Das Beste kommt zum Schluss? Die Klassiker Kap der Guten Hoffnung und Tafelberg


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Published: April 24th 2017
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An unserem letzten Tag mit dem Mietauto (hier in Südafrika ein Feiertag auch wenn uns niemand so recht sagen kann welcher) haben wir uns den Klassiker jeder Südafrikareise vorgenommen: Die Strände der Kaphalbinsel und ihre berühmte Spitze: das stürmische Kap der guten Hoffnung. Leider hatten außer uns noch ein, zwei Südafrikaner die super Idee an diesem unfassbar heißen Dienstag aus Kapstadt heraus und an den Strand zu fahren. Als wir uns Muizenberg, dem Kapstadt am nächsten gelegegenen Strandbad mit seiner endlosen Sandbucht, den bunt gestrichenen Umkleidehäusschen an der Promenade und seinen hippen Surfshops nähern, schiebt sich eine Autokolonne vor uns her, die unser Tempo auf ganze 2 km/ h drosselt. Alle suchen einen Parkplatz an der Promenade, verstopfen die Kreisverkehre, bleiben in zweiter Reihe stehen, blockieren den Gegenverkehr mit ständigen Wendemanövern sobald irgendwer den Anschein macht, einen Parkplatz frei zu räumen. Eigentlich wollten wir in Muizenberg unsere Mittagspause machen aber da das Unternehmen Parkplatzsuche völlig Unmöglich zu sein scheint fahren wir einfach weiter. Kaum aus der Stadt heraus, läuft auch der Verkehr wieder und wozu wir vorher eine Stunde brauchten, geht jetzt in 5 Minuten. Auf der Ostseite der Kaphalbinsel reihen sich die Strandbäder wie an einer Perlenkette hintereinander aber einen Parkplatz bekommen wir nirgends, sodaß wir unsere Mittagspause kurzerhand auf das letzte Ausflugsrestaurant vor dem Kap verschieben. Hier gibt es recht passables Seafood und einen tollen Blick auf den kalten Atlantik, in dem sich nur wenige Mutige Badende tummeln. Es ist ein Phänomen, dass das Meer um Kapstadt im Winter wärmer ist als im Sommer und wenn ich es richtig verstanden habe, liegt es daran dass im Sommer das Eis der Antarktis schmilzt und das dadurch sehr kalte Wasser durch die starken Südwinde hier her gepustet wird. Deswegen sind hier zum Baden auch nur etwa 10 Grad zu erwarten, was ohne Neoprenanzug kaum auszuhalten ist. Gegen drei Uhr erreichen wir den Parkplatz unter dem Leuchtturm am "Cape Point" und stiefeln los. Es gibt einen Weg bergaufwärts zum Leuchtturm und einer Aussichtsplattform und einen abwärts zum Kap der guten Hoffnung. Zunächst quälen wir uns mal wieder bei viel zu heißem Wetter bergauf, werden oben aber mit einigen schönen Blicken auf das Kap, den schneeweißen "Diaz Beach" und das endlose Meer belohnt. Das Kap der guten Hoffnung heißt übrigens so, weil man tatsächlich guter Hoffnung sein musste, wenn man es umrundete: auf Grund der tückischen Strömungen sollen hier bereits um die 400 Schiffe gesunken sein. Zurück am Parkplatz müssen wir uns erstmal mit mehreren Litern Wasser versorgen, bevor wir jetzt den Abstieg zum Kap antreten. Nach etwa einer halben Stunde über bequeme Bohlen- und Sandwege erreichen wir das Felsplateau hoch über dem Meer, das den südwestlichsten Zipfel Afrikas darstellen soll. Die Aussicht hier ist garnicht so spektakulär wie erwartet, dafür sind kaum andere Menschen hier. Aber was uns plötzlich wurmt, ist dass man von oben den Busparkplatz etwa 50 m Luftlinie unterhalb des Felsens sehen kann, der sogar noch ein kleines bisschen "südwestlicher" als wir liegen dürfte und den das berühmte Schild "Cape of Good Hope" ziert, mit dem sich gerade Busladungen voll Touristen ablichten lassen. Die Straße hierher konnte man leider von unserem Startpunkt aus nicht sehen. Jetzt macht das Sinn, deswegen sind auch so wenig Leute hier oben, weil man sich einfach hätte vorfahren lassen können ans Kap der guten