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Published: November 12th 2009
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In alten Zeiten wurde ein Tiger von einem menschlichen Jäger verfolgt. Die Jagt führte sie an einen tiefen Abgrund. Für die Raubkatze schien ies das Ende zu sein. Doch dann nahm sie allen Mut zusammen und sprang mit Hilfe eines Steines an der engsten Stelle über die 25m weite Schlucht und entkam so dem Jäger. Seither nennen die Menschen diese Schlucht die Tigersprungschlucht.
Die Tigerspungschlucht führt an über 5000m hohen Gipfeln vorbei und ist somit eine der tiefsten Schluchten der Welt. Ungefähr auf 2000 - 2500 m Höhe führt an nicht immer einfacher Wanderpfad entlang. Tief darunter fließt der mächtige Yangtze. Der längste Fluss Chinas bzw Asiens und der drittlängste der Welt ist hier noch weitgehend ungezähmt und frei von dem Gift chinesischer Millionenstädte, das er tausende von Kilometern weiter westlich bei Shanghai ins Ostchinesische Meer ergießt.
Mit meiner Begleiterin, einer Engländerin, die die letzten beiden Jahre in Japan verbracht hatte, ging es morgens mit dem Bus in das etwa zweieinhalb Stunden entfernte Dorf Qiaotou, das am Eingang der Schlucht liegt. Der Aufstieg erfolgte erst relativ gemächlich. Außer uns beiden nahm noch ein Chinese den selben Weg. Wenige Meter nach dem Start gesellte er sich zu einer Gruppe Einheimischer,
die am Wegrand saßen und ein Pferd dabei hatten. Fünf Minuten später hörten wir hinter uns ein leichtes Trabgeräusch. Der Chinese saß auf einem Pferd, deutete darauf und grüßte uns lächelnd mit "Hallo! Pferd!"
Wie es sich herausstellte, war der Chinese ebenfalls ein Einheimischer. Er sollte uns noch den halben Tag lang folgen, in der Hoffnung, dass einer von uns (vermutlich meine Begleitung) zu müde wurde und das Pferd mieten würde. Jedesmal, wenn wir anhielten, hielten er und das pferd ebenso an.
Natürlich waren wir beide zu stur, aber er war das ebenso.Immerhin blieb er immer freundlich, und zeigte uns den Weg, wobei er durchaus einen Favoriten im Auge zu haben schien, was den Platz für das Mittagessen betraf, nämlich das Naxi Family Guesthouse. Kein Wunder, schließlich wurden dort die Pferde vermietet. Da das Gästehaus aber am günstigsten gelegen war, entschieden wir uns dennoch dort zu essen. Das gebratene Rindfleisch und die Auberginen, sowie die Bratkartoffeln waren durchaus lecker.
Vor dem Mittagessen war der Pferdemensch mit seinem Reittier hinter dem Haus verschwunden. Als wir fertig gegessen hatten, war er pünktlich wieder da. Weil es mir langsam doch zu bunt wurde, drehte ich mich u ihm herum, deutete
auf das Pferd und versuchte, ihm klar zu machen dass wir das Pferd nicht mieten wollten und er uns nicht mehr folgen brauchte. Er schaute ein wenig verletzt drein, nickte aber mit dem Kopf. Er schien verstanden zu haben.
Ab jetzt hielt er stets einen Abstand von etwa 10 Metern ein, blieb aber weiterhin stehen, wenn wir eine kurze Pause machten. Wir fragten uns, ob er wirklich glaubte, wir würden ihn nicht sehen. Wir kamen jetzt zu einer Stelle, die auf den Karten als "28 bends" bezeichnet wurde, ein steiniger, steiler Weg, der in Serpentinen weiter und weiter nach oben führte. Jedesmal, wenn man meinte, endlich oben angekommen zu sein, tauchte hinter der Kurve eine weitere, noch steinigere und noch steilere Stelle auf. Der Berg schien einfach kein Ende zu nehmen. Es war mittlerweile früher Nachmittag und die Sonne brannte erbarmungslos auf die schattenlose Landschaft. Wir fragten uns langsam, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, den Pferdebesitzer weg zu schicken.
Unterwegs passierten uns andere Zweiergruppen von Wanderern, darunter eine taiwanesische Frau und ihr westlicher Begleiter, die die gesamte Strecke an einem Tag schaffen wollten. Sie waren zwar schneller unterwegs als wir, aber dennoch hatten wir
Zweifel an der Machbarkeit. Der Blick auf die Karte zeigte uns jedenfalls, dass wir noch eine deutliche Strecke vor uns hatten bis wir an unserem heutigen Ziel, dem Halfway House ankommen würden.
