Guatemala – Land der extremen Herausforderungen


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Central America Caribbean » Guatemala
September 17th 2019
Published: October 11th 2019
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Meine weitere Reise führte mich schließlich über Honduras nach El Salvador. Hier musste ich zweimal die Grenze überqueren, was wieder völlig problem- und diesmal auch kostenlos funktionierte. Grenzüberquerungen werden langsam zur Normalität für mich.

Von El Salvador habe ich leider nur den Surferort El Tunco gesehen, da ich mich dort wirklich nur einige Tage aufgehalten habe. Es ist ein lebendiges Surfer-Örtchen, welches sich gut für ein paar Tage Zwischenstopp eignet. Für Schwimmer oder Sonnenanbeter ist es aufgrund der starken Strömung, der großen Wellen und des steilen, steinigen Strandes allerdings nicht so sehr geeignet. Für mich sollte es sowie bald weiter nach Guatemala gehen, wo ich dann auch wenige Tage später in Antigua ankam.

Antigua hat mich von Anfang an überzeugt. Es ist eine wunderschöne, koloniale Altstadt, welche schon seit den 70er Jahren zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Es erinnerte mich ganz stark an San Pedro de Atacama in Chile mit seinen kleinen, einstöckigen Häusern, welche wunderschön gestaltet und restauriert waren, ganz ohne große Werbetafeln oder grellen Neonlampen. Trotzdem lebt die Stadt natürlich vom Tourismus, es gibt viele Tourenanbieter, stylische oder traditionelle Restaurants sowie viele kleine wunderschön restaurierte Hotels. Geht man durch die quadratisch angelegten Straßen, erwartet man meist gar nichts besonderes hinter den Türen und Toren der Häuser und ist dann ganz überrascht, schöne Innenhöfe, Restaurants oder Bars zu entdecken, die sich durchaus auch in Europa befinden könnten. Da ich ganz begeistert von dieser süßen kleinen Stadt war und auch ein sehr gemütliches, herzliches Hostel fand, blieb ich gleich sieben Tage in Antigua. Auch die Herzlichkeit der Menschen war hier in Guatemala wieder deutlich zu spüren.
Antigua ist von Bergen und Vulkanen umgeben, so dass das Klima plötzlich wieder kalt und feucht wurde, nachdem es in El Salvador fast unerträglich schwül-heiß war. Und ich merkte wieder, die Wärme und Hitze mag ich trotzdem deutlich lieber. ;-)

