Durch den grünen Garten Südafrikas


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March 19th 2017
Published: March 19th 2017
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Von Mossel Bay geht es weiter in Richtung Wilderness, das nur eine halbe Stunde Fahrt entfernt liegt. Hier gibt es einen wahnsinnig schönen wilden Strand, der sich ewig entlang der kleinen Ortschaft zieht. Auf der Strecke hier her hat es wieder ein bisschen getröpfelt und die Luft ist feucht. Als wir ankommen liegt über dem Strand ein mystischer Nebel. Das also ist sie, die Feuchte, der die Garden Route ihre üppige Vegetation verdankt. Und in der Tat ist Wilderness ein wahnsinnig grünes Fleckchen Erde. Die Hügelkette, die hinter dem Ort aufragt ist komplett wild bewachsen und bis runter an den Strand zieht sich die verschiedenste Vegetation. Leider ist es direkt auch sehr kühl, sobald der Himmel bedeckt ist, denn am Meer herrscht nun mal immer Wind. Wir geben unser Gepäck schonmal in unserem kleinen Gästehaus ab und trinken dort einen schnellen Kaffee. Dann fahren wir ein bisschen hoch auf einen der Hügel, von wo man einen tollen Blick auf den nebelverhangenen Strandabschnitt hat. Hier befindet sich außerdem in Richtung Inland schauend der Aussichtspunkt "Map of Africa", der so heisst weil der Kaaimans River hier mit seinem Flusslauf die Umrisse des Kontinents nach zu zeichnen scheint. Wir essen noch eine Kleinigkeit zu Mittag (zum ersten Mal richtig Bombe) und haben für nachmittags eine dreistündige Adventure-Quadtour gebucht. Diesmal bei einem anderen Anbieter und telefonisch bestätigt damit nichts schief geht. Wir fahren also zum Treffpunkt auf der Website und irgendwie kommt schon wieder keiner. Als ich nochmal anrufe sagt man mir, dass wir am falschen Treffpunkt wären und lotst uns etwa 20 Minuten in die andere Richtung. Als wir dort ankommen fällt uns das riesige "WildX" Quadtouren -Schild auf. Ähm, was? Das war die Agentur mit der wir extra NICHT gebucht hatten, weil sie uns in Mosel Bay schon so hängen gelassen hat. Und die Adventure Tour haben sie auch nicht im Angebot. Na prima. Aber zumindest ist hier jemand und es sind auch Quads da. Irgendwie weiß man nichts von unserer Buchung (komisch, wir hatten ja auch wo anders gebucht) aber wir können mit der nächsten Tour mitfahren. Außer uns ist nur eine höchst professionell in Einer Art Ninja-Turtle-Oberkörperpanzer gehüllte Frau da, uns wir können bei ihr auf der Tour mit. Ihr Outfit verspricht, dass sie auf jeden Fall auch auf "Adventure" aus ist und so ergeben wir uns unserem Schicksal. Dann halt doch Wild X. Das Gelände ist vielversprechend, querfeldein geht es über schmale Sandwege, um enge Kurven und die eine oder andere Abfahrt hinunter. Nur unsere Mitfahrerin hält leider ganz und garnicht, was ihr Outfit versprach. Sie kriecht hinter uns her, sodass unser Guide andauernd anhalten und auf sie warten muss und das Gesamttempo der Gruppe entsprechend drosselt. Das ist sehr schade, da das Gelände wirklich interessant gewesen wäre und wir so, dank der Ninjaschnecke, mehr im Leerlauf rollen als tatsächlich fahren. Irgendwie sind wir dann ganz froh, dass sie nur 40 Minuten gebucht hat und haben danach auch keine Lust mehr, noch weiter zu fahren. Quad und wir steht wohl einfach in diesem Urlaub unter keinem guten Stern. Und wie wir wieder bei Wild X gelandet sind, ist wirklich höchst dubios und erinnert uns an Indonesien und unser "Tropis"-Trauma.

Den restlichen Nachmittag entspannen wir in unserer Unterkunft und laufen noch ein bisschen den weitläufigen Strand entlang. Am Abend essen wir wieder da, wo wir mittags waren, weil es einfach zu gut war und wieder werden wir nicht enttäuscht.

