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Published: April 13th 2016
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“Not all those who wander are lost.”
(J.R.R. Tolkien)
Die Geschichte jeder Reise hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende - nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge. Die Geschichte meiner Reise handelt von alter und neuer Freundschaft, von wild-romantischen Landschaften und von den Kiwis (Slang für Neuseeländer), denen ich begegnet bin. Und trotz Umwegen mag dies tatsächlich die zeitliche und örtliche Mitte meiner Reise sein.
Freundschaft kennt keine Hürden und Grenzen. Dementsprechend begann mein Aufenthalt in Neuseeland mit einer Überraschung. Mein wohl ältester Freund und seine Frau, die auf Urlaub in Neuseeland waren, holten mich spontan vom Flughafen ab. Und das, obwohl ich dank eines in letzter Minute abgesagten Fluges erst nachts mit großer Verspätung ankam. Es ist ein schönes Gefühl am anderen Ende der Welt von Menschen erwartet zu werden, die einem am Herzen liegen - und vermutlich unser bisher ungewöhnlichstes Treffen. Gemeinsam verbrachten wir meinen ersten und ihren letzten Abend im Lande im von Hipstern und Erdbebenruinen geprägten Christchurch. Doch auch neue Freunde erwarteten mich in den darauf folgenden Tagen. Inzwischen bin ich schon lange genug unterwegs, um Leute, die ich während meiner Reise kennengelernt hatte und die inzwischen wieder zu Hause waren, in ihrem Heimatland zu
besuchen. Zuerst Amy, die ich im Jahr zuvor in der Türkei kennengelernt hatte, die inzwischen in Christchurch wohnte.Dank ihr kenne ich nun die Grundzüge des Surfens (don’t drown), die abgelegensten Strände und besten Burgerbuden der Stadt. Außerdem weiß ich jetzt wie eine zünftige Geburtstagsfeier Kiwi-Style aussieht. Danach besuchte ich Paul, mit dem zusammen ich durch Nordthailand gereist war, in seiner Heimatstadt Dunedin. Diese Stadt ist bekannt für die steilste Wohnstraße der Welt. Das Haus von Paul und seinen Mitbewohnern war zum Glück einen Block weiter in der vermutlich zweitsteilsten, was das Parken zu einem Abenteuer für sich machte. Dank ihm/ihnen kenne ich jetzt die besten Angelplätze vor der Küste von Otago, Dunedins überraschend aktives Nachtleben (es geht doch nichts über Universitätsstädte) und wurde mit etlichen Insidertipps zu Neuseeland versorgt. Freundschaft kennt wahrlich keine Hürden und Grenzen.
Die Landschaft Neuseelands ist atemberaubend schön und abwechslungsreich. Egal wohin ich gefahren oder gegangen bin, war jede Gegend aufs neue fesselnd. Hohe Berge und tiefe Fjorde, schroffe Küsten und schöne Strände, dichte Regenwälder und grüne Hügel, windgepeitschte Dünen und lauschige Weingegenden liegen Seite an Seite. Dazu gibt es noch etliche Vulkane, Geysire und heiße Quellen. Das Ganze ist lediglich mit einem weitmaschigen Netz
aus kurvigenreichen Landstraßen, Schotterwegen und sporadisch Fähren verbunden. In freier Wildbahn zu campieren war jedesmal toll; so toll, daß ich nur sporadisch in der Zivilisation der Städte Halt machte. Neuseeland ist wirklich gesegnet mit schönen Gegenden - vielleicht sogar noch mehr als Österreich! Aus unerfindlichen Gründen haben mich viele Gegenden an Mittelerde und Herr der Ringe erinnert. Obwohl ich nicht intensiv gesucht habe, entdeckte ich Rivendell, die Totensümpfe, Helms Klamm und Trolle in den Straßen Wellingtons. Außerdem kletterte ich auf allen vieren die Geröllhalde von Mount Doom hinauf, nur um oben festzustellen, daß ich den Ring im Auto gelassen hatte.
Schlussendlich zeichnen auch die Kiwis selbst das Land aus. Selten habe ich freundlichere, begeisterungsfähigere und auf liebenswerte Art verrücktere Menschen kennengelernt. Jeder grüßt und fragt wie es einem geht oder wie dein Tag ist. Nicht nur als rhetorische Frage, sondern weil sie es wirklich wissen wollen. An meinem ersten Tag bin ich tatsächlich von einer Supermarktkassiererin leicht irritiert ein zweites Mal gefragt worden, nachdem ich auf typisch europäische Weise nicht wirklich auf diese Frage geantwortet habe. Man kommt beinahe mühelos mit Wildfremden ins Gespräch und findet in jeder Lebenslage hilfsbereite und auskunftfreudige Ansprechpartner. Typisch ist auch, wie leicht die
Kiwis zu begeistern sind. Alles ist “awesome” oder ”fantastic”, ständig wird man mit “Go for it!” oder “Do it!” angefeuert oder hört einfach nur etwas sei “sweet” oder sogar “sweetest”. Kein Wunder, daß Dinge wie Bungee-Jumping in diesem Land erfunden wurden. Anstatt zu hinterfragen, wie gefährlich, teuer und vernünftig es ist, sagten die Kiwis vermutlich ohne zu zögern “Awesome! Lets do it!” Dies zeigt auch gleich die liebenswerte Verrücktheit. Ganz gleich, ob es waghalsige Sportarten sind oder ausgefallene Kunstthemen, denen sich ganze Städte verschreiben - jeder Neuseeländer hat seinen Spleen, den er oder sie lebt und liebt.
Allen, die sich fragen, ob ich auch Ureinwohnern begegnet bin, sei gesagt: Jein. Nein, weil Neuseeland keine Ureinwohner kennt - nur Zuwanderer. Zuerst kamen im 14. Jhdt. die Maori aus dem polynesischen Raum. Danach kamen im 18. Jhdt. die Pakeha (Maori für britischstämmige/sonstige Zuwanderer). Von Europa “entdeckt” wurde es übrigens 1642 vom holländischen Entdecker Abel Tasman, der aber gleich wieder wegsegelte, nachdem ihm von Maoris vier Seeleute erschlagen wurden, bevor er überhaupt an Land gehen konnte. Nur der Name, den er dem Land gegeben hatte, hielt sich: Neu Zeeland (nach der niederländischen Provinz). Und Ja, weil ich tatsächlich viele Spuren traditioneller Maorikultur
fand, die heutzutage von allen Kiwis hochgehalten wird. Die wohl eindruckvollste Begegnung war mit einem alten Maori, der in den Kauriwäldern ein archaisch klingendes Lied anstimmte. Aber auch der Anblick moderner Maori mit Gesichtstattoos, die dir im Bugerking gegenübersitzen, geht unter die Haut!
“All we have to decide is what to do with the time that is given to us.”
(J.R.R.Tolkien)
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