Williams Lake bis Vancouver Island und das Ende unserer Camper Tour durch Kanada


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North America » Canada » British Columbia
September 9th 2016
Published: September 11th 2016
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Unser Weg von Williams Lake nach Vancouver Island führte uns über Lac La Hache, Kamloops, Lillooet, Pemberton und Whistler. Wir nächtigen als erstes, wie schon eine gute Woche davor, im Lac La Hache Provincial Park. Am nächsten Tag kamen wir zufälligerweise an einem Garlic Festival vorbei. Wir machten Halt und assen uns durch die verschiedenen Essensstände, zugegeben, die Kanadier befinden sich kulinarisch gesehen wohl nicht an der Weltspitze. Es gab verschiedene Knoblauchgerichte, das ausgefallenste war ein Garlic Ice und nein, wir haben es nicht probiert. Wie kann das auch zusammenpassen? Zum Unterhaltungsprogramm gehörten live Countrymusik und ein Knoblauchwettessen. Der Gewinner verdrückte elf Knoblauchzehen in einer Minute. Ich glaube, ich kenne jemanden, der das überbieten könnte (Jaggo :-))? Weiter ging es Richtung Kamloops. Wir verbachten einen verregneten Abend im Paingrove Campground. Die nahegelegenen Helmcken Falls konnten wir leider nicht wie geplant besichtigen gehen, da nur eine mehrere Kilometer lange dirt road dorthin führt. Schade, wir hätten den viertgrössten Wasserfall Kanadas gerne live gesehen (fällt 140 Meter in die Tiefe). Der Abstecher in diese Richtung hat sich aber dennoch ausbezahlt. Denn die Strecke von Kamloops über Cache Creek nach Lillooet und danach der Duffey Lake Road entlang nach Pemberton ist einzigartig, abwechslungsreich und wunderschön. Zu Beginn ist die Landschaft wüstenähnlich und erinnerte uns an die Nevada Region in den USA. Eine dürre Gegend mit Klapperschlangen, felsigen Sandbergen und der einsame Highway führt streckenweise dem Thompson River entlang, welcher sich durch das Tal schlängelt. In Lillooet geht es der Duffey Lake Road entlang nach Pemberton. Kaum hat man Lillooet verlassen kommt man in ein total gegensätzliches Gefilde. Eine enge Gebirgsstrasse schlängelt sich durch eine malerische Gegend, eine saftig grüne, dicht bewaldete Berglandschaft. Wohl eine der schönsten Strecken in British Columbia. Viele Eindrücke an einem Tag und eine anspruchsvolle Fahrt mit abertausenden Kurven, wir kamen ziemlich groggi im Nairn Falls Provincial Park in Pemberton an. Tags danach spazierten wir dem Green River entlang zu den nahe gelegenen Nairn Falls. Ein bezaubernder Wasserfall, welcher sich durch die Jahre hinweg einen Weg durch das Felsgestein gebahnt und schachtartige Vertiefungen geformt hat. Weiter ging es durch den Garibaldi National Park nach Whistler, bevor wir tags darauf die Fähre von der Horseshoebay in Vancouver nach Nanaimo in Vancouver Island nahmen (eine ca. eineinhalb stündige Überfahrt). Wir gingen zuerst zur Westküste, nach Tofino. Ein hübsches Hafenstädtchen mit leckeren Seafood-Restaurants (Restaurant Schooners absolut empfehlenswert!) und ein Treffpunkt für Surfer. Der Pazifik ist rau und wild, am
