Advertisement
Published: November 13th 2017
Edit Blog Post
Ich sitze hinten auf dem Motorrad von Pietro. Mein Hintern tut weh vom ganzen Geschüttel und den vielen Löchern im Boden. Der Wind weht mir um die Ohren. Ich trage einen viel zu großen Helm, der mir bei 120 km/h leicht vom Kopf rutscht. Ich bin froh, dass die Maschine nicht schneller fährt. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich habe auch ein wenig Angst. Absoluter Kontrollverlust. Mein Leben liegt in den Händen des Mannes vor mir. Ein 42-jähriger Spanier, der in Kampot als Lehrer Arbeit. Wir fahren zurück nach Kampot und ich bin froh, dass ich nicht verschleppt wurde. Womöglich bin ich oft einfach zu ängstlich oder habe zu viele Criminal Minds Folgen gesehen. Aber ein gewisser Respekt hat mich schon vor so vielem bewahrt und eigentlich bin ich auch ganz froh, dass ich nicht naiv bin und viele Dinge hinterfrage.
Gestern hatte mich Piedro auf dem Bokor Hill aufgegabelt, als mein Roller gestreikt hatte. Am heutigen Morgen hatte er mich um 10 Uhr abgeholt und wollte mir den Wasserfall zeigen. Ich glaube er ist einfach einsam und hat sich gefreut einen neuen Kontakt zu knüpfen. Nach einem kurzen Stopp am Markt, wo ich mir 2 Mangos
zum Frühstück gekauft hatte, fuhren wir die feuchte Schotterpiste entlang. Es hatte gestern Abend stark geregnet und der Sand wies tiefe Löcher und matschige Flächen auf. Am Wasserfall angekommen verharrten wir eine Weile bevor wir uns auf den Weg nach Kep machten. Kep liegt circa 25 km entfernt und besitzt einen tollen Fischmarkt. Ich lief über den Markt und sah die vielen verschiedenen gegrillten Meerestiere auf Tischen liegen. Ich bin kein großer Fischfreund, doch probieren musste ich nach Piedros Aufforderung. Einen Fisch mit Reis für umgerechnet einen Euro kaufte ich bei einer Dame am Stand. Den Mund voller Gräten saß ich am Wasser und schaute den Damen zu wie sie Krabben aus dem Meer fischten. In riesigen Behältern horteten die Verkäufer_innen jegliche Art von Meerestieren. Mein kleiner Bruder wäre hier wohl im Paradies angekommen. Anschließend fuhren wir mitten in den Dschungel. Hier wollte Pietro irgendwann mal wohnen sagte er. Zwischendurch kamen mir wieder die Criminal Minds Folgen in den Sinn. Würde mich hier jemand finden? Sollte ich meine SD-Karte für den Fall der Fälle verschlucken? Ich war ganz allein im Nirgendwo mit einem Mann den ich gar nicht kannte. Aber er schien wirklich nett und hilfsbereit zu sein. Aber sind
das nicht alle?
Ich verdrängte die Gedanken und spazierte durch den Dschungel. Ich konzentrierte mich darauf keiner Spinne zu begegnen, bzw. sie zu übersehen und war froh, dass ich meine Trekkingschuhe an hatte. Wir fanden den Aussichtspunkt vor lauter Gestrüpp und Bananenpalmen nicht und liefen zurück zum Motorrad. Es war super warm, doch ich streifte meine dünne Jacke über, denn Schutzkleidung hatte ich natürlich nicht Rucksack.
Eine lange und aufgeweichte Schotterpiste sollte uns zum Secret Lake führen. Ich habe uns schon im Matsch liegen sehen. Lieber Matsch als Betonboden Oh Gott, ich bin einfach so misstrauisch, wenn ich die Dinge nicht selbst in der Hand habe! Vorbei an kleinen Hütten und großen Pfefferplantagen kamen wir nach jede Menge Geholper und Pfützen am See an. Ich war etwas enttäuscht. Spektakulär ist etwas Anderes. Ich watschte mit den Füßen im Wasser umher und schoss ein paar Fotos.
Ich sitze also auf dem Motorrad. Ich hatte mit diesem Mann jetzt 2 Tage verbracht. Wir passieren das Ortseingangsschild nach Kampot und ich ärgere mich über selbst, dass ich zwischendurch sonst was geglaubt habe. Aber so bin ich nun mal, wenn ich mich aus der Komfortzone begebe! Wir halten an einem
Restaurant und trinken etwas. Piedro trinkt sein zweites Bier am heutigen Tag und hatte auch schon Marihuana geraucht. Vielleicht war es auch das war mich so unruhig gemacht hatte. Ich kann den Scheiß einfach nicht ab! Wir verabschieden uns und ich verspreche ihm Fotos via Mail zu schicken. Ich laufe die Promenade entlang und suche ein Reisebüro. Ich buche mein Busticket nach Phnom Penh für den morgigen Tag und lasse die kleine Stadt noch etwas auf mich wirken. In einem Souvenirshop kaufe ich meine ersten Postkarten und Pfeffer ist hier aufgrund der vielen Plantagen auch zu haben. In einem Restaurant bestelle ich Reis mit Hühnchen. Proteine mit Chitinpanzer waren gratis und hatten sich heimlich ins Essen gemischt. Wenigstens war mein kalter Kaffee lecker. Ich laufe zurück zum Hostel, in welchem ich mittlerweile ganz alleine im Mehrbettzimmer schlafe und freue mich auf die Weiterreise. Ich werde Kampot in guter Erinnerung behalten und bin ganz gespannt auf den Großstadttrubel in der Hauptstadt.
Advertisement
Tot: 0.055s; Tpl: 0.012s; cc: 9; qc: 23; dbt: 0.0339s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.1mb
Andrea
non-member comment
Du Verrückte, du! :-D
Nach deiner Beschreibung der Fahrt hätte ich niemals mit nem Selfie auf dem Motorrad gerechnet! ;-) Schön, dass alles gutgegangen ist! Pass auf dich auf!