Ankunft in Chitwan - please meet Som, Ashika, Sostika, Rahul and Sahul


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March 25th 2014
Published: March 25th 2014
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Nach etwas mehr als 6 Stunden Busfahrt über teils halsbrecherische Serpentinenstraßen erreichen wir gegen Mittag Sauraha, unseren Zielort am Rand des Chitwan Nationalparks ganz im Süden Nepals. Die Landschaft hat sich inzwischen vom Hochgebirge um Kathmandu in eine subtropische Ebene verwandelt, und der Blick aus dem Bus geht auf Reisfelder, weidende Wasserbüffel und Palmenhaine.Wir haben etwas Angst, dass wir unsere Gastgeberin Sushila vielleicht nicht erkennen, aber zum Glück ist sie die einzige Frau, die am Busparkplatz neben unzähligen Taxifahrern und Hotelschleppern wartet, was die Sache doch stark vereinfacht.Wir werden von einer klapprigen zweirädrigen Kutsche, die eher einem römischen Streitwagen gleicht, abgeholt und die paar Kilometer zum Waisenhaus gefahren. Auf Grund unseres Gepäcks sind wir darüber eigentlich auch sehr froh, aber mehrmals habe ich das Gefühl, dass das Gefährt entweder auf Grund des Gepäckgewichtes nach hinten umkippt oder sonstwie auseinanderfällt.

Unsere Zuhause für die nächsten drei Wochen ist das "Nepali shrijanshil Children Protection Center" in dem derzeit fünf Waisenkinder untergebracht sind und ausserdem noch Sushilas eigene Tochter lebt. Die Anlage besteht aus zwei niedrigen Steinhütten, von denen wir eine beziehen dürfen, und einer Lehmhütte sowie einem Klohäusschen im nepalesischen Stil (Stehklo mit Brause zum säubern).In der anderen, etwas grösseren Hütte befinden sich ein Schlafsaal für die Jungs, einer für die Mädchen und die neu eingerichtete Küche, die zuvor in der Lehmhütte untergebracht war. In der wohnt jetzt allerdings eines der beiden hauseigenen Hühner mit seinen Babies.Ausserdem gibt es noch einen kleinen Hund, der auf den schönen Namen Lovely hört und in der Nachbarschaft jede Menge andere Tiere, die zum Teil munter über alle Grundstücksgrenzen hinweg, herumspazieren: Ziegen, Hunde, Kühe, Hühner und sogar ein Arbeitselefant, den wir von unserem Haus aus in seinem Stall sehen können.

Sushilas Mann Hira kommt auch noch vorbei und bringt uns zur Begrüßung eine Flasche Mountain Dew aus seinem Laden mit, der sich unweit des Waisenhauses im Ortskern befindet. Die Kinder, die wie wir erfahren jeden Tag von 10-16 Uhr zur Schule gehen, haben heute Prüfung im Schreiben und als erstes ist Som fertig und kommt gegen 15 Uhr nach Hause gerannt.Som ist 11 Jahre alt, sieht aber aus wie höchstens acht und sein englisch ist erstaunlich gut. Wir fragen ihn, ob er uns ein bisschen das Dorf zeigt, bis die anderen Kinder nach Hause kommen und stolz führt er uns zunächst zum Laden von Hira und dann in einer großen Tour über die Flusspromenade am Rande des nahegelegenen Nationalpark und durch den halben Ort wieder zurück. Schon an der ersten Straßenecke gabeln wir noch vier Freunde auf und fortan hängen fünf kleine Jungs mit Rotznasen an unseren Armen und unseren Lippen. Wir passieren das Touristenviertel von Sauraha mit etlichen Läden, Restaurants, Lodges und Tourenanbietern und erfahren von den Jungs, dass sie wirklich seeeehr gerne Eiscreme essen, leider haben wir aber kein Geld eingesteckt um ihnen diese Freude zu machen, aber Eiscreme kommt natürlich auf die Liste, der Sachen, die wir mit unseren 420€ Spendengeld definitiv mal besorgen werden. Am Fluss sehen wir drei Krokodile und einige größere Vögel, von denen unsere kleinen Tourguides behaupten, dass es Adler wären. Wie auch immer, angeblich fressen diese Viecher Schlangen, was sie auf meiner Beliebtheitsskala definitiv ganz nach oben steigen lässt.Mit einem kleinen Abstecher auf den "Spielplatz" der aus einem Klettergerüst und einer Wippe besteht, geht es dann zurück ins Waisenhaus, wo uns schon Rahul, Sahul, Sostika und Ashika, die anderen Bewohner freudestrahlend entgegengelaufen kommen.

