrennt. Links sind die Männer, rechts die Frauen. Nach der Einschreibung im Hotel Vipassana bekommen wir unsere Schlafplätze zugewiesen. Hotel Vipassana deswegen, weil wir zum ersten Mal seit wir losgefahren sind, ein Bett, warme Duschen und täglich für uns zubereitetes Essen auf Tisch und Stühlen haben. Das ist nicht der Grund warum wir hier sind, aber ein wunderbarer Nebeneffekt. Das Stockbett das ich erhalte ist nahe der Zimmerdecke, ich kann mich kaum aufrecht hinsetzen, unter mir ist eine freundliche Spanierin, neben, vor und hinter mir weitere 14 Mädels und Frauen. Am Abend, kurz vor dem ersten Vortrag kommt eine Dhamma- Helferin zu mir (das sind die Menschen, die für uns die nächsten 10 Tage kochen und alles dafür geben werden das wir uns wohl fühlen), und erklärt mir das der Kurs überbelegt ist, und ich mein Bett räumen müsste. Sie hätten einen anderen Schlafplatz für mich gefunden. Wir gehen in den Garten und ich sehe die Zelte. Nein, denk ich mir, bitte nicht, nicht ins Zelt, da komm ich doch gerade her. Sie sieht meinen skeptischen Blick und beruhigt mich in dem sie sagt: No no, it´s not a tent. You are actually quiet lucky, because you get your own room. Und dann stehen wir davor. Ein kleines Holzhäuschen mit zwei Eingängen. Der linke Eingang ist meiner. Ich nehme die drei Stufen hinauf, öffne die Tür, und trete ein, in mein Reich. Ein Bett, ein Tisch mit Stuhl, ein Regal, und eine Heizung. WOW. Ich bin überwältigt. Mit so etwas hätt ich im Leben nicht gerechnet. Sie lächelte mich an und bittet mich mitzukommen um gleich meine Sachen zu holen. Ich fragte sie im Anschluss an den Kurs warum sie mich gewählt hätte, denn es sind viele Schüler dabei gewesen die schon einige Kurse mehr als ich gesessen hatten. Da sagte sie nur: That´s Dhamma (das ist das Naturgesetz, das, was alles macht, so wie es ist) Ich hätte es wohl am nötigsten gebraucht,und deswegen habe ich es bekommen. Ganz einfach so, das muss man nicht hinterfragen. Der erste Abend ist dafür gedacht um organisatorische Dinge, den Ablauf und Regeln zu erklären. Anschließend bekommt man seinen Platz in der Meditationshalle zugewiesen, der einem über die ganzen 10 Tage begleiten wird. Ich sitze in der dritten Reihe ganz außen links. Die Lehrerin kommt herein, sie wirkt ein wenig kühl und lächelt kaum. Die erste Abendmeditation findet statt, anschließend gehe ich aufs Zimmer und schlafe bald darauf ein. Der Morgengong ertönt, um 4.00 Uhr und ein weiteres Mal um 4.15 Uhr. Mein Wecker klingelt anders wie ich ihn eingestellt habe, nämlich gar nicht. Gut das ich den Gong höre, der weiter weg von mir ist, weil ich ja im Garten hinter der Hecke wohne. 4.30 Uhr Beginn der Morgenmeditation. Es ist sehr unruhig in der Halle. Ich bin es auch. Innerlich. Meine Gedanken fangen schon um diese Uhrzeit an wild in meinem Kopf umherzurauschen. Ich spüre meine Oberschenkel und meine Waden ein wenig. Kurz vor 6.00 Uhr kommt die Lehrerin in die Meditationshalle und schaltet das Chanting ein, das von S.N. Goenka gesungen wird. Singen ist ein weit definierbarer Begriff. Als ich das Chanting vor einem Jahr zum ersten Mal hörte dachte ich erschrocken: was ist denn das? Es ist kein „schöner Gesang“ , es hört sich wie ein melodisch ausgegurgelter Brummgesang an, wobei die Silben fast bis zur Luftlosgkeit betont werden. Nun als ich es wieder höre, fühlt es sich ungewohnt vertraut an. Um 6.30 dann, ertönt der Gong, das Zeichen dafür, das die Morgenmeditation vorbei, und das Frühstück fertig bereitet ist. Zum Frühstück gibt es Porridge, eingelegte warme Früchte, frisches Obst, Müsli, Joghurt, Milch und Sojamilch, Brot, Honig, Butter, Marmelade, Tomaten, verschiedene Körner, Getreidekaffee und verschiedene Teesorten . Ich habe so einen Hunger das ich mir einen Teller voller Porridge mit warmen Früchten, Joghurt und Müsli auflade, zwei Brote streiche und noch eine halbe Banane aufs Tablett lege. Nach dem Porridge bin ich schon so satt, das ich mich über meine Gier ärgere nicht genug zu bekommen. Ganz langsam esse ich die beiden Brote noch auf, kann mich aber kaum mehr bewegen als ich aufstehe. Beim Mittagessen, nehm ich mir vor, lade ich mir weniger auf den Teller und gehe dann lieber ein zweites Mal, falls ich noch Hunger haben sollte. Der Ruhebereich der Frauen ist in einem schönen Garten, mit lauter Obstbäumen und ungeraden Wegen. Dazwischen hängen Wäscheleinen, Bänke stehen dann und wann bereit um darauf zu verweilen. Das Wetter ist herrlich, die Sonne scheint warm herunter, so dass wir mitten im November mit T- Shirt herumlaufen können . Um 8.00 Uhr geht es dann weiter, die erste Gruppenmeditation findet statt. Es gibt 3 Gruppenmeditationen täglich, von 8 bis 9, von 14.30 bis 15.30 und von 6 bis 7. Dies sind die Zeiten, zu denen sich alle Schüler in der Halle treffen. Die restlichen Übungszeiten können in der Halle oder im Zimmer praktiziert werden. Zu manchen Zeiten gibt es auch Anweisungen, klare Anweisungen nach denen praktiziert werden soll. Die ersten drei Tage geht es darum seine Atmung zu beobachten. Es fällt mir schwer konzentriert zu bleiben. Schaff ich es nach einer Weile mal meine Gedanken fallen zu lassen, so merke ich alsbald wie ich versuche meinen Atem zu kontrollieren. Ich kann den Atem nicht einfach beobachten wie er kommt und geht. Sobald ich beim Atmen bin, atme ich nicht mehr natürlich ein und aus, sondern bewusst langsam (so wie man das beim meditieren halt macht 😉 Aber darum geht es hier ja nicht, es geht nicht darum irgendetwas so zu machen wie man glaubt das es gehört, sondern das zu beobachten wie es ist, ohne zu bewerten. Wenn ich schnell atme, atme ich schnell, wenn ich flach atme atme ich flach, wenn ich nicht atme, atme ich... nein quatsch. Es ist so schwer das zu praktizieren, und kommen dann noch die Gedanken hinzu, ist man so schnell von der eigentlichen Übung weg, so schnell kann man gar nicht schauen. Das ist die eine Sache. Die andere Sache ist, falls einem so etwas passiert, Gleichmut zu wahren. Ok, Gedanke war da, ich akzeptiere ihn und konzentrier mich wieder auf den Atem. Ok, Atem ist da, aber ich beeinflusse ihn. Ich erkenne das und probiere ihn nicht zu beeinflussen.
