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Published: September 5th 2016
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28.08.2016
Wir verbrachten zwei Nächte auf dem Rip Rap Campground in Habensborg neben Bella Coola. Dort fanden wir die bis anhin beste Dusche; gross, sauber, einen verstellbaren Duschkopf, ein richtiger Wasserstrahl. Es kostete zwar ein Dollar für zwei Minuten (!), aber es war trotzdem eine Wohltat (normalerweise sind die Duschen kostenlos oder maximal ein Dollar für fünf Minuten). Und jaaa, ich gebe es zu, ich habe so einige Dollars rein geworfen, einfach weil es so schön war, mal wieder eine richtige Dusche zu benutzen. Am nächsten Tag folgten wir dem Highway 20 weiter bis er am Hafen in Bella Coola endet und in eine Schotterstrasse übergeht. Eigentlich dürfen wir mit unserem Campervan keine Schotterstrassen benutzen, wir wollten aber trotzdem den wenige Kilometer entfernten Clayton Fall besichtigen. Im Nachhinein wären wir wohl besser zu Fuss gegangen, denn die Strasse hatte haufenweise Schlaglöcher und war nur schwer befahrbar. Naja abgesehen davon hat sich der Ausflug total gelohnt. Wir konnten im Meereszufluss etliche Lachse beobachten, haben im Meer zahlreiche Robben gesehen (soo sweet wenn sie ihre Köpfe aus dem Wasser strecken) und einen schönen Wasserfall bestaunt. Gegen Abend machten wir uns auf die Bärenpirsch. Am Anfang unserer Reise waren wir (oder zumindest ich)
froh, keinem Bären über den Weg zu laufen. Wenn man aber schon welche gesehen und viel darüber erfahren hat, wie man sich denn verhalten muss, wenn man dann doch mal einem begegnet, kann man es kaum erwarten den Nächsten zu sehen. Wir hatten einen Platz ausfindig gemacht, wo die Bären normalerweise in dieser Jahreszeit täglich auf die Pirsch gehen um Lachse zu fangen. Wir setzten uns an die Uferböschung des Bella Coola Rivers und warteten. Zwei Stunden vergingen, nichts, ausser Lachse die aus dem Fluss sprangen um Mücken zu ergattern. Es kam ein Kanadier mit grosser Kamera ausgerüstet vorbei und fragte, ob wir schon einen Bären gesehen haben – leider nein. Er erzählte uns, dass am Tag zuvor an derselben Stelle zur selben Zeit am gegenüberliegenden Flussufer ein Grizzly Bär vorbeispazierte. Unsere Hoffnung keimte erneut auf. Wir sassen weiterhin dort bis es finster wurde, leider ohne Erfolg. Wie wir erfahren hatten, sind die Bären dieses Jahr atypisch wenig aktiv, auch hat es weniger Lachse als normalerweise. Die Kanadier führen dies auf das zu heisse Wetter zurück. Ein wenig enttäuscht keinen Bären gesehen zu haben, fuhren wir den weiten Weg dem Highway 20 entlang zurück Richtung Williams Lake. Wir machten an
jeder Brücke Halt und hielten am Fluss Ausschau nach Bären (eine der besten Möglichkeiten, einen Bären zu sehen) und siehe da, kurz nachdem wir Hagensborg verlassen hatten sahen wir einen Schwarzbären, zwar aus einiger Distanz, aber immerhin. Nun hiess es, den Heckman Pass wieder hoch zu fahren und den ganzen Weg wie wir ihn gekommen waren zurück zu legen. Nach einigen Stunden Fahrzeit lockte uns in der Nähe von Kleena Kleene ein Strassenschild am Wegesrand mit der Aufschrift „Terra Nostra Guest Ranch and RV Parking“ und wir entschieden uns, dort zu übernachten. Wir durchfuhren ein typisches Ranch Eingangstor, wie es in dieser Gegend viele gibt und mussten kurze Zeit später ein Holzgatter öffnen, um in das Gelände zu kommen, daneben ein Schild „Please close the gate at any time, horses around“. Wir mussten also durch eine Pferdekoppel fahren, um ans Ziel zu gelangen. Wir begegneten einem jungen Burschen und begrüssten uns, wie es hier üblich ist und wirklich alle (!) machen: „Hey, how is it going, eh?“, als nächstes „Are you from Germany?“, „No, Switzerland“, „Aaah, denn chömer au Schiizerdütsch rede mitenand, es reded alli Schiizerdütsch da“. Wie komisch nach so vielen Wochen wieder die eigene Sprache zu hören und
