Epilog: Meine letzten Tage in Kolumbien / Fort Lauderdale


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Published: April 22nd 2018
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Liebesgrüße aus der FerneLiebesgrüße aus der FerneLiebesgrüße aus der Ferne

Mary aus Toronto freut sich schon auf meinen Besuch - ich mich auch :)
Colombia, tú robaste mi corazón.




Kolumbien, ich werde dich im Herzen tragen. Was für eine Zeit. Was für ein Gefühl. Erinnerungen, die lebhaft und bunt in meinem Kopf herumschwirren, Begegnungen, so viele, dass ich sie gar nicht alle aufzählen könnte. Angefangen von Jesus, meinem ersten Host in Cartagena, David und Alex, meinen "Mitbewohnern" die ich noch weitere 3x in Taganga, Tayrona und Ciudad Perdida treffen sollte, Mary, meiner großen Liebe aus Toronto, bis hin zu meinen Red Bull Kollegen in Bogotá. Reto, Ursula und José in Taganga, meinen "Nachbarn" Jakub aus Prag und Tim, Lenno und Charlotte aus Mainz - nicht zu vergessen: OSCAR und Laura in Minca und meinen Weggefährten zur Ciudad Perdida... ich könnte diese Liste noch lange fortführen, so viele tolle Menschen haben mich auf meinen Wegen hier begleitet. Ich bin dankbar, mit Glück erfüllt, verlasse dieses unglaublich schöne Land mit vollem Herzen und mehr Lebensfreude und Energie, so wie ich es schon lange nicht mehr gefühlt habe. Mein Gepäck ist auch um einiges voller geworden, nicht zuletzt weil ich hier zwei Taschen bekommen haben: Traditionelle mochilas colombianos, ein Stück Kultur das man hier wirklich an jeder Ecke findet, wovon ich zwei Typen mit mir mitnehmen: Eine Mochila Arhuaca & eine Mochila Wayúu.

Einer meiner schönsten Momente hier war der Abend an dem ich mit den Kids aus dem Fischerdörfchen Fußball spielen durfte. Kaum vorzustellen, aber Fußball ist hier wirklich ein immens wichtiger Bestandteil der Kultur, gespielt wird immer und überall, und das ganze Dorf versammelt sich rund um den Fußballplatz um dem lokalen Nachwuchs beim Kicken zuzusehen. Auch wir extranjeros hatten viel Publikum als wir mit den Kindern spielten. Und die... nahmen das Match ganz schön ernst und kämpften sich mit viel Talent und Ausdauer durch die Partie. Als ich meinem Teamkollegen im Neymar Jr Shirt beiläufig erzählt habe, dass ich für Neymar arbeite, konnte der seinen Ohren nicht glauben. Unmittelbar nach Spielende war dann auf einmal alle Aufmerksamkeit auf mich gerichtet: Ich musste den kleinen Fans alle Fotos auf meinem Handy zeigen, jede Kleinigkeit war für sie rasend spannend.

Taganga ist wahrlich mein Zuhause geworden. Nicht nur meine kleine Traumwohnung am Hügel mit Hängematte und Ausblick auf das karibische Meer, auch die Erdstraßen die durch das Dörfchen führen, meine stets gut aufgelegten Nachbarn, die vielen Straßenhunde, Vögel, ja sogar die Käfer und Krabbeltierchen in meinem offenen Bad werden mir fehlen. Viele meiner Geschichten in Kolumbien sind auf magische Weise zusammengelaufen. Ein Beispiel ist ein Graffiti an der Hauptstraße Tagangas von einem Künstler den ich bereits in Cartagena kennengelernt habe. Als großer Fan der Straßenkunst habe ich das Foto sogleich an Mary geschickt, als Erinnerung an unsere Graffiti-Tour in Cartagena, woraufhin sie mir dasselbe Bild von ihrer letzten Reise geschickt hat. Nur wenige Tage später wurde ich Zeuge, wie die Hälfte davon übermalt wurden, konnte meinen Augen nicht glauben und machte ganz schockiert ein "Beweisfoto". Dass ich noch am selben Abend den Künstler - Olivier aus Montreal - bei mir auf der Terrasse sitzen haben würde, war mir natürlich nicht klar. Er war Gast in einer anderen Unterkunft von Ursula und als ich sie zum Grillen eingeladen habe, hat sie ihn mitgebracht. So schließt sich der Kreis.

