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Published: August 6th 2007
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Auf Anraten meiner lieben Mitbewohner, von denen es bis heute noch nicht alle fassen können, dass ich so lange Stillschweigen bewahrt habe, bekommt ihr heute folgenden Blog-Eintrag.
Geständnis
Wie meine Familie schon weiß - und bis auf wenige Ausnahmen wirklich nur meine Familie, hatte ich bereits im Mai (am 8. um genau zu sein) einen kleineren Unfall hier in Ecuador.
Nach einer Schnellversorgung mit dem was den Sportlehrern zur Verfü-gung steht (Eis...) sowie durch die Schulärztin und dem Hinweis in ein bis zwei Tagen wieder zu kommen, wenn die Schmerzen nicht weggehen, brachte ich meinen Unterricht an diesem Tag vollständig zu Ende.
Solche Schmerzen kannte ich aber in meinem Knie bisher nicht, obwohl es nicht das erste Mal war, dass ich umgeknickt bin. Laufen ging fast gar nicht mehr, also beschloss ich mit Micha, Patricio zu fragen, ob mich je-mand nach Hause fahren kann. Auf dem Weg zum Lehrerzimmer heimste ich etliche mitleidige und besorgte Blicke ein. Alle wollten wissen was passiert ist und organisierten natürlich sofort einen Transport in die WG.
Aber nix da. Zur Beruhigung aller wurde ich sofort zum Arzt gebracht.
Dr. A. kam schließlich zu der Diagnose, dass der Meniskus im Eimer ist und
evtl. auch das Kreuzband. Mehr Aufschluss sollte ein MRT geben. Letztendlich bekam ich zwei davon.
So verging eine Woche. Nach einem Tag Pause war ich wieder an der Schule, aber selbst Sport machen, war verständlicherweise nicht viel und ich hatte genug Zeit darüber nachzudenken, was tun. Ich wollte noch nicht nach Hause. Das hieß für mich: was „kleineres“ würde ich hier ma-chen lassen, etwas „größeres“ (wie Kreuzband) zu Hause. Der Arzt blieb bei der Diagnose und meinte er würde eine Arthroskopie machen und wenn ich will und es nötig ist, das Kreuzband gleich mit. In zwei Tagen könnte ich dran kommen...
Mmmmhh.
So schnell ging es dann doch nicht, obwohl es mir in diesem Moment das liebste gewesen wäre und er auch nur den Meniskus gemacht hätte. Aber mein Betreuer meinte (und da hat er völlig Recht), er kennt sich mit den Ärzten hier nicht aus und ich soll mich genau erkundigen.
- So fing ich an sämtliche Leute in der Schule zu befragen.
- Ebenso die Leute außerhalb der Schule.
- Nerida, hörte sich in ihrer Klinik um.
- In der WG wurde Kriegsrat gehalten.
- Ich ging zu zwei weiteren Ärzten, einschließlich dem bekanntesten Sportarzt
nach der OP
viel sieht man nicht hier, der die ganzen Fußballer vom SC Barcelona und was weiß ich wen behandelt. Auch drei Sportlehrer waren bei ihm.
- Zwischendurch wurde mir auch noch der Kopf gewaschen, wie gefähr-lich das ist. Das Gesundheitssystem ist anders als in Deutschland. Es könnte was schief gehen. Meine Familie ist nicht da...
Was ich erfahren habe, wollt ihr wahrscheinlich gar nicht wissen, aber beide nachträglichen Diagnosen sagten, das
vordere Kreuzband ist definitiv kaputt. Natürlich gab es die unterschiedlichsten Auffassungen darüber was ich zu tun habe. Von Horrorgeschichten mit 5 OP´s bei 4 verschiedenen Ärzten und riesigen Narben ganz zu schweigen. Des Weiteren wurde mir eingeschärft, dass Dr. „Berühmtheit“ der Beste ist, er und kein anderer. Zusätzlich habe ich natürlich meine Versicherung eingeschaltet und dort um Rat gefragt, was das ganze auch noch mal eine weitere Woche hinauszögerte.
Wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, war die Entscheidung jetzt viiiiel einfacher als vorher. Drei Wochen nach dem Unfall hatte ich also einen Flug nach Deutschland und warte jetzt auf einen OP-Termin. Wer mich besuchen will, ist gern gesehen.
Das hättet ihr wohl gern. NEIN. Ich wollte nicht einfach alles hinschmeißen, wenn ich es vielleicht doch noch gut zu Ende bringen kann.
(Es geht ja nicht, dass ich Jana „hier alleine lasse“ und Micha dann alles aushal-ten muss.)
Drei Wochen nach dem Unfall hatte ich keinen Flug nach Deutschland sondern eine Fahrt mit Christina und Patricio Richtung Hospital
„Clinica Kennedy“. NEIN mein behandelnder Arzt ist nicht Dr. „Berühmtheit“ geworden. Die Ehre hatte dann doch Arzt Nr. 3, der eigentlich Nr. 1 sein sollte, aber am 8. Mai gerade im OP stand.
Im Krankenhaus angekommen wurde zuerst der Papierkram erledigt. Danach bekam ich mein Zimmer, da kein anderes Einzelzimmer frei war, landete ich zusammen mit Pluto und Cinderella auf der Kinderstation. Nach Blutdruck, Fieber und Puls messen ging es in den OP. Für die Schwestern, die mir die Infusion anlegten und das anfängliche Geplänkel mit dem Anästhesisten, der mich in den Rücken pieksen wollte, reichte mein Spanisch noch aus, aber dann musste Englisch ran. Auch wenn Ja-na und Micha von der Vollnarkose schwärmten, um die Lokalanästhesie kam ich nicht drumrum. Aber so konnte ich zwei Horrorgeschichten wie-derlegen. Außer dem kleinen Pieks hab ich nie wieder was gemerkt, d. h. mir tat nicht noch zwei Tage später der Rücken weh. Danke
Fast 4 Stunden später war ich wieder in meinem Zimmer
Patricio
Organisationstalent und um 4 Löcher und einen kleinen Schnitt reicher. Chris wurde inzwischen von Micha abgelöst und Rosanna war auch schon da. Zwei Tage später (1.J uni - Kindertag) hatten mich alle Praktis, Nerida und Sportlehrer mindestens einmal besucht und ich durfte nach Hause.
Der Arzt ist supiiii zufrieden mit mir. Seit Montag darf ich mit 30 %!b(MISSING)elasten und ca. 25° beugen. Heute kommen die Fäden raus. Im Moment kann sich also keiner beklagen, abgesehen davon, dass ich langsam Lange-weile bekomme und die anderen mir immer meine Sachen hinterher tra-gen müssen.
Für Kritik bin ich jeder Zeit zu haben, dann bekomm ich endlich mal wie-der Post. Ansonsten seid lieb gegrüßt und sorry, dass meine Mitbewohner für die Infoweitergabe so lange betteln mussten.
Es tut mir leid, dass ich meiner Familie mal wieder soviel Stress bereite, bin aber froh, dass sie mich in meiner Entscheidung unterstützen und (zumindest am Telefon) immer zuversichtlich sind.
Danke auch an meine Oberschwester Jana und alle anderen, die „mich pflegen, aufpassen, dass ich keinen Schritt zuviel mache“ und mich im Krankenhaus besucht haben.
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Claudia
non-member comment
puhh...
Naja junge dame...das klingt ja alles ganz gut...hab hier schon einen teil der geschichte gehört mit dem tenor das du vielleicht zurück nach Dtl. geschickt wirst...bin erleichtert zu lesen das du das alles so gut hinbekommen hast und dort weitermachen kannst!!! dann bleibt mir ja nur noch dir gute besserung zu wünschen! Paß in zukunft besser auf dich auf und viel Spass noch! claudi.