Irgendwann waren wir tatsächlich oben angekommen. Der Weg war jetzt deutlich leichter und wir konnten nun auch die herrliche Aussicht besser genießen. Bisher war das die atemberaubendste Naturlandschaft, die ich in China erleben durfte. Selbst der Huang Shan verblasste dagegen. Und es war ein richtiger Wanderweg, keine unendliche Anzahl von Stufen, wie das bei so vielen Bergen in China der Fall war. Dennoch mussten wir uns beeilen. Die Schatten waren schon länger geworden und es wurde auch schon deutlich kühler. In ein bis zwei Stunden würde es dunkel werden und ein Weiterwandern in der Dunkelheit käme einem Selbstmordversuch gleich.
Gegen 17:30 als die Berge schon vom Abendrot leuchteten kamen wir schließlich am Halfway House an. Es handelte sich um eine große Anlage aus Holz mit Restaurant, Aussichtsterasse und den Toiletten mit der besten Aussicht seit den Naturtoiletten in den Bergen Lappland Anfang der Neunziger Jahre. Nach und nach trudelten die wenigen anderen Gäste ein, zu uns gesellte sich ein westliches Paar, das in Singapur lebte, zwei
Schweden, so wie überraschenderweise ein italienischer Koch, den ich bereits in Kunming und Dali getroffen hatte und der ohne mein Wissen ebenfalls in Lijiang war. Wir nahen ein gemeinsames Abendessen auf der mittlerweile eiskalten Terrasse ein und gingen dann früh zu Bett.
Während die anderen am nächsten Morgen nach Shangri-La weiter fahren wollten, hatte ich vor, nach dem Ende der Wanderung zurück nach Lijiang zu fahren. Shangri-La war mir zu hoch, zu kalt und zu weit nördlich, da ich Anfang Dezember nach Vietnam weiter möchte. Nachdem wir an einem Gästehaus nicht ganz am Ende der Schlucht angekommen waren, mussten wir zunächst wieder nach Qiaotou, von wo aus Busse sowohl nach Shangri-La, als auch nach Lijiang fuhren.
Dummerweise hielten die Busse nicht regulär, so dass wir uns darauf einstellen mussten, die Busse, von denen wir nicht wussten, wie sie aussahen (es fuhren zahlreiche andere Touristen- und Minibusse an Qiaotou vorbei), anzuhalten. Wir zeichneten uns Schilder mit dem Namen des jeweiligen Zielorts auf chinesisch. Nah längerem Warten sprach mich ein Fahrer an, deutete auf seinen Kleinbus und meinte, er würde mich für 25 RMB nach Lijiang fahren, sobald sich 5 Passagiere gefunden hätten. Da kein regulärer Bus zu sehen und
der Mann nett war, willigte ich ein.
Jedoch schien niemand anderes mitfahren zu wollen und als eine Viertel Stunde später tatsächlich ein Bus mit den deutlich erkennbaren Zeichen für Lijiang vorbei fuhr, stieg ich kurzerhand wieder aus und nahm jenen Bus. Wie sich zeigte war das eine gute Idee, da mehrere Chinesen ebenfalls eingestiegen waren, was eine baldige Abfahrt des anderen Busses recht unwahrscheinlich machte. Letztendlich kostete der reguläre Bus auch nur 20 RMB und ich kam noch nachmittags wieder in Lijiang an. Abends genehmigte ich mir dann ein westliches Abendessen: Für ca. 45 RMB genehmigte ich mir zum doppelten Preis wie bei McDonald's einen Monster-Cheeseburger mit Pommes und Cola, der dreimal so groß, wie einer der amerikanischen Fastfood-Kette war, dabei eine Fleischeinlage hatte, die eher einer Frikadelle, denn einem Hamburger-Patty glich und ungefähr dreimal so groß war. Anschließend war ich pappsatt.
Die folgenden Bilder sind außer von der Tigersprungschlucht noch von einer Radtour in die Umgebung Lijiangs und ein wenig von Lijiang selbst.
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LauraPalmer
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man lernt ja nie aus
Ich wusste bisher nicht mal dass Shangri-La ein wirklicher Ort und kein Mythos ist. Aber jetzt habe ich mich belesen :) Ein neues Bild von Dir im Sonnenschein ist ja auch schick - wenn auch leider nicht auf dem Pferd ;)