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Published: October 6th 2011
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Potala Palast
(Marco schreibt)
Der Wecker klingelte und ich öffnete vorsichtig ein Auge, dann das andere und dann versuchte ich mich zu erheben. Kein Kopfschmerz, bisher. Bei Sandi war auch alles in Ordnung. Vielleicht verdanken wir das auch unseren Isomatten, die wir noch zusätzlich in die knallharten Betten eingeleg hatten. Heute ging es zum Potala Palast, der Winterresidenz des Dalai Lama und dem wahrscheinlich bekanntesten Wahrzeichen Lhasas.
Bewaffnet mit 6 Liter Wasser trafen wir unseren Guide Zunam, der uns gleich eine schlechte Nachricht zukommen ließ. "No water allowed in Potala Palast". Verdammt! Die 6 Liter mussten wieder auf das Zimmer und mit Ihnen die Hoffnung den Tag schmerzfrei zu überstehen. Beim Potala Palast angekommen verstärkte sich die Vermutung, dass wir heute leiden würden, denn es hieß Treppensteigen. Gefühlt kostete mich jede Stufe ein halbes Lebensjahr und so war ich oben angekommen vollkommen vergreist. Wir legten eine kurze Rast ein und besichtigten erst den White Palace und dann den Red Palace. Die Farben spiegeln dabei die unterschiedlichen Fassadenanstriche wieder und haben eine Bedeutung. Weiß steht für politische Aufgaben, Rot für spirituelle. Es gibt zudem noch Gelb, das Autorität symbolisiert und Schwarz, das für Macht steht. Rot halten die Tibeter allerdings für am
wichtigsten. Wir haben die Stupas (aufwendig verzierte Gruften) vieler Dalai Lamas gesehen und natürlich jede Menge Buddhas, die zu Gebeten einladen.
Dann waren wir essen, es gab Momos. Eine Momo ist eine tibetische Teigtasche, natürlich mit Yakfleisch gefüllt. Ein wenig fettig, aber durchaus schmackhaft, insbesondere mit dem scharfen Chili, für das ich von Sandi ein kurzes Kopfschütteln erntete. Dazu bestellten wir Milk Tea, da es unseren heißgeliebten Sweet Tea nicht gab und wir vor dem Yakbuttertee zu viel Angst hatten. Schließlich bekommt man immer gleich eine Literkanne. Es stellte sich raus, dass Milk Tea allerdings nichts mit Tea im üblichen Sinne zu tun hat, sondern einfach nur heiße, verdünnte Yakmilch ist. Trotzdem vollkommen in Ordnung.
Danach sind wir zum Jokhong Tempel, dessen Umgebung das Herz von Lhasa darstellt. Besonders dort, aber auch überall sonst in Lhasa ist das Militäraufgebot der Chinesen negativ beeindruckend. Ein Soldat wollte sogar schon meine Kamera checken, um zu sehen, ob ich nicht Fotos von den Soldaten geschossen habe, die dann wahrscheinlich für negative Publicity sorgen könnten. Auf dem großen Platz vor dem Jokhong Tempel gab es sogar Sniper (Scharfschützen) auf einem Dach. Kurz gesagt: dort sollte man es sich verkneifen, tibetfreundliche Parolen zu rufen oder
fußballstadionartig dem Dalai Lama zu huldigen.
Wir sind dann mit unserem Guide Zunam zu seinem Freund gegangen. Dieser und Zunam arbeiten ehrenamtlich als Englischlehrer für tibetische Jugendliche und wir sind mit ihnen in das kleine Klassenzimmer gegangen. Dort wurde gerade eine lustige 4er Gruppe von Peter unterrichtet, einem in Kalifornien geborenen Japaner. Dieser arbeitete auch seit seiner Rente ehrenamtlich als muttersprachlicher Englischlehrer. Nun muss er jedoch Tibet nach 5 Jahren entgültig verlassen, da er den Chinesen suspekt vorkommt. Darüber sind alle sehr traurig. Die Erfahrung in der kleinen Schule war etwas Besonderes für uns, speziell natürlich für die Lehrerin Sandi.