Wie es dem Michi wohl gerade geht? Wo er wohl sitzt? frag ich mich nach einer Weile. Ich atme fester, damit ich spüren kann wie die Luft durch die Nase rein und wieder rausgeht. Ist schon eine halbe Stunde rum? wie lang sitz ich jetzt hier schon? Meine Nachbarin schnauft aber laut... Gedanken über Gedanken. Und so vergeht eine Stunde, bis der Gong ertönt und eine fünfminütige Pause ankündigt. So geht es weiter, den ganzen Tag. Zwischendrin kommt dann auch mal die Wut ein bisschen hoch, weil ich mich eben so schlecht konzentrieren kann, und es doch so gerne möchte. Alles annehmen wie es ist. Es ist so schwer. Am Abend um 7 bin ich total müde. Ich will nur noch schlafen. Aber der Abendvortrag wartet. Über eine Stunde sitzen und zuhören, die Augen fallen immer wieder mal zu und ich nicke kurz ein. Die Abendvorträge sind eigentlich was ganz was tolles. Sie erklären die Praxis noch einmal, Goenka erzählt Geschichten dazu, er ist lustig, ich mag seinen Humor. Aber die Müdigkeit ist ein starker Gegner, und ich bin mehr mit dem Kampf gegen diesen beschäftigt, als konzentriert zuzuhören. Ich schlafe gut, tief und fest. Der 2. Tag beginnt für mich um kurz vor 4, mein Wecker klingelt diesmal zwar, aber nicht zu der eingestellten Zeit. Deswegen mach ich ihn nochmal aus, und hoffe fest darauf das ich den Gong wieder höre, falls ich nochmal einschlafen sollte. Ich höre den Gong, und den Wecker meiner Hausnachbarin, die beim rechten Eingang wohnt. Ich stehe auf und gehe eine Runde durch den Garten. Es ist dunkel und die Luft riecht frisch. Eine Sternschnuppe fällt vor meinen Augen vom Himmel herab und ich wünsche mir Gleichmut und Gelassenheit für den Tag. Ich steige hinauf zu meinem Zimmer, richte mir ein Meditationsplätzchen aus einem Kissenmeer und Polstern ein. Ich kann nicht einfach so sitzen wie die Frau vor mir in der Meditationshalle. Diese sitzt ohne Kissen, ohne Stütze für die Beine kerzengerade da, und das ohne sich nur einmal zu bewegen während der ganzen Zeit. Sie bekommt auch ihre Knie bis an den Boden. Das ist für mich unvorstellbar. Drei Polster und 6 Kissen liegen bereit um mir das Sitzen so angenehm wie möglich zu machen. Aber ich habe Schmerzen in Waden und Oberschenkeln. Es fühlt sich an als hätten sich meine Sehnen verkürzt und ich ziehe sie nun gewaltvoll in die Länge. Bei der ersten Meditation am Morgen, habe ich mir nun gedacht, bleibe ich bis kurz vor 6 im Zimmer, und dann gehe ich in die Halle um beim Chanting dabei zu sein. So machte ich es dann auch die kommenden Tage, bis auf den siebten Tag, aber dazu später. Beim Frühstück fällt es mir wieder so schwer nur wenig zu nehmen. Ich habe Angst davor nicht genügend abzubekommen. Zumindest schaffe ich es, nur ein Brot zu streichen und keine Banane auf das Tablett zu legen. Übersatt bin ich trotzdem und so laufe ich noch ein paar Runden im Garten und lege mich anschliessend in mein kuschelig warmes Bett bis der Gong zur Gruppenmeditation ertönt. Um 9.00, nach der gemeinsamen Meditation, die wieder voller Unruhe in mir ist, bittet die Lehrerin die alten Schülerinnen zu sich, um gemeinsam für ein paar Minuten zu meditieren. Zuvor allerdings, gibt Goenka über einen Audio Vortrag noch neue Anweisungen für den Tag. Immer zu dritt sitzen wir vor ihr, und sie fragt jeden einzeln wie es mit dem Meditieren geht. Ich sage ihr das ich mich nicht konzentrieren kann, das meine Gedanken abschweifen und das es mir schwer fällt wieder zurück zum Atem zu finden. Das ist normal sagt sie, es ist der zweite Tage, bleibe gleichmütig und beobachte weiter. Sie fragt die anderen beiden auch noch und dann bittet sie uns die Augen zu schließen um gemeinsam mit ihr für eine Weile zu praktizieren. Es geschieht etwas sonderbares in mir. Ich schließe die Augen und Ruhe überkommt mich. So als würde die Wolkendecke aufreissen und der blaue Himmel zum Vorschein kommen. Ich freue mich und denke mir, mensch, geht doch, hab doch nicht immer gleich so eine Ungeduld mit dir. Wir sitzen da, für ungefähr 5 Minuten, und ich kann mich vollkommen auf meine Atmung konzentrieren. Muy bien, sagt sie zum Abschluss, sehr gut. Zurück an meinem Platz hat sich der Himmel wieder zugezogen. Die Wolkendecke hängt wieder über mir, allerdings mit kleinen blauen Flecken dazwischen die mich ab und zu bei der Atmung bleiben lassen. Um 11.00 Uhr gibt es Mittagessen. Das Mittagessen ist wie alles, rein vegetarisch, es gibt Nudeln mit Gemüse und Käse überbacken. Dazu ist immer Salat da, Brot und Butter. Eine Nachspeise gibt es auch, ja und die gleichen Getränke wie zum Frühstück. Die Angst zu wenig zum Essen zu bekommen ist nach wie vor da. Ich lade mir einen vollen Teller auf und mache mir dann schon Gedanken über die Nachspeise. Zumindest schaffe ich es diese nicht gleich mit aufs Tablett zu legen. Wie schwer es mir fällt weniger auf den Teller zu nehmen, obwohl ich weiss das genügend für alle da ist, obwohl ich weiß das ich keinen Hunger leiden werde. Es passiert. 