Hoffnung. Wir verzichten auf Grund des noch zu erwartenden Aufstiegs zurück zu unserem Auto auch darauf, jetzt noch den steilen Pfad zu diesem doofen Schild herabzusteigen und bummeln langsam wieder den Berg hinauf zu unserem Auto. Über den berühmten Chapman's Peak Drive, eine kurvige Straße voll spektakulärer Aussichtspunkte, geht es dann auf der anderen Seite der Halbinsel zurück Richtung Kapstadt und in unser Nachtquartier Hout Bay, einer kleinen Strandgemeinde, die bereits schon zu Kapstadt gehört. Von hier haben wir es morgen früh nicht weit zu unserer letzten Station in Kapstadt, da wir früh unser Gepäck abladen und den Mietwagen zurückgeben müssen. Weil wir vor halb neun Uhr unser Gepäck bei unserer Gastgeberin in Kapstadt abgeben müssen und nicht wissen, wie schlimm der morgendliche Berufsverkehr nach Kapstadt ist, stehen wir früh auf, haben unser Frühstück aufs Zimmer bestellt und fahren um kurz nach sieben los in Richtung Kapstadt. Der Verkehr ist morgens tatsächlich sehr dicht aber wir schaffen es pünktlich in unser Quartier um die Schlüssel von Marisa zu empfangen bevor sie zur Arbeit muss. Diesmal wohnen wir in einem schicken Hochhaus in der Nähe des Company Gardens mit Panoramafenstern und Blick auf den Tafelberg sowie einem Dachterrassenpool. Als ob es alles zu glatt gegangen wäre, stellen wir beim Gepäck hochbringen fest, dass ausgerechnet unsere kleine Bauchtasche mit den Reisepässen, Führerscheinen und den Hausschlüsseln aus Mainz nicht da ist. Ein Anruf bestätigt zum Glück, dass die Tasche noch in unserem Zimmer in Hout Bay liegt. Jetzt wird es doch nochmal etwas eng, denn der Mietwagen muss auch vor 11 Uhr abgegeben sein. Wir düsen also nochmal zurück nach Hout Bay und im Anschluss wieder nach Kapstadt, wo wir unseren tapferen kleinen Toyota nach fast 3000 gefahrenen Kilometern gerade noch rechtzeitig wieder bei der Mietwagenfirma abgeben. Für die letzten beiden Tage in Kapstadt haben wir uns nicht mehr allzu viel vorgenommen. Dennis hat leider heftige Knieprobleme, sodass wir die Touristenvariante wählen, um die Stadt noch einmal von einer anderen Seite zu erleben. Wir kaufen uns ein Zweitagesticket für den offenen Hop-on-Hop-Off-Bus und schaukeln so gemütlich durch die Stadt und in die Vororte hinaus, nochmal an den Strand, an die Waterfront und vorbei an allen anderen größeren und kleineren Sehenswürdigkeiten. Dabei kann man sich herrlich aus einem Kopfhörer beschallen lassen, der in mehr oder weniger grauenhaft übersetztem Deutsch, ein paar Informationen zu den einzelnen Gebäuden, Vierteln und Kapstadt und Südafrika ganz allgemein gibt. So erfahren wir zum Beispiel einiges über die berühmte Kapflora, die nur hier im südwestlichen Südafrika gedeiht und damit das mit Abstand kleinste der sechs weltweiten Florenreiche bildet. Die ausgesprochen artenreiche immergrüne Pflanzengemeinschaft hier wird Fynbos genannt und umfasst mehr Pflanzenarten als ganz Großbritannien zu bieten hat. Ein Stückchen vor den Toren Kapstadts in Kirstenbosch befindet sich der berühmteste botanische Garten des Landes, der wunderschön angelegt ist und tolle Blicke auf den Tafelberg erlaubt. Hier streunen wir bei schönstem Sonnenschein ein paar Stunden durch verschiedene Themengärten, über einen Baumwipfelpfad und zwischen Beeten voller Proteas, der südafrikanischen Nationalblume, herum. Der Bus fährt uns dann wieder hinunter an die Küste wo es leider total zugezogen ist, sodass unser geplanter Strandnachmittag ausfällt. Wir machen alternativ noch eine kleine Hafenrundtour mit dem Boot. Die Highlights sind hier jede Menge Robben, die sich in den von der Sonne aufgeheizten riesigen Traktorenreifen aalen, die an den Wänden des Hafenbeckens als Stoßdämpfer für anlegende Schiffe montiert sind.

