die Schaukel im Park


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Ecuador's flag
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September 20th 2006
Published: September 20th 2006
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Melancholie


Es ist nicht leicht zu formulieren was man sagen will, wenn man nicht in der Lage ist zu sagen, was man will!

Seit einigen Tagen versuche ich auszubrechen aus diesen Mauern, welche unsichtbar sind fuer euch, jedoch sichtbar und spuerbar fuer mich. Es sind einem Grenzen gesetzt, die man nicht in der Lage ist zu durchbrechen ohne darauffolgende Konsequenzen hinnehmen zu muessen. Also versuche ich meine persoenlichen Grenzen zu ueberwinden...meist mit Sport. Man moege sich wundern, die Leute, die mich kennen. Doch so war ich heute einmal laufen, bei uns im Park gegenueber vom Haus. Ich brauchte Zeit, eine Auszeit, Zeit alleine, um nachzudenken. Laufen war da die beste Moeglichkeit fuer mich meinen Kopf einmal frei zu bekommen. Ob ich dabei mein persoenliches Limit ueberschritten habe moechte ich bezweifeln. Doch darauf kam es nicht an, sondern auf den Moment. Und den Moment habe ich genossen. Vielleicht war es das erste Mal in all der Zeit, als ich auf der Schaukel im Park sass und die Abendbrise genoss, dass ich einmal innerlich ruhig war und ein Stueck weit verarbeiten konnte, was bisher geschah, meine Eindruecke, Erlebnisse...Und es war der Moment, dass ich das erste Mal die Sterne sah. (Ob es vorher immer nur bewoelkt war oder ich nicht darauf geachtet habe?...ich weiss es nicht...) Obwohl der Mond hier viel groesser und tiefer ist als in Deutschland scheinen die Sterne wesentlich kleiner und viel weiter entfernt zu sein. Man sieht sie wirklich nur als kleinen Lichtpunkt am Himmel. Dennoch war es ein schoenes Gefuehl da zu sitzen und den Sternenhimmel zu betrachten und zu wissen, dass irgendwo da draussen in der Welt jemand anderes genau die gleichen Sterne sieht...vielleicht sogar just in diesem Moment.
Ich kann nicht sagen, dass ich direkt Heimweh habe. Es ist eher eine generelle Melancholie und Nachdenklichkeit, nicht im negativen Sinne. Ihr sollt nicht denken, dass es mir schlecht geht. Es gibt viele Dinge, die es wert sind hier zu leben. Zum einen ist es das Wetter: ueberwiegend warm und sonnig, abends mit einer warmen Brise umspielt. Zum anderen sind es die Menschen und deren Mentalitaet. Man braucht zwar etwas Zeit um sich an diese Gelassenheit zu gewoehnen und sicherlich ist es in manchen Belangen auch nicht immer einfach Geduld zu wahren. Doch man lernt es auch zu schaetzen - weg von Hektik und Stress. Ausserdem sind die wahrhaftigen Einwohner Ecuadors ein sehr warmherziges, freundliches und hilfsbereites Volk und voller Energie. (Allein die Hymne Ecuadors bringt dies zum Ausdruck!) Auch wenn es manche maennliche Ecuadorianer der juengeren, aber auch aelteren Generation, diesbezueglich etwas uebertreiben und dann schon eher aufdringlich sind. Doch generell sind die Menschen hier wirklich nett und stets interessiert.

In der letzten Zeit habe ich mich oft mit der Frage ob ich hier leben koennte beschaeftigt. Zum jetztigen Zeitpunkt wuerde die Antwort mit einem klaren „NEIN!“ ausfallen. Es gibt sicherlich seine schoenen Seiten und auch Vorteile gegenueber anderen Laendern, wie ich ja auch schon geschrieben habe, doch es gibt auch viele Dinge mit bzw. ohne die ich nicht leben koennte und auch nicht leben wollen wuerde. Ich weiss nicht, ob sich meine Eindruecke auch auf andere Laender Suedamerikas uebertragen lassen. Es ist immer auch noch etwas anderes ob man nur Urlaub macht oder dort arbeitet und lebt. Doch dies herauszufinden ist ein weiteres Ziel in meinem Leben.

Ich werde sicher noch viel Zeit auf dieser Schaukel im Park verbringen waehrend meiner Zeit hier in Ecuador. Denn sie ist mein kleines „Guckloch zur Welt“.


PS: Mein persoenliches Buch des Monats: „Sophie’s World“
Die Art ueber die Welt zu denken hat mich inspiriert, nicht nur selbst Gedanken
darueber zu verlieren, sondern auch „die Welt“ mit anderen, mit „neuen“ Augen zu
betrachten!


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20th September 2006

hey anja, chin up! jeder hat mal ein tief, aber das geht vorbei. so lange es genug zu lachen gibt... denk an mich und mein "dünnes eis" ;-)
20th September 2006

Hey Anja, ich freu mich sehr für dich, dass du diese Schaukel gefunden hast, denn an jedem Ort sollte es einen Platz geben, der für den Moment nur dir gehört und dir Sicherheit gibt. Wenn dann auch noch unsere schönen Sterne am Himmel stehen, ist dieser Platz noch viel wertvoller. Bei mir war es das sogar eine ganze Strasse gewesen, die mich genau das fühlen hat lassen, was du so schön beschrieben hast. Ich glitt mit meiner Rollerblades durch diese Strasse und betrachtete einfach nur die Häuser und deren "Aura", die sie ausstrahlten. Ich fuhr diese Strasse auf und ab bis ich zu meiner Freundin ihr Haus gelangte, welches einpaar Blocks weiter weg war. Naja nichtsdestoweniger, weiß ich genau was du meinst, und dieses ,meistens nur sehr kurze, Gefühl ist verdammt noch mal atemberaubend und faszinierend. So, jetzt muss ich aber glaube ins Bett. Ich wünsche dir noch viele solcher Momente, sowie viele tolle Ereignisse und Erfahrungen. Take care! Love, Chrissy
20th September 2006

"duennes eis"
danke...wenn du mich jetzt sehen koenntest...grinsend vor dem PC...:)

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