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Published: August 29th 2013
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Sonnenuntergang im Winter
Zur Zeit herrschen hier eisige Winde und winterliche Kälte. Doch wenn einem im Gegenzug ein solcher Weltuntergangs-Anblick geboten wird, dann sind Wind und Kälte schon nur mehr halb so schlimm. (Photography by Tony) "Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm fehlt. Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu finden." sagte einst George Moore. Auch wenn sich bei diesem Zitat einige meiner Nackenhaare sträuben, so stimme ich ihm dennoch zu, wenn es sich um deutsches Brot handelt. Und was tut man als Deutsche also, sobald man in der Fremde ist? Genau! Erst einmal herausfinden ob (und wenn ja, wo) es eine deutsche Bäckerei gibt. In Buenos Aires heisst diese "Hausbrot," und nachdem wir heute das erste mal (ich muss zugeben, eher zufällig) ein deutsches dunkles Körnerbrot gekauft, und im Anschluss direkt gegessen haben, lautet meine Beurteilung: it's the real stuff!
Da hat es sich dann auch schon wieder mit den spannenden Geschichten von heute, denn ansonsten saßen wir den ganzen Tag in unserem neuen Stammcafé gegenüber der Uni und haben unter anderem mehrere Kaffees und einige Artikel verdrückt.
¡Caramba! (So wurde heute in unserem Social Economy Unterricht, in dem wir einen Film über die finanzielle Korruption in den Vereinigten Staaten angeschaut haben, das eher nicht so enthusiastische Wort 'wow' übersetzt.) Dank fehlender Anekdoten von heute also ein paar generelle Informationen über Buenos Aires und meine Integration dort/hier.
Alles, was ihr bestimmt schon immer über meine Uni wissen wolltet. Für diejenigen von euch, die immer noch nicht ganz so genau wissen, was ich hier überhaupt mache: Ich studiere. Und zwar mache ich meinen Master in mehr-oder-weniger-Soziologie innerhalb des Global Studies Programms, was in Freiburg (oder Berlin) startet und dann in Kooperation mit vier weiteren Unis in Buenos Aires/Kapstadt und Bangkok/Delhi ein globales Programm anbietet, bei dem man ständig unterwegs ist und unter anderem neue Unis, Menschen und Kulturen kennenlernt.
Meine Uni hier in Buenos Aires heisst FLACSO, und das steht für: Latin American School of Social Sciences. Oder auch (damit die Kürzel mehr Sinn ergeben) Facultad Latinoamericana de Ciencas Sociales. FLACSO wurde in den 50ern von UNESCO gegründet und es gibt Ableger überall in Süd- und Mittelamerika. In Argentinien gibt es FLACSO, glaube ich, seit den 70ern und laut unserem argentinischen Professor-Boss (Gaston) ist es die mit Abstand aller-, allerbeste Universität in ganz Argentinien, wenn nicht sogar in ganz Südamerika! Und da Professoren bekanntlich immer Recht haben, gebe ich das einfach mal so an euch weiter.
Die Uni befindet sich im Herzen der Stadt. Spezifischer möchte ich nicht werden, da mein Orientierungssinn noch nicht in Buenos Aires angekommen ist. Allerdings, wenn euch langweilig ist und ihr das gerne nachschauen möchtet, FLACSO liegt in der Nähe der Metrostation "Facultad de Medicina" (wir wohnen in der Nähe der Station "Agüero"). Die Uni besteht aus einem einzigen, sehr unscheinbaren Gebäude, welches wir am Anfang auch prompt übersehen und dementsprechend erst einmal nicht gefunden haben. Das ganze wirkt sehr familiär, man grüßt sich immer, kennt nach einigen Wochen bereits alle Menschen vom Sehen, und mit der Cafeteria-Frau ist man kurz davor, Vornamen auszutauschen.
Die Professoren sind hier ähnlich chaotisch wie in Freiburg (und ich generalisiere einfach mal ganz grob und sage, wie wahrscheinlich fast überall), allerdings ist unsere Kursorganisatorin, Laura, sehr viel organisierter als ich das bisher gewohnt war. Uns wurde bei allem geholfen (inklusive der Beantragung unseres Studentenvisums) und die Angestellten der Uni, samt allen Professoren, sind überaus freundlich und hilfsbereit.
Zur Zeit belegen wir drei Pflichtkurse, ein vierter Kurs kommt Mitte September hinzu, und dann gibt es noch ein paar Wahlkurse die wir zwischendurch machen können, wenn wir dazu Lust und Zeit haben. Bei den drei ersten Kursen handelt es sich um einen unglaublich langweiligen Methodologie-Kurs, einen sehr spannenden, aber sehr abstrakten Kurs namens "Global Public Spheres and Global Civil Societies" und einen auch recht spannenden "Economy" Kurs. Meine Methodologie-Langeweile rührt zum einen daher, dass ich das Thema in Maastricht gefühlte 20 mal durchgenommen habe, zum anderen aber auch daher, dass unsere beiden Professoren die Vorlesungen auf eine Art und Weise halten, als würden sie uns aus einem Ratgeber-Katalog für Waschmaschinen vorlesen. Und dazu eine Miene aufsetzen, als wäre gerade ihr Lieblings-Papagei gestorben. Aber, um das ganze wieder gut zu machen, haben wir eine fantastische Economy-Professorin, die ihren Unterricht so spannend gestaltet, als würde sie tatsächlich ein sehr aufregendes Thema unterrichten - und da wir uns alle darauf eingelassen haben, ist dieser Kurs wirklich sehr unterhaltsam.
Sehr gespannt bin ich vor allem auf den vierten Kurs - Kultur und Identität mit Bezug auf Südamerika.
Ansonsten bleibt nicht mehr so viel zu erzählen. Unser Lieblingsmann hier ist Gaston, den ich bereits oben erwähnt habe. Er ist der GSP-Boss in FLACSO (und auch derjenige der uns, ganz inoffiziell, das erste mal vom argentinischen Schwarzmarkt erzählt hat). Er ist jedenfalls immer ansprechbar und hat sich bewundernswerter Weise auch schon die meisten von unseren 40+ Namen gemerkt.
Et voilá, jetzt bin ich wirklich am Ende jeglicher Weisheiten, und spät ist es hier auch schon.
Dementsprechend: Buenas noches y hasta pronto! L.
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