Advertisement
Published: September 2nd 2019
Edit Blog Post
Wenn fast überall englisch gesprochen wird, und man alles mit US-Dollar zahlen kann, dann ist man… nicht zwangsläufig in der USA, sondern z.B. in Costa Rica. Und das war mein erster Eindruck nach Südamerika und Panama: Hier ist alles viel amerikanisierter und Costa Rica scheint der verlängerte Arm der USA zu sein. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Kultur immer mehr verloren geht.
Von Panama aus überquerte ich die Grenze nach Costa Rica mit dem Bus und kam in Puerto Vieja, einem verschlafenen Örtchen an der Karibikküste an. Hier gibt es neben wunderschönen weißen auch einen absolut schwarzen Strand – sehr beeindruckend. Und gleich während meines ersten Besuchs im Cahuita-Nationalpark habe ich sie gesehen: Meine geliebten, witzig grinsenden Faultiere. Diese Tiere haben einfach einen zu tollen grinsenden Gesichtsausdruck – sehr niedlich. Sie verbringen bis zu 18 Stunden am Tag schlafend und bewegen sich im Zeitlupentempo, wenn es dann zur Nahrungsaufnahme geht. Ich konnte sowohl die Zweizehen- als auch die Dreizehen-Faultiere hoch oben in den Bäumen hängend oder sich bewegend beobachten. Diese Bäume verlassen die Tiere nur ca. einmal pro Woche, um ihr Geschäft am Boden zu verrichten. Sehr effizient ;-)
Aber auch Agutis (Nagetiere), verschiedenste Affen- und Insektenarten sowie eine
Anaconda waren zu entdecken. Der Cahuita-Nationalpark ist ein sehr schöner kleinerer Nationalpark, der direkt an der Küste liegt, so dass man jederzeit an den weißen Stränden gleich ins Meer springen kann – herrlich. Er ist auch noch nicht so touristisch überlaufen, wie ich später noch merken sollte. Generell ist die gesamte Karibikküste touristisch eher weniger erschlossen und ein kleiner Geheimtipp, abgesehen von der extrem hohen Luftfeuchtigkeit, durch die sich alle Sachen nass anfühlen.
Anschließend fuhr ich per Bus in die Hauptstadt San Jose ins Landesinnere. Es ging vorbei an riesigen Bananenplantagen und den Chiquita-Verpackungsstationen mit den vielen Fracht-LKWs, durch weitläufige Kaffee- und Zuckerrohrplantagen, Maisfelder und Obstplantagen. Im Landesinneren findet man viel fruchtbares Land, es ist bergig, höher gelegen und damit kühler.
Der Charme der kolonialen Hauptstadt San Jose ist eher eingeschränkt und damit ist diese Stadt für viele nur eine Durchgangsstation. Denn nahezu alle Verbindungen der öffentlichen Fernbusse laufen über San Jose. Das macht die Stadt zum zentralen Ausgangspunkt, während im Rest des Landes der öffentliche Nah- und Fernverkehr sehr schlecht ausgebaut ist.
Von San Jose aus unternahm ich eine Fahrt zum Manuel Antonio Nationalpark. Dadurch erreichte ich hier in Costa Rica zum ersten Mal die Pazifikküste. Auch
wenn dieser Nationalpark sehr viel touristischer und fast schon überlaufen war, haben mich Fauna und Flora auch hier wieder sehr begeistert. Es gab hier neben meinen Faultieren auch Brüllaffen, kleine Weißkopfäffchen, Spinnen, Schlangen, Waschbären oder Pfeilgiftfrösche zu sehen und zu hören. Die Nähe und die Vielfalt der Tiere machten das Erlebnis unbeschreiblich. Man fühlt sich wie im Zoo. ;-)
Über San Jose fuhr ich schließlich zurück, um weiter nach La Fortuna und Monteverde zu gelangen. Beide Orte sind ebenfalls sehr touristisch und bieten zudem noch jede Menge Touri-Belustigungs-Attraktionen wie Quadfahren, Reiten, Canyoning oder Rafting an. Und ich muss zugeben, auch ich hatte mal wieder Lust auf Spaß und hab mich fürs Zip-Lining entschieden und anschließend im warmen Wasser eines Thermalresorts entspannt.
