My Eurovision: Workaway in Europa - Step 12: Farum


Advertisement
Denmark's flag
Europe » Denmark » Region Hovedstaden » Copenhagen
March 10th 2017
Published: March 10th 2017
Edit Blog Post

Tag 190 – Classical- & Christianhavn-Tour

Als ich mich am nächsten Morgen auf den Weg zum Bahnhof machen wollte, kam Thomas gerade nach Hause. Er suchte mir ein Fahrradschloss und ein funktionierendes Fahrrad raus, und so konnte ich zur Station radeln. Das ging ja doch erheblich schneller.
Diesmal fuhr ich bis Østerport und durchquerte dann den Park Østre Anlæg. Heute war der Himmel blau und die Sonne schien – so ein herrliches Wetter war man hier kaum gewöhnt. Ich genoss meinen Morgenspaziergang in vollen Zügen. Am Wegesrand blühten eine Menge Anemonen und Schneeglöckchen, und der Park schien auch eine reiche Tierwelt zu haben, wenn man bedachte, dass er mitten in Kopenhagen lag.
Ich sah viele Vögel - Amseln, Blau- und Kohlmeisen, Eichelhäher, Elstern, Blesshühner, Tauben - und sogar ein Graureiher stand plötzlich genau vor mir auf dem Weg. Und dann konnte ich eine Weile Eichhörnchen ganz aus der Nähe beobachten. Eines saß hoch oben in einem Baum und knabberte eine Nuss. Zwei andere turnten in einem Strauch herum, in dem jemand Kokosnüsse und Meisenknödel aufgehängt hatte.

Schließlich verließ ich den Park und ging zur Skovgaardsgade, um mir Kartoffelrækkerne anzusehen. Auf Deutsch
20170310_10563420170310_10563420170310_105634

Østre Anlæg
übersetzt hieß das Kartoffelreihen, und es handelte sich dabei um zahlreiche Reihenhäuser, die wie auf einem Kartoffelfeld angeordnet waren. Nun, das sah man wohl am besten auf Luftaufnahmen.

Von dort aus lief ich dann zum Højbro Plads, wo um zwölf die Classical Tour startete. Bei dieser Führung des Free Walking Tours Sortiments lag der Fokus auf Christian IV, der vor allem für viele Bauwerke und Partys bekannt war. Auf dem Amagertorv gab es beim Storvespringvandet die erste Geschichte: Einst hatte er hier wohl eine riesige Party veranstaltet, zu der ganz Kopenhagen eingeladen war. Den Brunnen hatte er mit Wein befüllen lassen, und tausende Gläser auf dem Platz bereit gestellt.
Außerdem gab es früher die Tradition, dass alle Hebammen am Ende ihrer Ausbildung hierher kamen und um den Storch-Brunnen tanzten.
Die Kopenhagener Gymnasiasten hatten wohl vor einigen Jahren ihre eigene Tradition mit dem Brunnen gestartet – nach dem Schulabschluss fuhren sie mit Wagen und lauter Musik durch die Straßen, und hier hielten sie auch und tanzten um den Brunnen – bei warmen Wetter auch gerne leicht oder nicht bekleidet – und bei dem vielen Alkohol landeten wohl auch meist einige im Brunnen.
20170310_14532820170310_14532820170310_145328

Storkespringvandet


Nun ging es in einer kleinen Parallelstraße zur Strøget, der Læderstræde, weiter. Dort gab es nette Butiken und eine Menge Restaurants, die nicht so teuer waren. Kurz darauf gelangten wir durch eine kleine Gasse, die zum ehemaligen Kloster gehörte, auf die Strøget.
Hier sahen wir die Helligåndskirke und danach das LEGO-Geschäft. LEGO war ja weltweit Dänemarks erfolgreichste Marke. Der Name steht übrigens als Abkürzung für „Leg‘ godt“ – was er mich auf Englisch als „play well“ übersetzen ließ – und bedeutet gleichzeitig auch noch „auswählen“ auf Latein.
Als nächstes gingen wir weiter zum Gråbrødretorv – was er als kleine Ausprechübung für alle nahm. Dann ging es weiter an der Universitet (sie hat sich dazu verpflichtet, alle Fächer anzubieten, die die Studenten wollten) und der Vor Frue Kirke (hier haben 2004 Kronprinz Frederik und Mary geheiratet) vorbei bis zum Rundetårn.
Mitten in der Stadt, nicht weit vom Kultorv entfernt (hier wurden früher mal Kohlen gelagert), lag ein Spielplatz. Unser australischer Tourguide meinte, dass in Dänemark der nächste Spielplatz nie länger als zehn Minuten entfernt liegen sollte. Hier war ursprünglich
20170310_13122820170310_13122820170310_131228

