Zu Besuch bei JCI Valledupar


Advertisement
Colombia's flag
South America » Colombia
May 28th 2018
Published: June 2nd 2018
Edit Blog Post

Samstag, den 26. Mai bin ich gegen 4h aufgestanden um ein Taxi zum Busterminal zu nehmen Mein Bus sollte um 4h45 losfahren, aber als ich am Busterminal ankam öffnete ein Typ die Tür von meinem Taxi, fragte mich wohin ich möchte und als ich ihm sagte ich würde nach Valledupar fahren, sagte er der Bus würde schon in 2 Minuten losfahren! Er hat sich mein Gepäck geschnappt, auf eine Sackkarre geladen und ist Richtung Busse gelaufen. Ich war so perplext und noch müde, dass ich überhaupt nicht reagieren konnte! Also bin ich ihm einfach nachgelaufen... Natürlich wollte er dann für seine « Hilfe » 2000 Pesos! :-( Der Bus war nicht der, den ich eigentlich hatte nehmen wollen und mir kam das alles sehr suspekt vor, aber mein Gepäck war schon im Bus verstaut als ich ankam und mir blieb nichts anderes übrig als in den Bus einzusteigen... Es stellte sich allerdings dann heraus, dass der Bus ganz ok war, bequem und schnell und, zu meiner Freude, waren auch andere Leute im Bus. Ich vertraute dem Bus trotzdem nicht genug um nochmal einzuschlafen...



Ich kam um 8h30 in Valledupar an und wurde 10 Minuten später von Lucina und ihrem Sohn Manuel José abgeholt. Lucina hatte mich ein paar Monate vorher auf Facebook hinzugefügt und als ich ihr sagte, dass ich nach Kolumbien komme, hat sie mich zu sich nach Hause eingeladen. Das ist der Grund, weshalb ich überhaupt nach Valledupar gefahren bin, denn es ist eigentlich keine Touristenstadt. Lucina und ihr Mann sind Senatoren von JCI Valledupar und ihr Sohn ist ein aktives Mitglied.

Nachdem ich mich bei ihnen im Haus ein bisschen frisch gemacht hatte, sind wir zu Nancy’s Haus gefahren. Sie ist auch ein Senator und hatte eine Geburtstagparty für Esperanza, noch eine Senatorin, organisiert. Auf dem Weg dorthin sah ich Teile der Stadt und sie war ganz nett. Die Party war ziemlich langweilig für mich, aber so ist das nunmal wenn man auf eine Party geht wo man niemanden kennt, alle anderen aber gute Freunde sind. Ich habe dort viele andere Senatoren und aktive Mitglieder von JCI Valledupar kennengelernt, sowie die stellvertretende Präsidentin von JCI Colombia, Marlly, und die Präsidentin des Senats von JCI Colombia, Tilza.



Um 14h sind wir dann zu einem Workshop der aktiven Mitglieder von JCI Valledupar gefahren : « aprender a emprender ». Zuerst war es ziemlich leer dort, niemand war da, aber gegen 15h30 (der Workshop startete offiziell um 15h, aber ok, Südamerika halt) kamen dann jede Menge Leute. Schlussendlich war der Saal gefüllt mit jungen Leuten die interessiert daran sind sich selbstständig zu machen. Ich habe nicht wirklich etwas Neues gelernt, denn es war alles ziemlicher Basis-Kram, aber die Animatorin war echt gut. :-)



Danach sind wir zu ungefähr 12 Leuten noch zusammen Pizza essen gegangen. Da am nächsten Tag Wahlen waren, durften an diesem Wochenende Restaurants, Bars und Geschäfte keinen Alkohol verkaufen, aber Tilsa schaffte es, dass wir 3 Micheladas bekamen! ^_^ Eine Michelada ist ein Bier in einem Glass dessen Rand in Limette und Salz getaucht wurde. Abscheulich! :-S Wir haben auch ein paar Gläser Wein in Kaffeetassen bekommen, damit niemand sah, dass wir Alkohol tranken! ^_^ Es war ein richtig schöner und lustiger Abend, vor allem dank Tilsa, die sehr lustig ist! :-D Sie erklärte mir dass « Papagei » in Kolumbien neben einem Vogel auch « Sex » bedeutet und machte jede Menge anzügliche Witze mit diesem Wort! ^_^



Am nächsten Morgen sind Lucina, ihr Mann Manuel und ich sehr früh aufgestanden und sind um 4h30 zum Guatapiri Fluss gegangen um dort den Sonnenaufgang zu sehen. Auf unserem Weg dorthin haben sie mir viele interessante Orte gezeigt und mir viel über Valledupar und Kolumbien erzählt. In Valledupar gibt es viele Kreisverkehre und auf jedem ist etwas typisches von der Stadt dargestellt, z.B. eine berühmte vallenato Sängerin oder ein Akkordeon, dass die vallenato-Tradition darstellt. Manuel singt gerne und hat für mich ein paar berühmte vallenato Lieder gesungen, sehr cool! :-)

Sie haben mir erzählt, dass Kolumbien in den letzten Jahren viel ruhiger und sicherer geworden ist, aber dass es noch immer nicht ganz sicher ist. Es gibt immer noch viele Guerrilla und, wenn es dunkel ist, sollte man besser nicht durch verlassene Straßen gehen, selbst als Kolumbianer. Sie erklärten mir auch, dass es in Kolumbien ziemlich schwierig ist, einen Job zu finden und dass man oft einen Urlaub bekommt oder einfach keinen Urlaub nimmt. In Kolumbien gibt es jede Menge Bettler und Obdachlose, aber die meisten von ihnen sind Venezuelaner. Das Land ist voller Flüchtlinge aus Venezuela, aber es gibt keine Auffangstrukturen für sie ; es ist sehr schwer für sie ein Arbeitsvisum zu bekommen und sie können so nicht legal arbeiten. Dieselbe Situation gilt für die Kinder, oft sind sie illegal hier und dürfen somit nicht zur Schule gehen, deshalb liegen sie die ganze Zeit auf der Straße. Es ist wirklich eine sehr traurige Situation und ich habe das Gefühl, dass wir die Flüchtlingssituation in Europa besser handeln.