Meine Küche, frisches Obst, Gemüse, Fisch... all das wird mir fehlen. Egal wo ich war, zuhause habe ich mich immer gefühlt, sobald ich mir meine Küche eingerichtet habe. Mit meinen Gewürzen, die ich frisch am Markt kaufe und meiner eigenen Müslimischung (mit Haferflocken, Leinsamen, Chia, Zimt, Kardamom...). Für einen Monat in Taganga war das dann gleich eine etwas größere Portion, abgefüllt in einer der 6L Wasserkanister die ich mehrmals die Woche den Hügel hinauf in meine Wohnung schleppen durfte.

Alltag kehrte hier eigentlich nie ein, allerdings hatte ich mit den Wochen meine gesunde Routine entwickelt: Aufstehen um 05:45, Morgenyoga auf der Terrasse, Frühstück und Arbeit, danach Mittagspause in der Hängematte und den Nachmittag irgendwo unterwegs oder am Planen für die nächsten Ausflüge. Und wann immer möglich: Sonnenuntergang genießen am Dorfstrand, dort wo sich ganz Taganga jeden Abend versammelt und andächtig nach einem heißen Tag die letzten wohligen Sonnenstrahlen genießt. Das Meer hier ist perfekt geeignet um ausgiebig zu schwimmen, es ist ruhig, klar, nicht zu kalt und nicht zu warm.



Und genau an so einem schönen Abend ist mir beim Sonnenuntergang Pochi zugelaufen. Ich war sofort bis über beide Ohren verliebt. Ein kleiner verspielter Welpe, der um mich herum getänzelt ist, so lange bis ich mich hingesetzt habe und sie sich an mich gekuschelt hat. Nach ein paar Minuten erklärte mir dann die "Besitzerin", dass Pochi zur Adoption freigegeben wäre. Sie wäre selbst nur auf der Durchreise und hätte den Welpen halb verhungert in einem Karton in Santa Marta gefunden. Nach einem Monat gemeinsam war die Kleine wohlauf, allerdings könne sie sie nicht mit zurück in die Dominikanische Republik mitnehmen, also suche sie nun dringend Pflegeeltern. Deadline dafür war der nächste Morgen. Und was zuerst unmöglich erschien, war dann nach mehreren Stunden Telefonieren, Recherchieren und Organisieren doch noch geglückt: Wir haben Pochi ein Zuhause gefunden und sie am nächsten Morgen verabschiedet. Traurig aber wohl für alle das beste. Ich hätte die Kleine so gerne mitgenommen, habe das sogar ernsthaft in Erwägung gezogen, aber die Einreise mit Hundebaby in die USA ist unter meinen Umständen leider quasi unmöglich. Trotzdem ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir das Mädl in ein gutes Zuhause vermittelt haben und sie nicht auf der Straße leben muss.

Meine lieben Nachbarn Tim, Charlotte und Lenno - die zwischenzeitlich weiter gereist waren - sind an meinem Abreisetag wieder zurück nach Taganga gekommen und haben mir noch einen Besuch abgestattet. Das hat mich wirklich sehr gefreut! Und dann wurde es plötzlich Ernst: Die Taschen waren gepackt, ich war bereit für einen letzten Zwischenstopp in Cartagena, bevor ich das Land verlassen würde. Jesus hat mich, wie zuvor, mit offenen Armen empfangen. Wir waren noch ein letztes Mal Sushi Essen im Pezetarian (mmhh!!) und mussten natürlich noch einen Halt machen in "meinem" ábaco Kaffee.



Und nun meine Lieben, geht es tatsächlich dem Ende zu. Mein letzter Stop auf dieser Reise ist Fort Lauderdale, zurück zu einem Stückchen Heimat, zurück zu einem Stückchen Geschichte, zurück zu bekannten Gesichtern. Es ist unwirklich hier zu sein: alles ist künstlich, kitschig, poliert, sonnig und freundlich. Auf eine amerikanisch-perfekte Art. Das erste mal Einkaufen in der Mall war Überforderung hoch 3 (wer braucht denn tatsächlich XXX verschiedene Käsesorten??), der viele Verkehr - gesäumt von amerikanischen Luxuskarren - und die omnipräsente Klimatisierung aller Innenräume machen mir zu schaffen. Und dennoch ist der Vibe gut, die Sonne scheint und ich bin ständig in guter Gesellschaft.

