Lima, Hauptstadt der Kakerlaken und Verrueckten.


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November 28th 2008
Published: November 29th 2008
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Ja, ich weiss. Ich habe meinen Blog ziemlich vernachlaessigt in letzter Zeit. Aber es gab bisher auch nicht allzuviel zu erzaehlen, was sich nun aber aendert, da ich jetzt ueber meine Woche in Lima berichten werde.

Laura und ich irrten vorletzten Dienstag durch Ayacucho, um einen einigermassen komfortablen und sicheren Bus mit Fahrtziel Lima zu suchen. Die Preise schwankten zwischen 20 Soles (ReyBus) bis 88 Soles (Cruz del Sur, aber dafuer durften wir vorher probesitzen, da es sich bei dem Preis natuerlich um einen Bus Cama handelte).. wir haben uns dann fuer den Divino Señor entschlossen, einen Semi-Cama-Schlafbus, 50 Soles kostete der Spass. Zahlt ja der Staat.

So stiegen wir Samstagnacht also in den Bus um festzustellen, dass Semi-Cama doch nicht unseren Anspruechen genuegt.. der schmerzende Ruecken dankte uns die 20 eingesparten Soles. Im fruehen Morgengrauen sah man die ersten "pueblos jóvenes", so werden die Elendsbezirke genannt, die einen Ring um die Stadt bilden. Den Hintergrund bildete der graue Pazifik, dessen graue Wellen an den grauen Strand schwappten. Sonne? Fehlanzeige. (Wir sollten lernen, dass die Sonne immer erst ab Mittag herauskommt, wenn ueberhaupt.) Dementsprechend motiviert war ich, eine ganze Woche in dieser Stadt zu verbringen. Bereits um sieben Uhr war schon viel Verkehr unterwegs, so dass man gleich merkte, dass es eine laute Woche wird. Gleich beim Aussteigen stieg mein Stresspegel kontinuierlich an, waren doch geschaetzte 100 Taxifahrer so nett, mir "Amiga, Taxi?!" ins Ohr zu saueseln. Laura und ich wollten erstmal einfach nur weg und so ordeneten wir auch Lee Gabriel, den Cousin meiner Gastschwester Gabi, faelschlicherweise als eine dieser aufdringlichen Motten ein und behandelten ihn erstmal nicht so nett. Der Junge gab zum Glueck nicht auf und machte uns irgendwann deutlich, wer er war. Damit hatten sich dann auch unsere Orientierungsprobleme aufgeloest, denn er leitete uns sicher zu unserem ersten Ziel: McDonalds. Mit grossen Augen standen wir vor dem leuchtenden Schild und sahen auf uns bekannte Burger. Morgens gab es dort allerdings nur Pfannkuchen (natuerlich schmeckten sie scheusslich!) und McFlurry (der ist aber toll. Mit ganz viel Schokolade) und da wir auf letzteren ca. 2 Stunden warten mussten, sassen wir so lange gemuetlich im Lokal und beobachteten die Strasse. Auffallend waren die Schwaronen von gringos, die die Stadt ueberfluteten. Natuerlich fast alle in FlipFlops und mit Kamera um den Hals. (Woher kamen nochmal diese horrornden Zahlen bezueglich des Wertsachendiebstahls?!)