Kanonenkugel
mal ein Friedhof gewesen. Jetzt hatten sie einen Spielplatz dorthin gebaut, und unten drunter befand sich eine Putzzentrale – in Kopenhagen musste man jeden freien Fleck gut und originell nutzen. 😉
Daraufhin sahen wir noch das ehemalige Wohnhaus von Søren Kirkegaard und ein paar Meter weiter eine Kanonenkugel in einer Hauswand – sie sollte an die Bombardierung durch die Briten 1807 erinnern.
Als letztes warfen wir noch einen Blick auf Rosenborg, wo gerade der Musikzug der Wachsoldaten zu Ende ging.

Kurz darauf endeten wir unsere Tour bei den Torvehallen. Halb zwei – Zeit fürs Frokost. Und dafür hatte man hier eine riesige Auswahl. Ich aß das erste Smørrebrød meines Lebens, die wohl für Dänemark typischste Spezialität. Warum ich das dann noch nie zuvor probiert hatte? Nun, ich hatte heute das erste Mal eine vegetarische Variante gefunden: Kartoffelmad. Auf der Basis einer Scheibe Rugbrød lagen Kartoffelscheiben, darauf gehackten rote Zwiebeln, Mayonnaise, Schnittlauch, etwas Thymian als Deko an der Seite und oben drauf Röstzwiebelringe als Topping. Konnte man auch einfach selber machen, und ich hatte die meisten Zutaten auch schon mal auf dem Frokosttisch gesehen.
Mit meinem Smørrebrød setzte ich
20170310_13542920170310_13542920170310_135429

"Kartoffelmad"
mich draußen auf eine der Picknickbänke in die Sonne – bei acht Grad konnte man das schon ganz gut aushalten, jedenfalls als Däne - der ganze Platz war überlaufen. Wobei hier auch eine Menge Touristen herzukommen schienen.
Als kleinen Nachtisch holte ich mir eine Mini-Flødebolle (Schokokuss) mit Erdnussbutterfüllung – man musste eigentlich bescheuert sein, dafür umgerechnet zwei Euro auszugeben. Aber ich war nicht bloß in Dänemark, sondern in Kopenhagen, da war das eben leider normal.

Ich schlenderte über die Strøget zurück zum Højbro Plads und schaute dabei hier und da noch ein bisschen – es gab einen TIGER auf zwei Etagen!
Um drei startete die Christianshavn-Tour, zu der ich mich auch angemeldet hatte. Diesmal begannen wir mit einer Geschichte über Frederik VII; es ging um – die Dänische Revolution. Davon schon mal gehört? Nicht wirklich! Falls es entgegen aller Wahrscheinlichkeit Teil eures Kernkurrikulums in Geschichte gewesen sollte, dann seid ihr wohl mal kurz in Sekundenschlaf verfallen, denn länger dauert es nicht, darüber zu sprechen:
Im März 1848 trafen sich eines Abends eine Menge Leute in einer Bar, tranken Øl und beschlossen, dass es Zeit für eine Revolution war. Am nächsten Tag gingen sie ins Schloss zu
20170310_15513520170310_15513520170310_155135