Als wir gerade ins Bett gehen wollen entdecken wir dann auch warum das hier "Wilderness" heißt, während unserer Abwesenheit hat sich eine handtellergroße dickbeinige Spinne durch das geöffnete Fenster in unser Zimmer geschlichen und prangt jetzt so hoch an der Decke dass man nicht an sie heran kommt. Keiner von uns will so das Licht löschen, selbst dann nicht als uns unsere Gastgeberin versichert dass dies eine völlig harmlose "Rainspider" sei. Sie schlägt zwei Lösungen vor: mit Gift einsprühen oder mit einem Besen runterholen, allerdings würden diese Spinnen sehr schnell rennen und diese hier würde dann vermutlich "irgendwohin" verschwinden. Aber so würden wir sie nicht mehr sehen. Es ist nicht schwer zu erraten, dass die Tatsache, dass dicke Biest einfach nur nicht mehr sehen zu müssen, in unseren Augen keine "Lösung" war (denn dann hätten wir ja auch das Licht löschen können)... Am nächsten Tag haben wir nochmal eine Outdoor-Tour geplant und fahren dazu in den ca. 2 Stunden entfernten Tsitsikamma-Nationalpark. Hier ist es - wenn das möglich ist- noch grüner als in Wilderness und wir haben eine "Blackwater-Tubing"-Tour gebucht. Der Storms River, der durch den Nationalpark fließt, ist durch das Tannin der hier ansässigen Bäume tatsächlich komplett schwarz gefärbt, wie als hätte man einen kräftigen schwarzen Tee gebrüht. Mit kleinen leichten Luftreifen, den sogenannten Tubes, fahren wir ihn eineinhalb Stunden hinunter. Nach ordentlichem Regen und im Winter gleicht diese Fahrt einer Art Wildwasserrafting, mit kleinen Wasserfällen und Strudeln, die es zu bewältigen gilt. Jetzt, am Ende eines für Südafrika besonders trockenen Sommers, beinhaltet die Tour leider auch viel paddeln und einiges an Laufstrecke, dort wo der Wasserstand zu niedrig ist. Zwischendurch gibt es ein paar optionale Klippensprünge, der höchste über 8 m (auf den wir allerdings beide verzichten). Die Landschaft ist wild und wunderschön und das schwarze Wasser hat auch seinen Reiz. Wir sehen ein paar Affen und zumindest die Spuren einer etwas größeren Katze im Sand am Ufer. Dadurch, dass kaum Strömung herrscht, ist es garnicht so unanstrengend, mit beiden Armen paddelnd vorwärts zu kommen und am Ende müssen einige von uns nochmal ein wenig den Fluss entgegen der Strömung zurück weil einer der Touristen seine Actioncam im Wasser verloren hat (wie auch immer das passieren konnte). Die Tour verlängert sich dadurch leicht nach hinten und wir sind erst gegen halb Sieben wieder in Plettenberg Bay, unserem Zwischenstopp für die Nacht. Wir essen noch schnell im Ort (wieder erstaunlich gut, wir steigern uns!!) und fahren dann ein bisschen raus und auf einen der Plettenberg Bay umgebenden Hügel zu unserer wunderschönen Unterkunft, einer umgebauten Pferdefarm. Schon heute früh, als wir kurz hier gehalten haben, um unser Gepäck abzuladen, haben wir die schöne Anlage bestaunt und auch die Zimmer in einem ehemaligen Stall sind genauso schick und gepflegt. Nach einer ausgiebigen Dusche (das schwarze Wasser müffelt ein wenig) gehen wir noch ein bisschen rüber in die Ranch, wo uns das super nette Personal einen Drink ausgibt und wir schnell mit allen Gästen und dem Inhaber der Farm ins Gespräch kommen. Seine Frau kommt aus Ingelheim am Rhein und er zeigt uns stolz eine alte toll restaurierte Kutsche, die ihm jemand in Ingelheim geschenkt hat, die er dann allerdings für 100.000 Rand (über 7000€) transportieren und verzollen musste, um sie hier nach Südafrika zu bringen. Sechs Pferde wohnen noch hier auf der Farm, die ansonsten ein Restaurant und ein paar Gästezimmer beherbergt, unter ihnen ein gerettetes Zirkuspony und einige größere Kaltblüter. Als ich erzähle, dass ich lange Zeit geritten bin, werde ich direkt für Morgens auf einen Ausritt mit der jungen deutschen Abiturientin gebucht, die derzeit hier arbeitet.

