Entlang der Walküste (ohne Wale dafür mit Haien)


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Africa » South Africa » Western Cape » Hermanus
March 13th 2017
Published: March 14th 2017
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Am nächsten Morgen nehmen wir über das Festnetz der Verwaltung Kontak zum Call Center unserer Autovermietung auf. Hier rät man uns, dass wir besser das komplette Fahrzeug tauschen und keinesfalls ohne Ersatzreifen weiterfahren sollten. Dazu sollen wir einfach in der nächstgelegenen Niederlassung von "First Car" vorbeischauen, der Fahrzeugtausch wäre sehr unkompliziert.

Die nächste Niederlassung ist leider Kapstadt, eigentlich hatten wir gehofft, die Stadt auf unserem Weg zur Walküste großzügig umfahren zu können. Nachdem wir uns durch den Stadtverkehr dorthin gequält haben sagt man uns, dass man leider in unserer Kategorie kein Fahrzeug vorrätig habe und wir es doch bitte beim Flughafen probieren sollten. Hier bekommen wir letztlich für unseren Polo einen kleinen Toyota, der immerhin etwas neuwertiger ist als sein Vorgänger. Alles in Allem hat uns der platte Reifen dann etwa 2 Stunden und hoffentlich nicht mehr als 100€ gekostet. So ganz genau konnte man uns leider noch nicht sagen, was man uns für den Reifen berechnen wird. Eine zusätzliche Reifenversicherung ist natürlich das einzige, was wir nicht abgeschlossen hatten.

Jetzt machen wir uns auf den Weg nach Hermanus, unserem nächsten Ziel entlang der sogenannten Walküste östlich von Kapstadt. Die heißt so, weil man von Juni bis November hier vom Land aus Wale sehen kann. Diese kommen während der südlichen Wintermonate in die (angeblich) wärmeren Gewässer hier am Kap, um dort zu kalben. Die Saison verpassen wir leider, aber dennoch ist die Walküste unbeschreiblich schön. Die Küstenstraße führt in großzügigen Serpentinen oberhalb des Ozeans entlang, links bizarre Steinformationen, rechts das endlose Blau des Atlantik. Wir halten am "Stony Point" bei Silversand, hier lebt eine der Kolonien von Afrikanischen Pinguinen und man kann sie in den steinigen Klippen vom Land aus beobachten. Es sind angeblich etwa 2000 Tiere und sie sind wirklich niedlich, wie sie da in der Sonne dösen, sich das Fell putzen oder unbeholfen aus dem Wasser steigen. Außerdem gibt es hier noch eine Menge murmeltierartiger Riesenmeerschweinchen, die zwischen den Pinguinen herumspringen und scheinbar in guter Nachbarschaft leben (wie wir später rausfinden ein sogenannter Klippenschläfer). Gegen 17 Uhr erreichen wir unser kleines Bed&Breakfast in Hermanus, der "Walhauptstadt" Südafrikas. In der Saison gibt es hier sogar einen hauptamtlichen Walschreier, der den ganzen Tag durch den Ort läuft und die letzten Walsichtungen verkündet. Jetzt, im Spätsommer kann man zwar auch den wunderschön entlang der Küste angelegten kilometerlangen "Cliff Path" entlangspazieren, der praktischerweise direkt an unserer Unterkunft beginnt, man sieht jedoch außer Möwen und einem aufgepeitschten Meer nicht viel. Hoffentlich ist es morgen nicht mehr so stürmisch, denn dann könnte es sein, dass mein heimliches Urlaubs-Highlight, unsere Bootsfahrt um mit den Haien zu tauchen, abgesagt wird.