kilometerlangen Longbeach im Pacific Rim National Park kann man etliche Surfer beobachten. Unser Camground namens Cristal Cove Resort war zwar total überteuert, aber wunderschön gelegen direkt am Beach. Wir liebten es stundenlang den Strand zu erkunden. Bei Ebbe sieht man auf dem Sand, auf und unter den Felsen sowie in deren Spalten und Ritzen so viele spannende Dinge, Pflanzen und Tiere, Seesterne, Muscheln, Krebse etc. Daneben krachen die Wellen in die Felsen, du atmest die frische Meeresluft ein, hörst den Klang des Meeres, der Natur und das Rufen der Möven, der von Bäumen umsäumte Beach ist nebelverhangen… Am nächsten Tag durchwanderten wir einen Regenwald. Auch da gab es einiges zu entdecken. Die meisten Bäume sind nicht mehr braun gefärbtsondern komplett in ein grünes Moosgewand gekleidet, von den Ästen hängen Moosfetzen, der ganze Boden ist mit Farn überzogen, alles ist feucht und wo sich das Sonnenlicht einen Weg durch die Bäume bahnt glitzern die Regentropfen in den Pflanzen, eine mystische und märchenhafte Stimmung. Wir reisten weiter an die Ostküste von Vancouver Island nach Campbell River. Wir benötigten eine kleine Pause vom vielen Herumreisen und entschieden uns, drei Tage zu bleiben. Wir entdeckten den Parkside Campground, ein total bezaubernder Platz. Mitten im Wald gelegen, ab und an begegnet man einem Reh, der Boden ist mit Wurzeln durchzogen und mit Tannennadeln übersäht, der Platz ähnelte den Basic ausgestatteten Provincial Parks, hatte aber trotzdem alle Annehmlichkeiten wie Dusche, Strom, fliessend Wasser und Internet. Wir gingen es etwas geruhsamer an, verbrachten abends viele Stunden vor dem Lagerfeuer. Tagsüber inspizierten wir das Städtchen, machten einen Ausflug zu den Elk Falls, welche man von einer Hängebrücke aus bewundern kann und wir machten einen Ganztagestripp zu einem abgelegenen Fjord (Bute Inlet). Wir wollten Kanada nicht verlassen, ohne dass wir einen Grizzlybären und Orkas gesehen haben. Wir buchten also beim Anbieter Eagle Eye Adventures eine Grizzlytour. Um neun Uhr morgens ging es los, wir stachen mit einem Zodiac Boat ins Meer (total cool diese Boote, sie erreichen unglaubliche Geschwindigkeiten und gleiten beinahe widerstandslos über das Wasser), die Sonne glitzerte im Meer und wir hatten total viel Glück, denn bereits nach ca. 20 Minuten auf See sahen wir eine Orkafamilie aus nächster Nähe (von anderen Reisenden haben wir gehört, dass sie über fünf Stunden nach Orkas gesucht und keine gefunden haben – wir hatten also echt Glück). Es war ein unglaublich tolles, einzigartiges Erlebnis diese eindrücklichen, wunderschönen und riesig grossen Tiere zu sehen – ich könnte stundenlang damit verbringen, sie zu beobachten! Nach weiteren zwei Stunden auf dem Meer (und einer Seeottersichtung) kamen wir in einem Indianerreservat an. Dort gab es ein gemeinsames Mittagessen, Informationen über Land und Leute, Flora und Fauna. Wusstet ihr beispielsweise, dass ein Bär 20‘000 Kalorien pro Tag essen muss, um über den Winter zu kommen? Oder, dass ein Grizzly schneller rennen kann, als ein Pferd? :-) Danach führten uns zwei Native Americans durch das Gelände und mit einem kleinen Bus zu verschiedenen Aussichtspunkten. Bei den meisten Aussichtspunkten liessen die Bären nicht lange auf sich warten. Du sitzt dort, suchst gespannt die Umgebung ab und auf einmal kommt ein Bär aus dem Gebüsch, meistens gefolgt von zwei drei Weiteren, macht sich auf den Weg zum mit Lachs gefüllten Fluss und du kannst sie aus nächster Nähe beim Fisch fangen, Lachs fressen, spielen, raufen und schwimmen beobachten. Diese Gegend ist total abgelegen, Wildlife und Natur pur. Wir haben über zehn Grizzlys gesehen und noch nie so viele Bold Eagles (Weisskopfseeadler – Wappenvogel der USA) an einem Ort, auch sonst leben zahlreiche Vogelarten