Der letzte Tag
(Sandi schreibt)
Nachdem wir heute ohne größere Schmerzen erwacht sind, genossen wir ein ausgiebiges Frühstück. Wir beschlossen, heute sei der Tag gekommen, an dem wir akklimatisiert sind. Um 10:00 erwartete uns Zunam und wir starteten unseren Trip zum etwas abgelegenen Drepung Kloster. Da wurde unsere Akklimatisierung gleich mal auf die Probe gestellt. Zum einen lag das Kloster bereits auf 4000m Höhe, zum anderen musste man sehr steile Stufen erklimmen, um es zu erreichen. Marco hechelte schon wie ein Labrador, versicherte mir aber dann, dass dies nur seine neue Atemtechnik sei. Oben angekommen, mussten wir feststellen, dass alle
Klöster ziemlich gleich waren. Ohne Frage, es ist absolut beeindruckend, wenn man mitbekommt, wie viele tibetische Pilger extra aus der Ferne anreisen, um hier zu beten. Trotzdem will ich hier mal in Kürze zusammenfassen, was ich verstanden habe, was ein jedes Kloster braucht. 1. Geld. Wo man hinschaut, hängen Geldscheine, die geopfert wurden. Die meisten Mönche sind damit beschäftigt, großes Geld in kleines Geld zu wechseln. 2. Yakbuttertee. Jeder Tibeter, der etwas auf sich hält, rennt mit einer Kanne Yakbuttertee im Kloster herum und kippt diesen in die brennenden Kerzen im Kloster. Die Mönche kratzen dann die Yakbutter heraus. 3. Buddhas. Ein paar Buddhas kommen immer wieder vor (Future Buddha, Buddha of Compassion) und auch wichtige Dalai Lamas, insbesondere der 5. Dalai Lama, der als am bedeutendsten gilt. Heute gab es zudem auch einen Spiegel, in den Pubertierende hineingucken können, damit der Buddha ihre Haut reinigt. Nach dem Tempel gingen wir dann essen, wieder in ein tibetisches Restaurant. Auf Hygiene sollte man nicht zu viel Wert legen, aber es schmeckt jedes Mal sehr lecker. Ich bin auf den Geschmack gekommen und bin bei Yakfleisch geblieben, Marco bevorzugte diesmal eine vegetarische Variante. Natürlich durfte aber unser Liter Sweet Tea nicht fehlen.
Billard auf der Straße
Macht das Kind da gerade ein Geschäft vor den Billardtisch? Auf dem Weg zum Taxi wurden wir dann von einem tibetischen Pilger angesprochen, der es sich nicht nehmen lassen wollte, sich mit uns fotografieren zu lassen, um dann mit dem Foto vor seiner Familie angeben zu können. Da er von weit außerhalb von Lhasa kam, hatte er nämlich noch nie so merkwürdig aussehende Leute live gesehen und brauchte Beweisfotos. Der Mann war so nett, da machten wir natürlich mit. Angeguckt und fotografiert zu werden, war auch nichts Neues mehr für uns und so erledigten wir den Job professionell. Uns fiel auf, dass Billard in Tibet sehr beliebt zu sein scheint, denn selbst auf offener Straße standen Tische und es wurde gespielt. Unser Guide Zunam erklärte, dass auch er ein begeisterter Snookerspieler sei. Daraufhin beschlossen die beiden Jungs eine Partie zu spielen. In einem packenden Match konnte Marco das Spiel zu seinen Gunsten entscheiden. Zunam war ein sehr fairer Verlierer und bezahlte die Partie. Ich muss immer wieder feststellen, wie facettenreich Tibet ist. Ich hätte mit vielem gerechnet, aber mit einer Hochburg für Snooker...? Da unsere Akklimatisierung weit fortgeschritten ist, brechen wir morgen nach Gyantse auf mit dem Endziel Himalaya-Gebirge.
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