Am nächsten Morgen hat sich zum Glück der Wind etwas gelegt und bei strahlendem Sonnenschein und einem halbwegs ruhigen Meer treffen wir gegen 11 Uhr in Gaansbai, dem Ausgangspunkt unserer Tour ein. Von hier werden wir mit ca. 20 Personen zum Käfigtauchen mit dem weißen Hai aufbrechen. Zunächst gibt es Frühstück, das ich in weiser Vorraussicht bezüglich meines empfindlichen Magens, aber schon vor zwei Stunden in unserer Unterkunft eingenommen habe. Dann noch ein paar Instruktionen und Papierkram... Nein wir verklagen keinen wenn uns ein Bein abgebissen wird oder garkein Hai auftaucht...schon geht es aufs Boot und etwa 20 Minuten in die Bucht hinaus. Auf der morgendlichen Tour, die gerade hereinkommt, als wir ablegen haben sie nur einen Hai gesehen und die Sichtweite unter Wasser sei heute auch auf Grund des gestrigen Sturms nicht sonderlich gut, sagt man uns vorher noch um unsere Erwartungen von Anfang an klein zu halten.

Aber als das Boot seine Fahrt verlangsamt sehen wir ihn schon: einen großen dunklen Schatten, der unsere Boot umkreist, der weiße Hai. Er ist etwa 4 m lang und scheint sich tatsächlich für die ekligen Fischabfälle zu interessieren, die einer unserer Tourleiter eifrig ins Wasser schaufelt. Jetzt schnell den Käfig ablassen und alle Mann in die Neoprenanzüge und schon können die ersten acht Taucher ins Wasser.

Einer der Tourenleiter wirft jetzt einen Köder in Form eines riesigen stinkenden Fischkopfes an einem Tau ins Wasser und zieht ihn langsam am Boot entlang um den Hai in die Nähe des Käfigs zu locken. Auf das Kommando des Skippers heisst es dann Luft anhalten und "down", um dieses majestätische Tier unter Wasser zu erleben . Aber auch für uns "oben gebliebene" lohnt sich das Spielchen, immer wieder bricht der Hai über die Oberfläche und schnappt mit seinem riesigen Maul nach dem Fischkopf. Es ist wahnsinnig beeindruckend, dieses Tier in freier Wildbahn zu sehen. Leider sieht man unter Wasser heute nur etwa 1-2 m weit, was es für unsere Taucher nicht ganz so interessant macht, da der Hai nur einmal dicht am Käfig vorbeischwimmt. Dennoch heisst es nach 10 Minuten erstmal "Wechsel" und Dennis und ich dürfen mit der zweiten Gruppe ins Wasser. Beim ersten Abtauch-Kommando ist
Unter Wasser BegegnungUnter Wasser BegegnungUnter Wasser Begegnung

Shark Cage Diving Gaansbai
von meinem Standpunkt im Käfig aus leider nur noch die Schwanzflosse zu sehen. Aber beim zweiten Mal kommt das Tier direkt auf mich zugeschossen und kracht plötzlich nur wenige Zentimeter vor mir ein weit aufgerissenes Maul an die Käfigstäbe. Auge in Auge mit dem weißen Hai. Dennis und ich haben den perfekten Augenblick und Standort, denn während wir die anderen oben vor Aufregung schreien hören und selbst völlig begeistert nach Luft schnappen, erklärt Dennis' Nebenmann, dass er von seinem Standpunkt aus schon nur noch einen Schatten sehen konnte. Wir wechseln nochmal, ein weiterer Hai ist aufgetaucht, selbst etwa 3 m lang und offensichtlich auch an unserem Käfig interessiert. Aber auch im dritten Tauchgang bekommt keiner der Taucher die Paradevorstellung, die wir hatten. Wir sind immernoch völlig euphorisch, diesem majestätischen Tier so nah gekommen zu sein und wer möchte darf nochmal in den Käfig. Ich bin natürlich dabei während Dennis nochmal vom Boot aus zusehen will. Die ersten beiden Haie sind verschwunden aber ein dritter kleinerer umkreist jetzt das Boot. Von oben ist er gut zu sehen, aber er kommt leider unserem Käfig nicht mehr nah genug um noch einmal unter Wasser eine Begegnung zu erleben. Und da es trotz der Neoprenanzüge im 10 Grad kalten Wasser irgendwann kalt wird, beenden wir unseren Tauchgang nach 15 Minuten. Im Winter soll die Sichtweite unter Wasser teilweise bis zu 15 Meter betragen, dann ist diese Erfahrung bestimmt noch umeiniges beeindruckender, aber wir können uns sehr glücklich schätzen, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Nach der Bootstour gehen wir noch einkaufen und finden dabei einen kleinen Biltong-Laden, der das ganze Schaufenster mit dem berühmten afrikanischen Trockenfleisch voll hängen hat. Die groben Fleischstücke hängen dabei in einer Art Klimaschrank. Man sucht sich sein Stück Rind, Gemsbock, Strauß oder was auch immer aus, das Fleischstück wird dann gewogen und nach Bedarf in einer altmodischen Maschine grob, dünn oder hauchzart geschnitten. Wir nehmen eine Tüte hauchzart geschnittenes Rind und eine Tüte Gemsbok. Beides ist ein köstliches Picknick auf unserer Weiterfahrt an das Cap Agulhas, den südlichsten Punkt Afrikas.