8 Tage hab ich ja noch um zu üben. Mittagspause ist bis um 13.00 Uhr. Volle 2 Stunden Pause, das ist wirklich notwendig um auszuruhen, um die Beine zu strecken und zu dehnen und den Rücken zu entspannen. Die Schmerzen werden heftiger in den Beinen, und ich kann mich kaum auf das Meditieren konzentrieren. Vielmehr male ich mir aus, wie ich nachts heimlich das Zentrum verlasse, zu unseren Fahrrädern schleiche und mir Magnesiumtabletten aus den Taschen hole. Die Gedanken kreisen über Papst Benedikts Schlafgewohnheiten bis hin zu Fahrrädern die in China gerade umfallen. Alles ist drin, und ich frage mich während ich Gedanken denke wie ich nur auf solche Gedanken komme. Aber auch das sind Gedanken , auch wenn es Gedanken über andere Gedanken sind. Ich finde schwer zur Atmung zurück, oftmals erst nach knapp einer Stunde, kurz bevor der Gong zur Pause ertönt. Wenn ich die Meditationshalle betrete bin ich sehr bemüht nicht auf die Männerseite zu schauen. Ich bin sehr bemüht nicht herauszufinden wo der Michi sitzt weil ich sonst dazu neigen würde einen Blick von ihm zu erhaschen. Gleichmut zu üben ist in der Halle von großer Bedeutung. Bei so vielen Menschen (diesmal waren es knapp 80) ist ständig was los. Dort wird sich geräuspert, da wird gepfurzt, der nächste niest, der nächste muss aufstossen. Ein Mann war dabei, dem ständig das Essen aufgestossen ist. Und das sehr laut. Und auch das animierte mich dazu einen Film in meinem Kopf zu drehen. Wenn dieser Mann nun hinter dem Michi sitzt und aufstosst, dann hat er vielleicht seinen Mund dabei offen, und dann bläst er den Wind nach vorne, so das Michis Ohren dabei zu flattern beginnen... Es ist Wahnsinn, diese Gedanken, wie ein wildes Tier trampeln sie in meinem Kopf herum und ich habe das Gefühl machtlos ausgeliefert zu sein. Ich stelle mir dann und wann ein wildes Pferd vor, das es zu zähmen gilt. Wie zähmt man ein wildes Tier? Mit Vertrauen, mit Geduld, Ausdauer und Strenge. Wie schaut die Strenge aus? Schlagen, oder vielleicht anschreien? Ich weiss nicht so recht welche Strenge ich für mein wildes Pferd benutzen kann. Geduld, sag ich mir, immer wieder Geduld. Komm zurück zum Atem. Irgendwann wird es den Gedanken vielleicht auch zu blöd, wenn ich ihnen keine Beachtung mehr schenke. Das ich meine Gedanken selber erschaffe, das ist mir irgendwie schon klar, aber sie deswegen abzustellen gelingt mir trotzdem nicht. Am Nachmittag bin ich viel im Zimmer beim Meditieren, nach dem Mittagessen von 13.00 Uhr bis 14.30 Uhr eigentlich meistens. Dann kommt die gemeinsame Meditation, und von 15.30 bis 17.00 Uhr eine weitere Sitzung. Um 17.00 Uhr gibt es dann für die neuen Schüler Obst, für die alten Schüler gibt es warmes Zitronenwasser mit Ingwerstückchen drin. Ich nehm mir dann immer eine Schale, geb zuerst ein wenig Honig hinein und schöpf mir dann das Zitronenwasser darauf, das der Honig schön zerlaufen kann. Das schmeckt köstlich und entfaltet ein ganz wohlig warmes Gefühl im Bauch. Um 18.00 Uhr dann geht es weiter mit der gemeinsamen Meditation, dann folgt der Abendvortrag bis kurz vor halb neun. Heute am zweiten Tag bin ich nicht mehr so müde, lausche gespannt den Erzählungen, und fühle mich verstanden, weil Goenka (meine) Probleme des Tages so wunderbar aufgreift. Man fühlt sich nicht mehr allein. Oftmals ist auch der Gedanke des Zweifels da. Zwischendrin denk ich mir dann, ach ich glaub das ist hier doch nichts für mich, für die anderen ja und wahrscheinlich praktiziere ich falsch weil ich immer am denken bin... Abends dann im Vortrag sagt er plötzlich: Sicher haben sie heute gedacht das hier ist nichts für sie... Man fühlt sich ein wenig ertappt und doch wirkt es so beruhigend weil man spürt das er um dieses Problem weiss und das es anderen auch so geht. Nur kann man nicht darüber sprechen. Man muss es für sich annehmen. Der dritte Tag ist wieder so ein besonderer Dhamma Tag für mich. Ich habe solche Schmerzen in den Beinen, die fast schon krampfartig sind. Das kommt nicht vom meditieren, oder der Technik hier, ich spüre förmlich meine Radfahrerbeine. Als ich nach einer weiteren Sitzung aufstehe und vom Zimmer in die Halle gehen will, entdecke ich, wie aus dem Nichts vom Himmel gefallen, 10 Meter von meinem Zimmer entfernt einen Meditationshocker. So einen wie ich zuhause gehabt habe. Im ersten Moment bin ich so dankbar darüber, fast gleichzeitig aber überkommt mich die Angst das ihn mir jemand wegnehmen könnte, das er jemand anderem gehört. So packe ich ihn und verstecke ihn in meinem Zimmer. Dann gehe ich in die Halle. Bei der Gruppenmeditation bekomme ich so ein schlechtes Gewissen deswegen, das ich mich mal wieder nicht konzentrieren kann, sondern mir nur Gedanken darüber mache was wohl mit dem Hocker passiert. Wem er wohl gehört, ob derjenige ihn wieder haben will, wie ich die weiteren Tage ohne ihn überstehen soll, vielleicht sollte ich ihn doch einfach im Zimmer lassen und so tun als hätte ich ihn nicht... Ich bin beschämt über meine Gedanken, und entschließe mich den Hocker wieder zurück an seinen Platz zu stellen. Ist er am Nachmittag immer noch da, werde ich die Managerin fragen ob ich ihn haben könne. Nachdem ich zu diesem Entschluss gekommen bin, kann ich mich zumindest für die letzten 15 Minuten noch ein wenig auf die Atmung konzentrieren. Ich stelle ihn wieder an seinen Platz zurück, und natürlich bin ich während der Nachmittagsmeditation viel da draußen, bei (m)einem Hocker. Ob er wohl noch da ist wenn ich rausgehe? Wenn nicht, was mach ich dann? Die Ungeduld steigt in mir auf, gepaart mit der Wut mich nicht auf das Wesentliche konzentrieren zu können. Dann passiert etwas ungewohntes. Ich merke zwar wie die Emotionen aufsteigen, aber ich nehme sie nicht an. Ich schaue sie an, beobachte sie, und plötzlich löst sie sich auf. Kommt wieder, ich beobachte sie, und wieder löst sie sich auf. Ich konzentriere mich auf die Atmung. Der Gedanke an den Hocker kommt immer wieder kurz auf, aber geht, sobald ich den Gedanken an den Hocker anschaue. Der Gong ertönt. Ein sehr schöner Gong übrigens, aus einer massiven Messingplatte herausgearbeitet, original aus Burma. Er stellt einen sitzenden Buddha da, könnte aber auch mit einer Pagode verwechselt werden. Sein Klang ist wunderschön und hallt noch eine ganze Weile nach. Ich stehe auf, und entdecke den Hocker an der gleichen Stelle. Er ist noch da. Ich