Viele Backpacker und Reisende, denen ich begegnet war, erzählten mir, wenn es um Guatemala ging, fast nur vom Vulkan Acatenango und dessen beschwerlicher Besteigung. Als ich jedoch Bilder von diesem einmaligen Naturschauspiel gesehen hatte, war für mich klar, dass ich das auch erleben möchte.
Zum Trainieren sozusagen unternahm ich zuerst eine Besteigung des Vulkans Pacaya, welcher ein aktiver Vulkan ist und von dem ich mir die glühende Lava zu sehen versprochen hatte. Diese Halbtagestour war weniger anstrengend und man erreichte auch nicht ganz den Gipfel. Leider gab es an diesem Tag keinen richtigen Lavastrom, das ist halt die Natur. Aber auch ohne die Lava zu sehen, war es beeindruckend, das heiße Vulkangestein zu spüren und rot-glühende Steine zu sehen. Schließlich rösteten wir spaßeshalber noch einige Marshmallows, bevor uns dann ein kräftiger Regenschauer erwischte. Soviel zu meiner Vorbereitung auf die Acatenango Vulkan Besteigung.
Die Anderthalb-Tagestour zum 3.976m hohen Vulkan Acatenango war für mich mit großen Strapazen verbunden und erinnerte mich sehr oft an die Besteigung des Kilimanjaro vor 2 Jahren. Letztendlich war es jedoch ein tolles Abenteuer diesen Vulkan zu erklimmen und von da aus auf den aktiven Vulkan Fuego zu schauen, bei dem regelmäßig innerhalb weniger Minuten die Lava ausbricht. Auf was ich mich da eingelassen hatte, wurde mir klar, als am Morgen dicke Winterjacken, Handschuhe und Mützen verteilt wurden. Zusätzlich trugen wir fast 4 Liter Wasser, Verpflegung und unsere persönlichen Dinge, also noch ca. 6-7kg den Vulkan hinauf. Es war steil und ging fast permanent bergauf – für mich, da ich kaum trainiert war, eine extreme Anstrengung. Aber auch in der Gruppe war es für jeden eine Herausforderungen.
So starteten wir in T-Shirt und kurzer Hose von ca. 1.600m Höhe und kamen ca. 5 Stunden später auf 3.700m völlig ausgelaugt im Basislager an. Hier gab es einen kleinen Unterstand und die Zelte mit Schlafsäcken für unser Nachtlager. Als sich kurze Zeit später die Wolken verzogen hatten, wussten wir, warum wir uns diese Anstrengung angetan hatten: Es donnerte und der Fuego brach zum ersten Mal aus. Es fühlte sich wie Silvester an: Ein großes rotes Feuerwerk war am klaren Nachthimmel zu sehen, Feuerschwaden, Steine und Lava flogen in die Luft, es donnerte, krachte und die flüssige Lava floss den Vulkan hinab… unglaublich!!! Später erlebten wir dieses Spektakel noch des Öfteren und waren jedes Mal wieder aufˋs Neue begeistert. Es hatte sich extrem gelohnt!!! Nach einem kleinen Abendessen ging es für die meisten von uns schon gegen 20 Uhr ins Bett (sorry: in den Schlafsack im Zelt), da bereits um 4 Uhr morgens das Wecken angesagt war. Bei ca. 5 Grad und kaltem Wind begannen wir schließlich den Gipfel des Acatenango – dieser ist übrigens kein aktiver Vulkan – zu erklimmen.
Nach weiteren ca. zwei Stunden standen wir dann zitternd, frierend und auslaugt, aber unendlich glücklich und stolz auf dem Gipfel, schauten über die Wolken und bestaunten die anderen Vulkane und Berge um uns herum, die aus dem Wolkenmeer herausschauten. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl in diesem Moment den Sonnenaufgang zu erleben. Nach dem 30minütigen Abstieg ins Basislager gab es ein kleines Frühstück und wir machten uns auf den Rückweg zum Ausgangspunkt. Dieser Abstieg ging nochmal sehr in die Beine, da er sehr rutschig und steil war. Selten im Leben war ich so froh, eine asphaltierte Straße zu sehen und damit zu wissen, dass ich es geschafft hatte. Letztendlich war es ein Highlight, das ich so schnell nicht vergessen werde.

Nach einer entspannende Massage, die meine Belohnung für die Tour war, fuhr ich am nächsten Tag wie die Einheimischen mit den lokalen Bussen nach Guatemala City. Dies ist eine Stadt, die bis auf den Nationalpalast und einige schöne Kirchen im Kolonialstiel leider nicht so beeindruckend ist. Interessanter war im Vergleich dazu die Fahrt zum Atitlan See einen Tag später. Man fühlt sich ein bisschen, wie in Italien oder der Schweiz, wenn man diesen See inmitten der Berge, die hier meist Vulkane sind, sieht. Nur die kleinen Orte direkt am See gelegen, sind im typischen kolonialen südamerikanischen Baustil errichtet und lassen sich durch Bootsfahrten über den See gut erreichen. Hier findet man auch viele Aussteiger und ehemalige Hippies. Eine Fahrt zum belebten Chichicastenango-Markt sowie das Erleben einer echten Maya-Zeremonie auf einem nahegelegenen Friedhof rundeten für mich das Bild des ursprünglichen Guatemalas ab.