Christianshavn
König Frederik VII und sagten, dass sie eine Demokratie wollten. Dieser war erst überrumpelt und meinte dann, okay, dass hatte er eh schon vorgehabt. Eine demokratische Verfassung wurde geschrieben, und bis zum heutigen Tag wurde sie seit dem nur einmal geändert. Alles friedlich, und kein Tropfen Blut vergossen, nur eine Menge Øl – das ist Dänemark! Also jedenfalls, wenn man unserem Tourguide Glauben schenken, darf, ist das mehr oder weniger so abgelaufen… 😉

Nun überquerten wir die Brücke, die auf dem 200DKK-Schein abgedruckt war, die Knippelsbro. Dazu gab es wohl auch ein Lied „Knippelsbro går op og ned, op og ned…”
Übrigens, wusstet ihr, warum die 2- und 5-Kronenstücke ein Loch in der Mitte haben? Sie haben die gleiche Größe wie die goldenen 10- bzw. 20-Kronenstücke, und der Unterschied soll so für Blinde deutlich gemacht werden – echt raffiniert!

So kamen wir nach Christianshavn, ein Viertel, das ausnahmsweise noch nie niedergebrannt war, und deshalb eine Menge alte Gebäude hatte. Hier lag auch die Vor Frelses Kirke mit dem Turm, auf den außen eine Wendeltreppe hochführte. Sie wand sich jedoch gegen den Uhrzeigersinn – ein dummer Konstruktionsfehler, normalerweise sollte man sich nämlich
20170310_16202220170310_16202220170310_162022

Christiania
beim Runtergehen mit der rechten Hand festhalten können. Als das nach der Fertigstellung des Turmes auffiel, soll sich der Architekt wohl vom Turm gestürzt haben.

Unsere Tour endete ein Stück entfernt vom Hintereingang Christianias. Unser Guide erzählte uns noch ein bisschen darüber. Der Freistaat existierte hier wohl schon seit drei Generationen, und momentan lebten etwa 850 Einwohner hier. Manche von ihnen hatten ganz normale Jobs in der Stadt, mitunter auch als Bänker. Es gab nur drei Regeln: Spaß haben, nicht rennen (um Massenpanik zu verhindern) und keine Fotos machen, wo die Schilder dies untersagten. Damit wurden wir entlassen, um Christiania auf eigene Faust zu erkunden.

Ich war ja schon einmal hier gewesen, aber diesmal sah ich noch ein paar andere Ecken.
So warf ich zum Beispiel einen Blick in die Kvindesmedie. Es handelte sich um eine von einer Frau betriebenen Stahlschmiede, wo eine Menge Dekoartikel hergestellt wurden.
Dann ging ich ein Stück am Seeufer entlang, wo nun bei der tiefstehenden Sonne eine besondere Stimmung herrschte. Viele saßen mit Freunden am Ufer und zwei Leute spielten Gitarre. Am Rande Christianias konnte man auch einige alternativ gestaltete Wohnhäuser sehen.

Mittlerweile war es schon nach fünf, Zeit, mich mal langsam auf den Rückweg zu machen. Ich überquerte wieder die witzige Brücke bei Papirøen und setzte mich dann noch kurz am Nyhavn hin, um eine Heiße Schokolade zu trinken. Hatte nämlich auf der Tour einen 50%!R(MISSING)abatt-Coupon bekommen, und den musste man ja ausnutzen.
Daraufhin ging ich dann noch zur Glyptotek – da war ich nämlich bisher noch nicht gewesen - und nahm dann ein Stück weiter vom Hauptbahnhof den Zug nach Hause.


Additional photos below
Photos: 40, Displayed: 28


Advertisement

20170310_11010120170310_110101
20170310_110101

Eichhörnchen
20170310_11194420170310_111944
20170310_111944

Kartoffelrækkerne
20170310_12315720170310_123157
20170310_123157

Gråbrødretorv
20170310_12425820170310_124258
20170310_124258

Københavns Universitet
20170310_12475520170310_124755
20170310_124755

Vor Frue Kirke
20170310_12550920170310_125509
20170310_125509

Rundetårn


Tot: 0.511s; Tpl: 0.014s; cc: 9; qc: 47; dbt: 0.2798s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1; ; mem: 1.2mb