nehme ihn freudig in die Arme und schreite frohen Mutes zur Managerin. Da treffe ich vorab auf die Dhamma-Helferin des ersten Tages, die mir das Zimmer zugewiesen hat und frage sie, ob sie wisse wem dieser Hocker gehöre. Sie sagt nein, wisse sie nicht, sie hätte den Hocker zuvor noch nicht gesehen, ich könne ihn haben, natürlich könne ich ihn haben. Das das Dhamma ist, sagt sie diesesmal nicht dazu. Aber ich weiss es, ganz von alleine. Der Hocker begleitet mich bis zum Schluss und bereitet mir viel Freude! Tag 4 ist da. Vipassana beginnt. Die ersten drei Tage praktiziert man Anapana ( Beobachtung der Atmung), am 4.Tag beginnt man mit Vipassana. In Vipassana beobachtet man nun den gesamten Körper, Schritt für Schritt, von dem obersten Punkt am Kopf bis zu den Zehenspitzen. Man beobachtet die Empfindungen im Körper, beobachtet wie sie kommen und gehen und versucht dabei Gleichmut zu wahren. Kein Verlangen gegenüber angenehmen bzw. keine Abneigung gegenüber unangenehmen Empfindungen entwickeln, das ist die Kunst, denn alle Empfindungen unterliegen dem Gesetz der Unbeständigkeit, d.h. sie kommen und gehen, sind nicht beständig. Wir sind so damit beschäftigt einen Zustand entweder erzeugen, verdrängen oder behalten zu wollen, das wir ganz vergessen das Jetzt, den Augenblick wahrzunehmen, und somit zu sehen was wirklich ist. Ich kann weder in der Zukunft leben noch in der Vergangenheit, und trotzdem finde ich meine Gedanken meistens in diesen Welten kreisen. Das wirkliche Leben, welches nur im Augenblick stattfinden kann, verdränge ich meist. Und obwohl ich schon mehrmals die Erfahrung gemacht habe, wenn ich im Jetzt bin, das mir da nichts passieren kann, das da nichts schlimmes geschieht, das ich dort in Sicherheit bin, kehre ich immer wieder zu den vermeintlich schmerzhaften Erfahrungen aus der Vergangenheit zurück,die mir dann, so scheint mir, eine gewisse Angst vor der Zukunft machen. Es fällt mir ja schon so schwer während der Meditation nur mal eine Minute im Jetzt zu sein, die Gedanken sind ständig darauf erpicht mich woanders hin zu rufen. Nach der eineinhalbstündigen Einführung in die Vipassana- Meditation bin ich schweißgebadet. Ich habe geschwitzt als komm ich frisch vom Joggen. Aber schwitzen ist ein gutes Zeichen, da passiert was in einem. Ich nehm eine kalte Dusche und anschließend genieß ich das heiße Zitronenwasser in der warmen Nachmittagssonne. Der Wecker macht auch nach dem 6. Tag noch was er will, er läutet zwar, aber nie zu Zeiten die ich ihm eingestellt hab. An diesem Abend entschließe ich mich die Batterien herauszunehmen, denn es ist ja nicht nur das er klingelt wie er will, er tickt auch noch unverschämt laut, und stört mich beim üben (da versteck ich ihn dann unter dem Kissen) oder beim einschlafen. Außerdem bin ich bis jetzt jeden Morgen von alleine aufgewacht, habe den Gong oder den Wecker meiner Nachbarin gehört. Tag 7. Der Wecker meiner Nachbarin klingelt. Ich schaue auf die Uhr und kriege einen Schreck. Ich bzw. wir haben verschlafen. Es ist kurz nach 6 Uhr am Morgen. Da stell ich mir einmal den Wecker nicht... Hilft nix, ich setz mich noch kurz hin, aber der Gong ertönt alsbald zum Frühstück. Heute esse ich weniger. Ich nehme mir nur was von dem warmen Haferschleim, auch Porridge genannt, mit den leckeren Beilagen, und einen grünen Tee. Seit gestern mittag ging es plötzlich ganz von alleine. Keine Angst mehr davor Mangel zu leiden, es ist genügend da. Von allem, für alle. Das ist schon interessant zu beobachten was da in mir so vorgeht. Die ersten Tage mache ich mir ein schlechtes Gewissen wegen meiner Gier, und je mehr ich mir ein schlechtes Gewissen mache, umso mehr Gier hab ich, so kommt mir vor. Ab dem 4. Tag ungefähr kommt ein wenig der Gleichmut hinzu, ich denke mir, aha, da ist also wieder die Gier, aber ich reagiere weniger darauf. Und nun, am 7. Tag, da erinnere ich mich nur noch an dieses Gefühl und kann gar nicht so recht verstehen wie ich so futterneidig sein konnte. Dass ich heute verschlafen habe weckt in mir einen gewissen Ehrgeiz. Als ich in der Vormittagsmeditation sitze überkommt mich wieder eine solche Hitzewallung, gepaart mit Schmerzen in den Hüften und im Rücken. Ich verliere jegliches Gefühl für die Zeit, ich spür nur ganz tief in mir drin das ich jetzt so sitzen bleiben werde bis der Gong ertönt, ohne mich zu bewegen. Ich kann nicht sagen ob es noch 90 Minuten sind oder 5. Es ist egal, spielt keine Rolle mehr. Mein Atem wird schneller, dann wieder ganz flach, ich schwitze, friere, schwitze, das Herz klopft schnell und ich hab das Gefühl vor mir selber zu stehen und doch in mir drin zu sein. Ich beobachte mich und fühle mich doch eins mit mir. Ich hab das Gefühl das mein Herz zwei verschiedene Takte spielt, ich merke wie ich versuche mir Gedanken aus der Vergangenheit herbei zu rufen, aber es gelingt mir nicht mehr. Sobald ich das versuche kommt der Beobachter und sagt, ah, du versuchst dir einen Gedanken herbeizurufen, und schon ist er wieder verebbt. Die Schmerzen nehmen zu und werden doch leichter. Eigenartiges Gefühl. Ich kann in den Schmerz hineingehen, tiefer immer tiefer hinein, unendlich tief hinein, ich komm nicht wirklich zum Zentrum, zum Ursprung, da wo er sitzt. Auch das ist eine Wahrnehmung der Realität. Nichts mehr und nichts weniger. Dann, irgendwann, ertönt der Gong und reisst mich förmlich aus dieser Welt. Mein T-Shirt ist nass, meine Hose, die Haare... und Tränen laufen mir über die Wangen. Am nächsten Tag fällt mir das Konzentrieren wieder schwer wie am ersten Tag. Gedanken über Madonnas neues Adoptivkind, die Frage ob Guido Westerwelle wohl als schwuler Aussenminister in den Iran reisen kann, all solche Dinge beschäftigen mich an diesem Tag. Der Gleichmut rutscht ein wenig in Vergessenheit, und trotzdem verlässt er mich nicht ganz. Die letzten Tage haben ihre Spuren hinterlassen. Der 9. Tag ist schneller da als gedacht, ich habe das Gefühl das ich gerne noch länger bleiben würde, und doch stellt sich schon eine gewisse Vorfreude ein auf morgen, wenn ich den Michi wieder sehe und seine Stimme höre. Es wird ruhiger, die Gedanken werden wieder leichter. 