Authentischer und näher an der Natur dran war dann schon die Tour zum fast 70m hohen La Fortuna Wasserfall sowie die Wanderung zum Vulkan Arenal. Dabei führte der Weg direkt über das Lavafeld. Zum Abschluss des Tages führte unser Guide uns zu den Hot Springs, in welchem wir das warme Wasser mit einer Schlammmaske und einem kleinen Drink genossen. Und auch hier besuchte ich extra nochmal einen Faultierpark, zusammen mit einem erfahrenen Guide. Ich konnte von diesen Tieren
nicht genug bekommen. ;-)
Weiter ging es nach Monteverde mit einem Boot über den Arenal See mit einem tollen Blick auf den fast wolkenfreien, kegelförmigen Vulkan. Angekommen auf der anderen Seite des Sees und nach ca. 1 Stunde Busfahrt befand man sich plötzlich in einer anderen Welt: Es wurde viel kälter und bergiger und man war von einem Nebelwald umgeben. Das war beeindruckend und mystisch. Verschiedene Naturreservate luden zum Wandern ein und in einem ausgehölten Ficus-Baum konnte man sogar nach oben klettern. Ich besuchte schließlich den Selventura Park mit seinen acht Hängebrücken und habe dort die Brüllaffen extrem laut erlebt.
Besonders gefallen hat mir, dass Costa Rica das Land des YOGAs zu sein scheint. Überall hatte ich die Möglichkeit, YOGA Stunden zu nehmen. Und es ist toll, Yoga mitten im Regenwald zu praktizieren, am Strand mit Blick aufs Meer, auf einer Dachterrasse mit Blick über eine Bucht oder bei Regen mitten in einer grünen Oase… Ich nutzte viele dieser Möglichkeiten, waren sie doch eine gute Abwechslung für mich und meinen Körper während des Reisens.
Mit einem Busshuttle und einer Fährüberfahrt ging es schließlich weiter nach Santa Theresa an die Pazifikküste. Santa Theresa ist ein kleines typisches Surferstädtchen,
allerdings ohne befestigte Straßen. Und auch der öffentliche Nahverkehr ist hier nicht besonders gut ausgebaut. Dafür gibt es tolle Wellen fürs Surfen, eine starke Strömung, lange Sandstrände und tolle Sonnenuntergänge.
Ich wollte weiter nach Norden und kam in Samara an, einem verschlafenen Ort an der Pazifikküste. Hier unternahm ich eine Wal- und Delphinwatching Tour und wurde nicht enttäuscht: Bottlenose Delphine, Pilotwale und Buckelwale – sogar eine Mutter mit Kind – habe ich beobachten können. Und das Ganze mit wenigen Touristen auf dem Boot und wenigen Booten um uns herum… sehr entspannt und ein beeindruckendes Erlebnis. Zum ersten Mal habe ich Delphine auch so lange und so nah erlebt, dass man sie „singen“ hören konnte. Toll!
Der letzte Strandort in Costa Rica wurde Tamarindo, ein von Amerikanern und Kanadiern überlaufener, sehr touristischer Bade- und Surferort. Aber es war für mich sehr gut zum Erholen und ich konnte hier sogar Yoga am Strand machen. An einem kleinen Zufluss im Hintergrund kam dann während der Stunde ein freilaufendes Krokodil hervor. Croc-Yoga nannte es meine Yoga-Lehrerin ;-)
Trotz drohender Regenzeit, die meistens im September beginnt, hatte ich sehr viel Glück mit dem Wetter. Es gab kaum Regen, nur ab und zu kurze
Schauer. Es war spannend, die hohe Luftfeuchtigkeit und dann wieder die Kühle in den Bergen im Gegensatz dazu zu erleben. Die Natur in Costa Rica ist einfach großartig, beeindruckend, vielfältig und einmalig.
Beim Essen habe ich häufig das lokale, typische Casado probiert: Reis mit Bohnen und Hühnchen, Fisch oder Fleisch. Selbst das traditionelle Frühstück enthält schon Reis. Es nennt sich Gallo Pinto und besteht aus braunem Reis mit Ei, frischen Tomaten, Sour Cream und Koriander. Und natürlich durften das viele Obst und die frischen Säfte nicht fehlen.
Costa Rica ist ein teures Land und wird oft als „die Schweiz Mittelamerikas bezeichnet“. Tatsächlich sind die Preise für Essen, Unterkunft oder Transport hier durchaus mit denen in Deutschland vergleichbar, und das bei deutlich geringerem Einkommensstandard.
Außerdem ist Costa Rica das Land der All-inclusive-Bändchen… einmal ins Hostel eingecheckt, einmal mit dem Bus gefahren, einmal eine Tour gemacht… und schon hängt der Arm voller bunter Bändchen… Touristen müssen erkennbar sein ;-)
Leider sind die Menschen in Costa Rica schon sehr an Touristen vor allem aus Nordamerika gewöhnt und daher auch schon sehr verwöhnt. Es fehlt die Herzlichkeit, die ich bis dahin aus Südamerika kannte. Auch wenn mir das Land mit
seinen Menschen nicht unbedingt sehr stark ans Herz gewachsen ist, sind es mir die Natur und speziell die Faultiere umso mehr.
Adios Costa Rica!
Advertisement
Tot: 0.101s; Tpl: 0.013s; cc: 11; qc: 41; dbt: 0.0552s; 1; m:domysql w:travelblog (10.17.0.13); sld: 1;
; mem: 1.1mb