Kanäle und Gassen


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November 6th 2009
Published: November 6th 2009
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Die Fahrt von Dali nach Lijiang war recht angenehm. Es ging durch eine abwechslungsreiche Landschaft von Bergen und Tälern, die Vegetation erinnerte mal an mediterrane Regionen, war mal von dürrem Gestrüpp geprägt, mal von grünen Nadelwäldern und terrassenartigen Feldern. Die Straße war modern, so dass es zügig voran ging.

Lijiang befindet sich etwa 170 km nördlich von Dali. Die vorherrschende Bevölkerungsgruppe hier sind die Naxi, ein etwa 300.000 Angehörige zählendes Volk, dass tibetischen Stämmen abstammt.

Die Altstadt von Lijiang, Weltkulturerbe und etwa 800 Jahre alt, besteht aus unzähligen Gassen und Kanälen, die labyrintartig angeordnet sind. Man kann sich leicht verirren, aber glücklicherweise findet man an jeder Ecke ein Schild mit einem Umgebungsplan.

Auch Lijiang ist sehr touristisch, vor allem im Zentrum der Altstadt, wo sich diverse Geschäfte, Gasthäuser und Restaurants aneinander reihen. Das Gros der Touristen besteht wie so oft aus etwa zwanzig- bis dreißigköpfigen chinesischen Tourgruppen, die jeweils alle die gleiche Mütze tragen und von einem Führer mit Fähnchen und gegebenenfalls Megaphon begleitet werden. Die paar Backpacker fallen dabei gar nicht ins Gewicht.

Glücklicherweise haben chinesische Tourgruppen es so an sich, dass sie nur selten das Zentrum des Geschehens verlassen und so ist es in den Seitengassen durchaus erträglich. Positiv ist auch, dass sich das Hostel in einem relativ ruhigen und untouristischem Teil der Altstadt befindet. Da Autos fast überall in der Altstadt verboten sind und auch andere Lärmquellen weitgehend verbannt sind, ist es in der Umgebung angenehm ruhig. Es wurde auch weitgehend auf die sonst üblichen auf alt getrimmte sterile Modernisierung verzichtet. Die Altstadt sieht noch "normal" aus und man fühlt sich in ein älteres China versetzt. Erst wenn man die Altstadt von Lijiang verlässt, findet man sich wieder in einer typischen, wenn auch vergleichsweise kleinen chinesischen Stadt wieder, iin der die übliche Hektik und Lärm herrschen.

Als ich am Abend mein Zimmer betrat, wurde ich gleich von Collin, einem Schotten, den ich in Dali kennengelern hatte und der am Abend zuvor angekommen war, begrüßt. Auch Deep (?), ein indischstämmiger Brite, der ebenfalls in Dali war, war dort. Deep hatte einige interessante Geschichten zu erzählen, unter anderem über eine Schwester im Mormonentempel in Salt Lake City. Sie hatte ihn dort herumgeführt und verucht, ihm die Religion der Mormonen nahe zu bringen. Unter anderem hatte sie die haarsträubende These, dass seine Vorfahren vermutlich gesündigt hätten, weil er braune Haut hätte. Er nahm es allerdings mit Humor. Abends gingen wir dann, gemeinsam mit zwei Kanadiern essen.

Den nächsten Tage habe ich größtenteils damit verbracht, einfach nur die Altstadt zu erkundigen. Ein wenig habe ich mich aber auch herausgewagt und mich zum Black Dragon Pool begeben, einem See, aus dem die zahlreichen Ströme und Kanäle der Altstadt gespeist werden. Der dazugehörige Park verlangte wieder einmal einen saftigen Eintrittspreis. Die Eintrittspreise für Sehenswürdigkeiten scheinen mir in dieser Region unangemessen hoch zu sein, selbst in Peking waren diese mit Ausnahme der Verbotenen Stadt niedriger. Aber wenigstens ind die Übernahtungs- und zum Teil auch die Essenspreise deutlich niedriger.

Im Park befand sich unter anderem ein kleiner Tempel. Als ich diesen betrat, sprang sofort ein Mönch, der dort Räucherstäbchen verkaufte, auf mich zu und drückte mir drei in die Hand. Ich versuchte, abzulehnen, aber er beharrte darauf, dass ich siee annahm. Daraufhin geleitete er mich zu einem Altar und wies mich an, die Räucherstäbchen anzuzünden und den Gottheiten meine Ehrerbietung zu erweisen. Außerdem legte er noch einen Gebetskranz um mein Handgelenk und segnete meine Hände. Anschließend holte er eine Liste hervor, auf der verschiedene Ausländer unterschrieben und einen Geldbetrag eingetragen hatten. Ich bekam schon einen Schock, als ich sah, dass überall dreistellige Yuan-Beträge standen. Natürlich deutete der Mönch auf die Spendenkiste. Sein Gesichtsausdruck war nicht gerade erfreut, als ich lediglich einen Zehner herauskramte. Er zeigte mir einen Hunderterschein, wohl in der Annahme, ich hätte ihn nicht richtig verstanden. Letztendlich musste er sich aber mit 20 Yuan zufrieden geben. Ich hoffe, ich habe mir damit nicht mein Karma versaut.


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