In den nächsten Tagen folgten vor allem lange Busfahrten, zum Teil über unbefestigte Schotterpisten in vollgequetschten Bussen Richtung Norden. Aber es sollte sich lohnen.
So kam ich schließlich in Semuc Chempey und somit mitten im Dschungel an. Das Klima wurde schlagartig milder und war fast schon schwül-warm. Somit wurden auch Badeausflüge, Rafting oder sonstige Wassersportarten am Fluss Rio Cahabon angeboten. Ich erklomm einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf die berühmten türkisfarbenen Pools in Semuc Champey, in denen ich dann auch Baden war. Besonders spektakulär war allerdings eine Höhlentour, die nur mit Kerzen als Beleuchtung gemacht wurde. Hier stieg man gleich am Höhleneingang in das kalte Wasser und musste zum Teil richtig schwimmen, da die Durchquerung so tief war. Sich dabei an einem Seil festhalten, die Kerze nicht ausgehen lassen und später noch bei starker Strömung über Leitern bis zu 1km tief in die Höhle hineinklettern, war an vielen Stellen nicht ganz ungefährlich. Und besonders nichts für Menschen mit Platzangst… aber eine tolle Erfahrung und ein richtiges Abenteuer, mit dem keiner von uns so gerechnet hätte. Wie weit weg waren wir doch von deutscher Helmpflicht oder Sicherheitsvorkehrungen mit offenem Feuer ;-)
Das anschließende Tubing auf dem Fluss zurück in die Dschungel-Lodge mit einem kleinen Drink in der Hand war dann wieder sehr entspannend :-)

Aus der Mitte Guatemalas heraus ging die Fahrt nach Norden weiter und ich kam in Flores an. Diese vorgelagert Insel ist ein eigener Stadtteil mit wunderschönen kleinen Kolonialhäusern. Alles läuft hier sehr entspannt ab. Von Flores aus unternahm ich einen Ausflug nach Tikal, der antiken Stadt der Maya in den Regenwäldern im nördlichen Guatemala mit seinen markanten Maya-Ruinen. Auf all meinen Ausflügen hier in Zentralamerika hatte ich bisher sehr viel Glück, da Nebensaison ist und daher die Gruppen klein bzw. die berühmten Sehenswürdigkeiten kaum frequentiert sind. Tikal ist eine der am besten erforschten Maya-Städte mit bemerkenswerten Stufentempeln, den eindrucksvollen Maya Ruinen, die heute noch besichtigt werden können. Begibt man sich auf den einstündigen Fußmarsch zum größten Tempel Nr. 4 (ja, es sind alle gut nummeriert), kann man ungefähr erahnen, wie groß die Maya-Tempel und Plätze um einen herum sein müssen. Es sind auch nur einzelne Bauwerke und Wege freigelegt, so dass es immer noch sehr mystisch ist, durch den Urwald zu laufen. Da dieser Ort mit ca. 600.000 Besuchern pro Jahr nicht so touristisch überlaufen ist, wie beispielsweise Chichen Itza in Mexiko mit 3 Millionen Besuchern pro Jahr, war es auch noch möglich, die Tempel und Pyramiden zu betreten bzw. die Stufen zu erklimmen und einen wunderbaren Ausblick von den oberen Plattformen zu haben. Es ist ein erhabenes Gefühl, über die heiligen Stätten der Mayas zu schauen, die Ruhe zu genießen und sich beeindrucken zu lassen.
Auch die Tierwelt war sehr vielfältig: Affen, Tukane und Nasenbären konnten wir ganz nah beobachten.

Schließlich führte mich meine Reise dann am nächsten Tag weiter mit lokalen Bussen wieder über die nächste Grenze, diesmal nach Belize und direkt weiter nach Belize City.

Guatemala hielt für mich einige sportliche Herausforderungen bereit, war sehr vielseitig und hat mich als Land sehr überrascht. Der Tourismus ist sehr gut ausgebaut und organisiert. Und die Menschen haben ihre Herzlichkeit nicht verloren, sind nicht schüchtern, sondern neugierig und empfangen jeden Gast sehr freudig.

Adios Guate!


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