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Published: October 7th 2018
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Lima ist grau, laut, hektisch, unübersichtlich und immens groß. Es wuselt vor (relativ kleinen) Peruanern, im Vergleich wirken die modernen Stadtbusse (Metro) und breiten Straßen riesig. Und obwohl oftmals alles gesteckt voll ist, wahren die Peruaner eine unaufdringliche und kaum bemerkbare Distanz, das Individualdenken der Städter ist hier angekommen. Wer sich mit dem Strom bewegt und rasch, ohne zu zögern, die gefährlichen mehrspurigen Straßen überquert, fällt hier kaum auf. Die meisten Städter schauen ohnehin auf ihre Füße oder aufs Handy. Willkommen in der Hauptstadt Perus, willkommen im Concrete Jungle! Doch gerade dann, wenn man im Gedränge unterzugehen scheint, die Orientierung verliert und etwas hilflos von Links nach Rechts blickt, eröffnet sich eine ganz neue Welt: Die generelle Hilfsbereitschaft der Leute ist auch hier präsent. Vielleicht etwas besser verkleidet, hinter einer hektischen, geschminkten, eher förmlichen Fassade. Aber die Liebe zum Menschen und der Gemeinschaftsgedanke ist noch nicht verloren gegangen.
Hier in Lima trennten sich also unsere Wege: Julio flog zurück nach Mexiko und somit verbrachte ich meine letzten Tage in Peru wieder alleine. So alleine wie man in einer Großstadt auch sein kann. Ich korrigiere: Egal wo ich lebe, bin ich eigentlich nie lange alleine. Das Interesse an der blonden großen
Frau ist allgegenwärtig, sodass ich nahezu an jeder Straßenecke dieselben Fragen beantworte:
Wo kommst du her? Bist du wirklich ganz alleine? Wie lange bist du noch da? Außerdem sind da noch Bianca und Bryson, vom Yoga Teacher Training, die ich hier in Lima wieder getroffen habe. Das war ein schönes Wiedersehen mit herzhaften Lachern und neuen Geschichten aus Peru und aller Welt.Lima fühlt sich, auch allein als Frau, weitestgehend sicher an, zumindest die Bezirke die ich besucht habe: Barranco, das Hipster-Viertel ähnlich dem 7. Bezirk in Wien, Miraflores, dem touristisch-teuren Wohlstandsbezirk, Chorrilos, einem Randbezirk neben Barranco und dem "Altstadt"-Bereich im Norden rund um Plaza Mayor (Hauptplatz), der Kathedrale und dem Barrio Chino (China Town). Von dort aus in Richtung Hauptbahnhof gibt es ein paar Straßen die ich im Nachhinein gesehen nicht noch einmal durchqueren möchte, allerdings würde man die Stadtteile abseits von Miraflores und Barranco auch in keinem Touristenführer finden. Zurecht, sie sind alles andere als hübsch oder tourismustauglich.
Viele Besucher haben hier in Lima neben der Gastronomie nur ein Ziel: Den Inka Markt. Einer Markthalle voller Souvenirs
Ein Markt voller Geburtstagsartikel
...für uns etwas befremdlich, allerdings ist der bunte schillernde "Schnick-Schnack" in Lateinamerika ganz allgegenwärtig. Geburtstage, Hochzeiten, andere Feste... hier wird alles bunt, laut und mit viel Plastik-Palim-Palim gefeiert aus dem ganzen Land, laut Auskunft der Shop-Betreiber alles handgefertigt in Peru. Doch neben diesem wohl bekanntesten Markt der Region, gibt es noch viele weitere Märkte in Lima. Zwei davon habe ich besucht, wobei ich den einen eher zufällig am Weg gefunden habe: Einen Markt voller Party- und Geburtstagsartikel. Ohne Witz, eine Ansammlung bunter, schillernder, glitzernder, (Plastik-)Artikel die kein Mensch braucht. Einhörner, Cindarellas, Barbies, Wunderkerzen, ... Aber irgendwie macht dieser Schnick-Schnack für ein paar Minuten glücklich... Nachdem ich diesen sonderbaren Ort erkundet habe, führte mich mein Weg weiter in Richtung Mercado Municipal, den großen lokalen Markt. Dort habe ich mich sofort wie ein Local gefühlt.
