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Published: October 23rd 2017
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Ich bin mit meinem Latein am Ende - und seit Tagen kommt mir irgendwie alles spanisch vor... Kein Wunder, meine Reisen haben mich nach Sevilla geführt. Was für eine atemberaubende Stadt! Und während ich mit meinem Sprachkurs gerade erst anfange - und somit ganz kleine Babysteps machen muss - ist meine Seele schon gestern sofort angekommen: Ich fühle mich wohl und gut aufgehoben in Sevilla.
Me gusta! Nachdem mein Flug gestern aber in Jerez de la Frontera gelandet ist, war es erstmal eine Aufgabe auch tatsächlich hier her zu kommen. Aber gut, fangen wir von vorne an: Sonntag um 04:00 Uhr musste ich aufstehen, fertig packen und meine Wohnung in Wien (immerhin für fast 1 Jahr mein "Zuhause") räumen. Nach einem kleinen UBER-Debakel habe ich es dann auch noch tatsächlich rechtzeitig zum Flughafen geschafft, sogar ohne Übergepäck (exakt 23kg) und gerade pünktlich zum Check-In und Boarding. Übergepäck, wohl gemerkt, war eine sehr realistische Befürchtung meinerseits, hatte ich doch meinen gesamten wiener Hausrat eingepackt inkl. Sommersachen. Richtig, alles was einst in Salzburg war, dann vielleicht irgendwann in Wien gelandet ist, ist nunmehr mit mir hier in Spanien. Ein paar Kleinigkeiten sind noch in Salzburg in Kisten, darunter einiges an Wintersachen
und Schuhen (!), aber ansonsten gibt es da nichts mehr: Niente! Nada! Nüscht! Schon spannend auf so freiem Fuß - mit leichtem Gepäck - zu leben. Aber noch merke ich davon nichts. Mir fehlt es an nichts.
Bis zuletzt war ich in Wien weder nervös noch traurig. Da dürfte die Entscheidung schon richtig gewesen sein. Noch eine nette Feststellung am Rande: Die Einsamkeit in Sevilla fühlt sich genau gleich an wie die Einsamkeit in Wien. Anders gesagt: Wer nicht in unmittelbarer Nähe seiner Freunde und Familie ist, merkt zwischen 200KM und 2000KM auch keinen Unterschied. Großer Vorteil an Sevilla: Die Sonne und das sonnige Gemüt der Einwohner.
Aber nun zurück zur Anreise: Der besagte Weg von Jerez nach Sevilla war unbeschwert: Ich konnte mir über BlaBlaCar eine Mitfahrgelegenheit sichern, die mich sogar am Flughafen abgeholt hat. Außerdem habe ich für 1 1/2 Stunden Strecke nur 7€ bezahlt. Und noch dazu habe ich eine nette Bekanntschaft gemacht: Ignacio, einen sevillanischen Architekten der sogar einmal 2 Jahre lang in Wien gelebt hat. Ich bin gespannt, ob ich den wieder sehen werde.
In Sevilla angekommen habe ich dann auch gleich Maria, meine Mitbewohnerin kennengelernt. Maria ist, so wie ich es
mir auch erwartet hatte, so gut wie nie in ihrer Wohnung. Somit habe ich hier mein eigenes Reich. Gute 35qm nur 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt.
Mein erster Ausflug Sonntagnachmittag führte mich direkt in die Innenstadt. Neben vielen kleinen Gässchen, süßen Lokalen, Tapas-Bars und Mode-Geschäften durften da auch Straßenmusiker nicht fehlen. Und dazu 32Grad und Sonnenschein, hier fällt es mir schwer auch nur an Arbeit zu denken. Bei meinen ersten Tapas in der
Bar Agostin - die mir lustigerweise von einem wiener Kollegen empfohlen wurde und direkt neben meiner Sprachschule ist - habe ich dann auch noch einen spektakulären ersten Schritt gewagt. Ein einschneidendes Erlebnis: Ich habe
freiwillig Oliven gegessen. Und sie haben mir sogar irgendwie geschmeckt... (Zugegeben: Ich habe einen ganzen Teller voll zu meinen Tapas bekommen und mich nicht getraut sie nicht zu essen weil die Kellner so freundlich waren... also hab ich schnell in den "s
auren Apfel" gebissen. Und siehe da: Es war eh okay.)