Hier haben wir auch wieder ein Zimmer in einer Pension gebucht und sind positiv überrascht von dem wunderschönen Zimmer und, dass der Kühlschrank fürs Frühstück voll bestückt ist und sogar frisches Brot und ein Obstteller da sind. Wir bummeln nochmal gemütlich am Meer entlang zum Leuchtturm und der -zugegebenermaßen nicht sonderlich spektakulären- Stelle, an der ein Markierungsstein darauf hinweist, dass wir uns hier jetzt tatsächlich am südlichsten Punkt des Kontinents befinden und hier Atlantik und indischer Ozean aufeinander treffen. Danach gehen wir noch im Ort essen.

Am nächsten Tag geht es weiter nach Mossel Bay. Die Fahrt führt uns dreieinhalb Stunden über trockenes karges Land auf der Nationalstraße. Erst kurz vor Mossel Bay kommt wieder der Ozean in Sicht und wir fahren direkt runter an den Strand, denn unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte ist ein ausrangierter Zug, der hier mitten am Santos Beach steht. Die Waggons sind umgebaut zu wirklich klitzekleinen Schlafkabinen, Dusche und WC sind am Ende des Waggons. Unser Gepäck findet auf eine Gepäckablage über dem Doppelbett Platz, ansonsten gibt es außer dem Bett wenig Platz in unserem "Zimmer", dafür einen traumhaften Blick aus dem Fenster und Meeresrauschen zum Einschlafen und im Übernachtungspreis von 24€ pro Kabine ist auch noch ein Frühstück inbegriffen. Der Ort Mossel Bay ist nicht sonderlich aufregend aber hier beginnt die eigentliche Garden Route, die berühmte Küstenstraße, die so heißt, weil es durch die (für Afrika) zahlreichen Niederschläge so grün hier ist.

Wir sitzen ein bisschen auf der Strandterrasse unseres Zuges , gehen noch ein wenig am Strand entlang und im Ort flanieren und organisieren uns für Morgen ein paar Aktivitäten. Morgens wollen wir eine Quadtour machen und Nachmittags unsere erste Safari in einem Privaten Wildreservat, nur 20 km von Mossel Bay.

