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Published: March 31st 2010
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Nach all dem Feiern und faulen Tagen am Strand hatten wir zur Abwechslung mal wieder Lust auf ein wenig Bewegung. Per Boot ging es also von den Gilis nach Mataram auf Lombok und von dort im Bus weiter nach Senaru. Senaru sollte der Ausgangspunkt werden fuer eine Bergbesteigung, an die ich mich wohl noch laaaaange erinnern werde. Den restlichen Tag hatten wir Zeit um ein paar Wasserfaelle in der Umgebung ausfindig zu machen und uns auf die bevorstehende Herausforderung der naechsten 3 Tage vorzubereiten. Wenn ich an diesem Tag jedoch genau gewusst haette, was auf mich zukommen wuerde, waere ich wohl aus dem Wasserfall nie wieder herausgekommen!!!
Am 03.01. ging es puenktlich 9 Uhr zum Fusse des Rinjani, der von unten betrachtet eigentlich recht harmlos aussah. Das lag wohl daran, dass man die Spitze (3745m!) gar nicht so richtig sehen konnte. Aber das war wohl auch besser so, sonst haette ich wohl gleich zu Beginn meinen Rucksack wieder abgesetzt und aufgegeben. Zu meiner Erleichterung gab es fuer unsere Gruppe von 6 Leuten plus einem Guide insgesamt 4 sogenannte Porter, die saemtliche Ausruestung (Zelte, Schlafsaecke etc. und Verpflegung inkl. Wasser) fuer die kommenden 3 Tage in Koerben auf den Ruecken getragen
haben. Keine Ahnung, was diese Jungs fruehstuecken, aber es ist unglaublich, wieviel Kraft und Ausdauer sie besitzen. Zwischenzeitlich habe ich mich richtig geschaemt, weil sie fuer uns verwoehnte Touristen diese unheimliche Last auf dem Ruecken tragen mussten und wahrscheinlich kaum genug verdienten um Essen fuer die kommenden Tage zu kaufen. Die Welt ist so ungerecht manchmal! Aber ich haette ihnen noch nicht mal anbieten koennen, beim Tragen der Koerbe zu helfen, denn (1.) konnte ich den Korb kaum anheben, weil er so schwer war und (2.) hatte mit mir und meinem kleinen Rucksack schon genug zu leiden.
Am ersten Tag ging es also gegen 9 Uhr los durch den Dschungel. Ich kann eigentlich nicht viel mehr sagen, als dass es einfach nur bergauf ging. Etwas anderes habe ich nicht wahr genommen. Bergauf, bergauf und nochmals bergauf. Zwischendurch gab es aller 2 Stunden eine laengere Pause, die allerdings unangenehmer wurde, je hoeher wir kamen, denn es wurde mit jedem Meter kaelter. Waehrend der ersten Stunden habe ich kontinuierlich daran gedacht, dass ich es nicht ueberleben wuerde, 3 Tage lang nur bergauf zu wandern, aber irgendwann verselbststaendigt sich das irgendwie, man denkt nicht mehr nach und setzt nur noch einen Fuss
vor den anderen. Das Gehirn hoert auch gaenzlich auf nachzudenken, da der Koerper die ganze Energie benoetigt und sie nicht an so etwas Prophanes wie „Denken“ verschwenden kann. Das Ziel des ersten Tages war der Kraterring des Vulkans, auf dem wir gegen 18 Uhr unser Camp aufbauten. Die letzten beiden Stunden dahin waren jedoch die schlimmsten. Es war kalt, windig und regnerisch (Dublinwetter trifft es vergleichsweise recht gut) und je hoeher wir kamen, desto steiler und sandiger war der Aufstieg. Die letzten Meter waren nur noch steinige Brocken, bei denen man bei jedem Schritt aufpassen musste, nicht abzurutschen. Aber irgendwann war es geschafft. Da die Dunkelheit bereits anbrach, schlugen wir schnell die Zelte auf und unsere Porter bereiteten das Abendessen vor (wir mussten nicht mal selber kochen!!!). Nachdem wir gegessen hatten, wickelten wir uns in Schlafsaecke, Pullover und Muetzen und schliefen gegen 20 Uhr alle hundemuede ein. Gegen 5:30 Uhr ging es am naechsten Morgen weiter. Zwar hatten wir alle gut geschlafen, aber die Muskeln in Beinen und Ruecken machten sich bereits schmerzhaft bemerkbar. Dankbarerweise ging es an diesem Morgen zunaechst bergab in den Krater hinein. Zum Glueck hatten wir in Thailand erste Klettererfahrungen gesammelt, denn die waren hier mehr
