Tanzend kochen zu karibischen Klängen, Tropenregen in der Hängematte und Nachbarschaftsliebe


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Colombia's flag
South America » Colombia » Santa Marta
April 3rd 2018
Published: April 4th 2018
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...und der Soundtrack dazu hört sich so an:
">Te quiero para mi &
">La Tierra del Olvido



Ich habe ein weiteres Wochenende in Minca verbracht - einem Ort an dem ich mich absolut wohl und geborgen fühle. Dort früh morgens angekommen wollte ich direkt zum Pozo Azul wandern - immerhin hätte der Weg gut eine Stunde dauern sollen und man sagt es wäre wohl eine beliebte Destination. Ein Rückzugsort mitten im Dschungel, mit natürlichen Pools entlang eines Flussverlaufs. Grad in der Semana Santa (Osterwoche) wollte ich da keine Zeit verlieren um noch ein Bisschen in Ruhe genießen zu können - in dieser Zeit sind alle Kolumbianer am Reisen, am liebsten zum Strand, daher ist Taganga momentan auch sehr überlaufen und die Bergauszeit tat mir gut. Also machte ich mich von der Busstation in Minca aus allein auf den Weg, vorbei an den Moto-Taxistas die sich mit Angeboten gegenseitig das vermeintliche Geschäft ausschlugen.

Nach nicht mal fünf Minuten zu Fuß hatte ich dann allerdings schon wieder Gesellschaft: Ein Brite der offensichtlich in dieselbe Richtung unterwegs war, fragte mich etwas unsicher nach dem Pfad zum Pozo Azul. In meiner hier angelernten Art zu Reisen, habe ich mich oft völlig auf Bekanntschaften und Auskünfte Einheimischer verlassen
Pozo AzulPozo AzulPozo Azul
- man bekommt zwar durch Reiseführer und Blogs ein paar grundsätzliche Tipps, allerdings läuft in Lateinamerika selten etwas nach Plan. Insofern ist die zuverlässigste Quelle immer der nächstbeste Mensch vor Ort. Zur Absicherung sollte man allerdings zwei drei Mal mehr nachfragen, da sich die Meinungen über die richtigen Wege, Zeiten und Fahrpläne oft stark unterscheiden. Und auch in diesem Fall war ich sehr zuversichtlich, dass wir uns auf dem richtigen Weg befanden, immerhin wurde er mir mehrmals von den Moto-Taxistas (auf Offroad-Bikes) bestätigt. Bei der nächsten Abzweigung haben wir wieder gefragt und so schlussendlich nach 45 Minuten Fußweg unser Ziel erreicht: Pozo Azul.

Ein toller Anblick, auch wenn zu diesem Zeitpunkt schon viele kolumbianische Familien da waren die sich mit den Moto-Taxis voll bepackt dort hin fahren lassen. Wir sind den Wasserverlauf entlang etwas nach oben gewandert, bis wir uns an einem Vorsprung am Wasserfall niedergelassen haben um den Jungs beim Klippenspringen zuzusehen. Ganz Gemäß der kolumbianischen Kultur war das Treiben dort bunt, laut, fröhlich - und alle Aufmerksamkeit galt den mutigen Helden. Unter lautem Applaus, Gejohle und spaßigen Kommentaren, stürzten sie sich in die eiskalten Becken. Ted, der Brite, erzählte mir währenddessen von seinen Wanderungen rund um Minca,
Pozo AzulPozo AzulPozo Azul

Die Jungs beim Klippenspringen
woraufhin sich mein Tagesplan sofort um ein Ziel verlängert hat: Los Pinos. Einem Aussichtspunkt auf 1.400 Metern Höhe, von dem aus man weit in die Gebirgszüge der Sierra Nevada blicken kann, die als höchstes Küstengebirge der Welt gilt. Hier gibt es Gipfel von bis zu knapp unter 6.000 Metern Höhe, nur 45 Kilometer von der Küste entfernt. Dadurch bietet sich ein atemberaubendes Panorama.