Später am Abend bin ich noch ein zweites Mal los - es galt noch mehr zu erkunden, außerdem sollte ich nicht alleine in der Wohnung sitzen. Ich wollte den wohl größten Park Sevillas sehen,
Parque de Maria Luisa, bin dann
dort auch genau zur richtigen Zeit erschienen: Es ist gerade das
Festival de las naciones - ein buntes Gelände voller Gerüche, Kunst, Deko und Krempel aus aller Welt. Und natürlich einer Menge Essen und Alkohol. Ich konnte mich dann aber doch noch von dem Anblick trennen und spazierte noch ein bisschen weiter... als ich mich vor einem großen Gebäude wieder fand: Der
Plaza de España (ich habs gerade gegoogelt, das Prunkgebäude auf dem Platz heißt wohl auch so, weil es den Platz erst begründet....) Nur, dass ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste... Alles was ich wusste war, dass vor einem großen Gebäude ein paar Touristen stehen, momentan wusste ich aber noch nicht so genau warum. Ich vermutete ja eher, dass das ein Museum sein muss, also bin ich bei den riesigen Flügeltüren hineingegangen um dann ein paar Treppen nach oben zu steigen und danach direkt auf die lichtüberflutete Plaza zu blicken. Unglaublich. So unglaublich, dass ich direkt meine Caro anrufen musste um meine Sprachlosigkeit mit ihr zu teilen. Ein Ort, der zum Verweilen einlädt.
Heute, Montag, habe ich die Sprachschule besucht um mich für meinen Spanischkurs einzuschreiben, bin aber gleich danach in die Nachmittagsgruppe zugewiesen worden: Die
Vormittagsgruppen sind nämlich schon voll. Die Zeit bis um 16:00 Uhr der Sprachkurs beginnt habe ich auch gleich genutzt: Mich im
gimnasio direkt nebenan angemeldet und meinen ersten Pilates-Kurs besucht. Nach anfänglichen (sprachlichen) Schwierigkeiten würde ich behaupten habe ich den Kurs gerockt!! Wieso? Weil das Durchschnittsalter ungefähr bei 35 liegt (3-4 Studentinnen senken den Schnitt) und ich wohl auch ohne zu verstehen fit genug bin. Das sage ich jetzt mit ein bisschen Stolz... Glück gehabt, alles andere wäre mir auch peinlich gewesen. Die Peinlichkeit hab ich nämlich schon ganz am Anfang des Kurses geliefert, als die Kursleiterin irgendwas mit "
...nuevo...?" in die Gruppe fragte und ich mich gleich per Handzeichen meldete. Als sie mich dann weiter auf spanisch befragt hat, habe ich nur geantwortet "
no entiendo, no hablo español..." woraufhin sie nur sinngemäß angemerkt hat, wie ich denn gedenke den Kurs zu machen, wenn sie nur spanisch spricht ?! Ich hab dann ganz kleinlaut gesagt "
learning bei doing" und gehofft, dass das schon irgendwie funktionieren wird... und siehe da, es war wirklich machbar. Die beiden Wörter
respirar & exhalar (einatmen und ausatmen) werden mir auf jeden Fall noch lange im Ohr bleiben. Nicht nur das, wahrscheinlich auch ein mörderischer Muskelkater...
aber hey: Ich bin voll motiviert! Noch ein Bonus: Das
gimnasio hat eine Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Dort nach dem Training noch 10 Sonnenminuten vor dem Spanischkurs zu genießen ist auf jeden Fall eine tolle Sache.
Dann, später des Nachmittags, endlich Spanischlernen: Mit zwei Schotten, einer Belgierin und einer Südafrikanerin. Und Irene, unserer Lehrerin. Eigentlich eine sehr nette Truppe. Und auch ein recht tüchtiges Niveau, dafür dass wir alle erst anfangen zu lernen. Bis auf die Schotten, denen zuzuhören ist schon äußerst lustig... (Englisch und Spanisch gleichermaßen)
Was sich erstaunlicherweise herausgestellt hat: So unterschiedlich die Motive sind Spanisch zu lernen, so viel haben wir alle gemeinsam: Wir sind alle "
homeless". Und wie lebt es sich so? Als 21-jährige schottische Nomaden (seit 3 Jahren unterwegs), 23-jährige belgische Studentin, 49-jährige südafrikanische Früh-Renterin und 26-jährige Weltenbummlerin haben wir alle dieselbe Antwort:
care-free...
Hasta luego!
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