Kathmandu - in love with Momo und zu Besuch auf vier Beerdigungen


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March 22nd 2014
Published: March 25th 2014
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Schwer bepackt mit Taschen und Tüten voller Kleider- und Spielzeugspenden schleppen wir uns am Frankfurter Flughafen durch die Sicherheitsschleusen als ich im Augenwinkel sehe, wie meine Tasche herausgewunken wird. "Gibt's ein Problem?" " Haben sie ein Messer in der Tasche?" "Nein natürlich nicht!"Meine Tasche wird geöffnet und etliche Packungen mit Spielsachen und Stiften werden herausgenommen. Plötzlich hält mir der Sicherheitsmann eine Tüte mit Wachsmalstiften vor die Nase und darin befindet sich tatsächlich eine Messerklinge. Die habe ich vorher noch nie gesehen versichere ich ihm. Er schaut mich zweifelnd an und öffnet die Tüte. Auf der Klinge steht eingraviert: "Anspitzer für Wachsmalstifte". Uff. Ich fühle mich etwas besser aber das Ding ist trotzdem ganz schön spitz und scharf und so wundert es mich etwas, dass ich den Anspitzer nach kurzer Absprache mit seinem Chef wiederbekomme und damit ungehindert ins Flugzeug steigen darf. Offenbar bin ich aber sehr vertrauenswürdig und meine Story mit den Spenden fürs Waisenhaus war glaubhaft genug.

Am Flughafen von Delhi wird unser Handgepäck dann nochmal durchleuchtet, bevor wir umsteigen und ich lasse es einfach mal darauf ankommen. Natürlich wird auch hier meine Tasche herausgewunken und eine strenge Dame fragt mich ob ich irgendwelche "metal items" dabei habe. "Nein". Sie öffnet meine Tasche und hält mir vorwurfsvoll eine Tüte mit Spielzeugautos unter die Nase "Metal Items!!!!" Also werden die Autos nochmal gesondert durchleuchtet aber meine "Messerklinge" bleibt ungesehen und darf mit nach Nepal. So einfach kann das also sein!?Der Anflug auf Kathmandu verläuft sehr unruhig, wir geraten in einen Wolkenbruch und kurz schiesst mir wieder durch den Kopf, dass der Anflug auf Nepals Hauptstadt einer der gefährlichsten und schwierigsten der Welt sein soll. Es geht aber alles gut und wir landen bei strömendem Regen auf dem kleinen Provinzflughafen von Kathmandu.

Unser Hostel befindet sich direkt im Backpackerviertel Thamel mit vielen Bars, Läden, Trekkingagenturen, Hostels und Restaurants. Aber da es immer wieder regnet und wir nach dem langen Flug auch nicht mehr so fit sind, machen wir nur noch eine kleine Runde durch die Sraßenzüge rund um unser Hostel und saugen ein bisschen die Atmosphäre auf. Bisschen wie in SriLanka findet Alex, irgendwie wie in Indien denke ich. Die exotischen Gerüche, der verrückte Verkehr mit seinen immerhupenden Rollern und Miniautos, der sich durch die engen Gassen schiebt, die kleinen vollgestopften Läden, und leider auch der Dreck und Müll auf den Straßen; all das erinnert mich sehr an den großen Nachbarn Indien.Aber wir werden in den nächsten Wochen noch genug Zeit haben, Nepals Eigenheiten und Besonderheiten genauer kennenzulernen... Zum Abendessen gehen wir um die Ecke in ein typisch nepalesisches Restaurant und essen super leckere Momos (gedämpfte gefüllte Teigtaschen) und danach etwas was sich bhutanesisches Curry nennt, aber eher wie ein Gulasch (meins) oder Hühnerfrikassee(Alex seins) schmeckt. Alles ist aber durchaus lecker und nach ein paar Drinks in der Rooftopbar unseres Hostels verkriechen wir uns ins Bett und hoffen für Morgen auf besseres Wetter!

