Ein Kochduell, ein Rollertrip und eine kleine aber feine Geburtstagsgesellschaft


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November 9th 2016
Published: November 9th 2016
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Um 08.15 Uhr werden wir vom Fahrer unseres Kochkurses abgeholt ( jaja....ich kann es einfach nicht lassen aber diesmal wird bestimmt zuhause was davon nachgekocht!). Wir fahren zunächst auf den Markt von Ubud, der die europäischen Vorstellungen von Hygiene mal wieder ganz schön herausfordert. Fisch und Fleisch liegen hier ungekühlt in der schon Morgens tropischen Hitze und es riecht sehr unangenehm, weil direkt neben den Ständen mit frischem Obst und Gemüse eine 'Müllecke' liegt. Unser Kochlehrer erklärt uns die verschiedenen Früchte, da gibt es zum Beispiel die Salak, wegen ihrer schuppenförmigen Außenhaut auch Schlangenfrucht genannt, die ähnlich wie ein süßer, etwas trockener Apfel schmeckt. Oder die Rambutan, auch "hairy fruit" genannt, weil sie ein bisschen wie ein haariger Seeigel aussieht und die innen wie eine Litschi schmeckt. Dann probieren wir noch die üblichen Zitrusfrüchte, die es auch bei uns zu kaufen gibt, die aber hier natürlich ganz anders schmecken: Ananas, Papaya, Passionsfrucht und Co.

Was ich ein bisschen abartig finde, ist, dass die Balinesen Äpfel, Birnen und Weintrauben aus Australien und China importieren. Aber wahrscheinlich ist es wie bei uns, was man nicht hat, findet man exotisch und will es um jeden Preis haben.

Danach zeigt uns der Koch
Paon Bali KochkursPaon Bali KochkursPaon Bali Kochkurs

Photobombed by Puspa :-)
noch die Gewürze und Gemüsesorten, mit denen wir später kochen werden. Darunter sind auch ein paar Unbekannte, wie der Wasserspinat und die ca. 60 cm langen grünen Schlangenbohnen. Die Paon Bali Kochschule ist ein Familienunternehmen und so halten wir noch kurz auf dem familieneigenen Reisfeld. Wir bekommen die verschiedenen Stadien der Reisernte gezeigt und erfahren ein paar interessante Dinge. Zum Beispiel, dass der normale Reis dreimal im Jahr geerntet wird, der Klebereis nur zweimal. Dass eine zehnköpfige Familie etwa 3 kg Reis am Tag verbraucht und fast jede balinesische Familie ein oder mehrere Reisfelder zur Eigenversorgung besitzt und diese nebenher bewirtschaftet.

