In Vattakanal


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April 3rd 2008
Published: April 5th 2008
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After heavy rain in Kodaikanal in the Western Ghats
Ein in weiße Keramik gefasstes Loch in der Erde geht in Indien - zumindest an dem Flecken, an dem wir gerade weilen - als sanitäre Vollausstattung durch. Unsere Dusche ist hier Toilette und Waschbecken in Personalunion, ausgestattet nur mit einem Wasserhahn, auf dessen Griff sicherlich im Moment meiner schlimmsten Notdurft die Details der Weltherrschaft der Fäkalbakterien verhandelt werden. Ich male mir dann aus, welch tiefe Genugtuung es mir gäbe mit einem Super-Sagrotan-Sprühjumbo im Tiefflug die Wohltaten der westlichen Zivilisation über die Landschaft zu nebeln.

Wir verabrachten die Nacht noch in unserem alten Guesthouse, also dem mit dem blauen Schimmelungeheuer und der tollen Aussicht. Heute morgen war das dann alles ein bisschen arg früh, denn wir waren um vor der Pastry-Corner (die zivilisierteste Gelegenheit der Stadt, einen Kaffee zu trinken - wenn man ihn ohne Zucker bestellte) um zehn mit Mario verabredet, damit er uns nach Vattakanal mitnehmen kann. So richtig kam allerdings keiner von uns aus den Federn, und als wir zusammengepackt und fertiggesonnt hatten, blieb keine Zeit mehr für einen Internetbesuch. Aber das würde sich Nachmittags bestimmt einrichten lassen.

Eine weitere Achterbahnfahrt in Marios Extremomobil kutschierte Shye, Roland und meine Wenigkeit nach Vattakanal, wo wir uns in immer noch praller Sonne mit vollem Gepäck zur Hütte schwitzten. Die Nachbarn, so stellte sich schnell heraus, sind Israelis und haben ein für den Musikgeschmack zu großes Soundsystem. Mario verabschiedete sich kurz darauf und meinte, er gucke später nochmal vorbei.

Da ich heute schon viel geleistet hatte warf mich mit meiner Playstation bewaffnet aufs Bett. Kurz darauf wurde es dunkel um mich, und als ich nach meinem hochkultivierten Nickerchen wieder sanft an die Oberflächte glitt, war Roland bereits nervös. Der Regen! Er hat fast aufgehört! Man müsse jetzt los! Da war ja auch noch die Sache mit dem Internet; ich litt bereits unter meinem Entzug.

Als wir zehn Minuten später losgingen, spazierten wir mehr oder weniger durch eine Regenwolke. Der zumeist asphaltierte Weg unseres Fußwegs war an manchen Stellen qualitativ nicht von einem Bachlauf zu unterscheiden und in den Bäumen ringsum hing dichter Nebel, der die Sicht auf wenige Meter begrenzte. Am Wegesrand nahm ich so viele coole Bilder der pitschnassen Pflanzenwelt auf, dass man den heutigen Tag auch als den des gepflegten Feuchtgemüsebildes bezeichnen könnte.

Es begann zu schütten, als wir noch ungefähr drei Kilometer vor uns hatten. Die prallen Regentropfen trafen mit der Wucht kleiner Geschosse auf dem Boden auf und sprangen eine Handlang zurück. Der Himmel hatte über uns die Schleusen geöffnet.

Genau im richtigen Moment, als die ersten Tropfen fielen, hatte ich nach dem dünnen hellblauen Friesennerz gefragt, den Roland noch auf Taschentuchgröße gefaltet in seinem Fundus hatte. Er dachte, er sei mit seinem Parka gut gegen den Regen gewappnet. Obwohl wir uns hier und da unterstellten, kam er als erster von uns und bis auf die Unterhose durchnässt in Kodai an. Seine Lust auf Internet hielt sich daraufhin in engen Grenzen und wenig später nahm er sich ein Taxi zurück zur Hütte.

Der Rest meines Abends bestand aus einem ausgedehnten Internetbesuch und einem gepflegten Essen im gleichen Restaurant wie gestern. Ich entwickle schnell Gewohnheiten. Witzigerweise traf ich auf dem Weg von der Internetbruchbude dorthin noch Shye und einen meiner israelischen Nachbarn und hatte so noch ein nettes Gespräch, bevor ich allein, mit Heldenmut, weichen Knien und einer Taschenlampe, durch die stockfinstere indische Bergnacht nach Hause lief. An der allerdunkelsten Stelle nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und knipste die Taschenlampe aus.

Wenige Zentimeter vor mir hörte ich, wie eine grüne Mamba einen Bergleopard anzischte. Ich machte das Licht wieder an.

Mehr Bilder und die ganze Story auf www.twelve02.de

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