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Published: September 10th 2014
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Abendessen in einem Straßenrestaurant in Tangkengon Mein nächstes Ziel war die Provinzhauptstadt Banda Aceh, von wo aus
ich auf die Insel Pulau Weh übersetzen wollte. Dort hin zu kommen ist
langwierig und ich hatte drei Möglichkeiten: 1. Mit dem Flieger aus
dem 45 Km entfernten Kutacane. 2. In 20 Stunden mit dem Minibus über
die Inlandroute mit Umsteigen in Tankengon. 3. In 23 Stunden mit dem
Minibus über die Küstenroute (wieder über Medan).
Die erste Möglichkeit wäre die einfachste. Allerdings gibt es nur drei
Flüge die Woche mit einer kleinen Propellermaschine. Die
Fluggesellschaft steht auf der schwarzen Liste der EU.
Die Möglichkeit über Medan ging mir zu lange, auch gefiel mir der
Gedanke nicht, nach Medan zurückkehren zu müssen. Also wählte ich die
Inlandsroute, allerdings mit Übernachtung in Tankengon, da mir das
angenehmer erschien als im Bus zu schlafen. Zum Glück fuhr noch ein
junges Paar aus Frankreich mit, so dass ich bis Tankengon nicht
alleine war.
Die Straße nach Tankengon benötigt sehr lange, ist aber von der
Aussicht her die schönste Strecke, die ich auf Sumatra gefahren bin.
Langsam, aber stetig schlängelt sich sich immer höher
durch die Berge
der drittgrößten Insel der Welt, zunächst zwischen mit größtenteils
unberührtem Dschungel bewachsenen Hügeln. Dann geht es immer weiter
hinauf und der immergrüne Laubwald wird plötzlich durch Nadelwälder
abgelöst. Fast wähnt man sich in einem deutschen Mittelgebirge, wenn
der Minibus nicht gelegentlich Wasserbüffeln und anderen frei umher
laufenden Haustieren ausweichen müsste. Mittags hielten wir an einem
Restaurant, wo man sich einen Reisteller mit vorbereiteten Currys und
Beilagen füllen konnte. Dazu gab es den erstklassigen Kaffee, der hier
im Gayo-Hochland angebaut wird.
Nach quälend langen 10 Stunden kamen wir im wirtschaftlichen Zentrum
des Hochlandes an, in Tankengon. Die Stadt liegt in einem
weitläufigen Tal an einem See und bietet einen guten Ausgangspunkt für
Ausflüge in die Umgebung. Die Region hat sehr viel Potential, steckt
aber touristisch noch in den Kinderschuhen. Das liegt unter anderem
daran, dass hier bis vor gut 10 Jahren noch heftige Kämpfe zwischen
acehnesischen Rebellen und dem indonesischen Militär geführt wurden.
Jahrelang wollte Aceh, zu dem das Gayo-Hochland gehört von Jakarta die
Unabhängigkeit erkämpfen. Dann kam das Meer. Am zweiten
Weihnachtsfeiertag 2004 traf ein gewaltiger Tsunami
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Typische Dorfmoschee. Neben diesem indonesischen Stil gibt es auch noch solche im maurischen Stil mit einer Kuppel. Auf dem Land ist aber auch diese meist aus Wellblech, während in Städten häufig sehr prachtvolle Bauten stehen. ungebremst auf die
acehnesische Hauptstadt Banda Aceh und zerstörte zahlreiche Häuser in
der Küstenregion und kostete viele Menschen das Leben. Den am Konflikt
beteiligten Kräften wurde klar, dass es nun wichtigere Dinge gab.
Heute ist Aceh eine befriedete Provinz mit Sonderstatus, unter anderem
was die Rechtsprechung betrifft. Im Gegensatz zu anderen Regionen
Indonesiens gilt hier das islamische Recht, die Scharia.
Nichtsdestotrotz habe ich die Menschen sowohl in Tangkengon als auch
in Banda Aceh als sehr freundlich und hilfsbereit erlebt. Gerade auch
die Frauen zeigten sich neugierig und offen, auch Männern gegenüber.
In Tangkengon stiegen wir in einem einfachen, aber sauberen kleinen
Hotel ab und gingen danach etwas essen. Der Nachtmarkt befand sich in
Laufnähe und bald saßen wir gemütlich zwischen Einheimischen bei Nasi
Goreng und Teh Manis. Beim anschließenden Stadtbummel wurde ich von
einem Friseur angesprochen, ob ich nicht sein Kunde werden wolle. Nach
kurzem Zögern, ging ich darauf ein. Letztlich bekam ich nicht nur
einen Haarschnitt, sondern würde auch rasiert, bekam die Nasenhaare
geschnitten, Gesicht, Kopf und Ohren massiert und musste zum Schluss
gerade mal 20.000 Rupiah, also etwa 1,30
Euro zahlen. Der Haarschnitt
war noch günstiger als der in Ägypten und dazu noch besser.
Da ich nicht wusste, wann der früheste Bus nach Banda Aceh fuhr,
machte ich mich bereits gegen 8 Uhr auf dem Weg zum Busterminal. Dort
sprach mich ein Mann um die vierzig an und stellte die üblichen Fragen
nach Herkunft und wie lange ich in Indonesien war. Später zeigte er
mir ein gutes Restaurant zum Frühstücken (
Nasi Gurih , lecker!) Nachdem
er vorschlug, in seinem Läden auf den Bus zu warten, dachte ich, er
sei einer der üblichen Touristen-Nepper, aber es stellte sich heraus,
dass er tatsächlich nur daran interessiert war, sein Englisch
auszuprobieren und über Deutschland zu sprechen. Sein Läden verkaufte
Baby- und Kleinkindkleidung, so dass ich auch nicht zu seiner
Zielgruppe gehörte. Es war ein sehr interessantes Gespräch. Teilweise
traten doch etwas naive Vorstellungen hervor. Er fragte mich, ob es
schwer für ihn wäre, in Deutschland Arbeit zu finden. Durch meinen
Hinweis, dass er wohl nur mit einer hohen Qualifikation die Chance
hätte, überhaupt ein Visum zu erhalten, ließ er sich nicht irritieren.
Schließlich gab ich
ihm die Adresse der deutschen Botschaft in Jakarta
und wünschte ihm viel Glück.
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