10.Tag, das Schweigen wird gebrochen. Für mich ist das wie ein kleiner Schock. Mir geht das zu schnell. Ich muss mich erst daran gewöhnen. So mach ich mir einen grünen Tee und setz mich draußen, ein wenig Abseits von dem Trubel auf eine Bank und schaue in den Himmel. Schaue in den Himmel bis der Michi kommt. Der kann kaum sprechen, hat einen Knoten im Hals, der sich erst die nächsten Tage verabschieden wird. Wir laufen ein wenig, fangen an uns zu erzählen, reden und lernen uns wieder einmal neu kennen. Nach dem Mittagessen lerne ich die liebe Anna kennen. Anna ist aus Sabadell und es war ihr erster Vipassana Kurs. Wir unterhalten uns ein wenig, und sie fragt mich wo wir her sind und was wir machen. Ich erzähle ihr kurz die Geschichte, und das wir weiter Richtung Barcelona fahren. Aber wo schlaft ihr da? Fragt sie mich. Hm, das wissen wir noch nicht so genau, auf dem Campingplatz wahrscheinlich. Ja, oder bei mir? Sie bietet uns ihr Gästezimmer an und das wir von ihrer Stadt aus den Zug nach Barcelona nehmen könnten... Ein tolles Angebot. Ich freue mich. Wir verabreden uns für den kommenden Tag bei ihr. Die gemeinsame Meditation am Nachmittag tut gut. Ruhe kehrt ein wenig ein und ich habe das Gefühl das ich in mir, für mich Wärme erzeugt habe. Das ich in diesen Tagen, trotz all der Gedanken Geduld und einen liebevollen Umgang mit mir gewahrt habe. Das ich bereit war an Grenzen zu gehen, und ich spüre den Mut der aufsteigt und mir sagt, geh weiter, mach weiter, du tolle tolle Frau du.
Wir bleiben länger als gedacht. Am 11. Tag ist der Vipassana Kurs nach der Morgenmeditation beendet. Die meisten reisen ab. Wir packen auch und treffen uns bei den Rädern. Ich fühle mich ein wenig verloren, so verletzbar und unsicher, ganz anders wie am Tag zuvor. Wir entschließen uns noch ein paar Tage hier im Zentrum zu bleiben, bei anfallenden Arbeiten mitzuhelfen und um uns wieder an die laute Welt zu gewöhnen.

Auf nach Sabadelle. 50km später werden wir herzlich willkommen geheißen. Gemeinsam schleppen wir Gepäck und Räder in den vierten Stock hinauf. Spanien ist ein gefährliches Land was Fahrraddiebstahl betrifft. So erhalten sogar unsere Räder ihr eigenes Zimmer. Was für ein Luxus. Die kommenden Tage fahren wir also mit dem Zug hinein nach Barcelona und erleben ein wenig von Gaudi´s Welt, von den tollen Stadtvierteln um nur das Gotic- Viertel als eines herauszugreifen, besuchen Bekannte auf ihrem Hausboot indem sie leben, gehen Shoppen und finden für den Michi eine tolle Hose, bewundern die Strassenkünstler und Musiker und lassen uns treiben. Gaudi´s Kathedrale Sagrada Familia läßt uns wirklich mit offenen Mündern dastehen. Das Menschenhände so etwas schaffen können, UNGLAUBLICH! Michi ist immer wieder total erstaunt wie Fahrräder hier abgeschlossen sind. Mit Panzerketten, und weiteren Schlössern, die sogar den Sattel noch sichern. Anna sehen wir nicht allzu oft, sie arbeitet und hat auch einiges in ihrer Freizeit zu tun. Französisch lernen, Freunde treffen, ... Eine wahrlich viel beschäftigte Frau. Und wenn dann ihr Freund am Wochenende heimkommt dann sind sie auch viel unterwegs. Oriol ist Europaparlamentsabgeordneter für Katalunien, und ist unter der Woche entweder in Straßbourg oder Brüssel. Er ist eigentlich Geschichtsprofessor hier an der Universität in Barcelona, im Moment aber freigestellt weil er eben zum Abgeordneten gewählt wurde. Es ist toll einem Menschen zu lauschen der soviel weiß, der ein wandelndes Lexikon ist und mit so einer Leidenschaft seinem Beruf nachgeht. Anna ist eine Vielreiserin, herrlich weltoffen und voller guter Absichten. Sie schaut so selbstverständlich hinter Fassaden und bringt mit ihrer liebevollen Art neue Blickwinkel in einem hervor. Es war eine tolle Zeit mit und bei den beiden...

Knapp eine Woche später gings dann weiter, grob gesagt Richtung Valencia. Michi hat sich ein bisschen erkältet, so das wir beschließen es langsam angehen zu lassen. Wir fahren 15 km an diesem ersten Tag, wir haben Gegenwind und es ist kalt. Ich komme schwer voran, die Beine brennen und ich bin richtig langsam. Ausgemacht haben wir das Michi das Tempo angibt, weil er der „Schwächere“ ist, aber ich komme ihm kaum hinterher. Als wir unser Zelt aufschlagen auf einem kleinen Hügel, verabschiedet sich der Tag schon mit einem wunderbaren Abendrot. Die Nacht ist kalt, Michi hustet viel, die Nase läuft... Die nächsten Tage sind ein stetes Auf und Ab. Wir machen um die 500 Höhenmeter, sind aber am Ende des Tages auf gleicher Höhe wie am Anfang. Wir kochen abends und lesen uns gemeinsam aus dem Krimi „der Deal“ vor. Die Kilometerzahl steigert sich langsam. Heute sind es zumindest schon 35km. Bei Sonnenschein und ca. 13 Grad gehts weiter, rauf und runter, vorbei am Montserrat, übersetzt soviel wie der gesägte Berg. Ein Sandsteingebirge, das sich jäh, 1200 m hoch, aus dem hügeligen Hinterland von Barcelona erhebt. Michi singt viel und reimt ganz lustige Sachen, er hätte wohl besser ein Minnesänger werden sollen als ein Weltumradler. Nein, die Kombination ist gut, richtig gut und läßt uns viel lachen. In der Nacht singt nicht der Michi, sondern der Wind pfeifft uns auf altvertraute Weise sein Lied.