Am nächsten Morgen wird also geritten und Dennis bekommt solange vom Chef nochmal einen Wein ausgegeben und erfährt einiges über die Farm und die Zustände in Südafrika. Uns war schon die ganze Zeit aufgefallen dass alle Privathäuser meist durch hohe Mauern und/oder Stacheldraht oder Elektrozäune gesichert und von einem privaten Sicherheitsunternehmen "bestreift werden". An jedem Haus ist dazu immer ein Schild angebracht auf dem deutlich zu erkennen ist, von welcher Firma dieses Haus bewacht wird. Das sei so, da die Polizei, wie auch die derzeitige Regierung, korrupt seien und sowieso im Falle eines Einbruchs nur ein Polizist kommt, während die Sicherheitsfirma schneller und mit mindestens vier Mann anrücken würde. Bei so einer großen Farm wie dieser ist allein die Absuche der Farm mit einer Person unmöglich. Deswegen hält sich Machill auch drei große Schäferhunde, die scharf abgerichtet sind und im Zweifelsfall auf seinen Befehl auch an die Kehle gehen. Dennis erfährt außerdem noch einiges über die hier heimischen Schlangen und bekommt ein Nest unserer neusten Bekanntschaft der Rainspider gezeigt. Es sieht aus wie ein Schmetterlingskokoon und die Spinne legt sich mit ihrem gesamten Körper darum, wenn sie nicht gerade jagen ist, um ihre darin befindlichen Jungen zu schützen. Man kann also von der Größe der Spinne in etwa auf die Größe ihres Nestes schließen. Ich streife währenddessen gemütlich ein wenig durch das schöne Farmgelände mit wunderschönem Blick auf die Küste und den Strand von "Plett" und gegen Mittag brechen wir auf zu unserem nächsten Ziel, dem Addo Elefant Park, etwa dreieinhalb Fahrstunden entfernt. Es wird eine langweilige Fahrt über die stets schnurgeradeaus führende Nationalstraße mit ihren ewigen Baustellen.

Auf Grund der die Küste flankierenden Bergkette gibt es allerdings keine Alternative und so herrscht auch verhältnismäßig viel Verkehr. Die Südafrikaner sind eigentlich sehr rücksichtsvolle und nette Autofahrer, sobald ein befestigter Seitenstreifen vorhanden ist, fahren zum Beispiel ausnahmslos alle langsameren Autos oder LKW soweit wie möglich auf den Seitenstreifen sobald sich ein schnelleres Fahrzeug nähert. Der Überholende bedankt sich dann im Regelfall mit einem kurzen Aufleuchten des Warnblinkers und als Höhepunkt der Höflichkeit quittiert der Überholte gelegentlich das "Dankeschön" noch mit einem Aufblinken seinerseits. Die geraden Straßen erlauben so auch bei im Regelfall nur einer Fahrspur ein entspanntes Vorankommen und ein gefahrloses Übeholen. Einzig die andauernden Baustelle nerven extrem. Normalerweise steht schon ein paar hundert Meter vorher ein Baustellenschild, dass grell leuchtend auf die diesbezügliche Geschwindigkeitsbegrenzung hinweist, dann, nochmal ein paar hundert Meter weiter steht ein abgasinhalierender (immer ausnahmslos farbiger) Arbeiter der wie ein Irrer wahlweise eine rote oder orangene Fahne schwenkt (der Unterschied ist uns bis heute ein Rätsel) um nochmal darauf hinzuweisen das Tempo zu drosseln. Dann beginnt die Baustelle und während man hindurchfährt stehen je nach Länge der Baustelle auch nochmal wild winkende Fahnenschwenker herum um dich zu erinnern, dass du dich immernoch in einer Baustelle befindest. Durch die Menschen am Wegesrand ist das passieren der Baustelle irgendwie noch anstrengender als ohne und erfordert eine Menge Konzentration. Wir haben das Gefühl es sind auch einfach nur Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und ohne die Fahnenschwenker würde alles genauso funktionieren wie jetzt auch. Etwas gefährlicher sind die einspurigen Baustellen, die im Regelfall nicht durch eine Ampel geregelt werden sondern mittels zweier Fahnenschwenker, die gleichzeitig noch dafür verantwortlich sind ein "stop"/"go" - Schild umzudrehen und sich wahrscheinlich per Funk mit dem Schilderchef am anderen Ende der Baustelle absprechen sollen. Leider klappt das wohl nicht immer so, denn schon zweimal kam uns trotz "GO"-Signal auf unserer Seite in einer solchen Baustelle schon jemand entgegen. Trotz gefühlt 10 Baustellen und 50 Fahnenschwenkern kommen wir gegen nachmittag unbeschadet in Addo am Rande des gleichnamigen Nationalparks an.



Meine Reisehighlights von unterwegs: ein Fluss der Berg heisst und Berge die

Stinkhoutberge heißen.


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Die Kutsche aus Ingelheim


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