Den Weg nach oben habe ich dann auch mit einem Moto-Taxi zurückgelegt um der Mittagshitze zu entgehen. Im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung, da die Wanderung sich sehr sehr lang der Erdstraße entlangzieht, das ist weit nicht so charmant wie die anderen Dschungeltreks die ich hier bisher gemacht habe. Also würde ich mal behaupten das kann man sich bei 35°C sparen. Oben angekommen wird man - vor allem wenn man tatsächlich wandert - mit einem wirklich tollen Ausblick und kühler Luft belohnt. Es gibt auch ein kleines Häuschen, wo man für 2.000 Pesos (80 Cent) eine Tasse Kaffee serviert bekommt und das Gespräch mit den netten Besitzern suchen kann. Ich hab hier eine gute Stunde verbracht, hab mich mit zwei Mädls aus Barranquilla angefreundet (Shakira's Heimatstadt) und bin dann weiter gewandert in Richtung Casa Elemento -
Eine Tour durch die Berge Mincas im Pick-Up TruckEine Tour durch die Berge Mincas im Pick-Up TruckEine Tour durch die Berge Mincas im Pick-Up Truck
ein Hostel das bekannt für riesige Hängematten ist, die ein paar Meter über dem Boden auf Stelzen aufgebaut wurden: Exklusiver Dschungelblick inklusive. Der kurze Trek dort hin führte mich 20 Minuten lang durch den Dschungel. Wer den Weg nicht kennt, wird dieses Hostel nur schwer finden: Die Beschilderung ist eher schlecht als recht.

Nach einer kurzen Pause dort, startete ich meine letzte Etappe: Zurück nach Minca. Zweieinhalb Stunden Fußweg lagen vor mir, allerdings war die ärgste Mittagshitze schon vorüber und dadurch war ich sehr motiviert. Als nach kurzer Zeit ein Pick-Up Truck neben mir Halt machte und zwei Jungs mir anboten mich mitzunehmen lehnte ich zuerst ab. Das Argument "...it's a long trek, you better come along" schien mir dann aber doch einleuchtend - und auch hier bin ich froh, dass ich nicht alles zu Fuß gegangen bin: Die geschwungenen Bergstraßen sind zwar schön, aber nach einer Zeit wohl auch etwas eintönig. Außerdem war die Fahrt mit den beiden ein Riesen Spaß. Wir teilten uns also ein Gefährt: vorne ein Kolumbianer, eine Argentinierin, hinten am Truck zwei Kalifornier und ich. Mit einem Stop bei Las Cascadas de Marinka (einem weiteren Wasserfall) erreichten wir eine gute Stunde später das Tal.
Ein verregneter Nachmittag in MincaEin verregneter Nachmittag in MincaEin verregneter Nachmittag in Minca

Mit Backgammon, Tee und Popcorn mit kolumbianischer Gewürzmischung
Was für ein Tag! So ungeplant auf so viele freundliche Bekanntschaften zu treffen erfüllte mich mit Glück. Und dann noch den Abend bei Oscar auf der Terrasse zu verbringen, zusammen mit zwei kolumbianischen Gästen aus Cartagena, war ein krönender Abschluss. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten: Wir würden gemeinsam auch den nächsten Tag bei Oscar auf der Terrasse verbringen, da der tropische Regen alle anderen Pläne zunichte machte. Aber auch dieses unvorhersehbare Ereignis erfüllte mich mit viel Wohlgefallen: Ein Tag nur für mich. Mit prasselndem Regen, guter Atmosphäre und einem spannenden Buch. Ich hatte mir nämlich am Vortag noch eines im Cafe Minca ausgeliehen und hatte Glück: Es war die beste Wahl! SLOW TRAVEL von Dan Kieran. Und dieser britische Reiseautor hätte mir nicht mehr aus der Seele sprechen können. So habe ich die Lektüre binnen weniger Stunden komplett verschlungen und war ehrlich geschockt als ich realisiert hatte, dass die letzte Seite erreicht ist. Das, was Kieran da schreibt, hat mich auf vielen Ebenen so berührt, dass ich euch allen das Buch nur sehr ans Herz legen kann. Ein Denkanstoß, Inspiration und zuweilen heiter zugleich. Besonders der letzte Satz hat mich bewegt, deshalb will ich ihn euch nicht
Besuch von LennoBesuch von LennoBesuch von Lenno
vorenthalten:

(Diejenigen die das Buch noch lesen wollen, müssen diesen Teil ja nicht lesen)

Meine Reiselust wurde mir von einer unglaublich inspirierenden Frau namens Rita vererbt, die zufällig auch meine Großmutter war... Während meiner Kindheit schien sie ständig unterwegs zu kühnen Abenteuern auf der anderen Seite des Globus zu sein... und sie sagte mir oft, ich solle ‘losgehen und die Welt erleben’, sobald sich die Gelegenheit ergebe... Sie sagte, ich erinnere sie an meinen Großvater, aber eigentlich wollte ich am liebsten so sein wie sie. Im Geist kann ich ihr heiteres Geplauder noch immer hören, und immer wenn ich unterwegs bin, in jedem Bus, in jedem Zug und auf jeder Fähre, schenke ich dem leeren Sitz neben mir ein Lächeln...”