zu sprechen, aber irgendwie doch schön, weil man reden kann wie einem der Mund gewachsen ist. Wir waren also in einem Schweizernest angelangt. Eine Auswandererfamilie, zwei Töchter, zwei Hunde, 20 Pferde, ein Ponny (eigentlich waren es zwei aber eines ist kürzlich spurlos verschwunden), vier Hochlandrinder, eine paradiesische Anlage, wunderschöne Holzhäuser, Guesthouses, Jurten, ein riesig grosses Gelände, direkt am Clearwater Lake gelegen, eigener Beach, eigener Steg, eigene Boote und Kajaks, eigener Wald, keine Nachbarn.. Mit den Gästen hielten sich um die 20 Schweizer in der Terra Nostra Ranch auf. Wir haben total tolle Menschen kennen gelernt und werden diese drei Tage wohl für immer in Erinnerung behalten. Am Abend sassen alle an einem ca. 12 Meter langen Holztisch, wir assen gemeinsam, machten einen Wettbewerb im Lassowerfen (sowas von witzig, die einen verfingen sich selber im Lasso anstelle des Hirschkopfes) und quatschen bis in die späten Stunden mit dem einen oder anderen Glas Wein dazu über Gott und die Welt. Tagsüber genossen wir das Sommerwetter, gingen Kajaken, Schwimmen, versuchten uns im Stand Up Paddling (sieht zwar belämmert aus, ist aber irgendwie doch witzig so auf dem Wasser „zu stehen“) und machten einen mehrstündigen Ausritt. Sogar Benjamin hab ich aufs Pferd gekriegt, wer
hätte das gedacht! Zugegeben, am Reiter-Outfit kann er noch arbeiten, Cowboystiefel mit kurzen Hosen kombiniert sah noch nicht ganz so authentisch aus, ansonsten hat er sich aber sehr gut angestellt :-) An einem Abend gingen wir mit dem Kajak auf den See um Fischen zu gehen. Anglerglück hatten wir zwar keines aber wir sahen wohl einen der schönsten Sonnenuntergänge den wir je gesehen haben. Es war total Windstill, der See war flach und rund um uns herum war der Himmel in verschiedenen Gelb-, Orange-, Rosa- und Rottönen gefärbt, alles wiederspiegelte sich im See. Es war atemberaubend. Auch war es wieder ein perfekter Ort, um in den Nächten die Sterne und die Milchstrasse zu bewundern, null Luftverschmutzung in dieser Gegend und die Sterne scheinen zum Greifen nah. Schweren Herzens zogen wir nach drei Tagen weiter. Auf dem Weg nach Williams Lake liegt der Farwell Canyon. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Leider führt dorthin nur eine 20km lange, nicht asphaltierte Strasse. Wir nahmen das Risiko auf uns in der Hoffnung, dass dies kein Nachspiel für uns haben wird, denn bei Canadream erlöschen sämtliche Versicherungsschutze, wenn man geteerte Strassen verlässt. D.h. wenn am Unterboden des Campers etwas kaputt geht, muss man
vollständig selber dafür aufkommen. Was wir für weitere Reisen gelernt haben ist, dass wir nur noch einen Truck Camper mieten würden, mit welchem man überall hinfahren darf. Abgesehen von einem etwas schlechten Gewissen hat sich der Ausflug zum Farwell Canyon aber definitiv gelohnt. Nur schon die Fahrt dorthin war es wert. Der Canyon selber ist unglaublich beeindruckend, man kann von einer Brücke aus auf den Chilcotin River hinunterschauen oder aber auf die umliegenden Sandberge hinauf krakseln, was einen noch besseren Überblick bietet. Ein reissender Fluss, welcher sich durch die so genannten Hoodoos (turmartige Gebilde aus Sandsteinen) schlängelt, ein wenig Wüstencharakter, eine brütende Hitze, am Flussufer kann man den Indianern beim Lachs fischen zuschauen. Einige von ihnen sahen (bis auf die Kleidung) tatsächlich noch so aus wie man sie aus den Wildwestfilmen kennt; dunkelhäutig, indianische Gesichter und ihre dunklen Haare in lange Zöpfe geflochten (selbst die der Männer). Diese Gegend hatte echt was Faszinierendes und Einzigartiges; ein absolutes Muss für jeden, der in British Columbia unterwegs ist :-)
Unser nächstes Ziel ist Vancouver Island. Wir sind gespannt, was wir weiteres erleben werden und berichten euch dies im nächsten Post :-)
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