hier, zudem, wie die letzte Zählung ergeben hat, 52 Grizzly Bären, daneben Hirsche, Wölfe etc. Auf dem zweistündigen Rückweg über das Meer genossen wir eine wunderschöne Abendstimmung und hingen in Gedanken weiterhin den schönen Momenten nach, die wir an diesem Tag erleben durften. Am nächsten Tag landeten wir nicht allzu weit von Campbell River entfernt im Bates Beach Oceanfront Resort. Wie der Name bereits verrät, befindet sich der Campingplatz direkt am Meer. Dass unser Stellplatz aber so nah am Meer dran ist, hätten wir nicht gedacht. Camper – Feuerstelle – Holztreppe – Kiesstrand – Meer. Wow, what a beautiful place! Wir genossen einen tollen Nachmittag und Abend an einem wunderschönen Platz und haben einmal mehr sympathische und hilfsbereite Kanadier kennengelernt. Es blieb uns noch eine Nacht in Nanaimo bevor wir tags darauf die Fähre zurück nach Vancouver nahmen. Da hiess es nach 6000 km quer durch British Columbia, packen, putzen und den liebgewonnenen Campervan zurückzubringen. Danach verbrachten wir die letzten zwei Tage in Vancouver. Wir besuchten den Granville Island Public Market und gingen zweimal ins Casino. Aber ganz ehrlich – wir waren einigermassen überfordert mit der Zivilisation, so viele Menschen, so viel Verkehr, so viele Eindrücke, alles gestresst und oberflächlich – wir sehnten uns bereits wieder ans Lagerfeuer im Wald zurück. Eine Station in Canada bleibt uns noch – Toronto!

Zum Schluss noch ein paar Eigenheiten der Kanadier bzw. Kanadas:


• Sie lieben ihr Land, ihr Wildlife und das Campen.
• Sie mögen die USA nicht.
• (Fast) alle haben einen fetten Pick-up, einen Trailer, ein Boot, ein Kajak, einen Jet-Ski und einen Hund.
• Ihre Trailer sind grösser als ihre Häuser.
• In ihren Gärten herrscht Chaos.
• Sie sind so freundlich und hilfsbereit wie wir es noch selten erlebt haben.
• Sie bringen dir Feuerholz, wenn deines ausgeht, bieten dir an, ihr Kajak zu benutzen und kommen hilfsbereit angerannt, wenn du am Stromkasten rumfummelst.
• So rücksichtsvoll wie sie sonst sind, sind sie auch im Strassenverkehr – wir haben in 6000 km einen einzigen Unfall gesehen und ein einziges Auto hupen hören.
• Mit der Fahrgeschwindigkeit nehmen sie es überhaupt nicht genau, das Rasen ist ihnen angeboren.
• Sie entschuldigen sich, wenn DU sie anrempelst.
• Sie sind Kontaktfreudig und Redselig. Wenn du sie kurz was fragen möchtest, dauert die Unterhaltung mindestens eine halbe Stunde und du erfährst ihre ganze Lebensgeschichte.
• Sie haben eine total gegensätzliche Rauchkultur zur derjenigen in Europa.
• Sie betrachten Raucher als psychisch labil und minderwertig.
• In ganz Vancouver gibt es fünf Aschenbecher.
• Vancouver wird von den Chinesen übernommen. Viele Einheimischen können sich ein Leben in der Stadt nicht mehr leisten. Es gibt Stadtviertel, wo bereits 70% der Bevölkerung aus Chinesen besteht.
• Ein Dollar ist ein Loonie, zwei Dollar ein Toonie.
• Alkohol gibt’s ab 19 Jahren.
• Im Bus musst du die Fahrtkosten pass genau haben, es gibt kein Wechselgeld.
• Sie deklarieren alle Strassensanierungsarbeiten inklusive Dauer und Kosten auf Strassenschildern.
• Ihre Güterzüge haben mindestens 160 Anhänger, doppelt mit Containern gestapelt versteht sich (echt wahr, Benjamin hat’s gezählt währenddem ich dem Highway entlang preschte :-)).
• Und, du verlässt Kanada nicht, ohne Maple Syrup und Apple Fritter süchtig geworden zu sein :-).



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