Und schließlich ist an unserem letzten Tag noch der Tafelberg dran. Mit einer sich um 360-Grad drehenden Seilbahngondel geht es auf das Wahrzeichen Kapstadts, von wo man einen herrlichen Blick auf die "Mutterstadt", den Lion's Head, die wunderschöne Kaphalbinsel und die Westküste hat.

Leider hat Dennis solche Knieschmerzen, dass ich ganz alleine eine halbstündige Wanderung auf dem Plateau unternehme um die Aussicht von allen erdenklichen Aussichtspunkten zu genießen. Trotz der Massen an Touristen hier oben ist es einfach nur wunderschön und ein absolutes Muss, hier oben gestanden zu haben, wenn man Kapstadt besucht. Leider geht unser Urlaub damit nach nur drei Wochen zu Ende und dass ohne, dass wir den Dachterrassenpool nutzen konnten. Man merkt jetzt langsam, dass sich der Sommer dem Ende zuneigt und es hier langsam windig und kalt wird. Vielleocht genau der richtige Augenblick, um jetzt ins hoffentlich frühlingshafte Deutschland zurückzukehren!?



Ein kleines Fazit zu Südafrika



Südafrika ist ein unglaublich vielseitiges Land und wir durften hier in so kurzer Zeit mit den herrlichen Küstenabschnitten, schroffen Berglandschaften, der beeindruckenden Weite der Karoo-Halbwüste, den wilden Tieren Afrikas und dem pulsierenden Leben Kapstadt so viele Facetten erleben.

Dabei sind wir ausnahmslos überall sehr gut behandelt worden und haben uns sehr wohl gefühlt. Allerdings waren die Unterschiede zwischen schwarz und weiß, zwischen arm und reich doch immernoch so deutlich zu sehen, wie ich es nicht erwartet hatte und das hat mich manchmal schon sehr traurig gemacht. Vielleicht ist es naiv zu glauben, dass nur knapp 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid-Ära alle alten Grenzen aufgebrochen und alle Menschen hier "gleich" sind, aber es ist etwas, das ich mir von einem in weiten Teilen so entwickelten Land dann doch in nicht allzu ferner Zukunft erwarte. Dazu wäre aber wahrscheinlich ein zweiter Nelson Mandela notwendig, denn die korrupte derzeitige Regierung, da sind sich wohl schwarz und weiß einig, ist ein Fluch für dieses Land. Ich wünsche mir für Südafrika, dass sie ihren Weg finden, dass die traurigen Gestalten mit den leeren Augen an den Straßenecken und vor den Bottle Stores neue Perspektiven bekommen und dass es irgendwann für den "Normalbürger" vielleicht nicht mehr notwendig sein wird, sein Haus von einem Stacheldrahtzaun und einem Sicherheitsunternehmen beschützen zu lassen.

Ich war bestimmt schon in ärmeren Ländern, in Indien, Nepal oder Kambodscha, aber nirgendwo haben mich die krassen Unterschiede so getroffen wie hier. Da wartet der Anzugträger in seinem schicken Bentley an der Ampel, während vor ihm der Obdachlose den letzten Schluck Bier aus einer Flasche nimmt, die er gerade aus dem Straßengraben gepickt hat. Vielleicht ist es das, was mich die Armut "schlimmer" empfinden lässt: dass man das Gefühl hat, eigentlich wäre genug für alle da: Genug Bildung, Jobs, Chancen... nur sind sie eben noch lange nicht gerecht verteilt.



Alles in Allem ist Südafrika als Reiseziel aber bedingungslos zu empfehlen. Außer vielleicht man mag handtellergroße Spinnen nicht so gerne... ;-)


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Die Protea Die Protea
Die Protea

Kirstenbosch Botanischer Garten


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