Nächster Tag. Mont Blanc. Dort in der Nähe ist das Monestir de Santa Maria de Poblet ein katalanisches Zisterzienserkloster. (Jetzt fragt ihr euch bestimmt bewundernd woher ich diesen tollen Begriffe wieder weiß, nicht wahr? Es ist nicht meine Superallgemeinbildung die euch womöglich ins Staunen versetzt, sondern der gloreiche Klick auf Wikipedia um ehrlich zu sein.) Poblet ist das größte und prächtigste Königskloster Spaniens, zugleich das umfangreichste und besterhaltene Zisterzienserkloster des Abendlandes. Dort erhielten wir, weniger Auskunft über das Kloster, als vielmehr über die Zugverbindung nach Samper de Calanda. Eine superfreundliche Tourist-Office Angestellte gab sich alle Mühe dabei. Das Kloster an sich war nicht so beeindruckend, vielleicht auch deswegen nicht, weil alles ziemlich frisch renoviert wirkte. Allerdings nahmen wir uns auch nicht die Zeit, die nötig gewesen wäre, um richtig in diese geschichtsträchtige Umgebung einzutauchen. Der Zug wartete und unsere erste nicht selbserstrampelte Etappe. Wir fuhren mit dem Zug erstmal nach Reus. Dort kauften wir ein Ticket zur Weiterfahrt nach Samper. Plattform 2 stand auf dem Bildschirm. Also luden wir die Taschen ab, stellten das Rad hochkant in einen Glasaufzug hinein, unten wieder raus, in den nächsten Aufzug hinein und dieser beförderte uns dann an die Oberfläche zur gewünschten Plattform. Das ganze zweimal und noch etwa 4 Minuten Zeit bis der Zug einfährt. Da standen wir nun, wir typisch Deutschen, für die Plattform erstens das gleiche wie Gleis (für mich zumindest)bedeutet und zweitens Nr. 2 auch an zweiter Stelle kommt. Bei den Spaniern ist das allerdings ein wenig anders. Bei den Spaniern ist Plattform zwei auf Gleis eins, und Gleis eins auf Gleis zwei. Gut das ich skeptisch wurde, weil auf Gleis 2, ich meine auf Gleis eins kaum jemand stand. Kapiert? Tatsache war, wir sind falsch und das 3 Minuten bevor der Zug einfuhr. Plattform 2 ist auf Gleis 1. Das bedeutet wir müssen schnellstens zurück zum Start. Also das ganze nocheinmal. Taschen runter, rein in den Glasaufzug, unten wieder raus, zum nächsten Aufzug, Fahrrad rein und Taschen auch, nach oben, Taschen wieder ran ans Rad. Das ganze zwei Mal. Der Zug fährt ein. Der Schaffner, wo ist der Schaffner? Wir finden ihn, am hinteren Ende des Zuges. Er sagt das wir ans andere Ende des Zuges müssen. Die meisten Menschen sind schon eingestiegen, bis wir am anderen Ende ankommen. Wir versuchen mein Fahrrad reinzubekommen, es ist zu eng mit den Hintertaschen. Ich nehme sie ab und rolle mein Rad bis zur Tür auf der anderen Seite. Dann kommt Michis Rad. Halb steckt es drin, bis die Türen anfangen sich zu schließen. Der Bahnsteig ist leer und kein Schaffner mehr in Sicht. Alle Türen zu, bis auf unsere. Ich drin, Rad halb, Michi draußen, und die Tür, die Tür will sich schließen. Leichte Panik steigt Michi ins Gesicht und ich meine zu erkennen wie er sich bereits am Fahrrad hängend sieht, während der Zug abfährt.Plötzlich kommt eine Sicherheitsdame mit Schlagstock ins Bild. Diese versucht zuerst die Tür weiter aufzuhalten, als das nicht hilft, schlägt und klopft sie gegen das Cockpit, um den Lockführer auf die Situation aufmerksam zu machen. So schaffen wir es gerade noch rechtzeitig, das Rad, und gottseidank dann auch noch den Michi, in den Zug zu bekommen. Der Zug fährt los. Wir verstauen die Taschen ein wenig und nehmen Platz. Gegenüber von uns sitzen zwei ältere hochbrüskierte Damen denen es sichtlich schwer fällt die Mundwinkel nach oben zu ziehen. Sie unterhalten sich, während sie immer mal wieder einen abwertenden Blick zu uns herrüber werfen. Ich lächle ihnen zu, aber das versetzt sie nur noch mehr in Rage. Nach knapp einer viertel Stunde kommt der Schaffner. Die beiden Damen beginnen sogleich ihr Spatzenkonzert, und müssen entsetzt feststellen das der Schaffner uns so befohlen hatte. Plötzlich zeigt sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht und ihre Gesichtszüge entspannen sich wieder ein wenig. Ich weiß nicht aus welchem Grund. Entweder weil der Schaffner ihnen erklärte das dies seine Anweisung war, oder aus dem Grund den der Schaffner uns nun nannte. Wir können hier nicht mit unseren Rädern bleiben, wir müssten bei der nächsten Haltestelle wieder aussteigen und an das andere Ende des Zuges. Wir schauten uns eine Weile an, der Michi und ich. Und dann packten wir unsere Räder bei der nächsten Haltestelle und luden wieder um. Die Taschen ließen wir an diesem Ende des Zuges. Die holten wir dann, nach und nach, als die Räder und wir beide, im Zug am anderen Ende, sicher verstaut waren. Gut das wir knapp 2 Stunden Fahrt vor uns hatten, da konnten wir uns richtig schön Zeit lassen um die Taschen von einem Ende zum anderen zu schleppen.