Abends essen wir im Zug, was leider das bisher mieseste Essen ist. Insgesamt muss man leider sagen, dass bis auf den Burger in Kapstadt das Essen zwar nie richtig schlecht war, aber auch nie wahnsinnig aufregend. Wir sehnen uns beide nach etwas gesundem, meistens gibt es viel (frittiertes) Seafood und Fleisch mit Pommes und wenig Gemüse oder Salat. Unsere Nacht wird angesichts nächtlicher laut aufrollender Abteiltüren, wann immer jemand auf Toilette muss ein wenig unruhig und so sind wir früh wach und fahren gegen 08.30 Uhr raus auf die Farm auf der unsere Quadtour stattfinden soll. Als um neun niemand auftaucht rufen wir mal an. Achso man wäre nicht gekommen weil es ja nachts geregnet hat und dann könne man nicht fahren. Aha. Dann danke fürs Bescheid geben. Wir fahren also leicht frustriert zurück in die Stadt und gehen angesichts des tatsächlich recht windigen und bedeckten Wetters zum Bummeln auf einen kleinen Flohmarkt in einer Markthalle im Ort. Dort gibt es ein bisschen was zum Gucken und vor allem köstliche Crêpe und guten Kaffee. So verbummeln wir den Restlichen Morgen bis wir um halb zwei im "Garden Route Game Resort" sein müssen, einem ziemlich exklusiven privaten Reservat etwas ausserhalb von Mossel Bay. Hier fahren wir zwei Stunden im offenen Jeep über das Gelände und haben tatsächlich wahnsinniges Glück. Wir sehen neben Springböcken, Zebras, Straußen und Etlichen verschiedenen Antilopen auch drei Giraffen, drei Nashörner, zwei Elefanten und vier Löwen. Es sind sicherlich nicht die großen Herden die man aus den Nationalparks kennt aber dafür kennen die Ranger die Tiere gut und können zum Beispiel erzählen, wie alt die einzelnen Nashörner sind und dass "die große Giraffe der Papa von der kleinen ist". Die Löwen werden übrigens in einem extra abgesperrten Teil des Reservates gehalten weil "sie sonst die ganzen teueren Tiere fressen". Im "Billigteil" sind außer den Löwen nur Springböcke angesiedelt und die Löwen werden mit weiterem Fleisch zugefüttert. Das ist natürlich dann nicht mehr ganz so wie in der 'echten' Wildnis aber dafür wissen die Ranger dass die Löwen gestern gefressen haben und heute nicht sehr aktiv sein werden und wir können verdammt nah ran fahren. Es sind drei Weibchen und ein beeindruckendes aber auch ziemlich faules Männchen, das wie es sich für einen König gehört oberhalb der Weibchen auf einem Hügel liegt. Auch wenn alle ziemlich satt und träge scheinen, machen die vier ganz schön Eindruck auf uns und es kostet ein wenig Überwindung ihnen für ein Foto den Rücken zuzudrehen.

Auf dem Rückweg zum Resort passieren wir noch ein Wasserloch aus dem mit ein wenig Geduld ab und zu ein paar Nasenlöcher oder Ohren auftauchen: der hier ist ein echter "Hippo Pool". Nilpferde töten übrigens jedes Jahr in Südafrika hunderte Menschen, meistens ärmere Bürger, die in den Flüssen sich selbst und ihre Wäsche waschen und von den aggressiven Tieren angegriffen werden. Nilpferde können übrigens bis zu 8 Minuten unter Wasser bleiben, also sollte man mindestens 8 Minuten warten bevor man irgendwo anfängt zu baden. Die Fahrt über das Farmgelände ist wunderschön und wir hätten nicht erwartet, heute gleich drei der BIG 5 zu sehen.

Wir bleiben noch ein bisschen in der schicken Bar des Reservates mit Blick in die wunderschöne Landschaft und trinken etwas, dann fahren wir direkt zum Abendessen zurück nach Mossel Bay. Im "Kaai 4 Braai" am Strand von Mossel Bay sitzt man rustikal mit den Füßen im Sand, während über dem Lagerfeuer riesige Mengen Spareribs, Kotletts, Fleisch-Spieße, Bratwürste und Seafood gegrillt werden. Wir essen einen sogenannten "Fleischkorb" mit unmengen verschiedener leckerer Sachen und hausgemachtem Brot und bezahlen am Ende mit zwei Getränken keine 20€. Damit war heute essenstechnisch bisher der beste Tag.


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