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Published: August 23rd 2019
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Einen lang gehegten Wunsch habe ich mir schließlich in Brasilien erfüllt…. einmal mit dem Schiff den Amazonas entlang und in der Hängematte schlafen… ein Traum :-)
Für mich bedeutete es aber erstmal nach Leticia an der kolumbianischen Grenze zu fliegen. Dieser kleine Grenzort am Amazonas besticht nicht unbedingt durch seine Schönheit, ist aber ein wichtiger Ausgangspunkt für viele Amazonas Touren. Gleichzeitig bildet er mit dem brasilianischen Nachbarort Tabatinga den idealen Startpunkt für Schiffstouren auf dem Amazonas Richtung Manaus.
Doch zuerst mussten die Reisevorbereitungen getroffen werden. Zuerst einmal mussten die Aus- und Einreiseformalitäten in Kolumbien und Brasilien erledigt werden. Das passiert alles in mehr oder weniger provisorischen Containerbaracken, eher hemdsärmelig… aber die Stempel im Pass sind wichtig ;-)
Weiterhin brauchte ich dann eine taugliche Hängematte, denn jeder bringt seine eigene Hängematte mit an Bord. Da ist schon mal ein großer Auswahlprozess angesagt, da auch noch Verlängerungsleinen an den Enden notwendig sind. Zusätzlich wird in vielen Reiseführern erläutert, wie man eine Hängematte „richtig“ aufhängt. Es klang etwas komplizierter, als gedacht…. Aber als ich dann gemeinsam mit einer Holländerin, mit der ich zu diesem Zeitpunkt reiste, die Hängematten inklusive Zubehör von zwei englischen Jungs abkaufen konnten, und diese uns auch noch die Befestigungsknoten
zeigten (für alle Segler: das ist der Palstek ;-), war wieder alles ganz unkompliziert. Man hilft sich eben unter Backpackern… Angekommen am Anlegeplatz erhielten wir erstmal alle unser „All-inclusive“-Bändchen und hatten kurz, aber auch nur ganz kurz das Gefühl, es geht auf ein Kreuzfahrtschiff. Schließlich durften wir einchecken und uns ein Deck zum Aufhängen unserer Hängematten aussuchen. Das Frachtschiff hatte 3 Decks auf denen alle Passagiere, es waren ca. 200 Kolumbianer und Brasilianer sowie 5 Europäer, nun ihre Hängematte befestigen konnten. Spätestens damit war das Kreuzfahrt-Feeling vorbei und es herrschte helle Aufregung, um den besten Platz für seine Hängematte zu ergattern. Wir Europäer entschieden uns einstimmig für das oberste Deck, um nicht direkt neben der Küche oder nahe des Maschinenraums zu schlafen. Es gab auch zwei Kabinen mit richtigen Betten an Bord, die man hätte buchen können, aber das echte Freiheitsgefühl wollten wir uns alle nicht nehmen lassen. ;-) Nachdem wir unsere Hängematten befestigt hatten, staunten wir nicht schlecht, wie schnell sich das Deck füllte: Männer, Frauen, Kinder und sogar Babys verbrachten gemeinsam mit uns die nächsten 4 Tage und 3 Nächte auf dem Schiff.
Diese Amazonasschiffe stellen so etwas wie das Hauptverkehrsmittel und einzige Verbindung zwischen den kleinen Amazonasdörfern
dar, da sie auf dem Landweg gar nicht erreichbar sind.
Dreimal am Tag gab es Essen, was jedoch nicht besonders abwechslungsreich war. Während es zum Frühstück das obligatorische süße Brot, Butter und schwarzen Kaffee gab, waren Mittag- und Abendessen immer gleich: Reis, Nudeln, Hühnchen und als Nachtisch Melone. Man gewöhnt sich eben an alles… Dabei erinnerten mich die Küche und der Speiseraum sehr an eine alte Werks- oder Schulküche. Alles war aus Metall und sehr zweckmäßig eingerichtet. Auch die Sauberkeit ließ zu wünschen übrig. Aber es ging uns gut und wir sind nicht verhungert.
Die Duschen und sanitären Einrichtungen haben mich sehr ans Segeln erinnert. Einfach, praktisch und zweckmäßig. Man ist froh, wenn man wieder draußen ist. Denn dort verbringt man wirklich fast den ganzen Tag: Draußen. Es gibt keine Fenster und man ist immer an der frischen Luft. Das ist besonders nachts spannend, wenn Wind und Regen gegen das Schiff schlagen und nur notdürftig alles mit Planen abgehangen wird. So war das starke Gewitter eines Nachts eine besonders ehrfürchtige Erfahrung. Doch trotz Sturm und Wind habe ich die 3 Nächte in der Hängematte unerwartet gut geschlafen.
Tagsüber zieht der Amazonas vorbei, der üppige grüne Regenwald strahlt Weite und
Gelassenheit aus, man meditiert beim Zuschauen und entschleunigt etwas. Diese Ruhe tut gut. Mit viel Glück sieht man auch rosa Flussdelfine im Wasser springen. Eine wunderbare Atmosphäre. Ab und zu kommen uns kleine Boote entgegen, sonst bleibt es ruhig. Bis zum nächsten größeren Hafen. Dort begann ein Gewusel zum Be- und Entladen, dass wir nur so stauten, was alles aus dem Schiff aus- und später auch wieder eingeladen wird: Motorräder, Wasserbehälter, Bettgestelle, Kartoffelsäcke und, und, und…
Weiterhin konnten wir uns die Freizeit an Bord auch mit Fußball oder Billard spielen vertreiben oder wir genossen einfach die Sonne bei einem guten Glas Rum ;-)
Angekommen in Manaus entschieden wir uns erst einmal in eine Churrascaria (einem traditionellen Grill-Restaurant in Brasilien) zu gehen, um endlich mal wieder etwas richtig Gutes und Frisches zu essen. Und spätestens nach dem zweiten Caipirinha gingˋs uns dann allen wieder richtig gut.
Schließlich verbrachte ich noch 2 Tage in Manaus, um die weitere Reiseplanung zu machen. Dabei musst ich feststellen, wie teuer es ist, von Brasilien aus weiterzufliegen. Denn bleiben wollte ich aufgrund der ungemütlichen Wintersaison in Brasilien nicht. So stieß ich ganz unverhofft auf die günstigste Variante, über Caracas in Venezuela weiter nach Panama zu
fliegen. Doch vor Venezuela hatten mich alle gewarnt! Politische Unruhen, Lebensmittelknappheit, tagelange Stromausfälle… ich machte mich auf alles gefasst. Und erlebte 3 entspannte Tage in der Hauptstadt Venezuelas. Obgleich mir die Probleme des Landes natürlich aufgefallen sind und mir bewusst war, dass ich nur Tourist, nur in der Hauptstadt und nur 3 Tage da war. Das Leben der Einheimischen, so habe ich durch viele Gespräche erfahren, ist weitaus schwieriger und veranlasst viele Venezolaner, ihr Land zu verlassen.
Nach meinem Flug nach Panama verbrachte ich dort noch einmal 4 Tage auf den Karibikinseln von Bocas del Torre, um anschließend nach Costa Rica weiter zu reisen.
Für mich war es ein besonderes Erlebnis, für so lange Zeit auf dem Amazonas zu reisen. Es macht einen ehrfürchtig gegenüber der Natur und den Weiten des Landes und zeigt einem wiedermal die Vielfalt und die Schönheit unserer Erde auf.
Adeus Brasilia!
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