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Published: October 4th 2011
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Der Weg zur höchsten Stadt der Erde
(Sandi schreibt)
Nachdem wir erfolgreich von Bangkok nach Chengdu geflogen sind und dort eine kurze Nacht verbracht hatten, saßen wir auch schon erneut im Flugzeug. Diesmal nach Lhasa, der Flug sollte nur 1:50 Stunden gehen. Wieder einmal bewahrheitete es sich, was für Lucky Guys wir waren. Auf dem Flug wurde nämlich die Lieblingsspeise der Chinesen serviert: Jellyfish (Qualle). Sieht irgendwie aus wie wässriger Michreis. Aber wir hatten natürlich unsere Extra Wurst (vegetarisches Essen), wodurch wir Nudeln mit Gemüse essen durften. Den neidischen Blick der anderen Touristen, die keine Chinesen waren, ertrug ich gelassen. Am Flughafen wurden wir von unserem tibetischen Guide Zunam abgeholt und fuhren 1 Stunde mit dem Auto zu unserem Hotel. Zunam ist total witzig und nett, er lacht total niedlich und spricht echt gut Englisch. Im Auto merkte ich bereits, dass wir mal so eben auf 3600 m Höhe geflogen waren und dementsprechend war ich die Fahrt über nicht sehr gesprächig. Marco schien es ganz gut zu gehen. Im Hotel angekommen, befahl uns unser Guide uns auszuruhen und viel zu trinken, um unseren Körper an die Höhe zu gewöhnen. Ja, unser Körper hatte da so seine Schwierigkeiten. Eine Stunde später lagen
Marco und ich in unseren Betten und fühlten uns, als wären wir von 3 Lastwagen überrollt worden. Wir trunken und trunken (jeder ca. 6 Liter an diesem Tag) und schliefen und schliefen. In den kurzen Momenten, wo mein Körper es mir erlaubte aufzustehen, stand ich am Fenster und bestaunte die Aussicht: Das also war Tibet. Ich weiß nicht, wie ich mir Tibet vorgestellt habe, aber ich finde es noch tausendmal schöner. Wo man hinsieht klaffen gewaltige Berge, auf den Gipfeln liegt gar Schnee. Die Tibeter selbst unterscheiden sich deutlich von den Chinesen sowohl im Aussehen als auch von der Mentalität. Tibeter sind sehr aufgeschlossen und freundlich. Was mir besonders gefiel, war das Spiel einiger Kinder, die auf dem Dach nebenan versuchten, einen Drachen steigen zu lassen. Ich glaube, ähnlich wie in Afghanistan und anderen Ländern, scheinen die Kinder auch hier Drachenfänger zu sein. Dafür stehen zwei Jungs in der Stadt zusammen. Der eine Junge hält die Spule für den Drachen, der andere wirft den Drachen in die Luft, damit er aufsteigen kann. Wenn ein Drachen in der Luft auf einen anderen Drachen trifft, vollführen beide kleine Kunststücke und man versucht den gegnerischen Drachen zu schneiden. Wenn ein gegenerischer Drachen zu
Boden fällt, rennt ein Junge los und versucht den Drachen als Trophäe zu fangen. Solche Kleinigkeiten machen Tibet zu etwas ganz Besonderem.
Wir sind dann noch ein wenig durch die Straßen gelaufen. In beinahe jedem Laden wird die berühmte Yakbutter verkauft, die die Tibeter für ihren Yakbuttertee brauchen.(Wir sind noch nicht in den Genuss gekommen, den Tee zu probieren.) In den Geschäften, in denen keine Yakbutter ausliegt, liegt rohes Yakfleisch, natürlich ungekühlt. Die Tibeter brauchen das Yak, es gehört zu ihrem Hauptnahrungsmittel.
Der erste Tag bot somit ein paar erste Eindrücke von der Lebensweise der Tibeter und machte Lust auf Mehr.
Tag Nummer 2
(Marco schreibt)
Nach der ersten Nacht in Lhasa, schoss mir am Morgen nur ein Gedanke durch den Kopf. Ich hatte meine Jugend verloren. Jeder Schritt kam mir vor wie ein Halbmarathon und die 2 Yaks in meinem Kopf wollten nicht aufhören herumzubalgen. Sandi sah dagegen jetzt imponierend fit aus. Ich sah sie fröhlich durch das Zimmer springen und ein paar Flik-Flaks machen oder zumindest kam mir ihre Aktivität im Gegensatz zu meiner Bettlägerigkeit so vor. Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, folgte ich Sandi zum Frühstück und danach trafen wir unseren Guide Zunam. Mit diesem ging es
nun erstmal zum Potala Palast, der Winterresidenz des Dalai Lama, bevor er 1959 ins Exil nach Indien ging. Wir kauften dort nur die Tickets, die wir morgen benötigen, wenn wir den Palast besichtigen werden. Zunam schaffte es uns an einer gewaltigen chinesischen Menschenschlange vorbeizuargumentieren, was diese offensichtlich erzürnte. Daher flohen wir schnell zur Sommerresidenz des Dalai Lama, einer großen Gartenanlage. Wir spazierten an der frischen Luft herum, im Gegensatz zu den Chinesen, die wahnsinnig auf so eine Art Golf-Caddy-Wagen abfahren und sich überall damit rumfahren lassen. Wir schauten uns die ehemaligen Gemächer, Arbeitszimmer und Empfangsräume des Dalai Lama an.
Danach fuhren wir in das Sera Kloster. Hier begegnete uns eine noch viel längere Schlange von Menschen, die alle gekommen waren, um zu einem der wichtigsten Buddhas zu beten. Die Tibeter haben wohl über 2000 verschiedene Buddhas, die verschiedene Aufgaben übernehmen. Wieder wurden wir von Zunam durch einen Hintereingang eingeschleust und ziemlich direkt zu einer großen Stahlbox gebracht, in der eine Öffnung zu sehen war. In der Stahlbox war der Buddha und es waren mehrere Mönche zugegen, die die Leute kurz mit dem Kopf voraus in die Öffnung steckten und ihnen danach wieder heraus halfen. Ich zögerte kurz, wurde im nächsten
Moment aber schon in Richtung Öffnung bewegt, welche ich mit dem Kopf nach unten betrat. Ich sah nix und die 2 Yaks hatte die Aktion motiviert, wieder aktiver zu werden. Aber das Ritual machte gehörig Eindruck und ich hoffe, dass ich nun tatsächlich ein wenig Schutz erfahren habe.
Abschließend sind wir zu einem richtig lokalen Restaurant tibetische Nudelsuppe essen gegangen. "Richtig lokal" bedeutet, man geht durch ein kleines Lokal hindruch in den Hinterhof und klettert eine Leiter hinauf zu einem kleinen Bretterhäuschen. Dort drinnen sitzen dann ausschließlich Einheimische, was dazu führt, dass man sehr neugierig beäugt wird. Man fühlt sich ein bisschen wie eine Mischung aus Popstar und Zootier. Knutmäßig trifft es wohl ganz gut. Und als ich meine Nudelsuppe mit Yakfleisch und den Sweet-Tee mit Yakmilch verputzte, was beides vorzüglichwar und für drei Personen 2,90 Euro kostete, fühlte ich mich, als würde ich auch bald den gleichen Abgang hinlegen wie unser freundlicher Polarbär. Unterdessen muss ich aber sagen, dass eine Kopfschmerztablette, eine Massage und ein kleines Nickerchen mir gut getan haben. Vielleicht habe ich mich akklimatisiert oder der Buddha hat mein Leid wahrgenommen und mir geholfen. Schauen wir mal, wie es morgen weiter geht!
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