My Eurovision: Workaway in Europa - Step 18: Bretagne


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July 3rd 2017
Published: July 4th 2017
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MIt Marie-Claire
Tag 285 – Erzählschule, Meer in Binic & Couleur Jazz

Nachdem wir am vorigen Abend spät ins Bett gekommen waren, mussten wir heute schon wieder früh hoch – Marie-Claire arbeitete heute in einer Grundschule. Die Schüler waren in fünf Gruppen aufgeteilt, und jede Gruppe hatte eine Geschichte. In fünf Treffen hatte Marie-Claire ihnen geholfen, die selbstausgesuchte Geschichte zu erzählen. Heute war sie noch einmal zusätzlich gekommen, um das Projekt richtig abzuschließen. Während der Rest der Klasse irgendeinen Malauftrag hatte, setzte sich immer eine Gruppe zu uns. Die einzelnen Teile der Geschichte waren auf die drei, vier Mitglieder der Gruppe verteilt.
Einer nach dem anderen erzählte seinen Part, und Marie-Claire gab ihnen Tipps: lauter sprechen, klarer artikulieren, mit mehr Details ausschmücken, sich die Szenerie vorstellen und genau beschreiben, Gesten zur Veranschaulichung verwenden, den Zuhörern, also ihr und mir, in die Augen gucken. „Je suis jalouse du mur!“, sagte sie mehr als einmal – „Ich bin neidisch auf die Wand - du erzählst ihr die Geschichte, und nicht mir!“
Die Gruppen und ihre Mitglieder waren alle ganz unterschiedlich – manche waren sehr schüchtern und sprachen ganz leise, ein paar einzelne hatten eine große Fantasie und berichten flüssig, manche hörten nicht
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Salle de classe
zu und mussten ermahnt werden, den Erzähler anzuschauen, eine Gruppe war total aktiv und machte die Geschichte zu einem kleinen Theaterstück und wieder andere hatten Wiederholungen im Chor sowie ein kleines Lied integriert. Marie-Claire hatte im Laufe der Treffen die Darstellung mit den einzelnen Gruppen erarbeitet und nach ihren Ideen gestaltet.
Insgesamt klappte das Erzählen nun auch schon ganz gut, wenn man bedachte, dass die Kinder erst etwa acht Jahre alt waren. Mir gefiel das Projekt aber ich glaube, ich hätte nicht die viele Geduld, die die regelmäßige Arbeit mit kleinen Kindern erfordert.
Zwischendurch war auch einmal Pause, und als wir danach mit der letzten Gruppe durch waren, verabschiedeten sich alle und Marie-Claire bekam noch mehrere Dankes-Bilder geschenkt, und wurde von vielen umarmt. Wir aßen noch eine Kleinigkeit mit den Lehrern und fuhren dann nach Hause. Beide mal wieder mega müde - Marie-Claire brauchte zuhause erst mal einen Mittagsschlaf, während ich endlich mal Zeit für meinen Blog hatte.

Schließlich rief Marie-Claire mich und wir gingen raus zum Himbeeren-pflücken. Als die Sträucher abgeerntet waren, tranken wir noch einen Smoothie und fuhren dann nach Binic, etwa eine Stunde mit dem Auto entfernt. Ein Freund hatte dort heute eine Soirée; er war Fotograf und hatte ein Buch mit CD über die Musikgruppe „Couleur Jazz“ herausgebracht, das ab heute erhältlich war.
Bevor wir dort hingingen, nutzten wir aber noch die Gelegenheit, dass ich das Meer zu sehen bekam. Marie-Claire fuhr auf blauen Dunst ein paar Straßen entlang und schließlich kamen wir auch zu einer Sackgasse, von der aus man zur Küste laufen konnte. Es war aber recht weit, und so suchte ich auf Google Maps den Namen eines Ortes, der auf der Schautafel stand, und navigierte sie dort hin. Hier machten wir uns dann an den Abstieg runter zum Wasser.
Es waren überall Steine, und jemand hatte auch Türmchen gebaut. Zu beiden Seiten der Bucht waren Klippen, und auch vor uns, und so kletterten wir ein Stück bis zur Wasserkante. Was für ein schöner Blick, und das bei dem tollen Wetter! Man konnte die ganze Küste entlang blicken, und sah auch den Hafen von Binic. Da war übrigens Sandstrand. Wir hätten in etwa fünfundzwanzig Minuten dorthin laufen können, sagte ein Wegweiser, aber wahrscheinlich würde es dann nach der Veranstaltung zu lang werden, zurück zum Auto zu gehen. Also fuhren wir dorthin.