Was sonst noch so geschah: Mittlerweile kommt mich mein kleiner Nachbar, Lenno, ganz schön oft besuchen. Er hat alle scheu verloren und fühlt sich in meinem Zuhause mindestens genauso wohl wie ich. Ein Wahnsinn wie schnell so kleine Kids sich an ihre Umgebung und an neue Umstände anpassen können. In den eineinhalb Wochen die wir nun hier nebeneinander wohnen - also Lenno, seine Eltern Tim und Charlotte, und ich - sind wir richtig zu einer
Kochen mit JoséKochen mit JoséKochen mit José
kleinen Familie zusammengewachsen. Die beiden wollen auch gar nicht mehr weg, haben aber noch etwas Weg vor sich bevor sie zurück nach Deutschland fliegen. Übrigens auch am 26.April, allerdings von Cartagena aus.

Auch kulinarisch hat Taganga einiges zu bieten: Nicht nur, weil ich hier eine tolle Küche habe und jeden Tag frisch koche. Ich hab mich auch selbst schon an allerlei Fisch probiert, meine Nachbarn hier und die Fischer unten in der Bucht verkaufen fangfrischen Fisch für ca. 20.000 Pesos pro Stück (7€), davon können sich aber 3-4 Leute sattessen. Vor allem auch, weil José mir immer wieder neue Gerichte zeigt - und dann wird leidenschaftlich gekocht. Mit lauter Musik, Tanz, Gesang, Trommeln auf den Schneidebrettern und stundenlang... wer wirklich Hunger hat, sollte sich besser nochmal auf den Weg zur nächsten tienda machen und einen Snack kaufen... oder zum Nachbarn der arepas con queso und carne asado am Spieß anbietet. Wenn wir dann allerdings nach einer guten Stunde (oder mehr) Vorbereitungszeit fertig waren, haben wir schon mehrmals tolle Gerichte gezaubert: pascado sierra, cojinova, pargo rojo... ceviche de camaron colombiano (würden wir eher als Schrimpscocktail bezeichnen), patacónes (sowas wie frittierte Kartoffelpuffer aus grünen Kochbananen), arroz de camarones... Und so lerne
Wenn der Nachbar Yoga mit Ballspielen verwechseltWenn der Nachbar Yoga mit Ballspielen verwechseltWenn der Nachbar Yoga mit Ballspielen verwechselt
ich neben der kolumbianischen Küche auch noch die Musik, das Tanzen und das Temperament weiter kennen. Und am Ende jeder Session besteht José drauf Salsa mit mir zu tanzen zu dem Lied " ">La rumba se acabo" - der klassisch kolumbianische "Rausschmeiß-Song" der in den Bars zur Sperrstunde gespielt wird. Bislang einziger Nachteil der kolumbianischen Küche: Bei traditionellen Gerichten ist einfach alles fritiert.



Morgen früh beginnt dann der bisher spannendste Teil meiner Reise: Mein Trek zur Ciudad Perdida - der verlorenen Stadt. Hier geht es vier Tage lang durch den Dschungel zu diesem mystischen Ort, den Ruinen einer der größten wiederentdeckten präkolumbischen Städte Südamerikas (neben Machu Picchu - danke Wikipedia für diese Info), die erst 1970 wieder "gefunden" wurden. Dieser Ort gilt für die hier wohnhaften Kogi und Arhuaco als heilig und die gesamte Wanderung ist neben einer körperlich extremen Herausforderung auch eine kulturelle und spirituelle Erfahrung. Dabei werden am Tag in etwa acht Stunden Fußweg zurückgelegt, gemeinsam mit einem indigenen Guide und einem Koch. Wer das interessant findet, kann neben zahlreichen Tourenbeschreibungen und Erfahrungsberichten auch einiges an Videomaterial auf Youtube finden, wobei diese Videos meistens der Selbstdarstellung der tollkühnen Wanderer dienen. Ich finde ">folgendes Video ganz gut, weil es in 2
Moto-Tour durch die Berge MincasMoto-Tour durch die Berge MincasMoto-Tour durch die Berge Mincas
Minuten relativ kurzweilig zeigt, was man sich in etwa erwarten kann.



Mehr Fotos gibt es wie immer weiter unten... ich freu mich über eure Updates und hoffe, ihr drückt mir die Daumen für mein kleines bevorstehendes Abenteuer


Additional photos below
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Ausblick von Los PinosAusblick von Los Pinos
Ausblick von Los Pinos
Ausblick von der Freilufthängematte im Casa ElementoAusblick von der Freilufthängematte im Casa Elemento
Ausblick von der Freilufthängematte im Casa Elemento
Cafe MincaCafe Minca
Cafe Minca
Arroz con cameronesArroz con camerones
Arroz con camerones
Ein Fischchen zum GrillenEin Fischchen zum Grillen
Ein Fischchen zum Grillen


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