Es ist laut, chaotisch, stickig, dunkel, dreckig, stinkt nach allem möglichen und es gibt 1.000 enge Wege durch kleine Gassen, keiner führt geradewegs zum Ziel, das Navigieren zwischen Schubkarren und Käufern und Verkäufern ist ein wahrer Spießrutenlauf. Hier findet man alles, zu Fantasiepreisen, wenn man sich verleiten lässt zu lange neugierig zu schauen und dann beim erstbesten Händler zu kaufen. Wer zum Tarif der Einheimischen einkaufen will, muss schnell und strategisch handeln: Am besten reiht man sich hinter Peruanern ein die gerade bestellen um die echten Preise zu erfahren und erst gar nicht fragen
zu müssen. Dann bestellt man zielstrebig in genauen Angaben (Stück, Gramm, Kilo etc...) und ohne zu zögern. Unser europäisches “Ich schau erstmal lange, überlege gut und kaufe dann vielleicht” kennt man hier nicht. Die Peruaner wissen genau, was sie wollen und zu welchem Preis - und so kauft man auch ein. Wer lange schaut oder erst recht nachfragt zahlt automatisch mindestens doppelt - immerhin wissen die Händler dann, dass man keine Ahnung hat.
Mein Interesse ist stets groß an den lokalen Obst und Gemüsesorten - und ich entdecke immer wieder neues. Hier in Peru insbesondere verschiedene Kartoffelsorten, Varianten von Reis, Quinoa, Avocados, Physalis, Kräuter, Gewürze, Chilis... außerdem gibt es ganz fantastische Bio-Läden, Pflanzenmedizin, Superfoods, der ganz normale “Vodoo-Kram” eben den ich überall auf der Welt suche und finde. Neben meinen üblichen Verdächtigen Moringa, Chia, Leinsamen, Kakao etc. habe ich hier
Sangre de Drago (
Drachenblut),
Palo Santo (
Heiliges Holz),
Harina de Coca (Pulver aus Coca-Blättern) und
Maca Roja gekauft. Andere Spezialitäten, die vielleicht nicht als Superfood gelten, aber mindestens genau so glücklich machen, sind Sal de Maras (Bergsalz aus der Region um Cusco), peruanischer Kaffee, Pecanüsse, Mandeln, Kokosöl, Quinoapops, getrocknete Physalis... Feinheiten über Feinheiten die mir den Tag versüßen.
Nach meinem Marktausflug begab ich mich
auf die Suche nach dem besten Ceviche der Stadt - Lima ist ja bekannt als eine der Food-Hauptstädte der Welt, hier gibt es ganz famose Lokale, allem voran Fischgerichte und auch zwei der Top 10 Lokale der Welt. Eines davon,
Central, ist zufällig direkt an meiner Straße in Barranco. Da fühlt man sich ziemlich magisch angezogen, wenn man an den streng bewachten Toren der Straße entlang vorbeigeht und einen Blick in das tolle Ambiente hinein wirft. Zurück zu meinem tatsächlichen Food-Erlebnis: Anstatt nach einem Ceviche-Lokal zu googeln bat ich meine Markt-Verkäuferin Liz um Rat. Sie schloss kurzerhand ihren Stand um mich an der Hand zum Lokal ihrer Wahl zu bringen. Sie war ganz begeistert von meiner Geschichte - als Mädl allein durch Lateinamerika zu reisen können sich die Latinos überhaupt nicht vorstellen - und wollte mich daher noch ein Stück auf meinem Weg begleiten. Das Ceviche war tatsächlich sehr fein.
Auf meiner To-Do-Liste für Lima stand Ceviche, Sushi, Märkte und Hipster-Viertel. Das habe ich also alles erleben dürfen und für sehr erlebenswert empfunden. Und dennoch muss ich als Fazit eines ganz klar sagen: Wer nach Peru reist und Lima nicht sieht verpasst eigentlich nichts... Für Essens-Liebhaber und Hipster-Kids mag
die Stadt das Paradies sein, für mich ist sie nichts anderes als eine graue Großstadt mit verhältnismäßig netten Menschen. Hier gibt es alles, vom Mainstream bis zum ausgefallenen Einzelstück. Aber der Charme dieses magischen naturverbundenen Landes geht zuweilen fast zwangsläufig verloren.
Eines gehört aber noch einmal unterstrichen: Das Essen in Lima ist wirklich fabelhaft. Die Auswahl ist riesig. Die Qualität einmalig. Der Preis dementsprechend etwas höher aber für uns Europäer auf jeden Fall im Rahmen.
>> Mehr Fotos zu dieser spannenden Stadt gibt es weiter unten <<
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