Und tatsächlich hat es geklappt, obwohl es noch ein bisschen frisch ist und der Himmel den grössten Teil des Tages bedeckt bleibt, ist unser erster voller Tag in Kathmandu weitgehend regenfrei. Nach dem Frühstück lassen wir uns erstmal durch die Straßen treiben und verlieren uns wahllos in dem Labyrinth von Gassen, Plätzen und Hinterhöfen. An fast jeder größeren Straßenecke steht ein kleiner Schrein, an dem irgendeinen der vielen hinduistischen Götter gehuldigt wird, gerne auch im Vorübergehen, indem die Passanten einfach nur eine Glocke am Schrein läuten und kurz die Hände falten und sich verbeugen oder schnell ein Licht entzünden, eine Blumenkette niederlegen oder sich mit dem bereitgestellten Wasser benetzen und den Schrein einmal umrunden (immer im Uhrzeigersinn! Es gibt nur eine Kaste, die die Heiligtümer gegen den Uhrzeigersinn umrunden darf...das sind die die auch Alkohol trinken. Bisher haben wir aber noch niemand gesehen, der gegen den Strom gelaufen ist). Irgendwann finden wir dann auch zum Durbar Square, dem Innenstadtbezirk von Kathmandu, der unter Weltkulturerbe steht und wo sich neben dem alten Königspalast eine große Tempelanlage mit etlichen Heiligtümern befindet. Hier besichtigen wir ein paar Tempel, die alle unterschiedlichen Göttern gewidmet sind und schauen uns auch den alten Königspalast mit seinen zahlreichen Innenhöfen an. Zum Mittagessen gibt es dann strahlenden Sonnenschein und wieder Momos! Wir sitzen auf einer Dachterrasse hoch über dem Trubel, Smog und Lärm der Stadt und diesmal schmecken die Momos (vegetarisch und mit Hühnchen) wieder komplett anders aber wieder köstlich! Auch der Dip dazu ist anders aber super lecker. Ich könnte die Dinger jeden Tag und zu allen drei Mahlzeiten essen.

Den Nachmittag verbringen wir damit, zu einem Tempel zu laufen, den eine Bettnachbarin aus meinem Schlafsaal empfohlen hat. Sie sagte er nennt sich Monkey Temple und wäre total berühmt und läge direkt am Flughafen. Unter "Monkey Temple" findet sich natürlich nichts in unserrem Reiseführer aber da auf unserer großartigen free map aus dem Hostel direkt am Flughafen eine große Tempelanlage namens Pashupatinath eingezeichnet ist, beschliessen wir die etwa 5 km dorthin zu laufen, um auch noch einen anderen Teil der Stadt zu sehen. Die Strecke zieht sich ziemlich und nachdem wir ein paar Kilometer Feinstaub eingeatmet haben freuen wir uns irgendwann die Tempelanlage gefunden haben. Wir sind uns sicher, dass wir den richtigen Tempel besichtigen, als überall Affen herumstreunen. Angeblich soll man von hier auch einen tollen Blick über die Stadt haben.

Am Eingang lernen wir, dass dies der wichtigste hinduistische Shiva-Tempel Nepals ist und hier die Einäscherungen der Verstorbenen stattfinden. Durch die Anlage fliesst der heilige Fluss Bagmati und es sollen täglich Beerdigungszeremonien stattfinden. Und tatsächlich betreten wir die riesige Anlage und sehen direkt eine größere Menschenansammlung am Fluss. Zwei "Scheiterhaufen" brennen bereits auf extra über dem Fluss angebrachten Plattformen und ein paar Männer tragen soeben einen komplett in orangefarbene Tücher gehüllten Leichnam ans Flussufer, gefolgt von einer größeren Trauergemeinde. Der Leichnam ist über und über mit Blumenketten geschmückt und wird dann mit dem heiligen Wasser noch einmal beträufelt und die Füße darin gewaschen. Das soll das Aufsteigen der Seele beschleunigen. Dann passiert -zumindest für uns Aussenstehende am anderen Flussufer- erstmal eine ganze Weile nichts bis der Tote in einer kleinen Zeremonie dann aufgebart und schliesslich das Holz und Stroh unter ihm entzündet wird.Eine spannende Zeremonie auch wenn etliche (nicht nur westliche, auch nepalesische!) Touristen am anderen Ufer die Videokameras mitlaufen lassen, was wir dann doch etwas pietätlos finden. Wir beobachten später noch zwei solche Beerdigungen auf der anderen Seite des Flusses.Neben der wirklich recht schönen Anlage besteigen wir dann auch die kleine Anhöhe, von der wir uns die versprochene Aussicht über ganz Kathmandu erhoffen, werden hier aber bitter enttäuscht. Irgendwie nicht so spektakulär und ganz Kathmandu sieht man sicher nicht...Abends gehen wir mit einem Pärchen aus Frankfurt, die in unserem Hostel wohnen essen (natürlich gibts wieder Momos!) und erfahren dabei, dass wir am völlig falschen Tempel waren. Der Monkey Temple, an dem die beiden nämlich heute waren, wäre nur etwa 20 Minuten Fußmarsch vom Hostel entfernt gewesen und hätte auch nur ein Viertel des Eintrittspreises gekostet. Ausserdem wäre die Aussicht wirklich bombastisch...

Nagut, vor dem Rückflug gibt es ja nochmal die Chance ein bisschen Zeit hier in Kathmandu zu verbringen, denn es gibt sowieso noch einiges hier zu sehen. Der Affentempel kommt also auf die Liste. Und nachdem es beim Abendessen noch einige Reisschnäpse aufs Haus gab wird es auch schon wieder Zeit ins Bett zu gehen, denn morgen früh um 06.30 Uhr fährt unser Bus nach Sauraha: 180 km und etwa 6 Stunden Fahrt liegen vor uns...


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