ARAGON
Samper de Calanda kurz vor 9 Uhr abends. Wir steigen aus und ich fühle mich wie im Wilden Westen an einem leeren Bahnhof. Es fehlte eigentlich nur noch der Wind, der Strohballen über die Gleise weht, die denn eingetrockneten Schlangen lagen, passend zum Bild vor Augen, schon da. Dann MachTen wir uns auf den Weg. Weit und breit kein Licht, keine Stadt, nicht einmal ein Dorf, nix. Hinter uns zeichnete sich ein Hügel ab, den wir dann auch, auf einer Erdstraße entlang fuhren. Von dieser Straße weg, die noch ewig weiter zu gehen Schien, ging nochmal eine steile Abzweigung, etwa 15 Meter lang links nach oben. Dort oben war es wie auf einem Hochplateau. Weit und breit alles flach, in naher Ferne Lichter brannten, die auf eine Kirche, oder wie ich glaubte, eine Riesenbaustelle hinwies. Der Michi, übrigens auch ein neugieriger, mutiger Entdecker und Nachforscher, Mächte sich nochmal auf den Weg, um herauszufinden, wo wir hier gelandet sind. Er entdeckte einen freigelegten Canyon, der wohl eine Pipeline beherbergen sollte. Von der Tiefe des Canyons Stieg ein Vogel auf, so Erzählte er mir Anschließend meisterhaft, von dem er jeden Flügelschlag horte und der laute Laute von sich gab. Solle ich mir das doch auch mal anschauen. Aber ich war zu müde, und vielleicht auch zu feig, Aufgrund der Nacht, der toten Schlange und des großen Vogels der wohl da unten im Canyon wohnte. Am nächsten Morgen Standen wir früh auf, es war reger Verkehr dort unten auf der Straße, und das, obwohl Sonntag war. Ein sonniger Tag und der Himmel birgt Keine einzige Wolke. Ich bin nun ein wenig erkältet, hab einen leichten Kratzhusten, der sich aber mit meiner Globuli-Apotheke schnell wieder beheben lässt. Radfahren im Dezember. In Spanien. Das ist wirklich eine Empfehlung wert. Das Wetter ist so schön standhaft. Es ist nicht zu heiss und nicht zu kalt. Und es ist wenig los auf den Strassen. Teilweise begegnen uns am ganzen Tag nicht mehr als 10 Autos. Wir sind die Helden der Straßen, die Straßen fühlen sich wie gemacht für uns ein. Am Rio Martin, kurz vor Arino nächstes schlagen wir unser Lager auf. Zuerst erscheint uns der Platz unter der Brücke ganz gut, dann allerdings, ziehen wir doch noch ein wenig weiter, und finden zwischen Steinböcken und Olivenbäumen Platz. Wir waschen uns mal wieder richtig am Fluss, Dessen Wasser gar nicht mal so kalt ist, und fühlen uns Anschließend wieder frisch und sauber. Die Flüsse in Spanien, fällt mir auf, sind doch schon zum großen Teil (zumindest in dieser Jahreszeit) ausgetrocknet. Es ist deswegen auch gar nicht so einfach sich mal ausgiebig zu waschen. Wir können uns trotzdem riechen, was von Vorteil ist, bei einer Wohnung unserer Größe. Am nächsten Morgen macht sich Michi schon vor Sonnenaufgang (Anmerkung von Michi) auf, um die Felsmalereien zu entdecken: die hier vorhanden sind und aus einer Anderen, schon lang Vergangenen Zeit berichten. Er findet sie, Nachdem er ein wenig gesucht hat und kommt Stunden später (Anmerkung von Michi) frohen Dämpfer wieder zum Ausgangspunkt, zu mir, zurück. Die Steinböcke genießen die heruntergefallenen Oliven, und oben am Berg steht ganz stolz und erhaben der Obersteinbock, und lässt Seinen majestätischen Blick über den Canyon walten.
Unser Budget (wir
WALDEMAR- Bild...WALDEMAR- Bild...WALDEMAR- Bild...

... da mussten wir viel an dich denken lieber Waldemar und daran wie gut es dir hier gefallen würde!!!
rechnen mit 10 Euro pro Tag und Kopf) steigt und steigt, denn in dieser Gegend gibt es keine Einkaufsmöglichkeiten, so das wir unseren Vorrat wirklich bis aufs letzte aufbrauchen. Allerdings zaubert der Michi auch aus schnell keinen Vorräten noch ein leckeres Essen. Er ist in diesen Tagen wirklich viel hinter dem Herd, findet schöne Mittagspausenplätze, kocht sogar da (Mittags essen wir normalerweise nicht warm) und am Morgen das Porridge sowieso. In Cortes de Aragon zeigen uns dann zwei Jungen und ein Mädchen im Alter von 9 Jahren den Weg zum Brunnen, wo wir uns frisches Trinkwasser für den Abend besorgen wollen. In Spanien gibt es, trotz des Wassermangels überall Trinkbrunnen. In Jedem noch so kleinen Dorf findet man Trinkwasser vor. Unser Spanisch ist schlecht, so fährt einer der Jungen plötzlich ein englisch mit uns zu sprechen. Ich bin begeistert und wirklich überrascht. Wir fragen ob es hier eventuell Brot zu kaufen gäbe. Die beiden begleiten mich zur Bar des Dorfes. Ein schöner Anblick. Jung und Alt sitzen hier zusammen, die einen spielen Karten, die Anderen schauen fern, andere sitzen am Computer, der Rest an der Bar. Und sie trinken Kaffee. Das Leben pur. Die Senioren bekommen war mit Jugend macht, haben Anteil daran sterben, und andersherum sind die Älteren ganz automatisch mit integriert, ohne zu stören oder ausgegrenzt zu sein. Ein wirklich beeindruckendes Bild. Ich gehe zum Tresen und frage nach Brot. Der Barkeeper nimmt sein Telefon, ruft den Brotbewahrer ein, eine junge Frau sagt, ich Solle mitkommen. Und so gehen wir zu IHRES Vaters Haus, dem Bürgermeister, unterhalten uns über ihre Zeit als sie noch in Dresden studiert hat, sie schenkt mir zwei Brote und verabschiedet mich wieder vor der Bar. Das sind diese Momente, die manchmal magisch wirken, die einem in Erinnerung bleiben, und die sind ein Grund warum man auf Reise geht. Zurück mit den Broten und den zwei Kindern wollen wir Ihnen noch Bonbons schenken, die sie aber vehement ablehnen. Wir bedanken uns vielmals und machen uns auf um unseren Schlafplatz zu suchen. Ein altes Steinhaus steht für uns da und wir ziehen ein. Wir kochen uns ein Festmahl Pasta mit Zuccini und Tunfisch. Wir rollen durch die Weiten Aragonesen, früh schon um dem Gegenwind ein wenig zuvor zu kommen. Die Erdtöne von rot leuchten über ocker hin zu braun in voller Farbenpracht, die Landschaft ist endlos weit, zieht sich dahin, wie auf einem Hochplateau, die Bauern sind kräftig mit dem Olivenernten beschäftigt und wir bewundern mit dem dieser traumhaften Welt. Es ist Montag, aber es kommt uns vor wie Sonntag, Weil so wenig los ist. Am nächsten Tag erwarten uns zwei Pässe. Der eine über 1111m und der andere über 1300m. Auf dem Weg dorthin fragen wir ein Pärchen nach einem Krämerladen und werden sogleich reich beschenkt. Mit Wurst und Mandarinen. Die Menschen hier sind unglaublich freundlich und begegnen uns mit offener Bewunderung und Herzlichkeit. Der Schinken schmeckt köstlich auf dem Baguette, das ich wieder einmal in einer Bar ersteigere. An diesem Abend schlafen wir wirklich auf einem Hochplateau. Wir sind über 1200m, neben uns sind umherziehende Schafherden Mit ihren Hirten, das Land ist so weit in der Ferne sieht man ein Dörfchen mit einer Kirche Erhabenen. Der Nebel zieht auf, es wird richtig kalt draussen. Um 7 Uhr abends hat es noch drei Grad. Gut das wir so tolle Schlafsäcke haben, die uns richtig warm halten und uns immerzu geruhsam schlafen lassen. Am nächsten Morgen ist alles angefroren. Das Zelt aussen hat eine Eisschicht. Der Sonnenaufgang ist kalt aber göttlich, die erhabene Kirche sticht aus den Nebelbänken hervor, und die Sonne wärmt Mit ihren ersten Strahlen. Wunderschön. An diesem Tag geht es meist bergab. Bis Teruel. Von dort aus wollen wir dann den Via Verde gen Valencia einschlagen. Zuerst Allerdings wollen wir in der Stadt einkaufen gehen, denn alle unsere Vorräte aufgebraucht sind. Ein LIDL Schild blinkt uns gleich am Eingang der Stadt entgegen, und diesen suchen wir dann auch voller Vorfreude auf. Nicht nur um unseren Vorrat aufzufüllen, Sondern auch wegen dem Marzipan-Christstollen den es da geben soll! Den finden wir auch.