Sie haben mir auch viel über Vallenato erzählt, die traditionnelle Musik und der traditionnelle Tanz der Gegend. Sie haben mir stark empfohlen, im April wieder zu kommen, denn dann ist dort ein großes Vallenato-Festival mit vielen berühmten Musikern und Tänzern und jeder Menge Touristen.

Wir sind auch am « Eingeborenenhaus » vorbeigegangen. Das ist ein Zentrum für Eingeborene die in den Bergen leben ; sie kommen hier her wenn sie Dinge in der Stadt erledigen müssen, wie wählen. Die Leute die dort arbeiten sind die offiziellen Vertreter der Eingeborenen.

Ich habe auch den Tag vorher gelernt, dass das Schulsystem in Kolumbien anders ist als unseres : sie gehen bereits mit 15 oder 16 Jahren zur Uni und haben 5 Jahre Bachelor und 2 Jahre Master. Das ist sehr früh um die Uni zu starten, was denkt ihr?

In Privatschulen beginnt der Unterricht um 6 oder 7 und dauert bis 15h, wogegen der Unterricht an öffentlichen Schulen nur bis 12h oder 13h dauert. Sie möchten den Volltagsunterricht auch in öffentlichen Schulen einführen, aber bislang ist dafür kein Geld da.



Der Sonnenaufgang am Fluss war wunderschön und er war es auf jeden Fall wert so früh aufzustehen ! Ich war überrascht, wie viele Leute um diese Zeit bereits auf den Beinen sind (selbst Kinder und Jugendliche!), aber Lucina und Manuel erklärten mir, dass in Kolumbien, zumindest in ihrer Gegend, alle Leute immer gegen 4h oder 5h morgens aufstehen ! Das ist definitiv etwas, dass ich bisher noch nicht gesehen habe! ^_^



Nach einer schnellen Dusche hat Manuel José mich dann zu Esperanza gefahren, wo ich zum Frühstück eingeladen war. Ich hatte ein bisschen Angst, es würden nur sie und ich dort sein, was immer etwas komisch ist, wenn man die andere Person nicht kennt, aber es stellte sich heraus, dass Esperanza’s Haus das Epizentrum aller Aktivitäten einer großen Gruppe Leute ist. Die Tür war den ganzen Tag offen und ständig kamen und gingen Leute wie sie Lust hatten ; das war echt cool! :-) Yolanda hatte bei Espe geschlafen und machte Frühstück für alle. Sie hat Arepa de queso gemacht, und das war absolut lecker! Espe’s Nichte und deren Tochter waren auch dort, sowie Yolanda’s Tochter und Enkeltochter, Cesar und viele andere Leute. Nachdem jeder gefrühstückt hatte, sind Espe, Yolanda, Espe’s Nichte und deren Tochter Sarah, Cesar und ich zur Altstadt gegangen. Nach einer Weile sind Espe und Yolanda dann wählen gegangen, während Cesar Touristenführer für mich spielte und mir die Altstadt zeigte. Er war echt ein guter Guide und erklärte mir alles Wichtige über Valledupar, dessen Altstadt und die wichtigen Leute, die dort gelebt haben. Wir sind sogar zu einem Supermarkt gegangen und er hat mir alle Früchte erklärt, die ich nicht kannte, wie Lulo. Es war echt interessant und lustig. :-D



Zum Mittagessen sind wir dann zurück zu Espe’s Haus gegangen. Yolanda hatte ein traditionnelles kolumbianisches Mittagessen gekocht : Reis mit Nudeln (komisch, ich weiß), gehacktes Fleisch und Patacones (fritierte Bananen). Dieses Essen war so lecker, dass ich am Ende fast platzte! ^_^

Nach dem Mittagessen, gegen 16h, bin ich dann zurück zu Lucina’s Haus gegangen wo ich nach diesem riesigen Mittagessen erstmal einen Verdauungsschlaf brachte. :-)



Gegen 18h sind wir dann in ein Einkaufszentrum gegangen und um 21h wieder heim fürs Abendessen. Normalerweise essen sie viel früher, aber durch die Wahlen war den Tag alles ein bisschen anders und chaotisch. Es war sehr interessant die Wahlen aus der Sicht der Kolumbianer zu sehen. Jeder redete nur über die Wahlen und wer wohl gewinnen würde und was für Auswirkungen das hätte. In Kolumbien sind die Menschen nicht verpflichtet zu wählen, deshalb wählen nur so 60%, aber das sind wenigstens Leute, die sich informiert haben. In dieser ersten Runde wurden nur 3 der 5 Kandidaten eliminiert, die finale Entscheidung fällt im Juni.





Ich habe meinen Aufenthalt in Valledupar sehr genossen. Es war eine sehr nette Stadt und die Leute dort sind sehr freundlich und herzlich. Ich werde auf jeden Fall irgendwann zurückgehen, vielleicht sogar zum Vallenato-Festival im April. :-)


Additional photos below
Photos: 68, Displayed: 28


Advertisement



Tot: 0.072s; Tpl: 0.02s; cc: 8; qc: 23; dbt: 0.0488s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.1mb