Die Veranstaltung fand in einem Kuturzentrum statt. Das Konzert war bereits im Gange, ein großer Chor sang, begleitet durch eine Jazz-Band, und es herrschte eine familiäre Atmosphäre. Alle Chormitglieder waren, entsprechend des Namens, bunt gekleidet, eine schwangere Frau hatte ihre Tochter auf dem Arm und die Leute machten Scherze während des Singens. So hatte der Fotograf, der überraschenderweise auch Chormitglied war, zum Beispiel einen blinkenden Hut auf dem Kopf, den er anderen zwischendurch aufsetzte.
Schließlich gab es eine Pause – also war erst mal der Aperitif mit einem kleinen Snack an der Reihe, während wir uns mit dem Fotografen-Freund unterhielten.
Und danach konnten wir uns aufs Buffet stürzen: Pizza, Salate, Quiche, Erbsenschoten, Gurken-Tomate-Mozzarella-Spieße, Cashews, Chips… und dann der Nachtisch: der bretonische Flan mit Feigen, Bonne Maman Kekse, Marmorkuchen, Brownie, Zitronenkuchen, Apfelkuchen, Melone mit Minze, Ananas sowie der weltbeste Schokoladenkuchen, den man sich vorstellen kann, vermutlich fast nur bestehend aus dunkler Schokolade und Butter, so wie der matschte. Er war noch fast flüssig, so dass man sich gar kein richtiges Stück nehmen konnte, aber einfach himmlisch! :p

Schließlich ging es mit der Musik weiter. Der Chor trat noch mal auf, und alle Musiker, die Lust hatten, durften mit auf die Bühne kommen und mitspielen oder --singen; es waren wohl auch ein paar ehemalige Chormitglieder dabei.
In der nächsten Pause begann mehr oder weniger spontan ein kleiner Jam. Ein Gitarrist, ein Geiger und der Schlagzeuger spielten zusammen, und das hörte sich so schön an, auch wenn es überwiegend immer die gleiche Melodie war, dass es glaub ich der schönste Auftritt des ganzen Abends für mich war. So wollte ich auch Gitarre spielen lernen. Schon gestern hatte mir der Jam im Irish Pub gut gefallen, und ich fand es toll, dass ich theoretisch mit der Gitarre bei so was mitmachen konnte – größtenteils begleitete der Gitarrist dabei ja nur mit den Akkorden, während die anderen mit Geige oder Flöte die komplizierteren, improvisierten Parts hatten. Aber manchmal spielte der Gitarrist auch ein kleines Solo, aber das konnte man ja sicher lernen. 😊
Anschließend trat eine andere Jazz-Combo auf, diesmal auch mit Saxophon, Trompete und Klavier, und schließlich stieß noch eine Sängerin dazu. Dann war wieder der Chor an der Reihe.
Zwischendurch wurde eine Tanzeinlage mit Klick-Klack-Schuhen eingelegt, und die Lehrerin von dieser Tanzkunst begleitete auch später hin und wieder mal die Musiker durch ihre Rhythmik. Das fand ich echt faszinierend: Man hat bestimmte Schuhe, die
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Couleur Jazz
einen speziellen Belag unter der Sohle haben, und beim Auftreten auf dem Parkett ein klares Klacken erzeugen. Verschiedene Tanztechniken liefern unterschiedliche Rhythmen – eine Kunst für sich.

Gegen halb zwölf brachen wir schließlich auf. Ich hatte am Nachmittag gesagt, dass ich vielleicht schwimmen wollte, und vor dem Konzert hätte ich das auch echt gemacht. Jetzt nicht mehr unbedingt, aber wir hielten trotzdem noch mal kurz am Hafen, und da stellte sich heraus, dass ich auch gar nicht schwimmen konnte: Der Wasserstand war nämlich noch mehr gefallen, und das Meer hatte sich soweit zurückgezogen, dass die Bucht komplett trocken lag. Haha, und wir hatten gedacht, als wir vorhin vorbeigefahren waren, wäre Ebbe gewesen. Aber so konnte das gehen mit den Gezeiten. Wir gingen noch ein bisschen auf dem Pier spazieren und ich staunte, dass die ganzen Boote im Hafenbecken auf dem Grund lagen, so tief unter dem Kai. Als wir im Internet schauten stellte sich heraus, dass der Tidenhub wohl 2,50 m betrug – das kam einem aber wesentlich mehr vor.
Wir setzten uns auf eine Mauer und schauten eine Weile raus aufs Meer – herrlich dieses Stimmung, und es war überhaupt nicht kalt.
Am Himmel war noch
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Port de Binic
ein kleiner rötlicher Schimmer zu sehen, der sich auch wage auf dem Strand spiegelte – ein wunderschönes Bild, aber es war leider nicht möglich, es zu fotografieren. Manche Eindrücke überstiegen eben doch die Möglichkeiten der modernen Technik, jedenfalls die meiner Handykamera, und ließen sich nur genießen und im Gedächtnis festhalten. Oder malen, meinte Marie-Claire, und so machte ich schnell eine flüchtige Skizze und beschloss, das Motiv später mit Farbstiften zu malen, wenn ich mal dazu kam. 😊


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Erzählen lernen
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Das Meer hat sich weit zurückgezogen
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Manche Bilder übersteigen die Grenzen der Technik...


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