 Was wir nicht so leicht finden ist der Zubringer zum Via Verde. Ich gehe nochmal in ein Hotel hinein und lasse mir auf der Karte zeigen wo genau hin Müssen wir. Ich verstehe, glaub ich zumindest, und verlasse das Gebäude frohen Dämpfer. Vor der Tür dann, auf unserer eigenen Karte bin ich mir dann schon nicht mehr ganz so sicher wie die Straßen verlaufen würden. Wir fahren stadtauswärts ich vergesse gänzlich wie der Via Verde und verläuft. Wir fahren Richtung Autobahn und dann merken, das die Autobahn keine Fahrradfahrer zulässt. Gottseidank gibt es eine Ausweichmöglichkeit, die wir dann auch nutzen. Sie führt uns nochmal auf knapp 1200m, fast genauso hoch wie heute morgen, auf dem Hochplateau. Salzstreufahrzeuge fahren an uns vorbei und ein San Miguel Bierlastwagen. Nächster Morgen, die Spannung steigt, Weil wir nicht sicher sind wo denn nun der Via Verde ist. Wir fahren über die Autobahn drüber und wollen schon fast einen Feldweg einschlagen, aber Wogi äußert sich skeptisch. Da sehe ich, von unten kommend einen Radfahrer. Ich fahre in seine Richtung und er bringt uns, wieder über die Autobahn zurück, auf den richtigen Weg. Wir sind drauf, und auf dem Via Verde werden ihn die nächsten 120 km auch nicht mehr verlassen. Der Ochos Negro, so lautet sein Name, ist traumhaft zu befahren. Wälder, Weite, Viadukte. Die Steigung hält sich gering, Weil alte Bahntrassen nicht mehr als 2-4% Steigung eins haben dürfen. Wir fahren nicht mehr über Berge, Sondern durch Berge hindurch, vorbei ein Mandelbäumen, Khakibäumen, Oliven-und Mandarinenbäumen, und alles zum ernten bereit. Großartig. Wir ernten.
VALENCIA
Wir finden einen Familiengrillplatz der zu dieser Jahreszeit nicht mehr besucht ist. An diesem Grillplatz ist ein kleiner Raum mit einem Pizzaofen. Dieser wird für die kommende Nacht unser Zuhause sein. Michi schürt den Ofen und es vorrübergehend schön warm wird. Das ist gut so, denn die Nacht Minusgrade mit sich bringt. Am gleichen Tag zur Mittagspause lassen wir einen unserer beideni Löffel aus versehen liegen. Das fällt uns abends auf, als die heiße Suppe bereits auf dem Tisch steht. Da erinnert sich ein Wogi einen Löffel den er zwischen den Gitterstäben am Wasserbassin zuvor entdeckt hatte. Mit sehr viel Geschick gabelte er den Löffel unter den fest verankerten Gitterstäben hervor, und es gelingt IHM wirklich, den Löffel nach Wenigen Minuten in den Händen zu halten. Unglaublich!
In Torres Torres endet der Vias Verdes und wir begeben uns noch ein letztes Mal in die Berge. Wir nehmen nochmal einen zweistündigen Anstieg in Kauf um dann nach Valencia hinein zu rollen.
Valencia. Hier sind wir nun gelandet. Bei Karina, einer Freundin aus Seoulzeiten, die inzwischen an der deutschen Schule hier unterrichtet. Wir verbringen noch gemeinsame 6 Tage, dann fliegt sie ab, Richtung Südafrika um dort Urlaub zu machen. Wir haben noch nicht viel von der Stadt bisher gesehen, die uns Weil Wohnung magnetisch festhält. Zu lesen, warm zu duschen, am Tisch zu essen, deutsche DVD's zu schauen, im Internet zu surfen, ... alles Dinge wie die Vorweihnachstgeschenke wirken und von uns auch so behandelt werden. Wir können gar nicht genug davon bekommen.
Morgen dann, sagen wir uns jeden Abend aufs neue, morgen gehen wir mal in die Stadt ...
Übermorgen ist Weihnachten. Wie die Zeit vergeht. Weihnachten in Valencia. Draußen regnet es, regnet es eigentlich seit dem Tag als wir gekommen sind, immer wieder mal. Nach den ersten Tagen hier hören wir von dem kälteeinbruch in Spanien ... Dies alles geschieht nach dem wir hier in diesen herrlichen 4 Wänden angekommen sind und es schön warm haben. Das ist ein weiteres Weihnachtsgeschenk.
Soviele Geschenke, die wünschen wir euch auch, und das ihr euch richtig darüber freuen könnt. Habt ganz wunderbare friedvolle besinnliche Weihnachten und einen guten Start in's neue Jahr. Schön das ihr alle so dabei seid, hier bei unserer Reise und uns mit sovielen liebevollen Gedanken, Briefen und Kommentaren begleitet. Vielen Dank.
Lasst es euch gut gehen, und bis bald dann, im neuen Jahr!

Katja und Michi



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gut eingepackt...gut eingepackt...
gut eingepackt...

da kann die Kälte schon kommen
eine HlLGE-MAMA Fotosessioneine HlLGE-MAMA Fotosession
eine HlLGE-MAMA Fotosession

ein Wogi mit Marzipan- Christstollen (thanx god, auch in Spanien gibts LIDL), Löffel und Messer... und großer Vorfreude...
HILGE-MAMA Fotosession Part 2HILGE-MAMA Fotosession Part 2
HILGE-MAMA Fotosession Part 2

... die Vorfreude weicht, Löffel und Messer auch, die Beherrschung schwankt...
HILGE-MAMA Fotosession Part 3HILGE-MAMA Fotosession Part 3
HILGE-MAMA Fotosession Part 3

... ja, die Beherrschung ist Futsch, der Marzipanhunger hat ihn überwältigt...
Willkommen im Melody Land...Willkommen im Melody Land...
Willkommen im Melody Land...

ich sags dir Melody, du hättest schon orange Finger nur vom Hinschauen!!!


28th December 2009

Guten Rutsch
Huhu. Na, mal schauen, ob das euch erreicht. Kurz gefasst: Respekt, sehr schön! Gruß Klaupi
30th December 2009

Das Beste für 2010
Wir begleiten Euch und wünschen ein weiteres Gelingen aller Pläne und Träume. Christina & Cousin Uwe

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