Mad Max - Surfertown


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Oceania
April 25th 2016
Published: May 21st 2016
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Eine weitere Kurzgeschichte aus dem endlosen Roadmovie namens Australien:

Es war schon spät nachmittags als Max die Stadt erreichte, die ihm bisher nur durch an den Stränden geraunte Gerüchte bekannt war. Im vorbeifahren las er unter der Ortstafel auf einem Zusatzschild “Slow down, cheer up, chill out”. Byron Bay, die Hochburg des alternativen Lebens, hatte anscheinend ihre eigene Art Fremde zu begrüssen. Er folgte dieser Aufforderung indem er gemächlich auf das Zentrum der kleinen Stadt zusteuerte. Die Fassaden der Holzhäuser, an denen er vorbeifuhr, waren auf eine Art von Wind und Wetter gegerbt, die ihnen einen unwiderstehlichen Charme verlieh. Zwischen den Häusern grünte eine üppige, subtropische Vegetation, die Richtung Zentrum nur widerwillig den nun enger aneinander stehenden Gebäuden wich. Auch zu dieser Stunde war die Stadt noch in jenes grelle, typisch australische, Sonnenlicht getaucht, das neben der Sonne zusätzliche Scheinwerfer vermuten läßt. Auf den breiten Gehsteigen schlenderten gemächlich in bunte und legere Strandklamotten gekleidete Menschen. Als er das Autoradio abschaltete, wurde die grungige Rockmusik des lokalen Radiosenders durch das leise Rauschen des Meeres hinter den Häusern ersetzt. Dies vervollständigte den idyllischen Eindruck, den dieser Ort machte. “Schauen wir mal, ob die Stadt hält, was sie verspricht.”, dachte er, als er Richtung Strand abbog. Der Stadtstrand, oder besser gesagt das Meer davor, war von einer Horde jener besonderen Art von Nomaden bevölkert, die bevorzugt Neopren tragen und auf ihren Surfbrettern die Brandungszonen unsicher machen. Er parkte neben einem schier endlosen Fuhrpark an mehr oder weniger provisorisch als Wohnmobile adaptierter Kombis und Kleinbusse - die bevorzugten Fortbewegungsmittel und Unterkünfte wahrer Surfnomaden. Er ließ den Blick über den langen, goldgelben Strand schweifen und nahm sich vor ihn am nächsten Tag ausgiebig zu genießen. Er schlenderte die Hauptstraße hinab und dachte bei sich, daß es schwer werden würde, hier einen ruhigen Lagerplatz zu finden. Inzwischen war er an wildromantische Nächte unterm Sternenzelt gewöhnt und vom Gedanken an überfüllte Campingplätze und Unterkünfte gar nicht begeistert. Die Geschäfte und Lokale, an denen er vorbeikam, boten einen eigentümlichen Mix aus Surferbedarf und -paraphernalien, schrägen Designerobjekten und organischen Lebensmitteln an. Ein Reformkostladen, der letzteres anbot, trug den Namen “Fundies” und gehörte möglicherweise Deutschen. Auf gut Glück betrat er einen interessant aussehenden Laden beim Byron Community Center und wurde von einem tief dröhnenden Geräusch begrüßt. Ein hinter der Theke stehender Mann setzte eben ein Didgeridoo ab, stellte es zur Seite und nahm das nächste. “Are you tuning them?” fragte Max mit einem breiten Grinsen. Der Mann lachte und antwortete “No, just sorting them by their key note. Can I help you?”. ”I’m just browsing, thanks. But maybe you know a good live music venue around here.”. ”Just try the bar on the other side of the road near the tracks. There are bands playing on most nights.” . “Thanks, mate!”, sagte Max. Als er einige Kleinigkeiten bezahlte, die er sich ausgesucht hatte, bemerkte er neben dem Mann einen etwa zehnjährigen Jungen. “Your assistant?”. “Kind of. My son is with me since there is no school today. Its ANZAC-Day, you know?”. “Sure do.”, sagte Max, während er “Was? Anthrax-Day? Prozac-Day?” dachte. Erst viel später erfuhr er, daß an diesem Tag die Aussies und Kiwis die Gelegenheit feierten, am anderen Ende der Welt im ersten Weltkrieg mitkämpfen zu dürfen. Als er etwas später den Gastgarten des ihm empfohlenen Lokals namens “Railway Friendly Bar” betrat, begann ein Musikerduo gerade ihren Auftritt. Er holte sich ein eiskaltes Ale von der Bar, blickte in die Runde und sah inmitten einer um ein als Tisch dienendes Fass stehenden Gruppe eine indisch aussehende Frau, die ihm zulächelte. “Der Abend beginnt vielversprechend”, dachte er, während er zu ihr hinüber ging.

Diese Geschichte schildert einen Teil meiner Erlebnisse am 25. April 2016 in Byron Bay, NSW. Das einzig fiktive daran ist wieder mein australisches Alter Ego “Max”. Über den Rest der Nacht schweige ich aus gutem Grund, da vieles, das an diesem Ort geschieht (so auch in jener Nacht), vom Gesetzgeber so nicht vorgesehen ist oder schlicht niemanden etwas angeht 😉

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