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Published: September 8th 2019
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Ich übernachte seit Donnerstag in Dar bei den Benediktinern, die ein Gästehaus haben. Ich hatte nicht angerufen, in der Annahme, dass da eh keiner hingeht, aber mir wurde dann mitgeteilt, dass sie voll sind. Ich war entsetzt, denn es war grauenhaft gewesen, durch Dar zu fahren. Laut Karte ganz einfach, aber in der Praxis ein Alptraum: Einbahnsstraßen, Fußgängerzonen, und Baustellen, als ob sie die ganze Stadt gleichzeitig um- und ausbauen wollten. Und natürlich Stau, immer und überall. Dazu 30 °.Als mir der Bruder Sowieso also mitteilte, dass sie keinen Platz für mich hätten, war ich verzweifelt. Nochmal rumfahren? Welch ein schrecklicher Gedanke. Dann sagte er plötzich, sie hätten schon noch Zimmer, aber ohne eigenes Bad. War mir egal, her damit. Und dann führte er mich in ein kleines Haus mit vier separaten Gästezimmern, alle mit eigenem Bad. Von all diesen Zimmern war nur eines eine Nacht lang besetzt. Wie merkwürdig. Sie habenˋs nicht nötig??? Übernachtung und Vollpension kostet 30 Euro, und das bei deutschem Essen, keinerlei Ugali!
Am Donnerstag Abend kamen dann vier deutsche Mägdelein an, die die Welt retten wollen, man sagt auch freiwilliges soziales Jahr. Am Freitag sind sie mit einem Klosterauto und Fahrer in die Stadt gefahren worden,
damit sie Simkarten kaufen können und Geld wechseln. Seither fragen sie sich verzweifelt, ob auf ihren Simkarten jetzt ein Guthaben drauf ist oder nicht. Als ich heute, kurz vor dem Gehen, vorschlug, dass doch einfach eine von ihnen eine andere anrufen sollte, waren sie völlig verblüfft, über diesen pragmatischen Vorschlag. Sie sind eher unbeholfen und ich bedaure, dass ich nich erleben werde, wie es ihnen dann vor Ort geht. Wenn ihnen nichts an Aktivität angeboten wird, sitzen sie da und warten. Die eine nützt die Zeit, um zu weinen und die Mami anzurufen und über Heimfahren zu reden. Von sich aus tun sie nichts, sie könnten ja mal mit Sprache lernen anfangen, aber der Sprachkurs beginnt am Montg, also kann man nicht sofort damit anfangen, sich Wörter aufzuschreiben. (Echt Schülermentalität.)
Am Samstag wurden sie mit Klosterauto und Fahrer ans Meeer zum Baden gebracht, während ich mit pickipicki zum Markt fuhr. Sie waren also beim Mittagessen nicht da und ich brachte das Gespräch auf die Langeweile und besonders die Heimwehkranke. Machte auch kleine Vorschläge, wie man die Hühner etwas integrieren und beschäftigen könnte, aber das Resultat war (wirklich!) lautes Hohngelächter. "Dafür sind wir nicht zuständig. Das ist nicht unsere Aufgabe. Das
haben wir schon immer so gemacht." Ich schlug vor, ihnen schon jetzt eine Seite mit Vokabeln zum Lernen zu geben - aber das geht garnicht, denn der Sprachkurs beginnt ja erst am Montag. Ich komme mir vor wie im Irrenhaus, die völlig blauäugigen Mägdelein, die in Schule, Kindergarten und Krankenhaus arbeiten sollen, und Gottes Bodenpersonal, das offenbar nicht die ganze Bibel gelesen hat (liebe deinen Nächsten). Eine Schar emphatieloser, sturer, stupider, fauer Patres, denen alles egal ist und die nichts was angeht. Sie stellen die Zimmer und drei Mahlzeiten am Tag und damit ist die Sache für sie beendet.
Allerdings hat mein Gerede dosch eine kleine Veränderung bewirkt, denn schon am Abend sprachen mehrere Männer die Mädchen an, und heute auch wieder. Bisher war man einfach schweigend aneinander vorbei gegangen.
Mir ist allerdings rätselhaft, was diese vier Grazien ausrichten sollen.
Heute kam dann noch ein weiterer Weltretter, direkt aus Deutschland, mit Wollpuller und Anorak. Sein Gepäck ist momentan verschollen und er rannte bis Mittag warm bekleidet herum. Er rettet die Welt in einer Schule, bleibt drei Wochen und sagt ihnen dann, was sie besser machen müssen. Ich bin einfach sprachlos. Denn die nötigen Veränderungen gehen im Kindergarten an, wo die
Kleinen etwas gelöster und aktiver sein sollten und nicht nur einzelne Buchstaben von der Tafel abschreiben sollten. Und dann in der Primarstufe und Sekundarstufe sollten die Lehrer besser Englisch können, die Schüler Bücher haben, der Unterricht nicht darin bestehen, dass der Lehrer Texte in feherhaftem Englisch aus einem Buch an die Tafel schreibt, die Schüler das abschreiben und lernen, ohne eine Ahnung zu haben, was das bedeutet. Aber solange die Prüfungen genau auf dieses System ausgerichtet sind, kann man da nichts machen.
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Barbara
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Gürtel und Reifen....
Also, die können mir mal Gürtel schicken, mir rutschen alle Hosen runter.... Aber der eingebackene Reifen ist der Hammer!