Dann geht es ans Kochen. Wir bereiten eine mild-säuerliche Suppe mit Champignons und Gemüse zu, dann als Hauptgericht Hühnchen Satay, ein Curry mit Hühnchen und Kartoffeln, frittierten marinierten Tofu, Thunfisch mit Zitronenbasilikum im Bananenblatt gedämpft und zwei Salate. Einen mit Bohnen und Geraspelter Kokosnuss und dann unser neues Lieblingsgericht Gado Gado. Gado Gado gibt es in jedem Warung (Imbiss) und er schmeckt immer ein bisschen anders. Die wesentlichen Bestandteile aber sind Gemüse wie Sprossen, Wasserspinat, Bohnen etc. die dann mit einer warmen Erdnuss-Soße übergossen werden. Diese Soße ist einfach göttlich und riecht schon beim Zubereiten so gut, dass man am liebsten die Pfanne auslecken würde. Es ist tatsächlich so, dass die meisten der balinesischen Gerichte auf der Basis von drei Soßen entstehen, wie uns Puspa die verrückte Chefköchin erklärt. Zum einen ist das die Erdnusssoße, die auch oft zu den Chicken Satay gereicht wird. Dann eine "gelbe Soße" auf der Basis von Galangan, Ingwer, Kurkuma, Knoblauch und Chilli und einer Soße auf der Basis von süßer und salziger Sojasauce mit Palmzucker und Knoblauch gemischt. Mit diesen Soßen wird Fleisch mariniert, sie dient als Salatsauce und als Basis für den den berühmten gebratenen Reis "nasi goreng". Sie wird natürlich überall ein bisschen anders zubereitet und kann auch noch beliebig erweitert oder verfeinert werden. Galangan, ein Gewächs aus der Ingwerfamilie, soll übrigens stark aphrodisierend wirken, kein Wunder also, dass es 4,2 Millionen Balinesen gibt auf gerade mal 5.600 qkm! Puspa unsere Chef- Kochlehrerin ist wirklich der Knaller und würzt die Kochsession mit einigen witzigen Geschichten aus ihrer Familie, zum Beispiel erklärt sie uns, dass sie "MBA" ist, "married by accident" und deutet dabei augenzwinkernd einen wachsenden Babybauch an. So vergehen die vier Stunden wie im Flug und nachdem wir fleissig Knoblauch, Ingwer und Kräuter gehack und gegart haben, Gemüse und Tofu geschnippelt und angedünstet haben, Nüsse zerstoßen haben und dann mit einem mannshohen Mörser unsere jeweiligen Zutaten zu Soßen püriert haben, können wir unser Werk endlich essen und es schmeckt wirklich super gut. Zum Nachtisch gibt es dann noch eine Art Pudding aus Kochbananen, Jackfrucht und Kokossahne und so vollkommen sattgefuttert liegen wir zurück im Hotel erstmal noch zwei Stunden am Pool bevor wir um 17 Uhr wieder mit dem Shuttle nach Ubud reinfahren. Wir buchen heute unsere Tickets nach Nusa Lembongan wo wir Am Mittwoch Lena und Tobi treffen werden. Als wir hier feststellen, dass wir garnicht mehr genug Bargeld haben um direkt zu bezahlen bietet der findige Ticketverkäufer Dennis ohne Zögern an, seinen Roller auszuleihen und damit bis zum nächsten Geldautomat zu fahren. So sind die Menschen hier: super freundlich, vertrauensselig und geschäftstüchtig! Dann sitzen wir noch eine Weile in einem Rooftop-Café -Lustige Anekdote von hier: Dennis bestellt einen Espresso und einen Eistee und bekommt dazu ein kleines Schnapsglas mit einer klaren Flüssigkeit serviert, was er jedoch erst bemerkt, als er beides schon ausgetrunken hat. Dennis: ist das ein gratis Schnaps? Ich: Quatsch das ist ein Wasser was man zum Espresso dazu kriegt. Nachdem Dennis das Glas dann ( er ist immernoch überzeugt dass es ein Schnapps ist) auf ex ausgetrunken hat wissen wir was es ist: purer Zuckersirup zum selbstständigen Süßen des Eistees...

Schließlich gehen wir noch in einem einfachen Warung zu Abend essen um den Konkurrenz Gado Gado nochmal auszutesten ( 2. Platz bisher)!

Am Montag ist mein Geburtstag und ich werde morgens mit Frühstück im Bungalow überrascht, das wir bei strahlendem Sonnenwetter auf unserer kleinen Terrasse einnehmen. Dann haben wir uns in Ubud eine traditionelle balinesische Massage gebucht. Eine Stunde kostet uns gerade mal 7 Euro und ist super entspannend. Danach bekommen wir noch einen Tee in der wunderschönen Gartenanlage des "Darta Garden Spa" serviert und sitzen einfach noch ein Weilchen.

Weil es heute so extrem heiß ist, verbringen wir den Nachmittag wieder am Pool bis es gegen 17 Uhr ein bisschen zuzieht und die Temperaturen wieder angenehmer werden und wir einen kleinen Spaziergang durch die Reisfelder um unsere Unterkunft herum machen können. Es ist wirklich super idyllisch und, ich weiß nicht ob ich's schon erwähnt hab, soooo schön grün. Am Abend bekomme ich noch als Geburtstagsüberraschung ein traditionell balinesisches Abendsessen, das Dennis ins Hotel hat bringen lassen, und zwei kleine Kuchen zum Dessert. Ich könnte mir keinen schöneren Geburtstag vorstellen.

Am Dienstag haben wir im Hotel einen Roller reserviert. Gegen 11 Uhr starten wir unsere 48 km lange Reise Richtung Norden wo wir den Bratan See mit seinem wunderschönen Tempel Pura Ulun Danu Bratan besichtigen wollen. Der See und der gleichnamige Vulkan, zu dessen Füßen er liegt, liegt bereits im Hochland, wo die Temperaturen durchaus auch ein bisschen kälter sein können. Als wir uns morgens in Ubud in den Verkehr stürzen, freuen wir uns schon darauf, mal ein bisschen frischere Bergluft zu atmen, denn hier ist es wie immer heiß und drückend.

