Kulinarisches


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January 27th 2010
Published: January 27th 2010
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Chiclayo, 27.01.2010
00:40



Wo kommen die ganzen Huehner und Eier her? Irgendwo im Land muss es riesige Legebatterien geben, aber ich habe sie noch nicht entdeckt.
(eine Deutsche in Quito)

Naechtlicher Tagebucheintrag: Mein Schlafrhythmus ist ein wenig aus dem Tritt geraten. Von den letzten 12 Naechten habe ich drei gut geschlafen - Peru ist laut, laut und laut, auch nachts.

Von den letzten Tagen gibt es nicht viel mehr zu berichten als dass ich meinen Strandurlaub zur Haelfte im Bett und zur anderen Haelfte auf dem Klo verbracht habe. Zuvor hatte ich noch angenommen, meinen ohnehin nicht allzu empfindlichen Magen nach fast vier Monaten in Suedamerika abgehaertet und an die hiesigen Verhaeltnisse gewoehnt zu haben - weit gefehlt. Keine Ahnung, ob es an den Eiswuerfeln in meinem Getraenk, dem Fisch zum Abendessen oder den frittierten Churros vom Strassenstand lag, jedenfalls quoll es mir aus allen Poren wieder heraus. Von meinem Mitbewohner gelegentlich nicht ganz zu Unrecht als "Drama Queen" bezeichnet, sah ich mich im Geiste bereits ausgemergelt am Tropf haengend und von Cholera, Typhus und Pest gleichermassen zerfressen in die Berliner Charité einfliegen, als durch ein Wunder oder durch die diversen Pillen der Brechreiz nachliess und ich wieder in der Lage war, ein paar Gabeln Reis zu mir zu nehmen.

Mittlerweile geht es mir besser, wenn ich auch immer noch gelegentlich von Uebelkeit geplagt werde. Mein Appetit ist wieder da, hat sich jedoch schlagartig veraendert:
Ich will wieder comida alemana, ich will Vollkornbrot mit Leberwurst, ich will Bulette mit Senf, ich will Koenigsberger Klopse mit Kartoffelpurée, ich will Rinderroulade mit Rotkohl und Kloessen, und wenn es schon Pollo con Arroz sein muss, dann bitte in Form von Mamas einzigartigem Huehnerfrikassé mit Spargel und Wildreis!
Momentan habe ich ein solches Verlangen nach dem deftigen Essen meiner Heimat, dass ich das schon fast als Grund empfinde, den Flug umzubuchen und mit der naechstmoeglichen Maschine direkt in die sagenhafte Gulasch-Bar am Kreuzberger Chamissoplatz einzufliegen.
Am 22.02. werde ich Kaisers leerkaufen, der Termin steht fest.

Dabei ist es ja nicht so, dass ich hier schlecht gelebt habe waehrend der letzten Monate. Im Praktikum bekochte uns Irma einfach und nicht allzu abwechslungsreich, aber schmackhaft und gesund. Ausserhalb von Curiquingue war und ist das Standardessen Pollo con Arroz, Huhn mit Reis, dazu meist noch etwas Gemuese sowie eine Suppe vorneweg. Die Suppen sind meist - wen wunderts? - Huehnersuppen, wobei in der Regel das gesamte Huhn mit Ausnahme der Federn hineingehaeckselt wird und man jedesmal gespannt sein darf, welches Koerperteil man aus dem Trueben fischen wird. Ich erwische meistens die Krallen.
Zum Gemuese bleibt zu sagen, dass hier auch die Kartoffel als Gemuese zaehlt, so dass man regelmaessig die fuer mitteleuropaeische Gaumen eher ungewoehnliche Kombination von Huhn, Reis und Pommes serviert bekommt.

In Ecuador habe ich diverse recht ungewoehnliche Tiere gegessen: selbstgeangelte Pirañas, gegrillte Kaeferlarven, Pekari, Agouti (in dem ich noch eine Schrotkugel fand), Meerschweinchen und Guerteltier, wobei mir letzteres am besten schmeckte.
Hier an der peruanischen Kueste dagegen liegt das Mekka fuer magenstabile Fisch- und Meeresfruchtfans, die sich an dem Nationalgericht Ceviche laben koennen. Ich bin weder ein Fan von Meeresfruechten noch sonderlich magenstabil, wie sich gerade herausgestellt hat, aber das Ceviche vom Fisch habe ich immerhin probiert. Es besteht im Wesentlichen aus in Zitronensaft mariniertem Fisch, der zusammen mit einer Art Suesskartoffel serviert wird: sauer, aber nicht uebel.

Neben Huhn, Fisch und Reis zaehlen sowohl in Peru als auch in Ecuador auch Eier zu den Hauptnahrungsmitteln. Ich glaube, ich habe waehrend der Zeit hier im Durchschnitt taeglich etwa 2,5 Eier verdrueckt, und wenn ich am 22.02. Kaisers leerkaufe, dann mit dieser Ausnahme.
Wovon ich jedoch hier nicht genug bekommen kann, sind die Fruechte hier und die frisch gemixten Saefte. Die Auswahl ist riesig und der Geschmack viel intensiver als bei den unreif gepflueckten und importierten Waren in deutschen Supermaerkten. Neben den Saeften kann man sich in Peru auch lecker und gesund mit
Chicha morada erfrischen, das aus einer dunkelvioletten Varietaet des Mais, diversen Fruechten und Zimt hergestellt wird.

Noch gut 2,5 Wochen lang bin ich in Peru, dann fliege ich fuer eine Woche nach New York. Was erwartet mich dort, Hamburger?
Ich freue mich zunehmend auf meine Rueckkehr nach Berlin, auch wegen des Essens, aber natuerlich nicht nur deshalb.
Essen und Reisen haben eine Gemeinsamkeit:
Auch wenn man vieles mag, vieles kosten moechte und einem bei dem Gedanken an viele Dinge das Wasser im Munde zusammenlaeuft, so ist man doch irgendwann satt und kann die besten Zutaten nicht mehr geniessen. Dann braucht man erstmal eine Pause, bevor man bereit ist fuer die naechste Mahlzeit.
Fremde Laender zu bereisen bedeutet fuer mich Nahrung fuer Geist und Seele. Aber momentan bin ich pappsatt von den vielen Eindruecken aus Ecuador. Es ist gut, bald nach Hause zu fliegen und das Aufgenommene in Ruhe zu verdauen.


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