Natürlich musste ich Nika sehen, also haben wir uns gleich für Mittagessen und Kaffee verabredet. Sie hat mir eine Tour des neuen Büros gegeben, ihr Zuhause gezeigt und mich mit offenem Herzen empfangen. Wir haben Geschichten ausgetauscht und so viel gelacht wie schon lange nicht mehr. Und nachdem ich ihr Armband ja an das Mädchen in der Ciudad Perdida weitergegeben habe, hat sie mir sogleich ein neues geschenkt das jetzt mein Handgelenk ziert. Sie will Florida nicht mehr verlassen, ich kann verstehen warum, auch wenn die (Un-)Kultur mich momentan noch überfordert. Der Kontrast zur Einfachheit Kolumbiens ist einfach noch zu groß, obwohl locker 70%!d(MISSING)er Bevölkerung Latinos sind - Spanisch gehört hier genauso zu Alltag wie Burger und Milkshakes. In diesen 10 Tagen darf ich all das erleben und auf mich wirken lassen, mit einem kleinen Augenzwinkern, denn ernst nehmen kann ich die aufgeblasene Lebensweise hier nicht. So war ich also, typisch amerikanisch, im CrossFit Studio trainieren (gemeinsam mit Luis Alejandro und Roberto, die ich von unseren Beach Events kenne) und im Autokino um einen Action-Blockbuster mit Dwayne "The Rock" Johnson zu sehn. Weitere Highlights waren ein Abend im spanischem Theater, das Broadway Musical Waitress von Sara Barailles (TOP!) und geplant ist noch ein Besuch des Everglades National Park und den Keys, einer tropischen Inselkette südlich von Florida. Mein großer Dank geht an Luis Alejandro, der alles tut um mir South Florida schmackhaft zu machen - weil er weiß wie sehr ich Kolumbien vermisse...



Jedoch auch traurige Nachrichten aus Nicaragua überschatten meine Tage hier: Es herrscht wieder Bürgerkrieg. (Friedliche) Proteste gegen die Regierung, die mit roher Gewalt niedergeschlagen werden, führten zu zahlreichen Verletzten und Toten in allen Städten wo auch ich zu Gast war, allen voran
Videos von Freunden auf den Straßen ManaguasVideos von Freunden auf den Straßen ManaguasVideos von Freunden auf den Straßen Managuas

Die blutigen Auseinandersetzungen aus den Augen meiner Freunde zu erleben ist momentan traurige Realität
in der Hauptstadt Managua - wo ich gewohnt habe. Ziel der Anschläge der Regierung wie bereits zuvor: Studenten und Universitäten. Die Bilder und Videos "meiner" Straßen, "meiner" Uni, nicht zuletzt die Gesichter meiner Freunde zu sehen, die Wut, die Angst und die Zerstörung... Was sich dort momentan abspielt erscheint mir alles andere als real. Ich habe Glück, ich bin in den USA, und doch bin ich im Kopf bei all den wundervollen Dingen, die ich in Nicaragua erleben durfte, bevor die Gewalteskapaden wieder Überhand nahmen.



Meine Reise schließt mit 10 Tagen Florida ab, danach geht es zurück nach Österreich. Österreich im Frühsommer, ein Gedanke mit dem ich mich gut anfreunden kann. Allem voran, weil ich weiß, dass es dann wieder weiter geht: Zurück in die Staaten, auf nach Kalifornien, Florida und Toronto. Und das ganze schon Mitte Mai, bleiben 3 Wochen Zeit für Heimaturlaub. Und das... fühlt sich gut an.



Mehr Fotos und einen kleinen Ausblick auf das, was da noch kommt, findet ihr weiter unten.


Additional photos below
Photos: 24, Displayed: 24


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Polizeipräsenz am Strand in TagangaPolizeipräsenz am Strand in Taganga
Polizeipräsenz am Strand in Taganga

...nach Sonnenuntergang herrscht hier striktes Badeverbot
Mein Stückchen Heimat: Gesundes HaferflockenmüsliMein Stückchen Heimat: Gesundes Haferflockenmüsli
Mein Stückchen Heimat: Gesundes Haferflockenmüsli

...mit allerlei Saaten und Gewürzen


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