Danach fuhren wir mit zu Héctor, wo wir erstmal duschen konnten (ich schaute erstmal misstrauisch nach Kakerlaken und nachdem ich keine fand, konnte ich eiskaltes Wasser "geniessen") und danach impizierten wir das Zimmer, welches wir waehrend unseres Aufenthaltens bewohnen konnten. Leider lag es viel zu weit vom Zentrum und San Isidro entfernt, so dass wir uns schliesslich ein Zimmer in einem Hostal in Lince/San Isidro buchten.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit dem, was Frauen nunmal am besten koennen: Shoppen. (Es war Sonntag, wohlgemerkt.)
Das riesige Saga Falabella war unser Ziel. Das war der erste richtige Kulturshock. Wir standen mit riesigen Augen in der Tuer. Hallo, Deutschland. Dieses Centrum war so stark europaeisiert, was Leute, Kleidung und Essen betraf, dass uns richtig schlecht wurde. Die Kunden waren in erster Linie gringos und reiche Peruaner (kein Wunder bei den Preisen) und so war dann auch die Stiummg gepraegt.. hektisch, stressig, laut. Ich fluechtete schliesslich in einen Supermarkt (41 Kassen) und fand dort: Deutsche Schokolade. Sogar Rittersport. Natuerlich zu unverschaemten Preisen. (Uebrigens finde ich es nicht mehr verwunderlich, dass wir Exportweltermeister waren (sind), wenn man sich mal anschaut, was es allein hier in Peru alles zu kaufen gibt. Von Sachen wie Nivea (Beiersdorf AG), Nahrungsmittel aus dem KRAFT-Konzern bis hin zu Autos und Motorsaegen (Stihl) kann man hier alles Made in Germany kaufen.)
Am Abend waren Laura und ich dann doch ganz schoen geschafft und so warfen wir uns einfach nur noch in unser "Doppel"bett, nachdem ich meine erste cucaracha in der Dusche zerquetscht hatte.

Der Montag. Morgens wachten wir recht spaet auf. Unser erstes Ziel war das centro. Und so hueppelten Laura und ich ganz allein ueber die 8spurige Schnellstrasse, um einen Bus zu erwischen. (Deuschland koennte sich an diesem Service echt mal ein Beispiel nehmen! Eine 8Millionen Einwohnerstadt hat ein weitaus besser funktionierendes System als unsere Hauptstadt. Es fahren einfach alle paar Sekunden Busse. Dafuer braucht man weder Schienen noch irgendwelche Terminals. Einfach nur praktisch.)
Die Zeit im centro nutzten wir, um ein wenig im Netz zu surfen und anschliessend bei einer anderen Fastfoodkette zu essen. Natuerlich war das auch nicht lecker, aber es machte satt. Gegen Nachmittag fuhren wir das erste Mal nach Miraflores, da wir dort an der Costa Verde paragliden wollten. Tja, kein Wind. So sahen wir uns aber erstmal diesen Stadtteil an. Miraflores ist nicht Lima.. den gleichen Schock, den mir das falabella beibrachte, erlebte ich hier nun noch einmal. Miraflores ist der reichste Stadtteil von Lima und wohl auch (mit San Isidro) der schoenste. Direkt an der Steilkueste des Pazifiks gelegen hat man eine wunderschoene Aussicht. Aber wie das nunmal so ist mit den schonen Plaetzchen.. diese sind auch die teuersten. Und so sah man nur gut gekleidete Peruaner und schlecht gekleidete gringos, die im Parque Kennedy oder im Parque de Amor entspannten.
Laura und ich hatten etwas ganz anderes entdeckt: Ein Tattoo-Studio! Da die Idee so dumm war, mussten wir sie mit Wodka begiessen. Waehrend wir uns stechen liessen (wobei ich zuerst dran war, ja Mama, ICH haette das AUCH nicht gedacht!), feierten wir mit den Betreibern des Studios eine quasi-Party, die den Auftakt bildete zu einem gemuetlichen Essen im Norky´s, wo wir auch auf Len trafen, einen anderen Freiwilligen meiner Organisation. Nach dem Essen soll man ruhn oder 1000 Schritte tun. Also gingen wir tanzen, in einer 80er Jahre Disko ohne 80er Jahre Musik. Am Anfang wars noch ganz toll, aber es wurde schnell aetzend, so dass Laura und ich uns mit den anderen um vier auf den Weg zurueck zum Hostal machten.

Der Dienstag. An dem Tag wollten wir eigentlich was schaffen. Wie das meistens ist, wurde daraus garnichts ("Nothing is easier than being busy - and nothing more difficult than being effective."
-R. Alec MacKenzie-). Den Morgen vertroedelten wir eher, am Nachmittag wollten wir dann endlich Paragliden. Wieder kein Wind. Grrr. Also verbrachten wir den Tag in Miraflores, tingelten ein wenig durch die Laeden und besuchten schliesslich das Larcomar, das groesste und teuerste Einkaufszentrum seiner Art in Peru. Mit Pazifikblick und Weihnachtsdeko animierten die Geschaefte zum Geldausgeben, fuer uns war aber nur ein Menu bei KFC und veraechtliches Murren drin.
Recht froh traten wir bald den Rueckzug in unser bescheidenes Lince an.