als hilfreich. An Seilen ging es stundenlang die felsigen Waende hinunter bis wir gegen Mittag an einem See ankamen. Zu meiner Ueberraschung befanden sich hinter dem See heisse Schwefelquellen, in denen wir alle dankbar unsere Muskeln aufwaermen konnten. Nach all der Schweisstreiberei tat diese natuerliche Dusche sowieso recht gut, obwohl wir Schweiss gegen Schwefel tauschten! 😊 Nach einer laengeren Pause kam dann der zweite Aufstieg auf der anderen Seite des Kraters um an die Spitze des Rinjani zu gelangen. Auch hier ging es wieder bis zum Sonnenuntergang nur bergauf, allerdings machte es mir ein geschnitzter Wanderstock diesmal ein wenig leichter. Aber auch an diesem Tag habe ich keine Ahnung mehr, wie ich es geschafft habe, am Camp anzukommen! Es war wohl aehnlich wie am ersten Tag... ein Schritt nach dem anderen. Das zweite Camp war etwas groesser als das der ersten Nacht und diesmal waren wir nicht mehr allein dort. Viele andere Bergfreunde hatten dort ihre Zelte aufgeschlagen und lauschten am Abend dem gewaltigen Brodeln des Vulkans im Krater. Leider hatten zwischenzeitlich die Kaelte und das staendige Schwitzen dazu gefuehrt, dass ich mir eine Erkaeltung einfangen habe, was zusaetzlich an meinen Kraeften zehrte. (Das klingt vielleicht ein bisschen so, als
ob ich in letzter Zeit staendig krank war. Ist aber alles weniger dramatisch.) Meine Beine konnte ich mittlerweile auch nicht mehr spueren. Alles war wie Gummi und mein Fazit stand fest: Die Berge sind einfach nichts fuer mich! Der Moment, in dem man oben ankommt und eine gigantische Aussicht geniesst, laesst andere die Quaelerei des Aufstiegs vergessen. Fuer mich war allerdings diese Plagerei viel zu hart um dafuer „nur“ mit ner tollen Aussicht belohnt zu werden.
Um die letzten 900m bis zum Summit zu bezwingen, haette man am kommenden Morgen gegen 3Uhr aufstehen koennen. Ziel war es, den Sonnenaufgang vom Gipfel zu bestaunen, aber ich habe an dem Morgen entschieden, dass mich dort wohl der gleiche Sonnenaufgang erwarten wuerde, wie weiter unten im Camp. Also bin ich ohne schlechtes Gewissen liegen geblieben, waehrend die anderen ihre mueden Knochen auf den Gipfel gezwungen haben. (Ich sagte ja bereits, dass ich kein Reinhold Messner bin!) Im Nachhinein war ich auch endlos dankbar fuer diese Entscheidung, denn nach dem letzten Stueck erwartete uns ein kompletter Tag Abstieg, fuer den ich dann gluecklicherweise noch Kraefte hatte, waehrend andere in unserer Gruppe in Traenen ausgebrochen und halb zusammengeklappt sind! Der Abstieg war uebrigens trotz
Muskelkater der beste Teil der Wanderung. Man hatte endlich die Moeglichkeit, stundenlang ins Tal zu blicken und die Umgebung richtig wahr zu nehmen. Und je naeher wir dem Ende kamen, desto schneller wurde ich! 😊 Am fruehen Abend war es dann geschafft. Wir waren zurueck in der Zivilisation. Zwar immer noch ungeduscht, aber trotzdem uebergluecklich sind wir ins Auto gestiegen und wurden nach Senggigi gefahren. Die Fahrt dauerte etwa 3 Stunden und beim Austeigen waeren wir beinahe auf den Boden gefallen, da unsere Beine nicht mehr das machten, was wir sollten.
Am naechsten Tag humpelten wir durch Senggigi als ob wir gerade einen schweren Unfall ueberlebt haetten. Es muss lustig ausgesehen haben, wie wir langsam wie die Schnecken einen Fuss vor den naechsten ueber den Boden geschleift haben. Die Schmerzen waren hoellisch, aber man hatte wenigstens das beruhigende Gefuehl, etwas Grosses geschafft zu haben. Da der stundenlange Abstieg uebrigens so extrem steil war und sich meine Zehen in den Schuhen festgekrallt hatten um nicht abzurutschen, habe ich leider beide Naegel meiner grossen Zehen so geschunden, dass sie noch Wochen danach bei jedem Schritt weh taten. Waehrend dieser Zeit haben sie saemtliche Regenbogenfarben angenommen, die es gibt. Erst blau, dann
lila, spaeter gruen und gelb. Aber so hatte ich wenigstens immer eine aufregende Geschichte zu erzaehlen, wenn mich jemand darauf angesprochen hat und ich kann mittlerweile gut verstehen, mit welchem Stolz manche ihre Kindheitsnarben zeigen! ;-)
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Heather
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