Als wir aus Ubud rausfahren, haben wir direkt das Gefühl das "echte Bali vor uns zu haben", hier werden die die Souvenirläden, Taxiagenturen und Moneychanger langsam aber sicher von Waschsalons, Mini-Tante-Emma-Läden und anderen alltagstauglichen Läden abgelöst. Auf den Feldern wird gearbeitet und kein Wegzoll von Touristen genommen, die Warungs sind nur mit Einheimischen besetzt, Hunde, Kühe, Hühner teilen die Straße mit uns, während wir irgendwie mit dem Verkehr schwimmen, der so ganz offensichtlich keine Regeln hat und trotzdem funktioniert. Zumindest für den Fahrer ist es aber auch anstrengend, immer aufmerksam sein zu müssen, weil links und rechts überholt wird und auch der Gegenverkehr das Selbe macht, weil es hoch und runter geht und die Straße nicht immer asphaltiert ist. Irgendwann halten wir auf einen Ginseng-Kaffee am Wegesrand und die beiden jungen Kerle, die den Stand bewirten zeigen uns stolz ihre neuen Tattoos, stellen uns Gebäck dazu und kommen irgendwann mit frisch gekochten Maiskolben an, die sie uns auch noch schenken. Am Ende bezahlen wir nur 2 € für die beiden Kaffee. Benzin "tanken" wir unterwegs in einem kleinen Dorf. Hier stehen am Wegesrand Regale mit Glasflaschen, in denen Benzin abgefüllt ist. Wenn man anhält, kommt von irgendwoher ein Mensch mit einem Trichter und füllt einem Benzin in den Tank. Man bezahlt umgerechnet ca. 60 Cent für den Liter.



Irgendwann tritt Dennis unsere Maschine ein bisschen mehr und wir schaffen es tatsächlich auf 80 km/h aber bei dieser Art der Fortbewegung braucht es trotzdem 1,5 h bis wir unser Ziel erreicht haben. Der Bratansee liegt auf 1200 m über dem Meeresspiegel und es ist schön kühl und längst nicht so drückend hier oben. Der Vulkan liegt im Wolkennebel versteckt und es scheint ein Gewitter aufzuziehen. Wir schaffen es aber noch, den Tempel, der malerisch auf einer kleinen Insel im See liegt, und von einem riesigen sehr gepflegten Park umgeben ist, im Trockenen zu besichtigen. Leider geht es mir schon den ganzen Tag nicht so gut, ich habe permanent Magenkrämpfe. Da es nicht besser wird und auf Grund des schlechter werdenden Wetters, machen wir uns nach der Besichtigung zeitnah wieder auf den Heimweg. Wir können es leider trotzdem nicht vermeiden und geraten völlig unvorbereitet in einen Regenguss. Die Balinesen scheinen auf sowas immer vorbereitet zu sein und holen aus ihren Helmfächern schicke bunte, gerne auch goldene (!!), Regencapes, die sie sich einfach überziehen und weiterfahren. Nur wir dummen Touristen fahren in kurzen Hosen und T-Shirts weiter bis wir klatschnass sind, dann kehren wir bei einem Warung auf einen heißen Tee ein. Ohne darauf zu achten haben wir an einen Warung gehalten, der sich auf "Babi Guling", Spanferkel auf balinesisch, spezialisiert hat. Diese besondere Spezialität wollten wir sowieso heute Abend probieren und so bestellt sich Dennis eine Portion. Ich esse ein bisschen mit und obwohl ich eigentlich keinen Appetit habe, schmeckt es mir sehr gut. Außen kross, innen super zart, pikant mariniert, und natürlich mit Gado Gado serviert ( mein neuer Platz 1). Wir kommen dann langsam wieder in tiefere Ebenen und es wird wieder wärmer und sonniger, sodass wir den Rest der Fahrt wenigstens ein bisschen Gas geben können, ohne dass uns der Fahrtwind die Hände einfrieren lässt. Leider geht es mir immer schlechter und als wir in unserer Unterkunft ankommen will ich nur noch ins Bett, habe Schüttelfrost und mir ist sterbens schlecht. Da ich höllische Angst habe, mir wieder, wie vor ein paar Jahren in Indien, eine langwierige Parasiteninfektion eingefangen zu haben, holen wir Abends einen internationalen Arzt. Der ist zum Glück sehr kompetent und nach vielen Fragen, einigen Untersuchungen und einem Schnelltest im Labor wird feststellt, dass ich wohl eine bakterielle Infektion habe, die mit Antibiotika behandelbar ist. Und so bringt mir die freundliche Krankenschwester noch Abends um halb zehn eine ganze Tüte mit Medikamenten und einer detaillierten Beschreibung wann ich was wie zu nehmen habe, vorbei. Echt kein Vergleich mit dem indischen Krankenhaus.

Wir verschieben unsere Fahrt nach Nusa Lembongan um einen Tag, damit ich mich noch ein bisschen erholen kann und verlängern noch eine Nacht im Ubud Luwih. Und siehe da, am nächsten Morgen geht es mir schon besser...


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