Der Mittwoch. Arbeiten! Arbeiten! Arbeiten! Wir erledigten alles, was wir fuer den Gang zum DED-Buero brauchten innerhalb von zwei Stunden. Danach stiegen wir in ein carro auf der Javier Prado ein und fuhren in Stadtteil San Isidro. Nachdem wir etwas laenger gesucht hatten, fanden wir auch das Buero, das sehr versteckt lag und auch nach aussen keinen Hinweis abgab, dass es sich hierbei um die Geschaeftsstelle handelte, was vermutlich auch an der noblen Gegend lag, die sich vor Miraflores bestimmt nicht verstecken muss.
Als wir gerade auf dem Weg zurueck zum Hotel waren, erreichte uns Héctors SMS "Hay viento! Hay viento!!" Es gab Wind! Raus aus dem Bus Richtung Lince, rein in den Bus Richtung Miraflores. Und tatsaechlich, als wir an die Costa Verde kam, stiegen schon die ersten Paraglider in die Luft.
Langsam kribbelte es. Ich wollte auch! Aber zuerst war Héctor dran. Es sieht im ersten Moment schon ziemlich beaengstigend aus, wenn jemand einfach ueber die Klippe springt, aber im naechsten Moment greift sich der Wind auch schon das Stueckchen Plastik und schleudert es hoch hinaus. Als ich dann endlich in die Luft stieg, war das schon ein komisches Gefuehl.. man ist ganz frei und kann alles sehen. Ganz Miraflores. Den Pazifik. Die Costa Verde. Einfach wunderschoen. 😊
Nach diesem tollen Erlebnis schuettelten wir Héctor ab, um noch ein bisschen im centro zu shoppen. Da macht interessanterweise alles schon um 9, 10 Uhr zu. Schliesslich stolperten wir auf die Arequipa zu, um einen Bus Richtung Lince zu erwischen. Im Bus gruebelten wir, ob wir wohl nicht doch einen anderen haetten nehmen muessen bis mich mein Sitznachbar auf deutsch beruhigte, dass wir das schon richtig gemacht haetten. So hatten wir dann auch zum ersten Mal wieder einen deutschen Gespraechspartner, wenn man mal von Lee absieht, der auf ein deutsches colegio gegangen ist, aber jetzt nur noch die Zahlen und Schimpfwoerter weiss. Er jedenfalls hat 14 Jahre in meiner fernen Heimat gewohnt und pflichtete uns sogleich bei, dass das Bier hier "feo" sei, da hatte man gleich eine gemeisame Grundlage.
Zurueck im Hostal schaute ich vorsichtshalber nochmal nach cucarachas, konnte aber keine finden und schlief dann tief und seelig neben Laura ein.

Der Donnerstag. Diesen Tag wollten wir nur fuers Fotografieren und Shoppen nutzen. Beides machten wir ausfuerlich, leider habe ich vergessen, auch im centro Bilder zu machen, aber die sieht man ja sonst auch noch in einem meiner ersten Blogeintraege. 😊
Zuerst ging Lee Gabriel aber noch mit uns cebiche essen. Das hatte er uns schon am Sonntag versprochen und dann sassen wir in einem sehr ueberfuellten Restaurant, das wohl ziemlich gut zu sein schien.
Der Fisch war koestlich, eingelegt in leche de tigre, dazu hatten wir noch charrones bestellt, also panierte und fritierte Meeresfruechte. Ein wahres Prachtmahl nach 5 Tagen Mcces und Co.
In Miraflores verbrachten wir den restlichen Tagen eher gelassen, im centro gab es dann nochmal powereinkaufen (hier in Ayacucho ist es garnicht so leicht, passende Sachen zu finden) und dann ging es EEEEEEEEEENDLICH nach Hause. 😊
Diesmal sogar VIP Cama. Zahlt ja der Staat.

Ich weiss jetzt: Ein Teil meines Herzens gehoert nach Ayacucho.

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