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Published: August 22nd 2006
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Tja, es ist passiert. Und das musste ja auch mal kommen.
Ich hab mich halbwegs eingewoehnt und es geht voran. Hab es hinbekommen meine Unterkunft zu wechseln. Ich bezahle jetzt nur noch die Haelfte und mein Zimmernachbar ist ein netter Suedkoreaner, der (man hoere und staune) mein Chinesisch versteht!!! Ueberhaupt, wie ja auch die Dame an der Rezeption mein Chinesisch versteht. Ist vielleicht alles nur eine frage der Zeit.
Wir haben uns dann heute bisher auch nur chinesisch unterhalten und jetzt gerade ist er wohl beim Basketball, wo ich nicht mit bin, da ich erstens zu spaet von meinem Einkaustrip aus der Stadt zurueck gekommen bin (ja, Tomas traegt jetzt neue Klamotten und wird sich wohl morgen dann auch noch eine Pflanze fuers gemuetliche im Zimmer zulegen) und zweitens ich die ganze Zeit erst mal noch in Flipflops rumlaufen sollte, da ich mir meine Ferse in den ersten Tagen recht arg aufgerieben habe. Ist aber auf dem Weg der Besserung.
Es tritt also wie gesagt, die Normalitaet ein, oder zumindest ein gewisses Gefuehl davon. Man weis, das es weitergeht und der Alltag kommen wird. Und ehrlich gesagt fuehle ich mich da am wohlsten… morgen noch die Sache mit der Umschreibung des
Kurses erledigen und mal am Abend dann vielleicht mit noch ein paar Studenten aus Zwickau was Essen gehen.
Am Donnerstag will ich dann den Tiananmen besuchen und am Freitag mich mal ins beruechtigte Chaoyang- Viertel aufmachen. Zu der grossen Mauer werde ich ja noch frueh genug kommen, ich hab ja noch ein halbes Jahr Zeit.
Mit der Normalitaet habe ich nun auch die Stadt mit anderen Augen kennen gelernt, und desto mehr Gegenden man erforscht, desto mehr aendert sich das gefertigte Bild. Der Schmutz beibt, die Halbfertigen Bauten bleiben, das Durcheinander des Verkehrs und zwischen all dem die kleinen Kunstwerke, mal wie aufgesetzt von obriger Macht, mal wie von Geisterhand erschaffen von Unbekannten.
So war ich gestern in einem Teehaus. Ich habe in der Haupt- Einkaufs- Touristen- Prunkt- Fussgaengerzonen- Meile Lilly kennengelernt. Sie hat mich angesprochen und nach kurzer Zeit ist sie dann auf Chinesische Kunst und eine ihrer Ausstellungen gekommen. Sie meinte „hey, give me a chance“, und die hab ich ihr dann auch gegeben. Sie fuehrte mich in eines dieser riesigen Kaufhaueser, bei denen man nur mit Not erkennt, ob man sich nun im Ober- Erdgeschoss oder in einem der vielen Kellergeschosse befindet, in einen Fahrstuhl, etliche Etagen
aufwaerts. Dort war nichts mehr zu spueren und zu hoeren von dem Trubel der Kassenringen, lauthalsigen Anpreisungen der Waren durch die Verkaeufer, ein Ort eben, von dem man sich nicht vorstellt, dass er in einem Einkaufszentrum existiert. Dort gab es nun ein Teehaus und zwei Hinterzimmer. In einem davon (ein bisschen ein mulmiges Gefuehl hatte ich schon bis zu diesem Punkt gehabt) befand sich Lillys Atelier, wo sie Gemaelde von sich, von ihrem Lehrer und anderen Studenten ihrer Universitaet haengen hatte. Zu jedem gab sie mir ausfuehrliche Erklaerungen zu Stilrchtung und Bedeutungen ab und, auch wenn ich wusste, dass es sich um ein Verkaufsgespraech handelte, war es ein so angenehmes Verkaufsgespraech, dass ich eigentlich schon nach ein paar Minuten meine Auswahl getroffen hatte. Sie erzaehlte mir nun weiter ueber Bedeutungen und Geschichten und ich kaufte ihr eines ihrer selbstgemalten Bilder ab. Es zeigt ein Pferd und bedeutet aus ihrer Sicht heraus, sie ist Mongolin, das der, der dieses Pferd mit sich traegt, Erfolg und Glueck auf sich treffen sehen wird. Mal sehen…
Auf dem Weg zurueck habe ich sie dann noch zu ihren Zielen nach ihrem Studium gefragt, und sie wuerde gerne um die Welt reisen, Europa sehen. Ueberhaupt ist
Europa ein wirkliches Reiseziel hier, wie auch das Foto der Werbeplakate aus der Metro beweist. Ist vielleicht keine uebertriebene Sehnsucht nach Europa, als viel eher der umgekehrte Weg, als wie der den die Europaer gehen. Bei uns haengt Asien an der Wand, in China Europa.
Anders sieht es bei der Arbeitssuche aus. Waehrend es da viele Chinesen nach Europa draengt sehen es Mitglieder aus umliegenden Staaten genau anders. Mein neuer Mitbewohner meinte, dass die Arbeitslage in Korea so sehr sei und es in China schier unbegrenzte Moeglichkeiten gaebe.
Lilly auf jeden Fall faengt fruehs um neun an mit ihrer Arbeit. Laeuft am Tag dutzendfach den Weg von ihrem Raum im Teehaus zum Fahrstuhl, vom Fahrstuhl zur Einkaufsmeile, versucht Menschen anzusprechen, dann der ganze Weg zurueck, manchmal Erfolg, manchmal nicht. Bei mir hatte sie Glueck und ich habe mich auf dem Weg nach unten im Kaufhaus verfranzt und lief von Stockwerk zu Stockwerk. Und da sah ich dann eine Fee umherschwirren… ist dann also wohl ein guter Tag gewesen
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Sarah
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Hallo Thomas, freut mich, zu lesen, dass du dich mittlerweile eingelebt hast. Deine Berichte sind interessant zu lesen, fast schon poetisch ;-) (Drachen im Wind.....) Unser Abflug steht uns ja noch bevor-aber nicht mehr lange- dann werden wir uns auch auf Entdeckungsreise begeben - hoffentlich auch nach Beijing. Mach's gut! Grüße Sarah