Sushila stellt uns allen erstmal eine Schale mit einer Mischung aus trockenen Reiscräckern und Rührei hin und die Kinder bestehen darauf, dass Alex und ich aufessen. Sie selbst verdrücken die zugegebenermaßen ziemlich große Portion in Blitzesschnelle, während wir uns etwas quälen, denn eigentlich haben wir noch keinen Hunger aber mit etwas Mountain Dew bekommen wir es schließlich runtergespült.Dann geht das Kinderbespaßungsprogramm los, was von den kleinen Energiebündeln auch vehement eingefordert wird. Jeder Einzelne will zuerst mit uns malen, tanzen, uns sein Zimmer zeigen oder Fussball spielen, Klatschspiele machen, auf unserem Rücken reiten, unsere Handyfotos durchsehen oder einfach unsere Gesellschaft beim Rechenaufgaben lösen. Die beiden kleinsten Ashika und Sahul, erst sieben Jahre alt, sprechen noch nicht so gut englisch, was sie jedoch nicht davon abhält, trotzdem ständig mit uns zu kommunizieren. Alex kommt auf die glorreiche Idee, direkt unsere mitgebrachten Frisbees auszupacken und als jeder eine knallgelbe Scheibe in der Hand hält strahlen 5 Kinderaugen um die Wette. Und sogar Sushilas vierzehnjährige Tochter, die inzwischen auch von der Schule gekommen ist, spielt begeistert mit. Nach mindestens einer Stunde schweißtreibendem Frisbeespiel, natürlich will jedes Kind mit "Hanna oder Annes" spielen, bekommen wir eine kurze Pause. Dann wird uns mitgeteilt, dass wir unbedingt die Babyziegen kennenlernen müssen, die bei Sushila zuhause, ein paar hundert Meter entfernt wohnen. Also geht es wieder mit Sack und Pack und fünf Frisbees durch das halbe Dorf, und danach noch auf eine kleine Lichtung wo wiederum Frisbees bis zum Umfallen geworfen werden. Schön, dass die Dinger so gut ankommen, aber irgendwann reicht es.

Als wir wieder zuhause sind, hat Sushila schon begonnen, das Abendessen vorzubereiten und weist Alex in die Kunst des nepalesischen Nationalgerichtes "Dhal Bat" ein, das aus Linsen, Gemüse und Reis sowie Knoblauch, Zwiebeln und einer Gewürzmischung besteht.Ich versuche auch, etwas dazuzulernen, werde allerdings ständig von irgendwelchen Kindern aus der Küche geholt, die Frisbee spielen, auf meinem Rücken Reiten oder Tanzen wollen.Irgendwann hole ich die große Kamera raus und damit beschäftige ich dann endlich alle Kinder mit Posen und Fotografieren, sodass ich wenigstens auch noch ein bisschen in der Küche helfen kann.Allerdings streiten sich alle darum, wer sich die riesige Kamera um den Hals hängen darf und so muss ich alle paar Minuten dann neu entscheiden, wer an der Reihe ist.

Das Abendessen nehmen die Kinder auf dem Boden ein, das Gericht wird mit den Fingern aus einem Blechteller gegessen.Alex und ich bekommen einen Löffel und auf unsere Bitte hin auch eine normal große Portion. Die Kinder essen wieder riesige Portionen und holen sich sogar nochmal Nachschlag. Nachdem wir schon wissen, dass es vier Mahlzeiten am Tag gibt, wundert uns jetzt angesichts dieser Portionen nicht, woher die Kinder ihre ganze Energie haben.Nach dem wirklich leckeren Essen besteht Sushila darauf, dass die Kinder noch ein bisschen Englisch Lesen, denn morgen steht für drei von Ihnen nochmal eine Klassenarbeit an.Wir sitzen also alle zusammen um den kleinen Plastiktisch herum, der inzwischen von einer Solarlampe ( einem Plastikbecher mit Solarzelle darauf, der tagsüber an den Zaun gehängt wird) erhellt wird, und fünf Kinder lesen wild darauf los aus ihren Schulheften vor. Wer am lautesten liest, liest dabei nicht unbedingt am Besten und manchmal muss ich doch genau mitlesen, um zu verstehen, worum es überhaupt geht. Trotzdem bin ich ziemlich beeindruckt, wie gut die Kinder die Texte erfassen, denn Englisch ist ja schließlich nicht ihre Muttersprache und auch das Alphabet ist ja völlig anders als die nepalesischen Schriftzeichen.

Als die Kleinen Racker dann auf unsere Aufforderung gegen 20 Uhr selbstständig ins Bett gehen, bin ich ganz schön fertig von diesem ersten Tag, auch wenn es sehr schön war. Ein erstes Gutenachtküsschen gibt es auch schon von der kleinen Ashika. Ich bin völlig gerührt von diesen Kindern, ihrer Offenheit und ihrer Lebensfreude. Trotzdem wird es auch für uns Zeit für eine kurze "Dusche" unter der Wasserpumpe und ein bisschen Schlaf um sich von all den neuen Eindrücken zu erholen.


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...das Huhn......das Huhn...
...das Huhn...

Meistfotografiertes Objekt wenn man 5 Kindern eine Kamera in die Hand gibt


26th March 2014

bei so amüsanter reisebeschreibung lege ich doch glatt jedes andere buch zur seite... danke - weiter so - i love it!!! gut, daß ihr kein geld fürs eis dabei hattet, für nepalesen sicher ok, aber für euch ein NO GO!!!! bin gespannt auf die nächsten berichte. herzlichst inge

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